Aufgelesen
  Die Freiheit zu vertrauen - Kirche, Menschen- und Christenrechte am Beispiel der Suche nach einem Prä­sidenten für die KU Eichstätt

Vorbemerkung: Die Vorgänge rund um die Wahl und die spätere Nicht-Ernennung von Prof. Dr. Ulrich Hemel zum Präsidenten der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, da es sich um ein ungewöhnlich intransparentes und unbefriedigendes kirchliches Verfahren handelte. "imprimatur" hat dazu ein Interview mit Ulrich Hemel geführt.

imprimatur: " Wann sind Sie gewählt worden und wie kamen Sie dazu, sich zu bewerben ?"

UH: Am 30. Januar 2008 wurde ich vom dafür zuständigen Hochschulrat mit 12:4 Stimmen zum Präsidenten der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt gewählt. Normalerweise ist die Bestätigung eines Präsidenten durch den zuständigen Minister oder in diesem Fall Bischof eher eine Formsache. Tatsächlich wurde erst am 7. Mai 2008 eine Entscheidung kommuniziert und dies nach wochenlangen Spekulationen in der Presse, die nach möglichen Gründen für eine Ablehnung suchte.

imprimatur: "Ist es wirklich so, wie offiziell behauptet wurde, dass nämlich der Träger nicht rechtzeitig einbezogen wurde und das Verfahren daher gravierende Mängel aufwies?"

UH: Von meiner Seite aus kann ich das nicht bestätigen. Welche Kommunikation im Vorfeld der Wahl zwischen Träger und Hochschulrat gelaufen ist, weiß ich natürlich nicht. Dass hier Funkstille herrschte, kann ich mir allerdings nicht vorstellen.
Tatsächlich hatte der Vorgang viel versprechend angefangen. Ich wurde aufgrund meiner Doppelkompetenz als Religionspädagoge auf der einen und als Wirtschaftspraktiker und Manager auf der anderen Seite eingeladen, mich zu bewerben und hatte bereits im Juli 2007 das Gespräch mit dem Träger gesucht. Dabei habe ich auf die Besonderheiten meines Lebenslaufs hingewiesen. Zugleich gab ich zu erkennen, meine Bewerbung zurückziehen zu wollen, wenn sie nicht gewollt wäre. Denn niemand setzt sich freiwillig dem dann doch eingetretenen öffentlichen Rummel aus.

imprimatur: "Sie spielen hier auf Ihre besondere persönliche Situation an, weil Sie nach einer ersten annullierten und einer zweiten, nur standesamtlich geschlossenen Ehe jetzt zwar einerseits in dritter Ehe, andererseits in einer kirchenrechtlich korrekten Situation leben."

UH: Das ist so richtig. Dass dies kirchenrechtlich nicht zu beanstanden ist, wurde von einem Sprecher des Bischofs noch Anfang April im Ingolstädter "Donaukurier", einer örtlichen Zeitung, bestätigt. Es wäre ja auch merkwürdig, wenn sich eine große Institution wie die Kirche an ihre eigenen Spielregeln nicht halten wollte.

imprimatur: " War es im Nachhinein nicht wagemutig, sich dennoch zu bewerben?"

UH: Sicherlich wünscht sich niemand solche Brüche im Lebenslauf. Sie sind regelmäßig mit menschlichem Leid verbunden. Sie werfen aber auch Fragen nach dem Umgang mit der Fragilität des menschlichen Lebens auf, die kirchlich und theologisch zu beantworten sind. Was soll jemand tun, wenn er gegen seinen Willen plötzlich mit zwei kleinen Kindern da steht? Und ist nicht gerade die Kirche aufgerufen, auch angesichts von menschlichen Herausforderungen vorbehaltlos auf die Menschen zuzugehen? Abgesehen davon, ich hatte ja vorab und proaktiv auf die Situation hingewiesen und ermutigende Signale erhalten.

imprimatur: " Wie kann man sich das konkret vorstellen?"

