Aufgelesen |
Schaut doch mal genau hin, liebe Magdala-Frauen / liebe Mitchristinnen, was meint er denn da, der Papst? Auf Seite 30 der letzten Ausgabe unserer Initiative Gleichberechtigung für Frauen in der Kirche e.V. "Maria von Magdala" las ich folgendes Statement von Papst Franziskus aus dem Interview vom 19. August 2013 (erschienen in Stimmen der Zeit im September 2013) - hier zuerst die Frage des Interviewers: Und die Rolle der Frau in der Kirche? Der Papst hat bei verschiedenen Gelegenheiten auf dieses Thema hingewiesen. In einem Interview hatte er betont, dass die Bedeutung der Frau in der Kirche nicht genug deutlich wurde, denn die Versuchung der Männerherrschaft hat verhindert, dass die Rolle sichtbar wurde, die der Frau in der Gemeinschaft zukommt. Er hat die Frage wieder aufgegriffen auf dem Rückflug von Rio de Janeiro und unterstrichen, dass eine gründliche Theologie der Frau fehlt. Daher frage ich ihn: "Was muss die Rolle der Frau in der Kirche sein? Was ist zu tun, damit sie heute in der Kirche sichtbarer wird?" "Die Räume für eine wirkungsvollere weibliche Präsenz in der Kirche müssen weiter werden. Ich fürchte mich aber vor einem ›Machismo im Rock‹, denn Frauen sind anders strukturiert als Männer. Die Reden, die ich über die Rolle der Frau in der Kirche höre, sind oft von einer Männlichkeits- Ideologie inspiriert. Die Frauen stellen tiefe Fragen, denen wir uns stellen müssen. Die Kirche kann nicht sie selbst sein ohne Frauen und deren Rolle. Die Frau ist für die Kirche unabdingbar. Maria - eine Frau - ist wichtiger als die Bischöfe. Ich sage das, denn man darf Funktion und Würde nicht verwechseln. Man muss daher die Vorstellung der Frau in der Kirche vertiefen. Man muss noch mehr über eine gründliche Theologie der Frau arbeiten. Nur wenn man diesen Weg geht, kann man besser über die Funktion der Frau im Inneren der Kirche nachdenken. Der weibliche Genius ist nötig an den Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die Herausforderung heute ist: reflektieren über den spezifischen Platz der Frau gerade auch dort, wo in den verschiedenen Bereichen der Kirche Autorität ausgeübt wird." Ich fange mal an den Text auseinander zunehmen und meinen Kommentar dazu zu geben: "Die Räume für eine wirkungsvollere weibliche Präsenz in der Kirche müssen weiter werden." Dies fordern Frauenverbände, Frauenorganisationen und Reformbewegungen weltweit seit vielen, vielen Jahren. Vor 50 Jahren beim II. Vatikanischen Konzil wurde "die Frauenfrage" als "Zeichen der Zeit" benannt und erkannt, nur: was hat man (MANN) damit gemacht? Die niederländische feministische Theologin Catarina Halkes sagte, dass der Ausdruck "Frauenfrage" falsch ist. Denn nicht die Frauen sind das Problem sondern die Kirchenmänner:..! Ich fürchte mich aber vor einer ›Männlichkeit im Rock‹, denn Frauen sind anders strukturiert als Männer. (in anderen Übersetzungen las ich: "Machismo im Rock".) Erstaunlich... Wovor fürchtet er sich denn? - Er und seine Kollegen in der ganzen Welt sind doch der reinste "Machismo in Rock", welche anderen Männer tragen denn Röcke? Ich sehe hier ein tief verwurzeltes Vorurteil von zölibatären Männern gegenüber Frauen. Weil sie keine Frau haben dürfen, kennen sie Frauen nicht wirklich und ganz archaische Ängste machen sich breit: z.B. die Angst vor dem weiblichen Blut, die Reserviertheit gegenüber Schwangerschaft und Geburt, die Angst vor starken Frauen...! Diese Herren sind zum überwiegenden Teil verwöhnte, auf hohe Sockel gestellte Personen, die sich mit hohen Titeln und bunten (Frauen-)Kleidern schmücken. Leider werden sie immer noch sehr oft von (ungebildeten, unwissenden, arglosen?) Frauen "umschwänzelt", verehrt