Wir sind Kirche Stellungnahme zur Generalaudienz des Papstes am 25.11.2020

Hat Rom Angst vor der eigenen Courage oder lassen wir uns nur Angst machen?

„Die Laien gehören nicht zur Kirche, sie sind die Kirche“ (Papst Pius XII.)

„Papst Franziskus gegen zu viel Demokratie in der Kirche“ titelt katholisch.de einen Artikel vom 25.11.2020. Doch bange machen gilt nicht! Und das in zweierlei Hinsicht.

Schauen wir uns den Text der Generalaudienz bei VaticanNews (> Wortlaut) genauer an:

„Manchmal bin ich sehr traurig, wenn ich eine Gemeinschaft sehe, die guten Willens ist, aber in die falsche Richtung geht, weil sie glaubt, der Kirche mit Versammlungen zu helfen, als wäre sie eine politische Partei. Aber, die Mehrheit, die Minderheit, was halten Sie von diesem, jenem, dem anderen ... Und das ist wie eine Synode, ein synodaler Weg, den wir einschlagen müssen .... Ich frage mich: Wo ist der Heilige Geist dort? Wo ist das Gebet? Wo gibt es Gemeinschaftsliebe? Wo ist die Eucharistie? Ohne diese vier Koordinaten wird die Kirche zu einer menschlichen Gesellschaft …“

Damit hat Papst Franziskus recht. Wo Gottes Geist nicht ist, da ist nicht Kirche. Das kann offenbar auch einer Synode, einer Versammlung von Bischöfen, geschehen oder einem synodalen Weg. Der Text bei katholisch.de kanalisiert den Gedanken aber in eine bestimmte Richtung, wenn angemerkt wird: „Die Reformbemühungen des ‚Synodalen Wegs‘ deutscher Katholiken erwähnte er nicht ausdrücklich.“ Franziskus sagt: „Wo der Heilige Geist fehlt, und er ist es, was zu Jesus hinzieht, gibt es keine Kirche. Es gibt einen netten Club von Freunden, nun ja, mit guten Absichten, aber es gibt keine Kirche, es gibt keine Synodalität.“ Der Schluss „Wo Synodalität, da kein Heiliger Geist“ ist falsch; ihn würden Reformgegner wohl gern aus dem Papstwort herauslesen.

Und nun zum zweiten Gesichtspunkt. Papst Franziskus sagt: „Christen, die auf den Wegen der Mission gehen, erinnern Jesus, indem sie ihn wieder gegenwärtig machen; und von ihm, von seinem Geist, erhalten sie den ‚Anstoß‘ voranzugehen, zu verkünden, zu dienen. Im Gebet tauchen Christen in das Geheimnis Gottes ein, der jeden Menschen liebt und wünscht, dass das Evangelium allen gepredigt wird. Gott ist Gott für alle, und in Jesus sind alle Mauern der Trennung endgültig niedergerissen…“

Franziskus spricht von „Christen“, von Christen und Christinnen, die vorangehen, verkünden, dienen, predigen. Jesus hat „alle Mauern der Trennung endgültig niedergerissen“. Sicherlich auch die Mauern zwischen „Klerikern“ und „Laien“ – als wären nicht alle Kleriker, von Gott Erwählte, und nicht alle Laien, Mitglieder des Volkes Gottes. Mehrheiten und Minderheiten gibt es auch bei Konzilien, die die Glaubenswahrheiten diskutieren, Mehrheiten und Minderheiten gibt es auch bei der Papstwahl durch die Kardinäle. Die Abwägung von Argumenten und Abstimmungen sind der Kirche nicht fremd. Die gemeinsame Suche nach der Wahrheit müsste ihr Wesenskern sein. Der „sensus fidei fidelium, der Glaubenssinn der Glaubenden“ erfordert ein Mitdenken und Mitentscheiden aller. Und „Wer allen vorstehen soll, soll von allen gewählt werden“ ist der Grundsatz der frühen Kirche. Dem „Volk Gottes“ ist die „Herrschaft des Volkes“ nicht fremd – wenn es sich vom Geist Gottes führen lässt; denn „Der Geist verleiht allem Leben“, sagt Franziskus.

Magnus Lux, 26.11.2020
Bundesteam Wir sind Kirche

 

 

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