These 1: Jesus hat keine hierarchische Kirche gegründet

Prof. DDr. Hasenhüttl

 1.) Jesus selbst hat keine Kirche gegründet. Er hat ihr daher a fortiori keine institutionelle Struktur gegeben; ein hierarchisches Prinzip hat mit dem Wesen der Kirche nichts zu tun. Das bedeutet jedoch nicht, dass jede Glaubensgemeinschaft mit institutionellen Elementen dem Anliegen Jesu widerspricht.

 2.) Da das NT das Herr-Knecht-Verhältnis zurückweist, wir Freunde oder Brüder, Geschwister, genannt und alle Machtgelüste der Jünger Jesu getadelt werden, ist eine strukturelle Unter- und Überordnung in der Kirche auszuschließen. Freundschaft kennt keine strukturelle Unterordnung, sondern meint dialogische Beziehung. So erklärte die 2. LA Bischofskonferenz (Puebla 1979): „Die Zivilisation der Liebe lehnt Unterwerfung und Abhängigkeit ab“.

 3.) Paulus, der eine ausgeprägt nachösterliche Ekklesiologie entwickelt, kennt nur ein Ordnungsprinzip in der Kirche: die Charismen, die uns vom guten Geist geschenkt werden, und durch die jeder zur Gemeinschaft in Christus beiträgt. Es ist das Prinzip der Herrschaftsfreiheit, das Appell an die christliche Freiheit ist, die Freiheit des anderen zu respektieren.

 4.) In der Geschichte hat sich die Kirche in ihrer Struktur an weltlichen Vorbildern orientiert, so dass es in den ersten 5 Jahrhunderten zu einer hierarchischen Verfassung kam, die zu einem neuen Priestertum führte. Verschiedene Situationen, vor allem Notsituationen, haben dazu beigetragen.

 5.) Daher sind alle institutionellen Strukturen der Kirche veränderbar. Keine muss sein, es gibt viele Möglichkeiten. Jede institutionelle Form der Kirche ist relativ. Ja, es ist keineswegs gesagt, dass alle Ortskirchen oder Kirchen in verschiedenen Ländern, die gleiche institutionelle Struktur haben müssen. Eine Glaubensgemeinschaft kann sich sehr wohl in vielen Formen verwirklichen, strukturell, liturgisch, sozial usw. Gerade heute in der pluralistischen Gesellschaft ist Pluralität institutionell gefordert. Die Vielfalt in der Einheit und die Einheit in der Vielfalt.

 6.) Alle Institutionen in der Kirche, die Herrschaft und Macht besagen, sind auszuschließen, weil sie der jesuanischen Botschaft widersprechen und ein pervertiertes Menschenbild zur Grundlage haben. Sie erzeugen eine verkrüppelte und keine christliche Freiheit.

 7.) Demokratische Strukturen in der Kirche, als Hilfsstrukturen, - keine Institution gehört zum Wesen der Kirche, verschiedene Ordnungsstrukturen widersprechen diesem jedoch nicht - können heute hilfreich sein und Menschen Zugang zur christlichen Botschaft ermöglichen.

8.) Schon unter den jetzigen Bedingungen können neue Strukturen gefunden werden. Oberste Maxime müsste, wie es in den echten Basisgemeinden LAs üblich ist, sein, dass alle gleichberechtigt sind. Sowohl der Priester wie der Bischof haben nur eine Stimme im kollegialen Gremium, können jederzeit überstimmt werden und fügen sich dem Beschluss. Einem beschämenden Herrschaftsmechanismus ist z.B. die Österreichische Bischofskonferenz 1994 verfallen, als sie bestimmte, dass  ein Bischof nur einem geweihten Priester die Leitung einer Gemeinde übertragen darf. Seit Jahrzehnten gibt es in Zaire (Republik Kongo) den Mokambi: Er ist Laie, meist verheiratet und leitet eine Pfarrei mit allen Rechen eines Pfarrers. Koordinator einer Gemeinde, Prediger, Eucharistieleiter und selbstverständlich -leiterin, Sozialarbeiter, Jugendbeauftragte, Altenbetreuer usw. - all diese vielen Dienste, sind Charismen in der Kirche und haben grundsätzlich gleichen Stellenwert. Sie bilden in ihrer ergänzenden Tätigkeit die eine Kirche.

 9.) Jede Zwei-Klassen-Gesellschaft, eine Zwei-Stände-Kirche, hätte damit ein Ende gefunden und die Monopolstellung des hierarchischen Prinzips in der Kirche wäre erloschen.

 10.) So könnte über den Weg der Demokratie, im dialogischen Sinne, die charismatische Grundstruktur der Kirche verdeutlicht und sichtbar werden, die in unserer Welt dadurch wirksam wird, dass sie zur Befreiung von Herrschafts- und Machtmechanismen führt und alle Unmenschlichkeit verbannt. Dann wird die Kirche stets bereit sein zur Ausfahrt auf das offene, noch unbekannte Meer, und eine solche Kirche der Zukunft wird Christentum verwirklichen. Könnte dann nicht wieder der alte Ruf von Nichtchristen zu hören sein: Seht, wie sie einander lieben!

 Quelle: http://www.uni-saarland.de/fak3/hasenhuettl/beitraege.htm

These 2: Jesus wollte keinen Zölibat

Franz Wieser, Peru, 2006

Selbst der oberflächlichste Kenner der Heiligen Schrift muss sich fragen: Wem soll ich da glauben: Gott oder den in Rom installierten Herren unseres Glaubens? Da steht auf den ersten Seiten der Bibel, dass Gott den Menschen schuf nach seinem Bild und Gleichnis, "als Mann und Frau schuf er ihn";(Gen 1,27 )doch da erdreistet sich Rom, dieses Abbild zu Gunsten einer angeblich vollkommeneren Lebensführung zu spalten. Weiter lässt Genesis Gott urteilen, dass es nicht gut sei, wenn der Mann ehelos bleibe, "lasst uns ihm eine Begleiterin zur Seite stellen."(Gen 2,18) Rom widerspricht dem: Es wäre besser, sich dieser ehelichen Gemeinschaft zu enthalten. Paulus sieht in der Ehe ein Abbild (Sakrament) der Liebe zwischen Christus und der Kirche (Eph 5,21-33). Dieses Zeichen spricht Rom gerade jenen ab, denen sie ausschließlich die Spendung anderer Sakramente zugesteht. Solche Widersprüche sind nicht nur unglaubwürdig, sondern eine gotteslästerliche Zumutung an den nicht blind gläubigen Christen.

 Unter den von Paulus aufgeführten persönlichen Charismen, die im Dienste des Leibes Kirche eingesetzt, diesem zum Aufbau dienen, befinden sich solche wie die Gabe des Apostelamtes, der Prophetie, der Lehre, die der Unterscheidung der Geister usw. (1 Cor 12).  Diese Gaben - Jesus vergleicht sie mit Talenten - stehen unter dem einen und allgemeinen Priestertum, das am einen Priestertum Jesu Teil hat. Von einem "besonderen" Priestertum,  das sich angeführte Charismen für sich allein beansprucht,  ist weder bei Jesus, noch bei Paulus die Rede. Nun lässt Paulus aber keinen Zweifel bestehen, dass der Geist Gottes diese Gaben verteilt, wie es ihm gefällt. (1Cor 12,11; Joh 3,8) Nach Jesus ist es Gott, nicht der Papst und nicht die Bischöfe, der jedem und jeder die Talente, d.h. die Berufung zuteilt (Mt 25,15).

