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"Die Kirche muß erstmal wieder bei sich selbst anfangen - sich selbst missionieren"
Ein bekanntes Kloster der deutschen Dominikaner wird geschlossen. Das werde kein Einzelfall bleiben, erklärt der Prior. Auch das Event Weltjugendtag werde am Ordenssterben in Deutschland nichts ändern. Es fehlt am Nachwuchs und am Geld. Deshalb muß das weltberühmte Dominikanerkloster Walberberg Ende des Jahres zumachen. Das Kloster auf einer Anhöhe in Bornheim nahe Köln bemühte sich rund 80 Jahre lang um theologische und gesellschaftliche Bildung. "Bildungsarbeit ist ein Minusgeschäft", erklärte der Prior des Klosters, Pater Rufus (63), Ende April vor der Lokalzeitung 'Aachener Zeitung'. Jahrzehntelang war das Kloster von Walberberg auch mit der Politik sehr verbunden. Der Bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß († 1988) zählte ebenso zu den Gästen wie der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer († 1967). Die Kontakte liefen zum Beispiel über den Berater des früheren Bundeskanzler Helmut Kohl, Pater Heinrich Basilius Streithofen (81). Doch diese Zeiten sind vorbei: "Bei uns lag das einfach daran, daß die Mitbrüder, die das aufgebaut haben, weggegangen oder gestorben sind", erklärte Prior Rufus. Zwischen den 30er Jahren und 1975 befand sich im Kloster die philosophisch-theologische Hochschule der Dominikaner. In den 80er Jahren habe sich der Schwerpunkt verlagert, berichtete der Prior: Pater Rufus: "1963 waren wir noch 120 Dominikaner hier im Kloster. Heute sind es noch 10." "Dann standen kreative Themen auf dem Programm, etwa Yoga, Gesundheitswesen und weiterhin religiöse Bildung." Allerdings habe bei den Dominikanern der Wille gefehlt, die Tagungsstätte als Wirtschaftsunternehmen fortzuführen. Deshalb sei sie Anfang letzten Jahres geschlossen worden. Die Einnahmen der vereinzelten Bildungsveranstaltungen hätten die laufenden Betriebskosten nicht decken können. Nach der Finanznot verweist der Prior auf den eigentlichen Grund für die Klosterschließung. Es fehle der Nachwuchs an jungen Priestern: "1963 waren wir noch 120 Dominikaner hier im Kloster. Heute sind es noch 10." Er selbst sei mit seinen 63 Jahren der jüngste Priester im Haus. Die Dominikaner hätten im Vergleich zu anderen Ordensgemeinschaften noch Nachwuchs - aber nicht genug: "Das ist die Entwicklung - ein Sterben ganzer Ordenslandschaften." Walberberg sei nicht das letzte Kloster. Das werde so weitergehen, auch in anderen Orden. Der fehlende Nachwuchs sei nicht die einzige Ursache für die gegenwärtige Situation. Sie werde auch durch ein schrumpfendes Vertrauen in die Kirche verstärkt. Die Kirche als Institution werde in Frage gestellt und Spiritualität nicht mehr im Kontext der Kirche gesucht. Daran würde auch der Kölner Weltjugendtag nichts ändern, sagte Pater Rufus: "Die Leute, die das meinen, lügen sich in die Tasche - der Alltag in den Gemeinden sieht anders aus." Der Weltjugendtag sei für ihn einfach nur ein Event gewesen. Die Leute seien zum großen Teil aus dem Ausland gekommen. In Deutschland gebe es einen Rückzug von der Kirche: "Die Kirche muß erstmal wieder bei sich selbst anfangen - sich selbst missionieren -, damit sie wieder glaubhaft wird." Für das Kloster Walberberg sucht man seit Mitte März nach einem Investor. Am liebsten wäre es dem Orden, wenn der Gesamtkomplex - das Kloster, der Gebäudekomplex und ein Areal von 3,5 Hektar - als ganzes verkauft würde. In Betracht kommen Bildungseinrichtungen oder soziale Institutionen. Bislang steht nur eines fest: Am 25. November wird der letzte Gottesdienst in der Klosterkirche gehalten. Danach wird sie entweiht und ausgeräumt. http://www.kreuz.net/,03. Mai 2006 |