Freude an der Kirche
von Karl Gugler
Eine ungeschönte Erwiderung auf den Wunsch Erzbischofs Degenhardts nach "Christen, die Freude haben an der Kirche" (vorgebracht auf der Europäischen Bischofssynode in Rom im Okt. 1999)
Freude an der Kirche können einem nehmen "gehorsame" Bischöfe
die dem Kirchenvolk aufgezwungen werden
Die ihre "Herde", die Basis, kaum kennen (aber voll vom Gegenteil überzeugt sind!)
die dennoch keine Zeit haben für Gespräche mit Basis-Christen
die mit theoretisch-unverbindlichem Reden sich jede Wirkung auf die Adressaten selbst verbauen
die keine deutlichen, unüberhörbaren Worte finden - für einen neuen Lebensstil - gegen Überfluss und Wegwerfmentalität - gegen menschenfeindliche Ernährungsgewohnheiten und überflüssige Reisen - gegen Doppelverdienst und leerstehende Wohnungen
die den Eindruck von "Feiglingen der Nation" machen
die das eigene Gewissen gegen "Gehorsam" austauschen
die an ihrem Sitz kleben, obwohl sie nichts verlieren können.
Freude an der Kirche kann einem gründlichst verderben ein Vatikan
der Argumente und Begründungen durch Behauptungen und Verbote ersetzt
der die moderne Theologie knebelt, anstatt ihre Erkenntnisse als Schritte zur vollen Wahrheit anzuerkennen
der Humanwissenschaften wie Naturwissenschaften weitgehend einfach ignoriert
der alle schönen Worte über Gleichberechtigung der Frauen mit seinen Taten Lügen straft
der in Lateinamerika die Reichen hofiert und "Priester der Armen" zum Freiwild für Mörder werden lässt
der die Werke Dom Helder Camaras und anderer Bischöfe, Theologen, Priester und Laien der Zerstörung preisgibt
der den Pflichtzölibat höher stellt als die fehlenden Eucharistiefeiern für 50 Prozent der Katholiken
der dem Pflichtzölibat eine wirksame, diesen Namen verdienende Seelsorge bedenkenlos opfert
der eine Ehelehre festzuzementieren versucht, die er nicht im entferntesten zu begründen vermag
der Geschieden-Wiederverheirateten völlig gegen Jesu Praxis keine Verzeihung gewährt
der ganze Bischofskonferenzen behandelt wie eine untergeordnete Dienerschaft
für den Beschlüsse ganzer Landessynoden nur des Ablegens wert sind
der einen Lehrmeinungs-Nepotismus praktiziert, wie es ihn in der Kirche noch nie gegeben hat
der eine "Unfehlbarkeit" zu diktieren versucht, die dem Dogma Hohn spricht und es der Lächerlichkeit preisgibt
der viel vom Heiligen Geist redet, selbst aber von allen guten Geistern verlassen erscheint.
Grund zur Freude über eine Kirche
in der Laien als Christen 2. Klasse behandelt werden
die immer noch nicht zu Argumentation und Überzeugung fähig ist
die deshalb lieber dauernd Verbotstafeln vor sich herträgt
die immer noch nicht erkannt hat, dass sie heute den Menschen zu allererst die Existenz (des liebenden) Gottes zu verkünden hat
die statt der Liebe fortwährend "Wichtigeres" zu predigen hat
die das Hauptgebot der Liebe so sehr verraten hat, dass z. B. von ihrer Ehelehre der letzten Jahrhunderte vor allem die "eheliche Pflicht" im Bewusstsein des Volkes geblieben ist
deren Vorbild fehlt - in Wahrhaftigkeit wie Liebe - in durchsichtiger Offenheit wie in gelebter Geschwisterlichkeit - im Bewahren der Schöpfung wie in neuem Lebensstil
in der Bischöfe und Theologen erst dann frei reden können, wenn sie aus ihrem Amt ausgeschieden sind
die es den meisten Menschen unmöglich macht, ihre Bedeutung für das eigene Leben zu erkennen
die daran ist, die kommende Generation zu verlieren, nicht "um des Evangeliums willen", wie sich selber gern einredet, sondern ihrer eigenen Torheit und Verblendung wegen??
Der klerikale Witz
Warum leben die Priester im Zölibat? - Damit sie sich nicht so stark vermehren!
"Unser Pfarrer ist wie der liebe Gott", sagte ein Kirchenbesucher, "am Sonntag ist er unbegreiflich und während der Woche ist er unsichtbar."
Welcher Unterschied besteht zwischen einem Bischof und einem Wegweiser? Keiner - beide zeigen den Weg und gehen ihn nicht.