Aufgelesen

Christliche Unternehmenskultur

Dazu gehört zentral das christliche Fundament caritativen Handelns mit seinen spirituellen und ethischen Implikationen. Häufig wird dieses religiös-spirituelle Moment einer caritativen Unternehmensphilosophie verengt auf den Aspekt der „Kirchlichkeit“, als Anforderung an den einzelnen. Ein kirchliches Arbeitsrecht, das theologische Sachverhalte verrechtlicht und juristische Sachverhalte theologisch überhöht, hält viele junge Menschen davon ab, Berufe bei der Caritas oder anderen kirchlichen Trägern zu ergreifen. Sie fürchten, Probleme und Entscheidungen in ihrer persönlichen Lebensgestaltung führten zu Risiken für ihre Arbeitsplatzsicherheit. Und nicht selten fühlen sie sich, wenn sie in einem Caritas-Beruf tätig sind, diffamiert und entmutigt, wenn von kirchlichen Autoritäten ihre kirchlich-religiöse Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit pauschal bestritten wird. Gewiss sind gerade in sozialen Berufen Tätige vielfach „kirchenkritisch“. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass sie nicht „kirchlich“ sind. Möglich, dass sie eine andere Form von „Kirchlichkeit“ leben und repräsentieren, als man mit diesem Begriff überlicherweise verbindet: Eine Kirchlichkeit des „Tatzeugnisses“, welche nicht gegen eines solche des „Wortzeugnisses“ ausgespielt werden darf. Entsprechende Ergebnisse einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unter 2.000 Mitarbeitenden der Caritas aus dem Jahr 1995 kommentiert der Münsteraner Pastoraltheologe Udo F. Schmälzle folgendermaßen: Sie „sagen eindeutig aus, dass den so genannten ‚Kirchenkritischen’ und ‚Kirchendistanzierten’ auf keinen Fall die Orientierung am Evangelium und eine christliche orientierte Nachfolgepraxis abzusprechen ist. Es ist anzumerken, dass ein Element ihrer Kirchenkritik gerade darin besteht, dass die Kirche zu wenig ihre Verantwortung für die Menschen in der Not wahrnimmt und ihre Identität einseitig von der Orthodoxie her liturgisch-sakramental versteht und orthopraktisch-diakonale Handlungsfelder verdrängt und ausgrenzt.“ Der biblische Ursprung kirchlich-caritativen Selbstverständnisses rückt im Namen Jesu eine Orientierung auf den Menschen und von den Menschen her in den Vordergrund, dem der Sendungsauftrag der Kirche gilt. Eine „Kultur der Anerkennung“, ein Dienst, der getragen ist von der Achtung vor der Würde jedes Menschen, weil er Mensch und von Gott geliebt ist.