Aufgelesen
  Frauen in der Kirche
von Maria-Hollering-Hamers, Lichtenfels

Bei einem Studientag der AG katholische Frauen in München im Juli 2012 wurde am Ende gefragt, doch mal aufzuschreiben, was man /frau dem "Frauenbischof" gerne mal sagen würde….
Als ich anfing zu schreiben, fand ich kaum ein Ende!
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass davon auch nur ein Wort in der Bischofskonferenz angesprochen wurde, (wie es der Herr "Frauenbischof" versprach)! Und genau da liegt eines der vielen Probleme: MANN hört nicht auf die Stimmen der Frauen, ein echter Dialog findet nirgendwo statt, Augenhöhe ist in der rk-Kirche nicht gegeben, Frauen bleiben Christinnen 2. Klasse - deshalb braucht es auch einen "Frauenbischof"!!



An den "FRAUENBISCHOF", Herrn Wolfgang Bischof (Juli 2012)
von
Maria Hollering-Hamers, Lichtenfels

1. Beendigung der Diskriminierung von Frauen in der rk-Kirche. Strukturänderungen, so dass Frauen exakt genau die gleichen Mitsprache- und Mitentscheidungsmöglichkeiten haben wie Männer in allen Gremien und auf allen Entscheidungsebenen der Kirche.

2. Änderung der Zulassungsbedingungen zu den Weiheämtern. Frauen können Diakoninnen und Priesterinnen werden, ohne jede Einschränkung. Frauen berufen sich auf Gen. 1 und Gal .3: Es ist nicht möglich ein wenig gleichberechtigt zu sein: "…. nicht mehr Mann oder Frau, sondern alle sind eins in Christus Jesus". Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sagt in Art. 3, dass niemand auf Grund seines / ihres Geschlechtes diskriminiert werden darf. Die Männer in der rk-Kirche tun aber genau das. Das ist nicht länger akzeptabel!

3. Halten Sie sich an die eigenen Vorgaben aus dem Bischofswort über "Fragen zur Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft" von 1981, erkennen Sie (endlich) die "Zeichen der Zeit" und fordern Sie dies nicht nur, wie in einem eucharistischen Hochgebetstext, von den Gläubigen , von den Laien !


4. Der Umgang mit den Themen "Frauen in der Kirche" und "Ökumene" werden über die Zukunft der rk-Kirche entscheiden.

5. Die nächste (Frauen-)Generation ist auf Grund der falschen und ungerechten Entscheidungen für eine zukünftige Weiterentwicklung der Kirche schon verloren. Eine Kirche ohne Frauen, ist eine Kirche ohne Familien, ist eine Kirche ohne Kinder, ist eine Kirche ohne Zukunft!!!

6. Meine Beobachtung der Entwicklungen über ca. 50 Jahre hinweg (ab II. Vat.) zeigt mir, dass auch hier in Deutschland (Bayern) die rk-Kirche innerhalb der kommenden 10 - 15 Jahre zur absoluten Bedeutungslosigkeit verfallen wird, so wie es sich in den Niederlanden schon vollzogen hat! Urheber und Verursacher dieser Entwicklung ist eine starre , autoritäre und absolut unjesuanische männliche Hierarchie.

7. Bischöfe werden vom Staat bezahlt. Das ist unzulässig, denn Frauen können in der rk-Kirche nie Bischöfinnen werden. Hier verstößt der Staat gegen Art. 3 des Grundgesetzes!

8. Korrektur der Aussage: "Die Kirche hat keine Vollmacht Frauen zu Priesterinnen zu weihen". Wer ist "die Kirche"? Das II. Vatikanum sagte: Sie ist Volk Gottes unterwegs durch die Zeit. "Volk Gottes" sind wir alle, auch die Frauen!! "Die Kirche" in dieser Aussage sind nur die Männer in der kirchlichen Hierarchie, Frauen haben keine Stimme zu ihren eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen innerhalb dieser Männerkirche.

