Buchbesprechungen

von Norbert Piechotta

Verurteilt zum Dienen“ von Ingrid Thurner und 5 Co-Autorinnen ist ein Buch, das sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit unterschiedlichen Betroffenheiten, aber mit hoher Sachlichkeit der 2000-jährigen Rolle der Frau in der röm.-kath. Kirche widmet. An einigen Stellen ist –verständliche– Bitterkeit zu spüren, jedoch bleibt das Buch vom Duktus her informativ und argumentativ.„Die Ratsversammlung im Muttikan“ weist durch die ins Gegenteil verkehrte Rollenverteilung von Klerikerinnen und „zur Leitungsfunktion nicht befähigten Männern“ auf satirisch-parabelhafte Weise, die Perspektive wechselnd, auf den unhaltbaren status quo.

„Dass sich der Muttikan nicht in der Lage fühlt, Männer zum Priesterinnenamt zu berufen, hat etwas mit der Hochachtung zu tun, die die Kirche dem heiligen Josef entgegenbringt. Auch er hat ... Maria und Jesus in Stille und Zurückhaltung gedient, ohne sich je in den Vordergrund zu stellen und Macht anzustreben.“ Quintessenz der Lektüre: Es wird wieder einmal überdeutlich, dass in der Kirche die Charismen die entscheidende Rollen spielen müssen und nicht die –vor Gott– Belanglosigkeit von Mann/Frau/Kleriker/Laie.

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Um es kurz zu sagen: „Der blockierte Riese“ von Manfred Lütz ist ein demagogisches Buch – der hochtrabende Anspruch einer im Untertitel „Psycho-Analyse der katholischen Kirche“ verbleibt über weiteste Strecken auf Neue-Bildpost-Niveau. Beispiel: „Die katholische Kirche ist eine der liberalsten Organisationen auf der Welt. In ihr ist von einer Milliarde Mitgliedern nur einer unfehlbar – und das nur ganz selten. Das gilt schon von keinem deutschen Stammtisch“. (S.97) Zu viele Sätze wären zu viel der Ehre. Wie Lütz mit „pubertären Papstkritikern“, Drewermann, den Hexenverbrennungen, Galilei, dem „Zahnlückenbeispiel“, der päpstlichen Unfehlbarkeit verfährt, könnte ein Lehrstück dafür sein, wie man unbefangene Leser zu „trance“artigem Nicken verführen kann, zeugen diese Beispiele doch lediglich von teils offensichtlicher, teils subtiler Desinformationsabsicht. Mit dem ersten Denken über das Buch könnte man meinen, der vom Autor permanent geforderte Perspektivwechsel hätte diesen geistig verwirrt.

Beim zweiten ist jedoch klar, dass nur formal-verbal bestätigt werden soll, dass mit/in der Kirche nicht alles zum Besten steht. Die eigentliche Botschaft - die Prämisse für die Wortspielereien des Autors - ist: Kirche ist o.k.! Der Papst ist sakrosankt.

In einem Denkansatz ist dem Verfasser hingegen zuzustimmen: In der zweitausendjährigen Geschichte (Franziskus, spirituellen und soziale (Laien)-Bewegungen des Mittelalters und der neueren Zeit) haben eigentlich nicht Papst und Bischöfe für den Erhalt der Kirche gesorgt, sondern die Menschen, die betroffen waren durch die Jesus-Botschaft. — Fazit: Besser hätte ein opus-dei-Anhänger ein beschönigenderes Buch über Kirche nicht schreiben können.