und verwöhnt. Viele von ihnen sind machtbewusst und machthungrig und wollen diese Macht nicht mit der anderen Hälfte des Volkes Gottes teilen. Jesu völlig anderes Beispiel ist ihnen dabei absolut egal, nur ihre eigene im Laufe der Jahrhunderte aufgeblähte männliche Ideologie zählt. Da können Frauen, Theologinnen, noch so viele deutliche und verbürgte Beispiele aus der Geschichte der Kirche anführen wie sie wollen, es zählt nur das, was diese Kirchenmänner denken und wollen und für (ewig) gültig erklärt haben. Dass Frauen anders sind als Männer wird wohl kaum jemand bestreiten. Trotzdem lehnt der Vatikan die Gender-Theorie vehement ab. Sie geben dem "Gender" eine eigene Definition, die nicht in Wikipedia zu finden ist und behaupten, dass diese Theorie Gleichmacherei bedeutet, eine Einebnung der Geschlechter. Dabei will die Gendertheorie genau das Entgegengesetzte: Beim Aufstellen von Regeln und Gesetzen sollte immer bedacht und berücksichtigt werden, was Frauen gut tut und voranbringt und was Männer gut tut und voranbringt - so kann niemand bevorzugt oder benachteiligt werden und die Eigenheiten der beiden unterschiedlichen Geschlechter werden berücksichtigt. Wenn aber die rk-Kirche diese Gendertheorie gut heißen und befürworten würde, müsste man (MANN) Frauen genauso wie Männer zu allen Diensten und Ämtern zulassen, damit "niemand benachteiligt oder bevorzugt wird"! Völlig logisch, oder? Nur: in der rk-Männerkirche keine Option!! Die Reden, die ich über die Rolle der Frau in der Kirche höre, sind oft von einer Männlichkeits- Ideologie inspiriert. Was könnte er damit meinen? Ich kenne mehrere Frauen, die schon ein Leben lang die Berufung zum priesterlichen Amt in sich tragen, die aber weder angehört noch geweiht werden. Solche Frauen möchten die Kirche durch ihr Mitwirken menschlicher, weiblicher machen. Einige von ihnen sind der Meinung, dass keine Frau in dieser Kirche, also in den bestehenden ungerechten Strukturen dieser Kirche, ein Amt übernehmen sollte. Zuerst müssen die Strukturen sich von Grund auf ändern. Frauen UND Männer sollten in den Entscheidungsgremien gemeinsam nach Lösungen suchen. Es kann nicht sein, dass Männer es im 3. Jahrtausend nach Christus immer noch völlig normal finden, dass SIE darüber entscheiden können, was Frauen tun dürfen oder nicht tun dürfen. Christliche Frauen sind getaufte und gefirmte Mitglieder im Volk Gottes, sie können selber denken und Entscheidungen für sich und ihre Rolle in der Kirche treffen. Dazu braucht es keine Männer in Frauenkleidern! Ich denke, in diesem Satz spielt er an auf das Thema MACHT: Frauen, die sich weihen lassen möchten, "wollen doch nur die MACHT haben"! Was ist daran ehrenrührig oder illegal? Kirchen-Männer haben doch auch Macht, Kirchenfrauen sollten sie genauso haben, denn ohne MACHT kann man nichts MACHEN ... frau auch nicht! Die Frauen stellen tiefe Fragen, denen wir uns stellen müssen. Die Kirche kann nicht sie selbst sein ohne Frauen und deren Rolle. Die Frau ist für die Kirche unabdingbar. Solche und ähnliche Sätze hören aktive "Kirchenfrauen" seit mindestens 50 Jahren! Sie sind hohl und inhaltslos, solange sie ohne Konsequenzen bleiben. Wir wissen ja selber, dass wir Frauen es sind, die die Kirche tragen- ohne die Frauen wäre sie schon längst verloren. Mit Frauen, die keine Entscheidungsbefugnisse haben, wird sie langsam aber sicher untergehen, denn moderne Frauen, die in ihrem außerkirchlichen Leben alles machen und werden können, was Männer auch tun und werden können, wenn sie die Kompetenzen und Qualifikationen dafür mitbringen, verlassen die autoritäre und absolutistische männerdominierte Kirche. Es interessiert sie nicht mehr, was