UH: Nach meinem Gespräch forderte der zuständige Bischofsvikar völlig korrekt ein Taufzeugnis an und drückte nach dessen Prüfung den Wunsch aus, ich solle doch meine Bewerbung bitte aufrechterhalten. Bischof Hanke drückte am 7. Mai übrigens zweifelsfrei aus, meine persönliche Situation habe ihn jedenfalls nicht zur Ablehnung bewogen. Das ist, was ich direkt gehört habe. Gleichwohl gibt es Anhaltspunkte, die eine andere Sprache sprechen.

imprimatur: "Kam denn das Nein des Bischofs für Sie völlig überraschend?"

UH: Am Schluss speziell nach dem 9. April 2008 nicht mehr, aber zunächst stellte sich die Sache ganz anders dar. Denn am Tag meiner Wahl lud mich der Bischof mit meiner Frau zu einem entspannten Abendessen ein, das in guter Atmosphäre verlief. Auf irgendeine Verstimmung gab es damals keinerlei Hinweis. Im Gegenteil: Unmittelbar nach der Wahl beantragte der gleiche Bischof, der mich später ablehnte, in Rom für mich das Nihil Obstat. Dies entsprach wohl der bisherigen Gepflogenheit.

imprimatur: " Waren nicht schon vorher Vorbehalte des Bischofs spürbar?"

UH: Im Gegenteil. In der Zeit vom 30. Januar bis zum 9. April (als ich zum ersten Mal vom Bischof von eingebrachten "Bedenken" hörte), wurde ich sowohl von der Universität als auch vom Träger in Vorbereitung der vermeintlich anstehenden Präsidentschaft angefragt, Termine wahrzunehmen beispielsweise auch im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Bayerischen Bildungskanal "Bayern Alpha", die am 9. April ausgestrahlt wurde. Und tatsächlich baute sich ein gutes Arbeitsverhältnis mit den engsten Mitarbeitern, aber auch mit der Universitätsleitung auf.

imprimatur: "Hatten Sie denn schon konkrete Planungen und Ziele für die Katholische Universität?"

UH: Wir hatten wunderbare Pläne: Zum Schwerpunkt Bildung hatten wir noch am 4-5. April eine Grundsatztagung im kleinsten Kreis auch mit Vertretern des Trägers veranstaltet. Darüber hinaus wollten wir im Bereich der Wirtschaftswissenschaften und insgesamt einen weiteren Schwerpunkt aufbauen: Das Management der globalen Zivilgesellschaft.
Hintergrund wäre die Vermittlung von modernen Management-Erkenntnissen an Menschen mit einer doch eher öffentlichen Aufgabe, etwa an Schulen, in der Verwaltung, in Krankenhäusern. Gesucht wäre also so etwas wie ein Bachelor und Master für "Public Administration" (also ein "MPA"), der deutlich andere Akzente als das reine Wirtschaftsstudium setzen würde.

imprimatur: "Aber die Erteilung des römischen Nihil Obstat zog sich hin und später war zu hören, es sei gar nicht erforderlich gewesen. Ist das nicht ein Widerspruch ?"

UH: Doch. Aus der Grundordnung der Universität und den kirchenrechtlich einschlägigen Dokumenten, "Sapientia Christiana" und "Ex Corde Ecclesiae" war nämlich nicht zu entnehmen, dass es überhaupt erforderlich ist. Ein Nihil Obstat ist für den Präsidenten nur bei Päpstlichen Universitäten nötig, während bei Katholischen Universitäten das Wort des Großkanzlers, also des zuständigen Bischofs, zählt. Mit anderen Worten: Hätte der Bischof sich früh und mutig entschieden, die Ernennung auszusprechen, wäre allen Beteiligten viel erspart geblieben.

imprimatur: " Welche Rolle spielten dam die anderen bayerischen Bischöfe?"

UH: Sie sind in ihrer Gesamtheit Träger der Katholischen Universität. Es ist also normal, dass sie in die Entscheidung einzubeziehen sind. Mir schien der direkte Kontakt mit weiteren bayerischen Bischöfen auch persönlich wichtig. Tatsächlich kam aber kein einziges Gespräch mit einem der bayerischen Bischöfe zustande, auch nicht mit dem für meine Lehre an der dortigen Universität zuständigen Bischof Müller von Regensburg. Gleichzeitig wollten Gerüchte nicht verstummen, erst die harte Haltung von Bischof Müller aus Regensburg, Bischof Mixa aus Augsburg (der dies dementierte) und Erzbischof Marx aus München hätten die Sache im negativen Sinn ins Rollen gebracht.

imprimatur: .. Wann haben Sie zum erstem Mal von Bedenken erfahren?

