Aufgelesen

Aus Ida Raming u.a.(Hg) "Zur Priesterin berufen. Gott sieht nicht auf das Geschlecht. Zeugnisse römisch-katholischer Frauen" Thauer-Verlag, 1998

Zur Weihe von Priesterinnen
in der katholischen Kirche


Ich bin noch immer nicht in der Lage, exakt und rational zu definieren, was das ist, Priesterin zu sein. Es ist für mich die Berufung zu einer spirituellen Denk- und Erfahrungsweise, die sich in liturgisch-pastoralem Handeln ausdrückt und von mir und anderen mit dem Begriff priesterlich bezeichnet wird.

Mein Wunsch wäre es, diesen Weg auch offiziell geben zu können und viele gewachsene Strukturen, Bräuche und Denkweisen in der Kirche dadurch zu verändern Gerade meine Erfahrungen als Frau und Mutter, die Themen: Abhängigkeit, Spontaneität, Ganzheitlichkeit, die im Leben mit Kindern den Ton angeben, würde ich gerne ins kirchliche, gemeindliche Leben einbringen. Die Fähigkeit, Glaubensprozesse sowie menschliche Entwicklungsprozesse zu begleiten, gehört für mich auch dazu.

Eine Kirche mit Priesterinnen hätte meines Erachtens sich selbst und die Menschen nicht mehr so sehr im Griff, Beziehungen würden dominieren, nicht die Lehre, Glaubenserfahrungsaustausch statt Dogmen. Die Kompetenzen der Familie, der Ehe und des Kindseins für spirituelle Erfahrungen und auch Metaphern und Symbole kämen mehr zum Tragen. Das "Unbehaustsein" und Heimatlosigkeitsgefühl vieler Frauen im Gottesdienst und Gemeindeleben würden sich verbessern. ich bin überzeugt, dass die Zulassung von Frauen zum Priesteramt die Kirche von Grund auf erneuern, befreien und ganzer machen würde, dass sie damit ein besseres "Werkzeug" zur Vermittlung der "Sache Jesu" in unserer heutigen Welt würde. Und das wäre dringend nötig.

Dorothea Schwarzbauer-Haupt