Eine Kirche für die Menschen (1995)
Parabel zu Pastoralgespräch und KirchenVolksBegehren
von Norbert Piechotta
Es ist erst 30 Jahre her - das 2. Vatikanum -, daß die Hüter des Glaubens ihre Festung und ihren selbstgewählten Kerker verließen, daß sie Türen und Fenster öffneten. Viele hatten den Ruf des Wandels vernommen, nicht nur die, die in der Festung gefangen saßen.
Und so entstand aus einem leichten Wird das Pastoralgespräch im Erzbistum Köln. Die, die von draußen kamen, und die, die noch innen wohnten, kamen ins Gespräch.
Das Gespräch ging um die Wahrheit, den Wert des Lebens und seinen Sinn, die Schwachheit des Menschen und seine Verantwortung, das Vorbild, das Jesus Christus gab und seine Botschaft, daß man an seinen Taten erkannt wird, und die Geschwisterlichkeit, denn es gibt nur EINEN Meister.
Und aus dem leichten Wind wurde ein stärkerer Wind mit Namen Kirchenvolksbegehren aus Richtung Hannover. Noch längst war kein Brausen zu vernehmen. Da kamen schon die ersten Zweifel und die alten Ängste: “Wird unsere Festung standhalten? Sollen wir nicht doppelte Fenster und Türen bauen? Sollten wir sie nicht vorsorglich verschließen? Wir sind doch für die Festung verantwortlich!”
Andere aus der festen Burg bekümmerte diese Sorgen nicht! Sie gingen zu den Menschen und sprachen: “Habt keine Angst. Vielleicht wird der Wind noch stärker, vielleicht wird es ein Sturm. Was zerstört wird, war alt und falsch gebaut. Was gut und richtig war, das wird bleiben. Vertraut auf IHN, denn er hat es euch gesagt und er ist immer bei euch.”
Und so bauen heute einige an den doppelten Türen und Fenstern und sie vertrauen nicht auf das, was der Wind ihnen sagt. Werden sie erst dann verstehen, wenn durch doppelte Fenster und dreifache Türen der Sturm und das Brausen zu ihnen dringt?
Und wenn sie ihre Fenster und Türen nach langer Zeit wieder öffnen werden - wo werden dann ihre Brüder und Schwestern sein, die draußen waren?
Wo?