Leser/Briefe

zur Meldung "Priester nach ökumenischem Abendmahl suspendiert"

Wir halten die Suspendierung von Pfarrer Münzel für einen hilflosen Akt eines Bischofs. Gerade ein Bischof müsste doch zu dem stehen, was im Kommunion- und Religionsunterricht gelehrt wird. Da lernen die Kinder in Vorbereitung auf den Weißen Sonntag: Jesus (nicht der Pfarrer, der Papst, die Institution Kirche) lädt uns ein, an seinen Tisch zu kommen. Sie lernen weiter: Gottes- und Nächstenliebe gehören zu den "größten" Geboten.

Zachäus, der "kleine" Gauner wird oft zum Liebling der Kinder, weil gerade er die volle Aufmerksamkeit Jesu erfährt. Jesus hält Mahl mit vielen Ausgestoßenen.

Werden die Kommunionkinder älter, merken sie schnell, was sie im Kommunionunterricht gelernt haben, gilt so nicht für die Wirklichkeit der katholischen Kirche. Jesus lädt zwar zum Mahl ein, aber die Evangelischen müssen - auf Druck der Amtskirche - draußen bleiben. So weit geht die Nächstenliebe nicht, gemeinsam mit evangelischen Christen Eucharistie zu feiern. Eher ist eine Feier mit Ausgegrenzten jeder Art möglich als mit den "Glaubensgeschwistern". Viele jugendliche und erwachsene Katholiken können das nicht verstehen.

Das Bild des Hamburger Katholikentages, das sich uns eingeprägt hat angesichts der Mahlfeier mit vier unterschiedlichen Konfessionen, war die "versöhnte Verschiedenheit". Angesichts der Tatsache, dass Martin Luther in katholischen Religionsbüchern schon längst als "gemeinsamer Vater im Glauben" angesehen wird, sollte die Kirchenleitung daraus auch die richtigen Schlüsse ziehen und die Suspendierung von Pfarrer Münzel aufheben.

Christine + Norbert Lindemann, Kreuzbergstr. 26, 67435 Neustadt/Weinstr., eMail: CMNLindi@aol.

 

Eure Exzellenz, hochwürdigster Herr Bischof Dr. Hermann Josef Spital!

Als interessierter österreichischer Beobachter der Vorgänge in der Nachbarkirche Deutschland darf ich Ihnen herzlich zu dem großen Zugewinn an Bonuspunkten beim Hl. Officium (ehemals Inquisition) des Herrn Kardinal Ratzinger gratulieren.

Ihre rasche und entschlossene Reaktion auf das "unbotmäßige" Verhalten des Herrn Hermann Münzel erweist Sie als treuen Diener Ihres Herrn, der im Vatikan thront, und wird Ihrer künftigen Karriere sicher sehr hilfreich sein.

Vielleicht kommen Ihnen die folgenden Sätze bekannt vor, sie sind allerdings nicht dem CIC oder einem der zahlreichen Verbote von irgendeinem vatikanischen Schreibtisch entnommen:

"Da baten sie ihn: "Herr, gib uns immer dieses Brot!" Jesus antwortete ihnen: "Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben." Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben."

Als einfacher Laie, der kein Theologiestudium absolviert hat, kann ich in diesen Sätzen Jesu keinen Ausschluss irgendwelcher Personen vom Empfang des lebendigen Brotes erkennen, vielmehr ergeht Seine Einladung an alle ausnahmslos.

Sie als Fachmann und versierter Kenner der Verordnungen des unfehlbaren Papstes werden mir sicher erklären können, warum die Worte Jesu nicht einfach wörtlich zu nehmen sind. Allerdings stürzt mich ein anderes Wort Jesu gleich wieder in Zweifel über die sog. Kompetenz von Fachleuten.

"In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen."

Vielleicht könnte dies ein Anlass sein, dass Sie Ihr Selbstverständnis als Bischof überdenken und erkennen, wer Ihr wahrer Herr ist und dass es immer wieder notwendig sein wird, dem "Petrus in Rom" ins Angesicht zu widerstehen.

Da wir morgen Pfingsten feiern und in unseren Kirchen das "Veni creator spiritus" singen, möge der Wunsch gestattet sein, dass der Geist Gottes, der wie ein Sturmwind durch die Herzen der aufnahmebereiten Menschen braust, wenigstens als lindes Lüftchen durch die dicken Mauern und ängstlich verschlossenen Fenster so mancher Bischofspalais dringt, von der Trutzburg Vatikan ganz zu schweigen.

In dieser pfingstlichen Hoffnung grüße ich Sie

Elmar Fuchs

Elmar Fuchs, Höfenerstraße 23, A-6600 Wängle, e-mail: elmar.fuchs@aon.at