Da stellt sich wiederum die Frage, die schon der bekannte Moraltheologe Bernhard Hähring sich stellte: Steht es der Kirchenleitung zu, dem Geist der Freiheit die Kanäle und Bedingungen zu diktieren wie und in wem er zu wirken hat, sagen wir, nur in ehelosen Männern? Ist solche Anmaßung nicht ungeheuerlich? Wer übernimmt da die Verwaltung des Geistes Gottes? Ist das nicht wiederum eine gotteslästerliche Zumutung?

Jesus rief zu seiner Nachfolge verheiratete Männer. Dass das N.T. deren Frauen und andere, die ihn begleiteten nur nebenbei erwähnte, ist kulturell begreiflich. Paulus weiß nichts von einer Empfehlung des Zölibats von Seiten Jesu für seine engsten Nachfolger (1Cor 7,6). Er setzte voraus, dass die Bischöfe verheiratet und entsprechend vorbildliche Familienväter wären (1 Tim 3,1-5). Wie viele Jahrhunderte und mit welcher unmenschlichen Härte, ja Grausamkeit, die Amtskirche gegen Priester und deren Frauen vorgegangen ist, ist zu genügend aufgedeckt worden und braucht hier nicht erwähnt zu werden. Ebenso  ist man sich heute über die eigentlichen Motive klar, die dahinter stecken. 

Was jedoch dem Geiste Jesu und dem Eifer des Völkerapostels radikal entgegensteht, ist, wie Bischof Stecher mal sagte, dass man die Sache Jesus menschlichen Normen unterordnet. Jesus schalt den Jüngern, die sich aufregten, weil solche, die nicht zu ihrer Gruppe gehören, im Namen Jesu wirkten. "Wer nicht gegen uns ist, ist mit uns."(Mk 9,37-38; Lk 9,49-50) und Paulus zu seinen Verehrern: Lasst ihn, den Apollo, "wenn nur Christus verkündet wird, darüber freue ich mich."(Fil 1,18) Wem vor allem das Reich Gottes am Herzen liegt, grenzt nicht aus, wo und von wem immer vorgestanden, gepredigt oder zurechtgewiesen wird. Wir wünschen unseren heutigen Hirten, Propheten und Lehrern, uns allen diesen Eifer für die Sache Gottes, die ja  zugleich die Sache des Menschen ist. 

 

These 8: Frauen sind zu priesterlichem Dienst berufen   

 von Maria Hollering-Hames, hollering-hamers(at)tiscalimail.de

  Der Ausschluss der Frauen von den Weiheämtern ist „Apartheid“ unter den Deckmantel der Nachfolge Christi!  

Jesus hat Frauen und Männer in seiner Nachfolge berufen. Frauen und Männer sind beauftragt, seine Botschaft weiterzusagen, zu verkündigen. Das Erbe der Maria von Magdala an die Frauen steht noch aus! "Geh´ und sage es Deinen Brüdern!“  

Maria von Magdala ist die „Garantin der Kontinuität“, sie war stets dabei, was für keinen der männlichen Jünger zutrifft. Sie ist (mehr als) das Equivalent zu Petrus und es gibt keinen logischen Grund, warum Petrus (und mit ihm alle Männer) zu hohen Ehren in der Kirche kommen können, Maria von Magdala (und mit ihr alle Frauen) von jeder Mitentscheidung und von allen Ämtern ausgeschlossen ist/ sind.  Durch die Strategie der "Apartheid" den Frauen gegenüber fühle ich mich von den "Herren" der Kirche genötigt, an einen Gott, an Jesus zu glauben, der Frauen diskriminiert(e). Wenn ich das tatsächlich glauben würde/müsste, wäre ich schon sehr lange keine Christin mehr!! Tatsache ist, dass die männliche Kirchenhierarchie Frauen diskriminiert, nicht Jesus tat dies!  

Ich glaube an einen Gott, der/die alle Menschen gleichermaßen liebt und der/die allen Gaben und Talenten geschenkt hat, die sie dort einbringen sollten, wo sie gebraucht werden. Und gebraucht werden die Talente von Frauen dringender denn je: als Diakoninnen und Priesterinnen in einer Kirche, die durch diese Geschlechterungerech-tigkeit immer unglaubwürdiger wird.  Die Behauptung, Jesus habe nur 12 Männer als Aposteln berufen, ist meiner Meinung nach theologisch längst überholt (12 Stämme, Apostelin Junia, Lukas 8 ...).Alle sind berufen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche. Gott beruft, nicht die Amtsträger der Kirche. Sie haben kein Recht auszuschließen oder zuzulassen.(Eph.4)

Wenn MANN sich auf die Tradition beruft, darf man nicht aus dem Blick verlieren, dass diese Tradition eine rein männliche Angelegenheit ist. Frauen konnten dazu nichts aktiv beitragen. Sie mussten akzeptieren, was von Männern formuliert  und vorgegeben wurde (inklusive die vielen frauenverachtenden Aussprachen der diversen Kirchenmänner durch die Jahrhunderte hindurch!). Sie mussten es hinnehmen, dass sie schon in den Anfängen der Kirche aus ihren Ämtern verdrängt wurden. Es hat Diakoninnen und Priesterinnen (Gemeindeleiterinnen) gegeben in der jungen Kirche (Phoebe, Lydia, ...)

Es ist inakzeptabel, dass die Amtsträger in der Kirche es auch im 3. nach-christlichen Jahrtausend noch normal und selbstverständlich finden, dass sie bestimmen können, was Frauen dürfen oder nicht dürfen. Geschlechtergerechtigkeit beinhaltet, dass Frauen selber mitentscheiden können über alles, was in der Kirche geschieht. Die Gender-Thematik sollte nicht an der Kirchentür halt machen. Kirchen sind Teile von Gesellschaften. In den Gesetzen unserer europäischen Länder ist die Geschlechtergerechtigkeit verankert. Leider bietet das Gesetz zur Religionsfreiheit - wie wichtig dieses sonst auch ist! - (Kirchen-)Männern den legalen Freiraum zur Diskriminierung von Frauen!  

Bischöfe werden auf Grund des Konkordates vom Staat bezahlt. Da dies ein Amt ist, das von Frauen nie erreicht werden kann, ist dies gesetzeswidrig!  

Es fällt mir zunehmend schwer in einer Eucharistie-Feier stets wieder hören zu müssen, dass Jesus seinen Jüngern Brot und Wein gab! Ich kann und will nicht glauben, dass er seine Jüngerinnen vom Mahl ausgeschlossen hat!  

 

                                                                                                  These 13: Es gibt keinen Limbus 

                                                                                                                       von  Prof. Dr. Josef Ratzinger/Benedikt XVI.

