Ein Brief des Ultramontanus
an seinen Erzbischof
Oberberg im April 2001
Hochzuverehrende, exzellente Eminenz,
leider gingen einige Monate ins Land, ohne Ihnen geschrieben zu haben. Dies möchte ich nun, auf wichtige Ereignisse rückschauend, nachholen. Die vergangene Zeit war doch von Ihnen durch markante Worte in Kirche und Gesellschaft gekennzeichnet.
Ich meine hier auf drei von Ihnen, hochverehrte Eminenz, gehaltene Aussprüche eingehen zu müssen, um Ihrer Sprachgewalt gerecht zu werden.
Da ist einmal das Wort vom Gehorsam, das Sie von Ihren Gläubigen – mein Freund sagt immer Schäfchen – verlangen. Sie sehen für die Kirche nur dann eine Zukunft, wenn Ihre Erzdiözesanen zum Gehorsam gegenüber Papst und Kardinal zurückkehren. Wie recht sie doch haben. Waren wir Deutsche nicht berühmt unter allen Völkern für unseren blinden Gehorsam gegenüber unseren Oberen und Führern, so daß man sogar vom Kadavergehorsam als Tugend der Deutschen sprach? Es ist sehr zu begrüßen, exzellente Eminenz, daß Sie uns wieder an unsere starke Tugend erinnern und uns auf den rechten Weg zurückführen wollen. Haben nicht unsere Vorfahren nach dem Motto gelebt: „Führer befiehl! Wir folgen dir?“ Leider sind die Menschen heute aufmüpfig und auf Selbständigkeit bedacht, lassen sich nichts mehr sagen und haben ihren eigenen Kopf. Hier kommt Ihr Wort vom Gehorsam zur rechten Zeit; denn Sie als Erzbischof und Kardinal sind unser Vordenker. Wir lassen bei Ihnen denken und wir folgen Ihren Worten.
Mein Freund, ein echter Hinterbergler, ist natürlich wieder dagegen. Er meint: Mit dem geforderten Gehorsam besitze man eine „Sekundärtugend“, mit der man auch ein KZ leiten könnte, wie unsere Altvorderen bewiesen hätten.
Wir Ultramontani aber, hochwürdigste Eminenz, nehmen Sie zum Vorbild, denn auch Sie lassen woanders denken – beim Papst nämlich – und gehorchen seinen Anweisungen bedingungslos. Ihr Wort von der Kirchenspaltung durch die Leute von „Donum vitae“ wurde bei uns hinter den Bergen mit Begeisterung aufgenommen, zumal wir uns an Ihren
geschickten Schachzug erinnerten, mit dem Sie Bischof Lehmann im Regen ließen. Nach außen stimmten Sie der Schein-Regelung zu, wandten sich aber im geheimen in Ihrer übergroßen Gewissensnot an den Papst und forderten ihn zum Handeln auf. Haben Sie wieder so eine diplomatische Aktion im Sinne? Mein Freund hin wiederum meint: Die Kirche spaltet nur einer. Sicher merken Sie seine Spitze. Er kann es nicht lassen.
Zum Schluß meines Briefes möchte ich Ihnen danken für Ihr Wort gegen die Pille. Sie glauben gar nicht, wie die Leute, besonders die Frauen, hier auf Ihr höchstes Wort gewartet haben. Dabei ist beeindruckend, wie Sie so nebenbei dem pflichtvergessenen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz eins auswischen. Erfüllt der doch wieder nicht die Wünsche des Papstes. Vielleicht könnte man die Pillen einsammeln und an die Rinder verfüttert, womit man die BSE-Krise in den Griff bekäme: Keine Kälbergeburten, keine BSE in Zukunft mehr.
Sehr verehrte Eminenz, wenn ich das einmal so sagen darf: Sie sind eine echte Säule der Kirche, dem es vor allem um die reine Lehre geht. Was bedeuten schon Menschenschicksale, wenn es um die reine Lehre zu tun ist. Die Kirchen leeren sich zwar weiter, die Jugend ist uns verloren. Aber was besagt das schon? Es geht vor allem um die klare und reine Lehre, wie sie im Codex Juris Canonici (Kirchenrecht) gefordert wird. Sie sind ein echter Säulenheiliger.
In diesem Sinne meine Verehrung
Ihr Ultramontanus
W. Mickiewicz