STATEMENT VON SCHWESTER CHRISTINE VLADIMIROFF

Seit drei Monaten stehe ich in Verhandlungen mit Amtsträgern aus dem Vatikan über die Teilnahme von Sr. Joan Chittister an dem Kongress von Women's Ordination Worldwide in Dublin, Irland am 29.bis 31. Juni. Der Vatikan vertrat die Meinung, ihre Teilnahme stehe im Widerspruch zu seinem Dekret (Ordinatio Sacerdotalis), nach dem in der Römisch Katholischen Kirche die priesterliche Weihe niemals Frauen gespendet werden wird und daher nicht diskutiert werden darf. Der Vatikan befahl mir, Sr. Joan die Teilnahme an diesem Kongress zu verbieten, an dem sie eine der Hauptrednerinnen vorgesehen war.

Ich verbrachte viele Stunden damit, mich mit Sr. Joan über diese Angelegenheit auseinanderzusetzen und reiste nach Rom, um mit Amtsträgern aus dem Vatikan in Dialog zu treten. Ich suchte Rat bei Bischöfen, OrdensobereInnen, Fachleuten für Kirchenrecht, anderen Priorinnen, und ganz besonders mit meiner Ordensgemeinschaft, den Benediktinerschwestern von Erie. Ich verbrachte viele Stunden in gemeinsamen und persönlichem Gebet über diese Angelegenheit.

Nach langer Auseinandersetzung damit und vielem Gebet kam ich zu dem Schluß, daß ich der Forderung des Vatikans nicht Folge leisten würde. Ich traf meine Entscheidung auf der Grundlage der benediktinischen oder monastischen Tradition des Gehorsams. Es gibt einen grundlegenden Unterschied im Verständnis des Gehorsams in der monastischen Tradition und jenem, der vom Vatikan dazu benutzt wird, um Macht und Kontrolle auszuüben und eine falsche Idee von Einheit zu propagieren, die aus Furcht gespeist wird.

Benediktinische Autorität und benediktinischer Gehorsam werden erlangt durch Dialog zwischen dem einzelnen Mitglied der Gemeinschaft und ihrer Priorin in einem Geist der Mitverantwortung. Die Rolle der Priorin in einer benediktinischen Gemeinschaft ist die einer Leiterin in der Suche nach Gott.

Obgleich in der Gemeinschaft gelebt, ist die Suche doch Sache jedes einzelnen Mitglieds.

Sr. Joan Chittister, die seit fünfzig Jahren das monastische Leben in Glauben und Treue gelebt hat, muß ihre eigene Entscheidung treffen, auf der Grundlage ihres Verständnisses von Kirche, ihrer monastischen Profess und ihrer eigenen persönlichen Integrität.

Ich darf mich nicht vom Vatikan dazu benutzen lassen, einen Befehl des Schweigens weiterzuleiten.

Ich sehe ihre Teilnahme an diesem Kongreß nicht als einen "Grund für Skandal bei den Gläubigen", wie der Vatikan behauptet. Ich denke vielmehr, daß die Gläubigen skandalisiert sind, wenn ehrliche Versuche, Belange zu diskutieren, die für die Kirche wichtig sind, verboten werden.

Ich legte meine Entscheidung der Gemeinschaft dar und las ihr den Brief vor, den ich dem Vatikan schicken wollte. 127 von den 128 dazu befähigten Mitgliedern der Benediktinerinnen von Erie haben diese Entscheidung frei unterstützt, indem sie ihre Unterschrift unter den Brief setzten. Sr. Joan hat in Dublin zu dem Kongress gesprochen mit dem Segen der Benediktinerinnen von Erie.

Meine Entscheidung darf keinesfalls auf eine mangelnde Communio mit der Kirche schließen lassen. Ich versuche der Rolle einer 1500 jährigen monastischen Tradition in der größeren Kirche treu zu sein. Unsere Tradition geht zurück auf die Wüstenväter und -mütter des 4. Jahrhunderts, die am Rande der Gesellschaft lebten, um durch Gebet und Infragestellung sowohl in Kirche als in Gesellschaft ein lebendiges Mahnmal zu sein.

Benediktinische Gemeinschaften von Männern und Frauen

haben niemals den Anspruch erhoben, Teil des hierarchischen oder klerikalen Status der Kirche zu sein, sondern abseits von

dieser Struktur zu stehen und eine andere Stimme zu sein. Nur wenn wir so handeln, können wir die Gabe leben, die wir für die Kirche sind.

Nur so können wir der Gabe treu sein, die die Frauen in der Kirche haben.

Von solch einer Frau sollten sich 99% der Bischöfe und 75% des niederen Klerus eine oder mehrere Scheiben abschneiden! np