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Bei der Vollversammlung des Diözesanrats in Nürnberg-Moorenbrunn lag ein Antrag der Gruppe "Wir sind Kirche" um Aufnahme in den Diözesanrat vor. In der diesbezüglichen Diskussion lehnte dies Bischof Mixa kategorisch ab und bezeichnete die Gruppe als nicht auf dem Boden der katholische Kirche stehend, wie mehreren Tageszeitungen und der Kirchenzeitung zu entnehmen war. Im folgenden eine Reaktion auf diese Aussage des Bischofs. (Leserbrief im Hilpoltsteiner Kurier vom 27. März 03.) „Die Vertreter und Vertreterinnen des KirchenVolksBegehrens sind getaufte Christen, denen die Kirche und die Menschheit Sorge macht. Sie sind Menschen, die um eine glaubwürdige Kirche ringen – oft auch im persönlichen Einsatz in der Seelsorge -, damit die Kirche nicht zum Hindernis wird für das Evangelium, für soziale, karitative Dienste.“ So äußerte sich der Erzbischof von Salzburg Alois Kothgasser in einem SN Gespräch. Ganz anders Bischof Walter Mixa bei der Diözesanvollversamlung in Nürnberg: „Die Bewegung ‚Wir sind Kirche’ steht nicht auf dem Boden der katholischen Kirche.“ Die KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" wurde unmittelbar nach dem KirchenVolksBegehren in Österreich und Deutschland (1995) als Antwort auf gravierende Notstände in der Kirche als innerkirchliche Reformbewegung gegründet. Die Bezeichnung „Wir sind Kirche“ wurde in Anlehnung an das II. Vatikanische Konzil (Communio = Gemeinschaft: „Volk Gottes“) gewählt und bedeutet keinerlei Exklusivität. Den Initiatoren war von Anfang bewusst, dass Reformen in der katholischen Kirche nicht durch eine Unterschriftenaktion von ca. 2 Millionen Katholikinnen und Katholiken allein erreicht werden können. Es bedarf eines langen Atems, dazu eines ehrlichen Dialogs und des engagierten Einsatzes aller Getauften. „Wer sich kein Ziel setzt, wird auch keinen Weg finden“, eine alte Volksweisheit. So hat sich die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche Ziele gesetzt. Es sind Visionen, Real-Utopien, die heute und morgen verwirklicht werden müssen, „wenn die Kirche nicht zur größten Sekte werden soll, die von niemandem mehr gehört wird.“ (H.O.Pesch) Tatsache ist: das KirchenVolksBegehren ist Ausdruck und Ausgangspunkt eines weltweiten Reformprozesses innerhalb der römisch-katholischen Kirche, wie es ihn seit dem von Papst Johannes XXIII. einberufenen II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) nicht gegeben hat. Die Unterschriftenaktion hat mehr Menschen zur Auseinandersetzung mit der Zukunft der Kirche angeregt, als dies jemals für möglich gehalten wurde. Die Forderungen sind keine neue Erfindung, es sind notwendige Reformen, die seit langer Zeit diskutiert werden. So fordert Wir sind Kirche: Eine geschwisterliche Kirche, in der jeder ernst genommen wird (Mann und Frau!) und jedem ein Mitsprachrecht und Mitentscheidungsrecht zugestanden wird. Für die Priester die freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer Lebensform. Wir brauchen Priester, damit die Gemeinden sich zur Eucharistie treffen können. Volle Gleichberechtigung der Frauen. Wir müssen die Berufung der Frauen genauso ernst nehmen, wie die der Männer. Die positive Bewertung der Sexualität als wichtigen Teil des von Gott geschaffenen und bejahten Menschen. Die Verwirklichung des Konziliaren Prozesses (z.B. Friede, soziale Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung, …) Die Verkündigung der Frohbotschaft statt einer Drohbotschaft. „Der Gott der Liebe wird bis jetzt zu wenig gewürdigt, ist noch gar nicht richtig entdeckt“. (Eugen Biser) Die KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" hat von Anfang an den Dialog mit den Bischöfen gesucht, sie hat sich immer als Reformbewegung innerhalb der Kirche verstanden. Bei allem Verständnis für diejenigen, die es in der römisch-katholischen Kirche nicht mehr aushalten, hat „Wir sind Kirche“ stets aufgefordert zum „Auftreten statt auszutreten“. Durch Auszug lässt sich unsere Kirche nicht verändern. Unsere Spiritualität speist sich aus dem Bewusstsein, durch die Taufe in die Gemeinschaft des Volkes Gottes aufgenommen und Töchter und Söhne Gottes zu sein, denen das Wort gilt: „Gott hat euch zur Freiheit berufen“ (Gal. 5,13). Hier fühlen wir uns ganz auf dem Boden des II. Vatikanischen Konzils: „zum Konzil gehört die Freiheit des Wortes“. (H.O. Pesch) Wir träumen von einer Kirche, „die keine Türen hat und schon gar keine Schlösser an den Türen, in die wir hineingehen können oder hinaus, in voller Freiheit, weil das Innen und das Außen eins sind.“ (Jörg Zink) Karl Graml, Mitglied des Bundesteams von „Wir sind Kirche“
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