dort geschieht oder: sie halten es vor lauter Frust und Diskriminierung nicht mehr aus. Und: eine Kirche ohne Frauen, ist eine Kirche ohne Familien, ist eine Kirche ohne Kinder, ist eine Kirche ohne Zukunft. Das kann auch der dümmste Kleriker verstehen! Maria - eine Frau - ist wichtiger als die Bischöfe. Ich sage das, denn man darf Funktion und Würde nicht verwechseln. Ein solcher Satz irritiert mich. Was soll Maria hier? Als "Mutter Gottes" ist sie freilich wichtiger als die Bischöfe - spielt das hier eine Rolle? Papst Franziskus soll mal gesagt haben: alle Menschen sind gleich, alle Menschen haben die gleiche Würde! Wenn das so wäre, könnte die "Frauenfrage" in der Kirche morgen gelöst sein, denn dann gibt es auch keine "Würdenträger" (Exzellenzen, Eminenzen, Monsignores, etc.) mehr, die meinen das alleinige Entscheidungsrecht zu haben... Funktionen teilen die Männer sich in ihren Männerbünden untereinander zu und schließen die andere Hälfte des Volkes Gottes dabei aus. Auch wenn das in der Tradition der Kirche so gewachsen ist, heißt das noch lange nicht, dass es jemals gut oder richtig gewesen ist. Man muss daher die Vorstellung der Frau in der Kirche vertiefen. Man muss noch mehr über eine gründliche Theologie der Frau arbeiten. Nur wenn man diesen Weg geht, kann man besser über die Funktion der Frau im Inneren der Kirche nachdenken. Der weibliche Genius ist nötig an den Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die Herausforderung heute ist: reflektieren über den spezifischen Platz der Frau gerade auch dort, wo in den verschiedenen Bereichen der Kirche Autorität ausgeübt wird." In dieser Passage wird deutlich, dass mit "man" hier eindeutig MANN gemeint ist. Ich halte das, wie ich vorhin schon angedeutet habe, für grundlegend falsch. Und außerdem: MANN hat nun doch wirklich lange genug Zeit gehabt um "die Vorstellung der Frau in der Kirche zu vertiefen" oder "über eine gründliche Theologie der Frau zu arbeiten" oder "über die Funktion der Frau im Inneren der Kirche nachzudenken"... Gibt es eigentlich eine grundlegende Theologie des Mannes??? Und sollten wirklich zölibatäre Männer eine Theologie der Frau entwickeln...? Bizarr! Solche Sätze sind Hinhaltetaktiken, die nicht mehr greifen. Die "Frauenfrage" soll wieder auf die lange Bank geschoben werden, damit MANN vorläufig keine Entscheidungen treffen muss. Hanna Renate Laurien hat vor vielen Jahren schon mal gesagt, dass man nicht noch 100 Jahre warten kann, ohne der Kirche großen Schaden zuzufügen. Diesen besagten Schaden hat MANN der Kirche schon zugefügt. Ich sehe darin eine riesengroße Schuld, die die Männer der Kirche durch die Jahrhunderte auf sich geladen haben. Wenn "der weibliche Genius" wirklich nötig ist an den Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden, dann hätte man das schon lange so haben können. So, wie es jetzt und schon fast 2000 Jahre gehandhabt wird, kann es nicht richtig sein. Der Schöpfergott (die Schöpferin) hat den MENSCHEN (beiderlei Geschlechtes) die Erde zu treuen Händen übergeben. Männer alleine können keine gute Welt und keine gute Kirche machen, das ist schon längst bewiesen. Die Kirche bei uns in Westeuropa steht am Rande des Abgrundes Dorthin haben Männer sie geführt - da kann man Frauen keine Mitschuld anlasten. Frauen waren es, die Jahrhunderte lang den Glauben an die nächsten Generationen weitergegeben haben. Durch die anhaltende Diskriminierung der Frauen findet hier momentan ein riesin Traditionsabbruch statt. Es wird nicht lange mehr dauern, dann wird dies massiv in der Kirche zu spüren sein, denn die kommende Generation ist für sie schon verloren! Maria Hollering-Hamers Lichtenfels Oktober 2013 |