Viele, viele Jahrhunderte hat die "Lehre der Kirche" zig-Millionen gläubige und fromme Menschen mit der "Limbuslehre" verängstigt, erschreckt, terrorisiert. Seit April 2007 erkennt nun unsere Kirche durch den aktuellen Papst an, dass Gottes Gnade und Wesenheit wohl doch größer ist als ... . In diesem Zusammenhang bedarf es natürlich auch der "Opfertheologie" und der "Erbsündenlehre" einer massivsten Revision.

 

                                                                                                                     These 17: Die Kirche weiß nichts über Gott

Matthias Jakubecmatthias.jakubec(at)siemens.com – Rückmeldung an/von Herrn Jakubec erwünscht 

Was bezeichnet eigentlich der Begriff "Gott"? Bei dem Versuch, die Welt zu erklären und zu verstehen, entdecken wir das Prinzip von Ursache und Wirkung. Wir erleben uns selbst als Verursacher von Sachverhalten. Eine Erfahrung, die vermutlich sehr entscheidend ist in der frühen Entwicklung eines Kindes. Zugleich erleben wir, dass wir die meisten der uns begegnenden Sachverhalte nicht selbst verursachen. Wir lernen andere Personen als potenzielle Verursacher zu verstehen - der Begriff der Person ist identisch mit dem Begriff von etwas bzw. jemandem, das/die/der etwas verursachen kann. Darüber hinaus werden aber die allermeisten Sachverhalte nicht von erkennbaren Personen verursacht. Der Animismus schreibt demnach folgerichtig den für die Menschen ohne technische Hilfsmittel letzt erkennbaren verursachenden Phänomenen Personcharakter zu. So entstehen erste Vorstellungen von Geistern und Göttern. Der Naturwissenschaft ist es gelungen, die Kausalketten auf immer frühere Zeitpunkte zurückzuverfolgen; der Anfang aller Kausalketten liegt aber notwendig im naturwissenschaftlich unerreichbaren Bereich. Es ist logisch, diesen Anfang zu benennen - "Gott" - und ihn/sie als Person im Sinn einer Verursacherin zu betrachten. Mehr als das lässt sich über Gott aber eigentlich nicht sagen.

Wir Christen dürfen mit unseren jüdischen Glaubensgeschwistern und mit Jesus darauf vertrauen, dass Gott uns, jede und jeden einzelnen Menschen, will und liebt, und wir dürfen andere Gottesbilder, denen zufolge die Gottheit ambivalent und den Menschen gegenüber indifferent ist, für uns persönlich zurückweisen, wir müssen aber zugeben, dass wir nicht wissen, ob Gott dieser unserer Vorstellung tatsächlich entspricht, sondern dass wir lediglich darauf vertrauen. Dass wir uns zumindest bemühen, dieses Vertrauen aufzubringen, und das entgegen allem oft widersprechenden Anschein.

Aus dem, was wir entsprechend der obigen Begriffsbestimmung über Gott sagen können, folgt in keiner Weise, ob die Gottheit besser deistisch, theistisch, pantheistisch oder irgendwie anders gedacht werden soll. Alle diese Vorstellungen sind mit einer die Welt verursachenden Person vereinbar. Schwierigkeiten ergeben sich erst, wenn über die der Begriffsbestimmung zugrundeliegenden Charakteristika zusätzliche Anthropomorphismen auf Gott übertragen werden. Die Vorstellung von einer liebenden Gottheit ist keine Aussage über Gott, sondern über uns als Glaubende, d.h. als Vertrauende.

Ich fordere die Kirchen auf, diese Differenzierungen klar und deutlich auszusprechen, nicht nur in ihren Katechismen, sondern vor allem auch in ihren Liturgien. Gleichzeitig sollten sie alle anderen göttlichen Attribute zurücknehmen oder zumindest in den Kontext der jeweils ihre Anwendung gestattenden Sprachspiele verpflanzen.

 

These 20: Alle Menschen sind Brüder und Schwestern

Franz Wieser, Peru

Nichts zieht sich so klar durch die Evangelien hindurch wie der Imperativ für eine geschwisterliche Kirche. Worte und Leben Jesu sagen es mit einer Klarheit, die keiner Interpretation von Seiten eines kirchlichen Lehramtes bedürfen. Ein solches war durch dessen Nacherwartung des Reiches Gottes wohl auch gar nicht vor-gesehen. „... Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Geschwister. Auch sollt ihr niemand auf Erden Vater nennen; einer ist euer Vater: der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht als Lehrer ausgeben; denn einer ist euer Lehrer: Christus“. Noch eindringlicher spricht Jesus, als sich unter den Jüngern ein Rangstreit erhob, wer wohl unter ihnen das Sagen habe. Darauf hebt Jesus die von ihm neu verfügte Ordnung des Zusammenlebens in einer Schärfe von der der weltlichen ab, die sie nicht mehr vergessen konnten. Nicht zufällig erwähnen es alle 3 Synoptiker: „Unter euch darf es nicht so sein“, dass da einige über andere Macht ausüben (Mt 20, 20-28; Mk 10,35-45; Lk 22, 24-27).

Was ein geschwisterliches Zusammenleben unter Christen vor allem zersetzt,  ist jene pharisäische Art, sich ostentativ über andere zu erheben,  wozu auch die verschiedenen Gnadengaben nicht berechtigen. Die gibt uns der Geist Gottes zum Dienst an der kirchlichen Gemeinschaft - ohne persönliches Verdienst. Wenn Jesus, und vor ihm schon der Täufer, gegen die Pharisäer so scharf vorging, so deshalb, weil sie durch äußere Zeichen (auffallend im Ornat, Frömmigkeitsübungen vor der Öffentlichkeit, erste Plätze in den Synagogen, gesetzliche Korrektheit, Abstand von den Sündern) ihre eingebildete geistliche Überlegenheit gegenüber dem Volk Gottes hervorhoben. Wird solches Gehaben noch religiös und institutionell unterbaut, dann sieht das einfache Volk natürlich Gottesmänner vor sich: Väter, Hochwürden, Exzellenzen u.s.w., denen es sich gläubig unterwirft. Jesus wollte den Menschen gerade von dieser Lüge  befreien, da eine solche „Kompetenz“ aller Geschwisterlichkeit den Boden entzieht.

Bezeichnend ist das Bild vom guten Hirten (Joh 10). Die gegenseitige, persönliche Kenntnis zwischen Hirt und Herde ist nur auf gleicher Ebene möglich. Der gute Hirt geht den Schafen (durch sein Beispiel) voraus, und diese folgen ihm ohne den geringsten Druck von oben oder von hinten her. Kann sich, nach Paulus, doch jeder und jede das Recht herausnehmen, „alles zu prüfen und sich an das zu halten, was er/sie (im Gewissen) für angebracht hält.“ (1 Tess 5, 19-21). Der gleiche Apostel stellt klar: „Wir sind nicht Herrn eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude“ (2 Kor 1,24). Jesus wollte nicht nur unser Bruder, er wollte unser Freund sein (Joh 15, 13-15). Freundschaft geht noch tiefer. Mit Freunden kann man sich vertraulich aussprechen, wie Jesus es beim letzten Abendmahl tat, das heute unsere Messe darstellen soll. Das mag noch in den urchristlichen Agapen (Liebesmählern) erlebt worden sein ... .