UH: Erste Gerüchte hörte ich kurz nach der Wahl, konnte die aber nicht einordnen. Am 9. April teilte mir Bischof Gregor Maria Hanke OSB persönlich mit, es seien Bedenken aufgetaucht, aber eine Entscheidung sei nicht gefallen. Welcher Art diese Bedenken wären, und wer sie vorgebracht hat, das war nicht zu erfahren.

imprimatur: "Darüber wurde in der Öffentlichkeit aber heftig spekuliert. Unter anderem wurden Sie als "Papstkritiker" apostrophiert. Wie kam es dazu?"

UH: Kritik gehört zu jedem lebendigen Gespräch und natürlich auch zur Theologie dazu. Schon 1983 hatte ich mich mit der "katechetischen Rede" in Lyon des damaligen Kardinals Ratzingers auseinandergesetzt und von ihm einen freundlichen Brief erhalten, der das Recht auf theologische Auseinandersetzung bestätigte. Im November 2007 konnte ich Papst Benedikt in Rom sogar mein wirtschaftsethisches Werk "Wert und Werte Ethik für Manager" persönlich überreichen. Und ich teile mit Papst Benedikt XVI. das große Anliegen, zu einem positiven Verhältnis zwischen "Glaube und Vernunft" zu gelangen.
Nach der Wahl von Papst Benedikt XVI. gab ich im April 2005 im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung ein Interview zur Papstwahl mit dem Titel "Ein Papst denkt nicht in Marktanteilen". Ich stellte dar, dass Kard. Ratzinger einer der brillantesten Köpfe im Konklave und sicherlich einer der theologisch am besten geschulten Kandidaten war. Diese positiven Einschätzungen blieben aber 2008 medial außen vor. Zitiert wurde lediglich ein einziger Satz, und zwar dass ich die Wahl des Papstes "mit einer Mischung aus Freude, Sorge und Hoffnung" sehe, und dass der Papst sich einer konservativen Strömung zurechnen ließe.

imprimatur: "Aber wieso zog sich das ganze Verfahren über Monate hin. Immerhin hätten Sie ja am 1. April 2008 Ihr Amt antreten sollen. Die Einladungen zu Ihrer Amtseinführung am 23. April waren gedruckt und verschickt? Was war passiert?"

UH: Seit Anfang April war ich immer in Absprache mit dem Vizepräsidenten, der dann die Rolle des amtierenden Präsidenten übernahm immer wieder an der Universität tätig, aber der Schwung des Anfangs war zwangsläufig einer Zeit des Wartens gewichen. Und vom 21.- 22.4. tagte der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz. Auch das Thema "Eichstätt" wurde behandelt. Offensichtlich hatte Rom das Thema nach Bayern und Deutschland zurück delegiert. Antivatikanische Reflexe laufen hier also ins Leere.
Beachtenswert ist allerdings der Zeitpunkt des Geschehens im Frühjahr 2008: Gerade erst war Kardinal Wetter in Ruhestand gegangen und Kardinal Lehmann vom Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz zurückgetreten. Gerade die Ausrichtung der Spitze einer Katholischen Universität ist hier nicht zuletzt ein Mosaikstein für die zukünftige Richtung der Kirche in Deutschland und in Bayern.

imprimatur: "Nach so langem Warten musste es Ihnen doch allmählich klar werden, dass eine Ablehnung folgen würde?"

