Ablass contra Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre

Eine Stellungnahme des KÖLNER NETZWERKS

Das Erzbistum Köln gab auf Geheiß Roms eine Broschüre heraus mit dem Titel "Der Ablass" und veröffentlichte darin die Namen von 17 "Ablasskirchen für das Heilige Jahr 2000", die dazu ,,vom Erzbischof" eigens "benannt" worden sind. Der Aufzählung geht der Versuch einer Erklärung voraus mit dem Ziel, die Problematik des Ablasses anzusprechen und zu überwinden, gleichzeitig aber auch den Ablass in der traditionellen Form zu empfehlen, nämlich nach Empfang des Bußsakraments und der hl. Kommunion eine Ablasskirche zum Gebet aufzusuchen, um den Ablass zu "gewinnen". Dieser Versuch muss aus mehreren Gründen als misslungen bezeichnet werden: Der Leser wird einerseits mit der herkömmlichen Vorstellung der von außen auferlegten Sündenstrafen (bezeichnenderweise in Anführungszeichen gesetzt!) konfrontiert, die aus dem "sogenannten Kirchen- und Gnadenschatz" getilgt werden könnten; andererseits ist anthropologisch zutreffend - von Folgen der Sünde die Rede, die der Mensch auf ganz andere Weise überwinden kann, indem er nämlich als Gerechtfertigter sein Leben bewusst als Christ gestaltet. Nachdem ausdrücklich festgestellt wird, dass ein Katholik keineswegs ,,auf den Empfang des Ablasses verpflichtet" ist, weiß der Leser der Erklärung am Schluss beim besten Willen nicht, ob er zur Gewinnung eines Ablasses eine Ablasskirche in seiner Nähe, in den Kölner Dom oder gar nach Rom zu pilgern hat oder ob er das Heilige Jahr 2000 ganz schlicht zu Werken der Nächstenliebe und zum verstärkten Einsatz für die Armen dieser Erde nutzen soll. Letzteres ist als Zeichen der Umkehr und Erneuerung gewiss jedem Christenmenschen zu empfehlen, hat aber mit der Gewinnung eines Ablasses fast gar nichts zu tun.

Man hätte in unserer Diözese (wie es in einigen anderen geschieht) aus pastoralen Gründen vom Ablass schweigen sollen: man sollte ihn nicht weiter propagieren, da seine Begründung ohnehin kaum jemand versteht Dieser Rat ist auch deshalb besonders angebracht, weil erst vor wenigen Monaten die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre feierlich ratifiziert wurde, in der es ausdrücklich heißt: "Gemeinsam sind wir der Überzeugung, dass die Botschaft von der Rechtfertigung uns in besonderer Weise auf die Mitte des neutestamentlichen Zeugnisses von Gottes Heilshandeln in Christus verweist: Sie sagt uns, dass wir Sünder unser neues Leben allein der vergebenden und neuschaffenden Barmherzigkeit Gottes verdanken, die wir uns nur schenken lassen und im Glauben empfangen, aber nie - in welcher Form auch immer - verdienen können" (Art 17). Immerhin äußerte jüngst auch Bischof Walter Kasper, der Sekretär des Einheitsrates in Rom, Verständnis für die Irritationen, die der neu propagierte Ablass bei den evangelischen Partnern des ökumenischen Dialogs ausgelöst hat. Die Mitglieder des KÖLNER NETZWERKS sind der Überzeugung, dass dies zu vermeiden gewesen wäre und dass der angerichtete Schaden umgehend behoben werden muss.