Briefe an den neuen Erzbischof von München und Freising

Anlässlich der Amtseinführung von Dr. Reinhard Marx wurden einige Briefe an den neuen Oberhirten gesandt, die gute Wünsche, Anliegen, Hoffnungen und Bitten zum Ausdruck bringen.

Sehr geehrter Herr Erzbischof!
Obwohl ich nicht zu den Schäflein Ihres Ordinariats zähle, möchte ich Ihnen für Ihr neues Amt herzlich Kraft, Geschick und Gottes Segen wünschen.
"Vor Gott und auf hoher See sind wir allein" - Sie kennen diese Redensart. Tatsächlich muss jeder zu seinem eigenen Bekenntnis finden. Die Kirche kann nur Diener zu unserer Freude sein. Dass sie, ganz im Sinne des II. Vatikanums, viel mehr als bisher zum Dialog, anstatt zum Monolog bereit ist, damit wir zu mündigen Partnern Gottes werden, das erhoffe ich mir von einer modernen Kirche. Ein Wort von Drewermann hat mich dieser Tage nachdenklich gemacht: "Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samariter sagt nur eines: Folge deinem Herzen, das dich lehrt, Mitleid zu haben mit einem Menschen in Not. Und hör auf, dem Priester hinterherzulaufen, der dich nur in den Tempel führt. Da wohnt Gott nicht!" Ein hartes Wort, das aber zeigt, dass das Reich Gottes primär in den Herzen der Menschen wirkt und nicht in der Institution Kirche mit all' ihrem rechthaberischen Gezeter (z.B. "Dominus Jesus" oder Donum vitae). So erhoffe ich mir von Ihnen eine klare Richtungsvorgabe hin zu einer menschlicheren Kirche.
Mit allen guten Wünschen und freundlichem Gruß!
Dr. Johannes Förg


Sehr geehrter Herr Erzbischof,
Ihre bevorstehende Ernennung zum Oberhirten der Erzdiözese München und Freising nehme ich zum Anlass, Ihnen herzlich zu gratulieren und Ihnen Gottes Beistand und Segen für Ihr neues Amt zu wünschen. Als Metropolitanbischof von Bayern und möglicherweise Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz wachsen Ihnen neue Aufgaben aber auch neue Möglichkeiten zu.
Ich bin katholischer Christ und registriere und bedauere die fortschreitende Erosion an Kirchlichkeit und Glauben; ökumenisch geprägt, sehe ich das Konfessionsgerümpel auf dem Tisch mit Lebensmitteln, deren Haltbarkeit längst abgelaufen ist. Deshalb meine Bitte an Sie: Machen Sie reinen Tisch und geben Sie dem Jesuswort Raum, auf "dass alle eins seien". Nach fünf Jahrhunderten getrennter Christenheit hierzulande muss der Einheit stiftende Sinn von Kirche wieder entdeckt und eine Neuorientierung vollzogen werden. Das Liebes- und Friedensgebot Jesu ist unumgehbar, auch nicht mit dem exklusiven Anspruch "wahre" Kirche zu sein oder mit Hinweisen auf "Tradition" und "Überlieferung". Substanzielle Fortschritte in der Ökumene müssen endlich gewollt, der Dialog mit evangelischen Christen auf Augenhöhe geführt werden. Ökumenische Gastfreundschaft wäre dann Ziel und Krönung des Zweiten Ökumenischen Kirchentages 2010 in München.
Gemäß Ihrem Wahlspruch "Ubi Spiritus Domini ibi Libertas" - "Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit" bitte ich Sie für die Einheit der Christen den Herrn anzurufen und zugleich tatkräftig und eigenverantwortlich dafür zu handeln.
Von Christus zur Freiheit befreit grüßt Sie herzlich
Herbert Tyroller


Sehr geehrter Herr Erzbischof Dr. Reinhard Marx!
Als aktiver Förderer von Wir sind Kirche wünsche ich Ihnen Gottes reichsten Segen für Ihre Arbeit in der Erzdiözese München und Freising und als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz.
Meine Bitte: Im September 2007 verstarben innerhalb von zwei Wochen vier amtierende katholische Pfarrer der Diözese Augsburg im Alter zwischen 50 und 70 Jahren, u.a. mein geistlicher Bruder Konrad Müller. Seine Mitbrüder und er waren überlastet; sie hatten nicht die Kraft und die Möglichkeit , auf ihre Gesundheit zu achten, sich wirklich leiblich, seelisch und geistig zu erholen. Der katastrophale Priestermangel in unserer Kirche ist die Ursache solcher Stresssituationen.
Ich bitte Sie inständig, setzen Sie sich bei Ihren Mitbrüdern im Bischofsamt, bei Papst Benedikt XVI. für eine gute pastorale, den Erfordernissen der Zeit entsprechende Lösung ein. Viele Lösungsmöglichkeiten sind schon angedacht:
Das Modell der "Viri probati"!
Pastoralreferenten als Gemeindeleiter!
Das Diakonat der Frau! Gerade bei den engagierten Frauen liegt viel seelsorgliche Kompetenz.
Nur die eine praktizierte Lösung geht fehl: Die vielen ausländischen Priester, die oft der deutschen Sprache nicht ganz mächtig sind, die bei religiösen und seelischen Problemen ihrer Pfarrangehörigen wenig Einfühlungsvermögen entgegenbringen können und so außer Stande sind, zu beraten und zu helfen.
Mit herzlichen Grüßen
Wilhelm Müller