Wir wissen, dass man all dem die angeblichen Worte Jesu, die er an Petrus richtete (Mt 16, 19) entgegenhält, um die gegebene hierarchische Machtstruktur zu rechtfertigen, wobei man der Frage aus dem Weg geht, wie Petrus das verstanden und – wichtiger noch – praktisch vollzogen hat. Zumindest steht das nicht so eindeutig fest, wie die oben angeführten Anweisungen Jesu an alle Jünger. Dass beim Konzil in Jerusalem vor allem Jakobus und Paulus sich einsetzten, um die rituellen Grenzen zwischen Heiden- und Judenchristen zu durchbrechen und letzterer bei einer Gelegenheit Petrus diesbezüglich zurechtweisen musste (Gal 2,11), zeigt, wie schon der erste „Papst“ gegen die Geschwisterlichkeit verstieß.

Man erinnere sich auch auf die Weise, wie die Leerstelle gefüllt wurde, die Judas hinterlassen hatte: Nicht, von oben her, autoritativ. „Hundertzwanzig Brüder waren da beisammen“ (Apg. 1,15). Sie waren es,  die zwei Männer aufstellten (v.23), damit sie zum Apostelamt bestimmt werden sollten.  Es war, wie auch in der unmittelbaren Folgezeit,  die Gemeinde,  die jene Frauen und Männer in den Dienst nahm, in denen sie den Geist Gottes wirken sah. Die Charismen werden ja nicht von Menschen zugeteilt, worauf schon Jesus mit dem Gleichnis über die Talente hinwies, sondern es handelt sich um freie Gaben des Geistes zum Dienst am Leib der Kirche. Die Urkirche kannte noch keine Hierarchie der Macht. Wir können sie eher mit einer Symphonie von Charismen im Dienst der Kirche vergleichen.

Hier stehen wir zweifellos vor einer ernsten Herausforderung, der keine Reform mehr gerecht wird,  ja, eine solche nicht einmal erwartet werden kann. Eine radikale Umkehr, ein Neuanfang tut Not, und das von der Basis her. Aus der Geschichte erfahren wir, wie es zu dieser Kluft zwischen dem Volke Gottes (den Laien) und den mit den Charismen der Leitung begabten Hirten gekommen ist. Die anfänglichen Verfolgungen der Anhänger Jesu riefen nach einem strafferen Zusammenschluss; die auftretenden theologischen Abwege nach geistlicher Autorität, heute „Kirchenväter“ genannt. Aber mit endgültiger Unter- und Überordnung ging es erst so richtig los, als der kluge, heidnische Kaiser Konstantin, Mörder seines Sohnes und später heiliggesprochen – dank der Kurzsichtigkeit der Väter – es fertig brachte, sich der Kirche für seine politischen Ziele zu bedienen. Die Gegenleistung war in der Folgezeit die Übergabe der heidnischen Tempel an die Kirchenleitung, einschließlich weltlicher Macht über Christen und Nichtchristen.

Da lachte der Teufel sich wohl ins Fäustchen. Was er bei Jesus nicht erreichen konnte, man denke an dessen dreifache Versuchung, ist ihm bei seinen „Stellvertretern“ gelungen.

Was auf diese Ehe zwischen Reich und Kirche folgte, ist bekannt: Verfolgungen, Verbannungen, Ausgrenzungen und blutige Religionskriege über Jahrhunderte hinaus.

Inseln der Geschwisterlichkeit bildeten sich am Rande dieser Macht, aber auch die nicht ohne Bindungen an und Einfluss von der Staatskirche. Wenn immer mehr Christen und Christinnen die Freiheit der Gotteskindschaft zurückgewonnen oder bewahrt haben, so geht das nicht auf eine Umkehr der Kleruskirche zurück, sondern auf den Geist Gottes, der „weht wo er will“. Da war es die protestantische Reformbewegung, die Zeit der Aufklärung, die französische Revolution,  die Ausweitung demokratischer Staatsgebilde, das Konzil unter Johannes XXII  und heute die Globalisierung mit all dem technischen Fortschritt, vor allem  in der Kommunikation mit anderen Credos und Kulturen, vor denen sich wohl die kirchliche Macht in ständigem Rückzug befindet, aber nicht die Sache Jesu, die ja die des Menschen ist. Alle denkenden Menschen sehen sich heute vor der Wahl gestellt: Entweder eine globale Brüderlichkeit - oder eine gegenseitige Vernichtung. Dabei ist z.B. in der Mühe um ein Vereinigtes Europa ein hoffnungsvolleres, christlicheres Zeichen gesetzt als etwa in den vielen mächtigen Kathedralen und Palästen, in denen sich immer noch Kirchenfürsten bewegen und predigen, was andere zu tun hätten. „Tut, was sie euch sagen, aber handelt nicht nach ihren Werken“, würde Jesus auch heute seinen Jüngern empfehlen.

 

These 21: Viele Erzählungen in der Heiligen Schrift sind mythisch zu verstehen

 Sigrid Saxen, sisax(at)web.de , Husum 2007

Gottessohnschaft, göttliche Zeugung, Jungfrauengeburt, Wundertäter, Erlösungstod, Auferstehung von den Toten sind die herausragenden neutestamentlichen Mythen, die das Christentum mit anderen Religionen gemeinsam hat. Sie sind älter als das Christentum.

Weil Jesu Eltern einfache Leute waren, gibt es keine historische Geburtsgeschichte des Jesus von Nazaret. Das verhält sich anders bei adeligen Religionsstiftern wie Siddharta Gautama Shakyamuni, dem historischen Buddha. Weil sein Vater Fürst war, ist seine historische Kindheit gut dokumentiert. Sein Geburtsmythos ist dem des Jesus sehr ähnlich, aber die buddhistischen Gläubigen unterscheiden Historie und religiöse Botschaft und wissen, daß die Wundererzählung im übertragenen Sinne verstanden sein will.

Ein Mythos ist nicht etwas frei Erfundenes, sondern ein Bild für eine tiefe (religiöse) Wahrheit, die anders nicht mit Worten ausgedrückt werden kann. Mythen sind zeitlose Aussagen über Mensch und Welt. An Mythen können wir erkennen, wer wir sind, und zwar über den Verstand hinaus. Deshalb sind sie im Rahmen der Religion so wertvoll. Denn auch eine religiöse Erfahrung übersteigt den Verstand.

Im Mythos ist Jungfrau ein Bild für die seelische Einstellung des Empfangenden, Offenen, Unvoreingenommenen, Passiven, ausgedrückt in der Bibel zum Beispiel im Satz der Maria ”Mir geschehe, wie du gesagt hast”, theologische Kurzform: fiat (es geschehe).