9. Und meine Frage: Woher hat "die Kirche" die Vollmacht Männer zu Priestern zu weihen?? Jesus hat weder Männer noch Frauen geweiht!!


10. MACHT ist keine Vokabel des Glaubens oder aus der Jesus- Tradition! "Bei Euch soll es nicht so sein!" Warum bedeuten solche Aussagen für die Männerhierarchie nichts?

11. Viele Menschen ärgern und stören sich an dem gewaltigen Pomp und das fürstliche Auftreten von Papst und Bischöfen. Mit Jesus und seiner Lehre hat das aber nichts zu tun. Noch verwunderlicher: MANN verachtet Frauen, tritt aber voller Stolz und Machtbewusstsein in "Frauenkleidern" auf! Wo bleibt die Umsetzung des "Katakombenpaktes"?

12. Die gleichgültige Haltung des Gesetzgebers zu dem Ausschluss der Frauen von den Weiheämtern in der rk-Kirche kann m. E. nicht länger untermauert werden mit dem Gesetzesartikel ,in dem es heißt, dass Religionsgemeinschaften das Recht haben, ihre Angelegenheiten selber zu regeln innerhalb der Grenzen der geltenden Gesetze (Art. 137, 3). Das geltende Gesetz in unserem Land verbietet die Ausgrenzung und Diskriminierung von Frauen.

13. Also: Zurück zu den Anfängen, zu den Lehren und dem Vorbildverhalten Jesu, der Frauen in seinem Gefolge hatte (Lukas 8) und mit seinen weiblichen Anhängerinnen genau so umging wie mit den männlichen.

14. Die Zeit ist längst überreif. Wenn nicht sehr schnell wirkliche Änderungen, Reformen spürbar, sichtbar und bemerkbar werden, ist die Kirche hier in Westeuropa zum Untergehen verurteilt.

15. Die Diskriminierung von Frauen nimmt in der rk-Kirche sehr häufig die Form der Frauenverachtung an. Männer in der kirchlichen Hierarchie haben unerklärliche Ängste vor dem weiblichen Geschlecht, dem weiblichen Blut und der angeblichen Unreinheit aus der alten jüdischen Tradition. Indem sie selber in einer reinen Männerwelt leben, können sie sich nicht in die Lebens- und Erfahrungswelten von Frauen versetzen und treffen ihre Entscheidungen an den Frauen vorbei, ohne jegliche Empathie. Deshalb können Männer auch leicht behaupten, dass der Ausschluss von Frauen von den Weiheämtern überhaupt keine Diskriminierung ist. Billige Ausreden bringt Bischof G.L. Müller, wenn er behauptet, dass dies alles "göttlicher Wille" ist.

16. Aufhören einen Jesus zu verkündigen, der Frauen diskriminiert hat(Jesus hat nur 12 Männer erwählt, Jesus gab das Brot / den Kelch seinen Jüngern …). Nicht ER diskriminierte, sondern die heutigen Kirchenmänner tun es. Das ist eine große Schuld und sollte endlich aufhören!

17. Bis heute habe ich den Eindruck, dass die Verantwortlichen gar nichts verstanden haben und mit einem Lächeln und ein paar freundlichen und unverbindlichen Worten in ihre Bischofspaläste zurückkehren, hoffend, dass alles sich von selber ändert oder dass eine nächste Generation von Amtsträgern die Probleme vielleicht lösen wird.

18. Bitte beseitigen Sie den "männergemachten Irrtum", dass beim "Letzten Abendmahl" nur 12 Männer dabei waren. Das ist vollkommen unlogisch und entspricht so gar nicht Jesu Haltung den Frauen gegenüber. Die Frauen hatten die Zutaten zum Mahl bezahlt. (Lukas 8). Sollte Jesus dann sein Abschiedsmahl nur mit den Männern feiern und den Frauen die Tür vor der Nase zuschlagen? Das sind Männerphantasien!

