Ein Brief des Ultramontanus

Oberberg, den 1. April 1998

Hochzuverehrende, exzellente Eminenz,

wenn man von hinter den Bergen, sozusagen als Ultramontanus, die kirchliche Situation in Köln und den Rummel um Ihre Person sehr verspätet mitbekommt, schüttelt man den Kopf darüber, wie man mit Ihnen umgeht, sehr verehrte Eminenz.

Wo gibt es in deutschen Landen einen Bischof von Ihrem Kaliber? Beeindruckend ist es, wie Sie auf der Klaviatur der Massenmedien spielen, dabei ohne Ansehen der Person die großen und kleinen Sünder zurechtweisen, die Mächtigen in diesem Lande vor die Schranken des göttlichen Gerichtes zitieren. Dabei fürchten Sie weder Verleumdung noch Verfolgung, weder Drangsal noch Folter. Nahtlos knüpfen Sie an Ihren Bekennermut in der ehemaligen DDR an. Damals schon zeichneten Sie sich durch Ihr offenes und richtungsweisendes Wort aus. Mir ist noch gut in Erinnerung, wie Sie sich in Predigten und bischöflichen Verlautbarungen öffentlich für die Wahrung der Menschenrechte einsetzten. Für mich sind Sie ein echter Märtyrer-Bischof. Nein, was sage ich: ein echter Erz-Märtyrer-Bischof! Für Sie gilt: “Viel Feind, viel Ehr!”

Lassen Sie sich durch mißgünstige Zeitgenossen, die von einem allerkatholischsten Bischof keine Ahnung haben, nicht verunsichern. Fahren Sie ruhig mit Ihrem Mercedes zum Hochamt in den Dom, auch wenn manche sagen, daß Sie in einem “dicken” Mercedes zum Hochamt am Dom auftauchten, nach der Messe ein paar leutselige Bemerkungen in alle Richtungen von sich gäben und dann wieder in Ihrem “dicken” Mercedes entfleuchten. Das sind natürlich nur die Neider, die Zukurzgekommenen, die sich selber keinen Mercedes leisten können. Die alten Römer wußten schon, was sie sagten: “Suum cuique”, “jedem das Seine”. Das waren eben Leute von Welt, die die feinen, kleinen Unterschiede kannten.

Auch des katholischen Volkes Mund spricht wahr und steht ganz auf Ihrer Seite, wenn er sagt: Früher wurde das Evangelium “per pedes apostolorum” verkündigt, heute “per mercedes episcoporum”.

Für einen Ultramontanus war es schon erfreulich zu sehen, mit welchem Fingerspitzengefühl Sie Ihren Weihbischof einsetzten, um den evangelischen Pfarrer in Köln zurecht zu weisen, der es gewagt hatte, die “Kirchenlehrerin” Ute Ranke-Heinemann und den “Kirchenverderber” Eugen Drewermann zu öffentlichen Predigten einzuladen. Wo kämen wir hin, wenn jeder Pfarrer, katholisch oder evangelisch, Ihnen mißliebige Personen ohne Ihre Erlaubnis einladen dürfte? Sollen die “Evangelen” schon mal erfahren, was es heißt, in die Katholische Kirche zurückzukehren und sich dem erzbischöflichen Gehorsam zu unterwerfen.

Ganz hervorragend finde ich Ihr pastorales Konzept, in dem Sie kritische und die Kirche provozierende Subjekte vor die deutschen Gerichte bringen. Nur so finden die verunsicherten und gefährdeten Schäfchen Ihrer Herde wieder in den einen Stall zurück. Bleiben Sie standhaft. Trennen Sie die Spreu vom Weizen. Wir sind zwar auf dem Marsch ins Ghetto, wie viele sagen. Mit Ihnen aber sind wir im Besitz der Wahrheit. Es ist beruhigend für mich: Mag der Feind auch draußen dräuen, wir leben in einer festen Glaubensburg!

Das muß man Ihnen lassen: Es ist schon beeindruckend, wie Sie gegen Ihre Priester vorgehen, wenn sie ihrem Versprechen untreu werden und aus dem Dienst ausscheiden. Denen zeigen Sie, was es heißt, gegen den priesterlichen Gehorsam zu verstoßen, den sie Ihnen schuldig sind. Sie treffen sie am “Nervus rerum”, indem Sie ihnen die Gehälter kürzen oder ganz streichen.

Ein Erzbischof Ihres Kalibers hat der Erzdiözese Köln wirklich gefehlt. Endlich erfahren die verlotterten Kölner, was eine Eminenz ist.

Wer so erfolgreich in seiner Diözese wirkt, ist zu Höherem berufen. Als einer von hinter den Bergen wünsche ich mir, daß Sie nach Rom in den Vatikan berufen werden, um dort Ihre segensreiche Tätigkeit fortzusetzen.

In diesem Sinne, exzellenteste Eminenz, grüßt Sie

der Ultramontanus

W. Mickiewicz