Der Mythologie entnommene Bilder dürfen nicht wörtlich ausgelegt werden. Sie wollen uns vermitteln, daß es um uns alle geht und nicht um das Gedächtnis eines historischen Menschen. Die christliche Tradition schuf Anna, die tugendhafte Mutter, die “rein genug war”, die ”ewige” Jungfrau Maria zu gebären. Eine solche Absicherung der Sündenfreiheit, Jungfräulichkeit ist nicht nötig, weil wir alle, ob Mann oder Frau, diese jungfräuliche Seite in uns tragen. In der religiösen Praxis ist sie sogar besonders wichtig, weil sie die Voraussetzung für tiefe Erfahrungen ist. Hinderlich sind Aktivitäten wie Leidenschaft und Sehnsucht, Verstand und Wille, die männlicher Natur sind. In diesem Geburtsmythos ist Maria Stellvertreterin für alle Menschen, die Gott in sich tragen und gebären, also ihr göttliches Wesen erfahren. Ihr Sohn Jesus steht für das Göttliche nicht nur in jedem Menschen, sondern in allem ”Geschaffenen”, theologisch ausgedrückt: Er ist der Erstgeborene der Schöpfung.

In vielen biblischen Erzählungen den Mythos zu erkennen, ist ein Gewinn für unseren Glauben. Es schlägt die Brücke zur modernen Forschung und bestätigt die eigene religiöse Erfahrung. Nur so wird unsere Religion ihrem Anspruch gerecht, die Menschen ihrer Zeit zu begleiten, ihrem Leben und ihren Erfahrungen Deutung zu geben. (nach Jäger, Willigis: Suche nach dem Sinn des Lebens, Verlag Via Nova, 1998, 2. Teil: Ansprachen, und ders.: Suche nach der Wahrheit, erschienen ebd., 1. Auflage: 1998, Kapitel Mythen und Religion, Seiten 43 bis 48)

 

                                                                          These 22: Die Opfertheologie ist aus dem Evangelium nicht zu 

                                                                                                        Hinrichtung Jesu – kein Sühnopfer Gottes für das Heil der Welt

                                                                                                                                           von Friedrich Halfmann

Die Person Jesu von Nazareth, vor allem seine Hinrichtung, war sowohl für die unmittelbaren Zeitgenossen als auch für alle nachfolgenden Generationen immer wieder erklärungsbedürftig, und die Erklärungsansätze sahen je nach kulturellem Umfeld unterschiedlich aus. Das erklärt die Vielfalt der Interpretationen des Geschehens, solche, die ins NT Eingang gefunden haben und andere, bis in die heutige Zeit.

Die Evangelisten Mt, Mk und Lk haben die Hinrichtung Jesu, kurz formuliert, so verstanden: Gott hat seinen Sohn als Sühnopfer zur Erlösung der Welt geopfert.

Ob Jesus selbst Anlass für ein solches Verständnis gab, ist kaum noch zu ermitteln. Die ersten Christen könnten durch folgende Gegebenheiten geleitet worden sein, Jesus so zu verstehen, z.B. durch den Zeitpunkt des Todes, das Osterfest, das Schlachten des Osterlammes, das Interesse, Jesus in die Kontinuität des Ersten Testamentes einzuordnen und die Gestalt des leidenden Gottesknechtes bei Jesaias. Grundlegend war allerdings das sowohl in Israel als auch in der hellenistischen Welt bekannte Verlaufsschema des Opfers, besonders des Sühnopfers. Mit Hilfe dieses Musters (das „Nehmen“, das „Schlachten“ und das „Teilen und Essen “ des Opfers) wurden von den Synoptikern sowohl der Bericht der Hinrichtung Jesu als auch die Darstellung des Letzten Abendmahls entsprechend opfertypisch ausgestaltet.

Von hier aus strahlte die Sühnopfertoddeutung auf andere Texte des NT und deren Verständnis über, beziehungsweise diese war unter Umständen mit bereits früher entstandenen Texten kompatibel. Sie wurde kirchengeschichtlich so dominierend, dass am Ende sie allein für orthodox gehalten und dogmatisch sanktioniert wurde.

Gegen das Verständnis der Hinrichtung Jesu als Sühnopfertod gibt es allerdings gewichtige Einwände:  Weder der jüdische noch irgendeiner der hellenistischen Opferkulte kannte in der spätantiken Phase noch das Menschenopfer. Nur Tieropfer waren  zur Zeit Jesu als legitime Sühnopfer anerkannt. 

Der „Gott“, den man unterstellen müsste, wenn er den Tod Jesu gewollt haben sollte, entspricht einer Gottesvorstellung, die bereits seit der alttestamentlich legitimierten Nichtannahme des Isaak-Opfers (Austausch des Menschenopfers gegen ein Tieropfer) obsolet worden war. Auch die Annahme des Hebräerbriefes, dass mit der Hinrichtung Jesu „zum letzten Mal“ ein solches Opfer dargebracht worden sei, impliziert einen solchen nicht mehr nachvollziehbaren Anachronismus. Dieser „Gott“ wäre im übrigen einer, der im Kern jenem Gott widerspricht, den Jesus verkündete und den er Abba nannte.

Von Jesus selbst ist laut neutestamentlicher Überlieferung keine positive Äußerung zur jüdischen kultischen Opferpraxis bekannt, wohl aber eine unbestreitbare, heftige Kritik am Opfer selbst (Bergpredigt Mt. 5-7) und an der gängigen Opferpraxis.

Ferner vertrat Jesus mit Nachdruck die Position des Propheten Hosea: “Barmherzigkeit will ich und keine Opfer“ (6,6).   Wichtiger jedoch ist, dass es bereits im NT eine überlesene Interpretationen der Hinrichtung Jesu gibt. Das Johannesevangelium deutet die Hinrichtung Jesu nicht als Sühnopfer. Es kennt auch kein Mahl vor dem Osterfest, das Jesu Tod so deutet.

Der Autor interpretiert Jesus durch die Fußwaschung und die Stiftung eines neuen Ritus´: „... damit ihr tut, was ich euch getan habe“. Das Verschweigen des synoptischen Abendmahls im Sinne der Sühnopfertoddeutung durch Johannes kann als kanonisch legitimierte Kritik dieser Deutung verstanden werden. Nicht das Opfermahl sondern die Fußwaschung ist das zentrale Sakrament.

Die Didaché (Zwölfapostellehre, entstanden um die Wende vom 1. zum 2. Jh.) kennt eine eucharistische Mahlfeier ohne den Bezug zu Jesu Tod, ohne Einsetzungsworte und Sühnegedanken.  Diese Überlegungen führen zu dem Schluss, dass die Deutung des Hinrichtungstodes Jesu als Sühneopfertod von den Daten unserer Glaubenüberlieferung insgesamt und von unserem Gottesverständnis her  nicht mehr für tragfähig gehalten werden kann.

Jesu gewaltsamer Tod erfordert eine neue, vertiefte Interpretation.  Im Vorfeld dazu könnten Antworten auf folgende Fragen hilfreich sein:

Welche Faktoren haben dazu beigetragen, dass sich die Sühnopfer-Interpretation als so geschichtsmächtig erwiesen und durchgesetzt hat?

Welche anderen Versuche, Jesu Tod unter Verzicht auf das Sühnetod-Opferverständnis zu verstehen, wurden im Laufe der Geschichte mit Verweis auf die Alleingültigkeit der herrschenden Lehre  unterdrückt und ausgemerzt?

Welche Herrschaftslegitimation, welche Legitimation zur Anwendung von Gewalt bezog die Kirche selbst aus der Position, Stellvertreterin des „Gottes“ zu sein, der seinen eigenen Sohn nur als geschlachtetes Opfer akzeptierte?