UH: Nicht ohne weiteres, zumal ich ja auf ein klärendes Gespräch gehofft hatte! Ich wusste ja nicht und weiß bis heute nicht, welcher Art die konkreten Bedenken sein sollten und bemühte mich erfolglos, sie im Bereich "Doctrina" und "Vita" zu finden. Denn weder waren mir Beanstandungen meiner theologischen Lehre (ununterbrochen seit 1981 in Regensburg) bekannt geworden, noch war meine persönliche Situation kirchenrechtlich zu beanstanden! Als ich jedoch kurz nach dem 22.4. über den bischöflichen Sekretär einen Terminvorschlag am 7. Mai erhielt, verstand ich in der Tat allmählich, dass sich eine Ablehnung abzeichnete.Dass ich letztlich eine begründungslose Ablehnung erhalten sollte, hatte ich damals noch nicht erwartet.

imprimatur: " Wie haben Sie dann von der Ablehnung konkret erfahren ?"

UH: Am 7. Mai lief ab 6 Uhr morgens über das Radio in "Bayern 5" ein Originalton vom bayerischen Wissenschaftsminister Thomas Goppel, man müsse wohl in Eichstätt neu ausschreiben, der gewählte Präsident Hemel verfüge zwar über exzellente Qualifikationen, aber es gebe da wohl Widerstände und er könne sich dann ja neu bewerben. Ich war sehr überrascht und enttäuscht, eine Ablehnung über das Radio zu erfahren. Dies konnte nur durch eine Indiskretion aus dem Umfeld des Bischofshauses geschehen sein, so reimte ich es mir zusammen.
Am gleichen Tag traf ich den zuständigen Bischof. Er äußerte: "Ich werde Sie nicht ernennen und dafür auch keine Gründe nennen. Diese Entscheidung ist definitiv." Dann schlug er vor, an einer gemeinsamen Erklärung für meinen Rückzug zu arbeiten und bis dahin nichts nach außen zu geben. Ich lehnte dies ab: "Die Sache ist schon den ganzen Tag über das Radio gelaufen. Ich sehe keinen Sinn darin, die Entscheidung zurückzuhalten". Nun folgt die größte Merkwürdigkeit, die mich auch am meisten erschüttert hatte. Unmittelbar nach dem Gespräch informierte ich den Hochschulratsvorsitzenden, den Senatsvorsitzenden und den amtierenden Präsidenten und sah auch keinen Grund, zwei Medienvertretern gegenüber, die mich anriefen, die Entscheidung zu dementieren: Sie war ja schon gefallen, und sie war auch schon öffentlich bekannt.
Hinter meinem Rücken verbreitete die bischöfliche Pressestelle jedoch am gleichen Abend eine Erklärung, es sei Stillschweigen vereinbart worden. Diese Behauptung ist definitiv nicht richtig, was mir der Bischof persönlich am Folgetag bestätigte. Auch wenn man es dreht und wendet: Ein einseitiger Wunsch ist noch lange keine zweiseitige Vereinbarung. Am 8. Mai hieß es dann, "heute" sei die Entscheidung zur Ablehnung gefallen. Wenige Tage später wurde in einer bischöflichen Pressemeldung auf die Entscheidung vom 7. Mai Bezug genommen, die vorherige Unwahrheit also indirekt eingestanden. Auch wurde behauptet, man hätte mir "mehrere Gründe" genannt. Auch dies ist schlicht nicht wahr so traurig diese Aussage auch ist.

imprimatur: " Was hat das für Sie bedeutet?"

UH: Die Entscheidung selbst zeichnete sich ja allmählich ab, und niemand kann und will dem Träger das Recht nehmen, sie zu treffen. Persönlich hat mich die Art und Weise der Kommunikation und die lange Dauer der Sache sehr beschäftigt. Es passiert ja nicht jeden Tag, dass hinter dem Rücken unzutreffende Pressemeldungen über einen verbreitet werden.

imprimatur: "Man könnte ja argumentieren, dass eine gründliche Prüfung auch die entsprechende Zeit braucht!"
UH: Eine gründliche Prüfung hätte ein intensives Gespräch mit dem direkt Betroffenen vorausgesetzt. Das hat nicht stattgefunden und wirft ein sehr unprofessionelles Licht auf die bischöfliche Prüfung.

imprimatur: "Sie haben Widerspruch gegen die Entscheidung eingelegt. Wollen Sie sich denn ins Amt klagen?"

