Aufgelesen
"Priester - LOS"

Liebe Freunde, ein Thema beschäftigt uns besonders - vor allem als betroffene Gemeinde: Wie geht es weiter in den priesterlosen Pfarreien, wenn auf bischöfliche Großraumsseelsorge umgestellt wird und ist?

Ohne Zweifel, das Problem wurde schöngeredet - und, wenn doch in seiner Tragweite erkannt, mit dem Hinweis auf "weltkirchliche" Grundsätze verschoben.

Wenn es kirchliche Initiativen gab, dann beschränkten die sich meist auf Gebetsaufrufe, Plakataktionen, oder Vorwürfe an die katholischen Eltern unter der primitiven Gleichung: Wenige Kinder - wenige geistliche Berufe.

Inzwischen kommen Priester aus der Weltkirche mit mehr oder wenigen guten Sprachkenntnissen oder fehlender kultureller oder gesellschaftlicher Sensibilität. Vermutlich sind manche unsere Missionare mit den Einheimischen in Afrika und anderswo umgegangen, wie es jetzt auf uns zurück schlägt.

In der Reihe der Bischöfe hat auch unserer "Richtlinien für die Errichtung von Pfarreiengemeinschaften" erlassen unter dem schönen Titel "Neue Wege gehen - Die Freude an Gott ist unsere Stärke". Von dieser "Freude" ist dann allerdings in den Papier nicht mehr die Rede. Geschweige denn von Visionen. Es geht nur noch um Verwaltungsvorschriften.

Bei praktisch allen Verlautbarungen werden wir den Verdacht nicht los, das von vorneherein festgelegt ist "was nicht gedacht werden darf" (Prof. Dr. Kirchschläger).

Stellen wir die derzeit vorherrschende Theologie unserer Bischöfe auf den Kopf, dann hat es 200 - 250 Jahre lang in der frühen Kirche keine Eucharistie gegeben; es gab schließlich keine geweihten Priester. Frauen und Männer leiteten die Feier, die Brotbrechen genannt wurde, reihum und gastfreundlich in ihren Häusern. Sind wir ehrlich: Nicht der Wille Jesu, die kirchliche Tradition hat die Feier der Eucharistie untrennbar mit dem Priestertum verknüpft. Und mit dem Priestertum, diese Folge können wir nicht übersehen, kam der Opfergedanke in die Feier des Abendmahls.

So wenig wie wir die Tradition außer Acht lassen wollen, können wir das Zeugnis der Schrift verleugnen, die eben dieses überliefert, dass Frauen und Männer - ohne Weihe - die Eucharistie geleitet haben. Das muss - nicht nur in Zeiten der Not - wieder möglich sein.

Es ist ein Trugschluss, dass Großraum-Pfarreien die Lösung sein können. Die Nähe zum Menschen ist es, die eine Kirche überleben lässt. Unsere Verantwortlichen rechnen immer noch 1+1+1+1 … = vier (und so weiter). Was geschieht ist unserer Meinung nach so zu rechnen: 1x1x1x1 = 1 (oder sogar ein bisschen weniger).

In Österreich gibt es eine Pfarrer-Initiative (in Deutschland bleibt es merkwürdig still!) - inzwischen zählen sich an die 220 (!) dazu: Sie spricht in dem Papier "Mit drängender Sorge" laut aus, was bei uns offenbar nur leise und resigniert gedacht wird: "Wenn es so weiter geht wie bislang, geht es bald nicht mehr weiter."

Christian Feldmann (* 1950) Journalist und Buchautor, der Theologie und Soziologie in Regensburg studierte und anschließend als Journalist und Korrespondent arbeitete, ist seit 1985 freier Schriftsteller und verfasste auch "Papst Benedikt XVI. Eine kritische Biographie, Rowohlt 2006" Er schreibt: Ratzinger kenne die Alltagsprobleme emanzipierter Frauen, sowie die realen Sorgen und bohrenden Fragen moderner Menschen ebenso wenig wie seine Amtsbrüder. Das verleihe den Aussagen des Papstes eine Radikalität, aber auch eine unsichere Ängstlichkeit.

Ein Urteil mit weit reichenden Folgen: In einem Jahrzehnt wird man in Deutschland kaum mehr von Seelsorge sprechen können: Die wenigen Priester werden sich auf die Spendung der Sakramente beschränken - die, wie sollte es denn anders sein? immer weniger nachgefragt werden.

"Gott beruft nach wie vor" - heißt es stereotyp. Uns scheint es vermessen zu sein, dass Gott nur nach den Vorgaben der Kirche berufen darf.

  • Petrus wäre nicht berufen worden; er war verheiratet.
  • Paulus wäre nicht berufen worden; er gehörte der "falschen Konfession" an und war zudem Epileptiker.
  • Johannes wäre nicht berufen worden; er stand im Verdacht schwul zu sein.
  • Maria von Magdala, von der frühen Kirche Apostolin genannt, wäre nicht berufen worden, sie hatte das falsche Geschlecht.
aus dem Newsletter Nr. 16 der Roland-Breitenbach-Gemeinde