Welche Unheilsgeschichten z.B. in der christlichen Erziehung, wurden durch die Sühnopfer-Theorie legitimiert?

Was hat sich im Gefolge der nahezu 2000jährigen Geschichte der „Sühnopfertod“-Akzeptanz sonst noch in unsere Psyche eingebrannt, (z.B. man müsse halt für alles „Opfer“ bringen, im Straßenverkehr, im Krieg ....,)  dass wir innerlich nur schwer von der Opfertodtheorie Abschied nehmen können?

Ist es möglich, die Botschaft Jesu unter Verzicht auf diese Sühnopfertheorie getreu weiter zu geben? 

(in Anlehnung an  Klaus-Peter Jörns, Notwendige Abschiede, Gütersloh, 2006³)

 

 

These 30: Globales Bevölkerungswachstum muss human eingeschränkt werden

Dr. Rudolf Walter, 2007

Empfängnisregelung und Abtreibung dürfen nicht gleichgesetzt oder verglichen werden.

Begründung: Seit dem II. Vatikanischen Konzil ist Sinn und Zweck von Sexualität und Ehe nicht mehr allein die Weitergabe von Leben, sondern ebenso, und zwar gleichgewichtig, die personale, liebende Verbindung zwischen Mann und Frau (Gaudium et Spes 47-52). In den Äußerungen des Vatikans geht diese neue Sicht von Sexualität und Ehe in den Ermahnungen, auf Mittel der „künstlichen“ Empfängnisverhütung zu verzichten, weitgehend unter. Was die Methode der Empfängnisregelung angeht, kann das Lehramt die alleinige Zulassung der „natürlichen“ Methode nicht überzeugend darlegen. Es liegt in der Gewissensfreiheit eines jeden Paares, diejenige Methode zu wählen, die der jeweiligen Familiensituation entspricht.

Von Johannes Paul II. wurde immer wieder betont, dass Empfängnisverhütung und Abtreibung der gleichen Mentalität entspringen, nämlich einer Mentalität des „Hedonismus und Ablehnung jeder Verantwortlichkeit gegenüber der Sexualität“ (Evangelium Vitae 13).  Dadurch rückte er diese beiden grundverschiedenen Dinge immer wieder zusammen. Das Gleiche geschah, wenn er sowohl Empfängnisverhütung als auch Abtreibung gleichermaßen einer „Verschwörung gegen das Leben“  und einer „Kultur des Todes“ (Evangelium Vitae 17,24) zuordnete.

Es liegt nahe anzunehmen, dass der Papst mit diesen Formulierungen die Rezeption von Humanae Vitae durchsetzen wollte. Das konnte und kann jedoch nicht gelingen: Humanae Vitae steht in einer deutlichen Spannung zum Ziel einer verantworteten Familienplanung als auch zu den Aussagen des II. Vatikanischen Konzils bezüglich der Ehe als personale, liebende Verbindung von Mann und Frau.

Im Übrigen sind die Vorgänge, die zur Enzyklika “Humanae vitae” führten, kurios. Die Kommission, die aus Spezialisten der Bereiche Medizin, Biologie, Soziologie, Psychologie und Theologie bestand, legte am 26. Juni 1966 ihren mit 64 gegen 4 verabschiedeten Abschlußbericht dem Papst vor. Sie empfahlen die Pille oder andere “humane” Mittel zur Empfängnisregelung. Eine Gruppe von 5 Kardinälen - diesen gehörte auch Karol Wojtyla an - legte Paul VI. wenig später ein gegenteiliges Gutachten vor. Völlig unverständlicher Weise wurde das “Gutachten der Minderheit” Basis für die verheerende Enzyklika, die in Deutschland durch die “Königsteiner Erklärung” der deutschen Bischöfe vom 30. August 1968 abgemildert und de facto als unwirksam erklärt wurde.

 

These 31: Die Kirche braucht eine neue Verfassung mit demokratischen Grundprinzipien

Matthias Jakubec matthias.jakubec(at)siemens.com – Rückmeldung an/von Herrn Jakubec erwünscht

"Schafft eine Verfassung für die Katholische Kirche!" Das forderte Papst Paul VI. während des II.Vatikanischen Konzils. Es ist also höchste Zeit: Werte und Tugenden, die wir heute nicht mehr missen wollen, wie soziale Fürsorge, demokratische Mitbestimmung und geschwisterliche Gleichheit, sind dem Christentum entwachsen. "Gottes entlaufene Kinder" nennt sie Thomas Plankensteiner. Im profanen Raum konnten diese sich verselbständigen, während die Kirche weitgehend in einer absolut-monarchistischen Struktur steckengeblieben ist.

Zu Recht erwarten die Menschen heute, dass die Kirche jene Menschenrechte, jene Grundwerte also, die sie predigt, auch selbst praktiziert. Die monarchistische Organisationsform entspricht nicht dem Stand der sozialpolitischen Erkenntnis.

Offene, demokratische und gewaltenteilige Gesellschaften sind ihr im Hinblick auf Konfliktbewältigung nachgewiesenermaßen überlegen. Beharrt die Kirche also auf ihrer derzeitigen Struktur, macht sie sich als Verkünderin von Frieden und Solidarität unglaubwürdig und damit auch schuldig. Umso mehr, als geschlossene Systeme wie die kirchliche Hierarchie stets die Gefahr in sich bergen, zum Nährboden eines tödlichen Fanatismus zu entarten.

Neue, dem heutigen kulturellen Wissen entsprechende kirchliche Organisationsformen sollten entwickelt und in einer Verfassung der katholischen Kirche niedergelegt werden. Eine demokratische Verfasstheit ist ja von Anfang an ein Wesenszug der Kirche, versteht sie sich doch selbst als "Volk Gottes", und meint doch "Demokratie" nichts anderes als Legitimation der Leitungskompetenz durch das Volk.

Das Modell "Verfassung" hat sich für zahlreiche Organisationen außerordentlich bewährt, und viele Verfassungen stellen heute starke Grundlagen dar für Frieden und Gerechtigkeit. Aber: "Die Kirche ist keine Demokratie!" lautet ein oft gehörter Einwand. Die Kirche wird von Gott geführt und eben nicht vom Volk. D'accord! Wenn aber der Heilige Geist durch einzelne Menschen wirken kann, so wirkt er umso eher durch das gesamte Volk Gottes. Nichts in unserem Glauben spricht also dagegen, die Kirche nach demokratischen Prinzipien zu organisieren.

Seit Anfang der 90er Jahre arbeitet die Association for Rights of the Catholics in the Church (ARCC) unter Prof. Leonard Swidler in den USA an einem Entwurf für eine demokratische Kirchenverfassung. Die Europäische Konferenz für Menschenrechte in der Kirche (EKMK) hat diese Idee aufgegriffen.