UH: Auf keinen Fall. Für dieses Amt kann und will ich nicht mehr zur Verfügung stehen. Ich möchte allerdings eine Begründung erhalten, die sachhaltig ist. Bislang wird nur behauptet, es hätte sich kein Vertrauensverhältnis ausbilden können. Bezogen auf die konkrete Zusammenarbeit in der Universität und mit dem Vertreter des Trägers ist dies schlicht nicht wahr. Und wenn es um den Bischof und seine Kollegen selbst geht, ist sehr wohl zu fragen, wie sich bitte Vertrauen ausbilden soll, wenn Gespräche nicht geführt, sondern vermieden werden! Der von mir eingelegte Widerspruch, der auf eine Begründung zielte, führte zu einer in meinen Augen merkwürdigen Reaktion. Nun wurde plötzlich behauptet, ich fordere eine öffentliche Begründung (was ja nie der Fall war) und der Bischof sei doch eigentlich gar nicht als Bischof aufgetreten, sondern als Vorsitzender des Hochschulrats, so dass ein kirchenrechtlicher Widerspruch gar nicht greife. Dies will ich nicht weiter kommentieren!

imprimatur: "Sind Sie jetzt verbittert?"

UH: Nein denn ich habe mich früh dazu entschlossen, mir durch diesen Vorgang weder meine Glaubens noch meine Lebensfreude nehmen zu lassen! Ich werde mich auch von meiner Kirche nicht distanzieren, denn es wäre falsch, das eigene Kirchenbild am Verhalten einzelner Bischöfe festzumachen!

imprimatur: "Ist der Universität nicht doch ein großer Schaden entstanden?"

UH: Darüber kann und will ich nicht urteilen. Im konkreten Fall ist natürlich ein erheblicher Scherbenhaufen angerichtet worden. Nicht nur die lange Zeit, die Raum ließ für Spekulationen, sondern auch das bischöfliche Verfahren selbst wirft Fragen auf. Warum gab es niemals ein persönliches Gespräch über Ziele, Motive und Hintergründe für mein Angebot, Präsident der KU Eichstätt-Ingolstadt zu werden? Warum gab es so lange Zeit Rückenwind, dann eine Flaute, dann energischen Widerstand gegen meine Person? Warum gab es für die ablehnende Entscheidung noch nicht einmal eine Begründung?

imprimatur: "Hat denn die Universität den Vorgang einfach so hingenommen?"

UH: Viele Menschen an der Universität fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Studierende haben protestiert. Einige Wissenschaftler haben sich zu Wort gemeldet. Die Handlungsmöglichkeiten sind allerdings begrenzt.

In der nächsten Zeit wird sicherlich die Grundordnung der Universität geändert. Zunächst wird aber die Position des Präsidenten neu ausgeschrieben, sicherlich unter erschwerten Bedingungen.

imprimatur: " Welches Fazit ziehen Sie?"

UH: Menschlich und sachlich ist der Vorgang höchst unbefriedigend. Er erinnert an absolutistische Fürstenhöfe.
Nachdem ich Widerspruch gegen die begründungslose Entscheidung eingelegt hatte, hieß es beispielsweise, gerade mein Verhalten nach der Entscheidung bestärke den Bischof darin, richtig gehandelt zu haben. Wer also begründungslose Entscheidungen nicht hinnimmt, hat es also verdient, grundsätzlich abgelehnt zu werden?
Andererseits gilt auch: Vertrauen kann man nicht erzwingen, weder von der einen noch von der anderen Seite. Die Freiheit zu vertrauen gilt ja wechselseitig. Und so kam auch für mich der Zeitpunkt, an dem ich zum Schluss kommen musste: Nein, auch wenn er wollte, könnte der Bischof mich für dieses Amt nicht mehr gewinnen.
Ein Unternehmen, das die knappe Ressource an Führungskräften so behandelt, wie es hier geschehen ist, würde auf dem Markt nicht lange bestehen können.
Dennoch: Auch in unserer Kirche sind Kräfte der Erneuerung und Verlebendigung im ursprünglichen Sinn des Evangeliums wirksam. Ihnen im Sinn elementarer Menschen und Christenrechte Raum zu verschaffen, ist auch heute noch ein lohnendes Ziel, trotz aller Anfeindung.

imprimatur: "Herr Professor Hemel, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!"

29. Mai 2008