In Dogmen nicht zu fassen
Mein Glaube damals – mein Glaube heute
von Angelika Wilmes
Dieses Buch der heute 59-jährigen spricht uns – der mittleren und älteren Generation - aus dem Herzen. Ja, so war es damals mit unserem Kinderglauben, den wir heute natürlich nicht mehr haben können. Gegen einen Scheck über 18,- DM, statt 24,80 DM, oder Überweisung an Angelika Wilmes, Albachtener Str. 101e, 48163 Münster, Kto-Nr. 13 23 177 200, BLZ 401 600 50 (Volksbank Münster) kann dieses bemerkenswerte Buch bestellt werden. Im folgenden sei lediglich zitiert. Die Redaktion
„Als Volksschulkind – ich wurde 1946 eingeschult – habe ich Unterweisung unter anderem anhand des sogenannten Kleinen Katechismus eingetrichtert bekommen. Das war ein erstaunliches Buch! Es wußte genauestens über all die Dinge Bescheid, die man nicht sehen und begreifen kann, am allerbesten über Gott und seine drei Personen, wie er ist, wo er ist, was er kann und was er mit uns Menschen vorhat. ... Aus derselben Einstellung heraus waren theologische Begriffe festgefügt und unumstößlich; alles war endgültig gesagt und mußte nur noch intellektuell geglaubt werden. Kleine Kinder von kaum zehn Jahren jonglierten zungenfertig mit Worten wie Erlösung, Genugtuung, Erbsünde, heiligmachende Gnade – Worte, die alle, wie man uns sagte, direkt von Gott stammten. (S. 9/10)
„Im Katechismus lernten wir, daß die Kirche das Priesteramt, das Lehramt und das Hirtenamt innehabe. So wie sie diese Ämter ausübte und noch ausübt – durch Inquisition und Hexenverbrennung in früheren Jahrhunderten, durch Predigtverbot, Entzug des Priesteramtes oder der Lehrerlaubnis bis hin zur Absetzung von Bischöfen und Exkommunikation noch heute – manifestiert sich seit Jahrhunderten ein Amtsverständnis, dem es nicht darum geht zu dienen, wie Jesus es gelebt und gefordert hat, sondern Macht auszuüben und die Gewissen der Menschen zu beherrschen.“ (S.62)
„Ein beleidigter Machthabergott verlangt in Buchhaltermentalität blutige Wiedergutmachung durch das Opfer des eigenen Sohnes. Dieses Gottesbild fällt hinter den Gott des Ersten Testaments zurück, das in der Erzählung von der Opferung Isaaks klarmacht, daß Gott keine Menschenopfer will.“ (S.84)
„Geradezu ins Lächerliche glitt diese fast schon zum Selbstzweck gewordene Ehrfurcht ab, wenn in feierlichen Gottesdiensten ... >Aussetzung< war, das heißt, wenn die Monstranz mit der Hostie während der ganzen Messe für alle sichtbar über dem Altar aufgestellt wurde. Angesichts der Monstranz durfte man nur knien oder allenfalls stehen. Vor dem Zurückgehen in die Bank, etwa nach dem Kommunionempfang, war eine >doppelte< Kniebeuge vorgeschrieben, die darin bestand, daß man mit beiden Knien niederkniete und den Kopf neigte, bevor man wieder aufstand. Die Predigt allerdings führte ins Dilemma. Vor dem >Allerheiligsten< sitzen? Das war unmöglich. Die Gemeinde während der Predigt stehen zu lassen schien selbst damals schon unzumutbar. Was tat man also? Eine kleine Fahne wurde ... vor die Monstranz gestellt, und die Gemeinde durfte sich setzen. Wie weit der Weg ist, den wir inzwischen zurückgelegt haben, läßt sich daran ermessen, daß uns damals völlig normal vorkam, was uns heute als lächerlicher Auswuchs erscheint.“ (S. 103)
„Sehr wohl aber wissen wir, wie bewußt und gezielt Geduld und Leidensfähigkeit frommer Christen zur Aufrechterhaltung von Machtstrukturen ausgenutzt wurden.“ (S. 124)
„Belegen läßt sich diese Behauptung mit dem geradezu automatischen Beichtverständnis der fünfziger Jahre. Ich überspitze absichtlich: Die Kommunion durften wir nur dann empfangen, wenn wir >im Stand der Gnade< waren. Darum mußte vorsichtshalber alle vier Wochen gebeichtet werden, damit die Sündenreinheit beim Kommunionempfang möglichst sicher gewährleistet war. Das Extrem solcher Praxis ... war das Gebot der Osterkommunion, das die Gläubigen verpflichtete, einmal im Jahr, und zwar in der österlichen Zeit, nach gültiger Beichte zur Kommunion zu gehen. Die bewußte und freiwillige Nichteinhaltung dieses und aller Kirchengebote war – so lehrte es der Katechismus – eine Todsünde.“ (S. 131)