Wenn wir eine demokratische Kirchenverfassung fordern, so meinen wir damit nicht ein plumpes Diktat der Mehrheit, sondern eine Fülle von differenzierten Grundprinzipien, wie sie in modernen Gesellschaften entwickelt und erprobt sind. Auf der Jahrestagung der EKMK im Jänner 1999 konnten sich die Vertreter der beteiligten Staaten auf einen Textvorschlag für eine Kirchenverfassung gemäß der folgenden Grundzüge und -inhalte einigen:

Rechte und Pflichten aus der Kirchenmitgliedschaft, Gleichheitsgrundsatz, Subsidiarität,Synodalität, Aufhebung des "Stände"-Denkens Kleriker/Laien, allgemeines Wahlrecht, beschränkte Amtszeit, Gewaltentrennung, faires Verfahren, Berufungsrecht.

 

              These 32: Die Kirche muss die Menschenrechte vollständig anerkennen

                  Matthias Jakubec matthias.jakubec(at)siemens.com – Rückmeldung an/von Herrn Jakubec erwünscht  

 "Betroffen erinnert man sich als Katholik daran, dass die katholische Kirche im 18. und 19. Jahrhundert die Idee der Menschenrechte - ungeachtet ihrer zutiefst christlichen Wurzeln - als eine gefährliche Erfindung eines kirchenfeindlichen Liberalismus verworfen hat."  So Weihbischof Florian Kuntner,  zitiert in der offiziellen Stellungnahme der österreichischen Kommission Justitia et Pax zum 40. Jahrestag der Proklamation der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte im Jahr 1988. Eine wesentliche Motivation der kirchlichen Opposition gegenüber den Menschenrechten entsprang zweifellos die Französischen Revolution. Am 10. 03. 1791 verurteilte Pius VI. in seinem Schreiben "Quod aliquantum" die Auffassung von der natürlichen Freiheit und Gleichheit aller Menschen, deren behauptetes Recht auf Religionsfreiheit, sowie die Idee, das Volk sei oberster Souverän. Dabei ging es dem Papst offensichtlich vor allem um die Verteidigung der Vorherrschaft des Adels und dessen Regentschaft - gemäß göttlicher Ordnung.

Es dauerte bis zum II. Vatikanischen Konzil, um wenigstens die offiziellen Ressentiments der katholischen Hierarchie gegen die Menschenrechte zu überwinden. In "Gaudium et Spes", lesen wir: "Kraft des ihr anvertrauten Evangeliums verkündet also die Kirche die Rechte des Menschen, und sie anerkennt und schätzt die Dynamik der Gegenwart, die diese Rechte überall fördert." [GS 41]

Allerdings gehört zur Anerkennung der Menschenrechte zweierlei: die ausdrückliche Zustimmung zu entsprechenden Rechtskatalogen einerseits, sowie die praktische Umsetzung dieser Rechte im eigenen Verhalten andererseits. In beiden Punkten ist die Katholische Kirche bis heute vieles schuldig geblieben. Wenngleich sie als nichtstaatliche Organisation (von der in sich problematischen Existenz des Vatikanstaates einmal abgesehen) die allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die UNO, die sich ja an Staaten richtet, aus völkerrechtlichen Gründen nicht selbst unterzeichnen kann, so wäre es doch wünschenswert, diesem Text, der eine wesentliche Grundlage des Völkerrechts darstellt, speziell und ausdrücklich, am besten in einem eignem Dokument zuzustimmen und diese Zustimmung als einen Bestandteil der kirchlichen Verfassung zu erklären. Mit der Zustimmung müsste auch die Selbstverpflichtung einhergehen, sich für die Durchsetzung der Rechte nach Kräften einzusetzen.

Was die kircheninterne Umsetzung der Menschenrechte betrifft, so sind eine Reihe von eklatanten Schwachstellen zu beseitigen. Allem voran der diskriminierende Ausschluss der Frauen vom Weihesakrament und damit von letztentscheidenden Leitungsämtern, die Diskriminierung von verheirateten Menschen bei der Zulassung zum Weiheamt bzw. die Suspendierung von geweihten Amtsträgern bei ziviler Eheschließung, die diskriminierende Behandlung von Homosexuellen und das weitgehende Fehlen fairer Rechtsverfahren in der kirchlichen Rechtspraxis. Der Hinweis, die Beseitigung dieser Missstände widerspreche der Tradition, und deshalb stellten die inkriminierten Punkte gar keine Menschenrechtsverletzungen dar, kann nur als schlechte Ausrede verstanden werden, umso mehr, als das Verbot jeglicher Diskriminierung gerade zu den wesentlichen Grundtugenden des Evangeliums zählt. Darüber hinaus kommt es im kirchlichen Alltag erschreckend oft zu Menschenrechtsverletzungen, wenn etwa geschiedenen Religionslehrern nach einer Wiederheirat oder auch einer Theologieprofessorin wegen eines wissenschaftlichen Dissenses zum Katechismus die Lehrbefugnis entzogen wird oder wenn mit der Begründung "Vermeidung eines öffentlichen Ärgernisses" missliebigen Personen (z.B. laisierten Priestern, ausgetretenen Pastoralassistentinnen)  vom Ortspfarrer oder auch vom Ordinarius nahegelegt wird, den Wohnort zu wechseln. Dazu kommt das - auch von der Kirche prinzipiell als solches anerkannte, aber leider häufig vertuschte - himmelschreiende Unrecht sexueller Integritätsverletzungen durch kirchliche Amtsträger unter Ausnutzung von Autoritätsverhältnissen, sei dies Kindesmissbrauch oder sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung von Ordensschwestern durch Geistliche.

Es ist höchste Zeit, dass die Katholische Kirche derartige Menschenrechtsverletzungen in ihrem System noch viel klarer als solche benennt und endlich greifende Strukturen entwickelt, um diese in Zukunft zu unterbinden.

 

These 33: Die Kirche braucht einen Katalog mit den Grundrechten der Gläubigen

Matthias Jakubec matthias.jakubec(at)siemens.com – Rückmeldung an/von Herrn Jakubec erwünscht

These 32 erhebt die Forderung, die Katholische Kirche möge Strukturen entwickeln, um kircheninterne Menschenrechtsverletzungen in Zukunft zu unterbinden. Ein wesentlicher Schritt hierzu wäre die Erarbeitung eines Kataloges der Grundrechte der Gläubigen. Einige Grundrechte listet der gültige Codex Juris Canonici (CIC), also das kirchliche Gesetzbuch, heute bereits auf, insbesondere in den Canones 211 bis 221. Zahlreiche Rechte, die sich sowohl direkt aus den Menschenrechten als auch aus den Werten der Evangelien ergeben, bleiben aber bisher unbeachtet oder das bestehende Kirchenrecht widerspricht ihnen sogar. Von verschiedenen Gruppierungen wurden bereits einige Vorschläge gemacht, wie ein solcher Katalog aussehen könnte. Zu nennen sind hier:

Der Grundrechtskatalog sollte die folgenden Bedingungen erfüllen:

Folgende Grundrechte könnte der Katalog mindestens behandeln: Eintrittsfreiheit, Austrittfreiheit, Meinungs- und Informationsfreiheit, Wissenschaftsfreiheit, Vereinigungs- und Koalitionsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Recht auf Ehe und Familie, Gleichheit, Zugang zu kirchlichen Ämtern, Sakramentenempfang, Gottesdienst, faires gerichtliches Verfahren, Verbot willkürlicher Strafe, Verbot von Strafwiederholung, Recht auf selbstbestimmte Lebensführung, Recht auf Rechtsfähigkeit, Schutz vor Diskriminierung durch Dritte, Recht auf Rechtsbehelf gegen Grundrechtsverletzungen, Unschuldsvermutung, Verbot der Beweislastumkehr, Verbot unangemessener Strafen,  Wahrung des guten Rufes, Eigentumsrecht für einzelne und Gemeinschaften, Freiheit politischen Handelns im säkularen Bereich, aktives und passives Wahlrecht, Rechte kirchlicher Arbeitnehmer (Lohn, Freizeit, Krankenschutz, Mutterschutz, Vorsorge),  Recht auf (katechetische) Bildung, Recht der Eltern auf die freie Erziehung ihrer Kinder, Freiheit der Kunst.