19. Seit ca. 40 Jahren gibt es die feministische Theologie, Theologie von Frauen. Beachten Sie die Erkenntnisse der feministischen Theologie. Passen Sie die Sprache der Liturgie auch an die Bedürfnisse von Frauen an: weibliche Gottesnamen verwenden, weibliche Gottesbilder- und Gottesanreden verwenden. Gott kann auch "SIE" sein! (Gott bin ich und kein Mann - Hosea 9, 11). Die Festlegung auf ein einseitiges, männliches Gottesbild ist eine unerlaubte (und unerträgliche) Einengung, die viele Frauen nicht länger hinnehmen können!

20. Frauen fühlen sich übergangen und ausgeschlossen, wenn sie in jeder Eucharistiefeier hören müssen, wie Jesus das Brot und den Kelch anscheinend nur seine Jünger gab. Wo waren die Jüngerinnen, die Frauen aus Lukas 8, während die Männer Mahl feierten? Von Jesus ausgeschlossen und diskriminiert???

21. Ich war persönlich anwesend als Bischof Wanke im Dezember 1998 in Mainz versprach, die Problematik von "Frauen und Mädchen, Gewalt, Kirche", eine Schrift des Katholischen Deutschen Frauenbundes im Rahmen der Ökumenischen Dekade Solidarität der Kirchen mit den Frauen - 1988-1998", "mit seinen Bischofskollegen zu besprechen". Das ist nun 14 Jahre her und niemand hat je noch ein Wort über dieses Thema von Seiten der Bischöfe gehört.

22. Ich war anwesend als Bischof Mixa in Nürnberg, 20 Jahre nach dem Schreiben an die Frauen von 1981, sich wand und händereibend versprach, die Einwände, die Forderungen und die verhaltene Wut der anwesenden Frauen "mit seinen Bischofskollegen zu besprechen…."

23. Ich war dabei als bei der Delegiertenversammlung des KDFB im Juni 2012 in der Katholischen Akademie in München Bischof Bischof versprach , die Anliegen und die Frustration der Frauen "mit seinen Bischofskollegen zu besprechen". Kann MANN es mir übel nehmen, dass ich davon kein einziges Wort mehr glaube?

24. Woher kommt die unglaubliche Arroganz der (rk Kirchen-)Männer, dass sie meinen, es wäre völlig normal und in Ordnung, dass sie den Frauen sagen, was sie dürfen und was sie nicht dürfen. Meiner Meinung nach wäre den Frauen in aller Welt sehr viel Leid und ungerechte Behandlung bis zur häuslichen Gewalt durch Väter, Ehemänner und Lebenspartner erspart geblieben, wenn die rk-Kirche von Anfang an Frauen als gleichwürdig, gleichwertig und gleichberechtigt behandelt hätte, nach dem Vorbild Jesu. Die Kirche hat(te) einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft und ihr positives Beispiel in dieser Hinsicht hätte viel bewirken, hätte viel Schlimmes verhindern können. Im Gegensatz dazu hat das autoritäre männliche Herrschaftssystem Männer die unausgesprochene (aber vorgelebte) Erlaubnis erteilt Frauen zu beherrschen und zu kontrollieren. Ich sehe hier eine eindeutige klare Schuld der Männerkirche an den Frauen, die nie mehr gut zu machen ist, die nur durch schnelles Handeln im Sinne der Gerechtigkeit zukünftiges Leid vielleicht mildern oder verhindern kann. Dafür aber braucht es klare Standpunkte und deutliche Aussprachen in Richtung einer vollen Gleichstellung der Frauen in der rk-Kirche. Auch ohne die Einwilligung der Männer gibt es mittlerweile schon etwa 130 rk Priesterinnen, die ihren Dienst tun, akzeptiert von den Gläubigen, exkommuniziert von der Männerkirche. Was hat das alles mit Jesus von Nazareth zu tun?