Stellungnahme der VkPF (Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen) zu den Fällen von sexuellem Mißbrauch innerhalb der katholischen Kirche

Die VkPF (Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen) teilt die Gefühle von "Wut, Trauer und Scham", zu denen sich der Bischof von Rottenburg-Stuttgart in dankenswerter Offenheit bekannt hat. Wir bestreiten auch keineswegs die im Grund triviale Feststellung von Kardinal Lehmann und anderen Experten, dass Pädophilie keine unmittelbare Folge des Zölibats sei. (In den orthodoxen Kirchen, in denen „Priester an der Basis“ verheiratet sein müssen, sind bis dato solche Geschehnisse unbekannt. d.R.)

Wir möchten jedoch mit Nachdruck darauf aufmerksam machen, dass das kirchliche Zölibatsgesetz eine menschliche Einrichtung ist, die zu keiner Zeit bewirkt hat, dass alle katholischen Priester tatsächlich sexuell enthaltsam lebten. In der Praxis hatte es lediglich die absurde Konsequenz, dass die einzige sexuelle Verfehlung, die bei Priestern unweigerlich mit dem Amtsverlust bestraft wird, in einem geordneten Eheleben besteht. Dass dessen ungeachtet ausgerechnet anlässlich

der Beratungen über die Tatsache des sexuellen Mißbrauchs durch Priester die Zölibatspflicht erneut eingeschärft wurde, ist ein bedauerliches Zeichen ideologischer Verbohrtheit und wird wohl auch innerhalb wie außerhalb der Kirche im Allgemeinen nicht anders beurteilt, ausgenommen natürlich von den verantwortlichen Kirchenführern selbst.

Außerdem machen wir darauf aufmerksam, dass eine moralisierende und pseudotheologische Behandlung dieses Themas der Problematik nicht angemessen ist.
Eine solche kommt besonders in der Äußerung des Papstes im Gründonnerstagsbrief an die Priester in aller Welt zum Ausdruck: "Einige unserer Brüder haben die empfangene Gnade der Weihe verraten, in dem sie den schlimmsten Formen des Mysteriums des Bösen nachgaben.“

In solchen Äußerungen werden Erkenntnisse aus den Humanwissenschaften nicht ernst genommen. Opfern und Tätern wird man damit nicht gerecht.

 

Katholische Priester sollten heiraten dürfen, fordert eine Gruppe von spanischen Pfarrern. Das Zölibat sollte künftig nur noch eine freiwillige Einrichtung sein, heißt es in einem Manifest, das nach Presseberichten vom Freitag 71 Geistliche in Gerona in Nordostspanien unterschrieben haben. Damit unterstützt ein Drittel des Klerus in der Diözese den Vorstoß. Die Pfarrer plädieren ferner dafür, dass auch Frauen für kirchliche Ämter zugelassen werden. Der Apparat der katholischen Kirche sollte demokratisiert werden und die Kirche sich zudem stärker im Kampf gegen Ausbeutung und Ungerechtigkeit engagieren. (dpa, März 2002)