Lieber Herr Erzbischof,
Ihre offene Art, auf Menschen zuzugehen, gefällt mir. Setzen Sie sich, bitte, auch für eine offene und menschenfreundliche Kirche ein, die nicht ausgrenzt, sondern die die Anliegen der Christen, die ihre Kirche lieben, ernst nimmt! Ich würde mir wünschen, dass Wir sind Kirche endlich ernst genommen wird mit Ihren Forderungen für eine menschenfreundlichere Kirche, vordringlich Abschaffung des Pflichtzölibats - weil Seelsorger heute notwendiger denn je sind!
Mit freundlichen Grüßen
Ursula Schneider


Sehr geehrter Herr Dr. Marx,
als Mitglied der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche in Augsburg möchte ich Ihnen zu Ihrer Ernennung gratulieren. Die Ziele, Wünsche und Hoffnungen unserer Initiative sind Ihnen ja bekannt. Die Reaktionen der römischen Institution sind Ihnen ebenfalls bekannt. Meine Hoffnung ist, dass Sie als noch junger tatkräftiger Mann die römische Männerkirche von ihrer Erstarrung befreien helfen, damit unsere Kirche nicht zu einer Sekte verkommt.
Einige meiner Wünsche an Sie:
Sehen Sie sich als "Hirte" und nicht als "Kirchenfürst" mit Luxus und Pomp!
Tragen Sie Ihr rotes Birett und Ihre Mitra nur bei Amtshandlungen und bringen Sie Ihren prunkvollen Hirtenstab ins Museum!
Nehmen Sie Bischof Kamphaus in seiner glaubwürdigen Einfachheit als Vorbild!
Besinnen Sie sich auf den Menschen Jesus von Nazareth und nicht auf das römische Konstrukt mit Gold und roten Lackschuhen!
Bischof Krätzl ist der Überzeugung, dass man die drängenden Probleme in der Kirche nicht lösen kann, wenn man hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurückgeht. Im Gegenteil: Wir müssen "gemeinsam in der Kirche Wege suchen, die im Geist des Konzils in die Zukunft weisen und ehrlich zugeben, dass wir aus Ängstlichkeit noch viel zu wenig Neues wagten, wozu uns die Konzilsväter eigentlich motiviert hatten" (Stimmen der Zeit, Heft 2, Februar 2008).
Das sind nur ein Teil meiner Wünsche und haben Sie den Mut diese und noch andere dringende Aufgaben zu erfüllen, damit wir wieder zum Ursprung der jesuanischen Kirche zurückfinden! In diesem Sinne formuliere ich auch meine Gebete für Sie.
Mit freundlichen Grüßen
Irmgard Müller

P.S. Ich stehe ganz und gar hinter den Gedanken meiner Frau. Ich teile lediglich nicht ihre Hoffnung, dass meine Kirche noch zu reformieren ist (Ich bin der Jahrgang von Kardinal Friedrich Wetter). Ich müsste eigentlich austreten, möchte aber noch in der Gemeinschaft bleiben, die ich oft noch an Sonntagen "benütze". Sonst würde ich ja nur meine "Beerdigungsgebühr" zahlen. Ich bin glücklich über die Muttersprache beim Gottesdienst, aber so manche Predigt sollte besser in Latein gehalten werden. Wir haben leider nur noch mäßig begabte Priesterkandidaten, die früher spätestens nach dem zweiten Semester hinausgeworfen worden wären (so ein Regens!).
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Müller


Ihre Exzellenz Erzbischof Dr. Reinhard Marx,
würde ich viel lieber anreden mit "lieber Herr Bischof, Bruder in Christus Jesus, unserem Herrn", wie das noch in der jungen Kirche üblich war, als es weniger um Sukzession, aber viel mehr um die Nachfolge Jesu ging.
Daher auch meine große Bitte für Sie und an Sie: Dass Sie als echter Hirt in Communio mit dem Ihnen anvertrauten bayerischen Volk wirken zum Aufbau der Gemeinde Jesu und des Reiches Gottes. Die Disziplin Jesu war und ist ja nicht die Dogmatik, sondern die Pastoral und sie wird entscheiden über das "summa cum laude", für das ich Sie unserem liebenden Heiligen Vater von ganzem Herzen im Gebet empfehle.
Nun denn zunächst Glück und Segen für Ihren Neuanfang bei uns, damit meine ich. dass Sie eine glückliche Hand beweisen mögen bei Ihren Amtsgeschäften mit Hilfe des Segens von Ihrem göttlichen Auftraggeber!
Es grüßt Sie mit viel Wohlwollen und auch gespannter Erwartung aus Ihrer Erzdiözese
Karl Sedelmeier

Zuletzt geändert am 26­.04.2016