Aufgelesen

Aus der Erklärung der Pfarrerschaft der Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord. (Diese evangelische Kirchengemeinde gestaltet zusammen mit den katholischen Initiativen "Wir sind Kirche" und "Kirche von unten" auf dem Ökumenischen Kirchentag außerhalb des offiziellen Programms einen Gottesdienst nach katholischem Ritus mit "offener Kommunion" und einen evangelischen Gottesdienst mit "Abendmahl für alle".)

Die Kirche ist das Zeugnis der Einheit schuldig

Das Sakrament des Abendmahls als Geschenk des Herrn an seine Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit nur als Folge einer erreichten Kirchengemeinschaft zu verstehen und gelten zu lassen, hieße, die Gabe des Herrn zu einem kirchenrechtlichen Instrument zu machen. Der evang. Theologe Ernst Lange sah die wichtigste Funktion des Abendmahls heute in einer Situation des Konflikts. Gerade im Konflikt ist es das Mahl derer, die "ihre Einigung und ihren Frieden im Glauben vorwegnehmen". Wenn es stimmt, dass in der Feier des Abendmahls die Zukunft des Reiches Gottes vorweggenommen wird, dann erscheint seine Behauptung als die einzig mögliche. Dann wird gerade in der Mahlfeier der noch Uneinigen etwas verwirklicht, was sie für ihre gemeinsame Zukunft erhoffen. "Dieser Vorgriff, diese Kreditnahme beim Reich Gottes" entspricht nach unseren Erkenntnissen genau dem, was Jesus bei seinen Mahlzeiten mit den Sündern und Zöllnern tat.