In unserer Diasporagemeinde

bestand die Klasse des 4. Schuljahrs im Religionsunterricht aus nur vier Kindern. Doch die hatten es in sich.

„Abraham“ war unser Thema, und die Kinder waren sehr interessiert. Nach der vierten Stunde Religionsunterricht über den Patriarchen fragte ich, um zu prüfen, was sie verstanden haben: „Was gefällt euch an Abraham?“ Minutenlanges, intensives Nachdenken. Dann sagte Thomas: „Abraham konnte hören.“ Seine Stimme war nicht so fest wie sonst, seine Antwort erschien ihm wohl zu simpel. Ich war begeistert, denn Glauben kommt vom Hören. Das bestätigt die Apostelgeschichte an vielen Stellen. Ich freute mich über diese Antwort und versuchte zu erklären, wie schwer Hören mitunter fällt.

Ich fragte weiter, was an Abraham noch bewundernswert sei. Katrin antwortete: „Er hat aber auch gehorcht!“ Ich war überrascht: hören – gehorchen. Welch interessantes Wortspiel und was für eine einfache und dennoch großartige Weiterführung. Das Hören wird konkret, bringt gleichsam Frucht.

Läßt sich das noch steigern?

Ohne selbst eine Antwort zu wissen, wagte ich weiter zu fragen: „Und was noch?“ Nach langem Nachdenken sagte Thomas: „Er hat vertraut.“ Ich war sprachlos.

Hören – gehorchen – vertrauen. In diesen drei Verben drückt sich ein lebendiger, existentieller Glauben aus, der jedem mündigen Christen alle Ehre machen würde.

Ich bin diesen „unmündigen“ Kindern unendlich dankbar.

Joachim Scholz