Zusätzlich zum Katalog mit den Grundrechten der Gläubigen sollten auch ein Katalog mit den Rechten aller Menschen der Katholischen Kirche gegenüber und ein Katalog mit den Rechten der Ortsgemeinden gegenüber der Weltkirche im Verfassungsrang erstellt werden.  

                                                These 36: Die Bischöfe sollen vom Diözesanvolk direkt oder indirekt gewählt werden

                                                                                               von Matthias Jakubec

Die Erfüllung dieser Forderung an die kirchliche Legislative ist seit langem wirklich überfällig. Beinahe unüberschaubar an der Zahl sind die Publikationen, in denen dargelegt wird, dass eine demokratische Wahl der Bischöfe nicht nur legitim sondern auch wünschenswert erscheint. Sorgfältig ausgearbeitet seitens der theologischen Forschung sind auch die Dokumentationen über Bischofswahlen in der frühen Kirche und den Verlust derselben durch unheilige Allianzen der Kirche mit säkularen Machtapparaten. Unbestritten ist wohl auch die moralische Überlegenheit demokratischer Legitimation der Leitung gegenüber autoritären, absolutistischen Strukturen. Und es gibt zahlreiche ausgearbeitete Modelle, wie entsprechende Wahlverfahren auch unter Einbindung der Weltkirche aussehen könnten. Warum also erfüllt die Kirchenleitung diesen Wunsch der Gläubigen nicht?

Das Totschlagargument "Die Kirche ist halt keine Demokratie" disqualifiziert sich von selbst. Daraus, dass sie es nicht ist, kann nicht abgeleitet werden, dass sie es in keiner Weise sein soll. Und die Menschen der Frühen Kirche mit ihren kommunikativ-demokratischen Entscheidungsfindungen hätten über so eine Aussage gelacht.

Ein seriöseres, häufig gehörtes Argument ist die Befürchtung, durch die kirchenvolksseitige Entscheidung über Leitungspersonen geriete das Glaubensgut in Gefahr. Es könnten Personen in das Bischofsamt gelangen, welche dieses zur Unterwanderung der ursprünglichen christlichen Lehre ("Lehre" durchaus im besten Sinn) missbrauchen. Aber haben die bestehenden Institutionen diese Lehre wirklich "treu" und gut bewahrt? Oder waren es nicht vielmehr immer wieder heiligmäßige ProphetInnen, welche die Kirche auf den richtigen Weg zurückgerufen haben?

Eine andere Befürchtung, die seitens der Kurie geäußert wird, lautet: Die Wahl der Bischöfe durch das Volk könnte in Diktaturen leicht zu Ungunsten der Kirche manipuliert werden.

Allerdings agitieren und manipulieren Diktaturen so und so mehr oder weniger leicht gegen das Christentum (und andere nicht genehme ideologische Gemeinschaften).

Es bleibt also zu befürchten, dass es bei der Verweigerung des Wahlrechts nur um die Erhaltung und Absicherung der Eigeninteressen einer oligarchischen Gruppe geht.

Es ist der alte Dünkel der Eliten, besser zu wissen, was für das Volk gut ist, als dieses selbst.

Es ist die Unterdrückung der Freiheit und Menschenwürde durch den latenten Totalitarismus aller Machthaber, es ist deren Angst, in einer offenen Gesellschaft ihre Privilegien zu verlieren. Aber nur eine offene Kirche, in der jede und jeder Gläubige in maximaler Freiheit, in geschwisterlicher Gleichheit und in voller Mitverantwortlichkeit vor Gott steht, erfüllt das ureigene Anliegen Jesu Christi.

 

                          These 37: Die legislative Kompetenz in der Kirche soll bei einer ständig eingerichteten Weltkirchensynode liegen

                                                               Matthias Jakubec matthias.jakubec(at)siemens.com – Rückmeldung an/von Herrn Jakubec erwünscht 

Wenn heute von demokratischen Strukturen die Rede ist, so bezeichnet dies nicht nur den Aspekt freier Wahlen, sondern eine Fülle von politischen Konzepten, die erst zusammen das ergeben, was wir unter einer freien und offenen Gesellschaft verstehen. Das vielleicht Wichtigste davon ist die sogenannte Gewaltenteilung, also die Aufteilung der Kompetenzen für Legislative, Exekutive und Judikative auf unterschiedliche, von einander so weit wie möglich unabhängigen Personen oder Personenkreise. State of the Art ist es, die legislativen Aufgaben nicht einer Einzelperson, sondern einem Gremium (Rat, Parlament, Synode, ...) zu übertragen.

Eine solche Struktur entspricht nicht einfach einer Mode des Zeitgeists, sondern ist das Resultat langwieriger und schmerzhafter Lernprozesse. Ihre Vorzüge gegenüber der Gesetzgebung durch Einzelpersonen liegen klar auf der Hand. Eigentlich kann die gegenwärtige Praxis der katholischen Kirche, in der noch immer der Papst alleine alle Kompetenzen in seiner Person letztentscheidend vereint, wirklich durch nichts mehr gerechtfertigt werden.

Die Legislative muss ehest möglich einer Weltkirchensynode übertragen werden. Der Idealfall wäre, wenn der Papst in dieser Synode nicht nur kein Vetorecht besitzt (was selbstverständlich sein sollte), sondern ihm (oder ihr) überhaupt kein Stimmrecht zusteht. Im Gegenteil, er sollte natürlich ausnahmslos an die Beschlüsse der Synode gebunden sein.

Dies bedeutet selbstverständlich einen radikalen Bruch mit der Tradition. Einer Tradition, die lediglich den zunehmenden Absolutismus einer über Jahrhunderte immer enger und menschenverachtender werdenden Gesellschaft widerspiegelt und nichts mit einer Kirche als Volk Gottes in der Freiheit Jesu Christi zu tun hat. Das Konzept von einem Papst als Garanten der Einheit der Kirche wird damit aufgegeben. In der Praxis war und ist das Papstamt in seiner heutigen Form ohnedies der hauptsächliche Hinderungsgrund für diese Einheit. An seine Stelle muss die aufwändige Arbeit der Meinungsbildung in der Synode treten. Nur diese, wenn sie in gegenseitigem Respekt der Synodenmitglieder geschieht, kann tatsächlich zu Verbundenheit und Einheit in der Weltkirche führen. Derzeit muss ja jeder Entscheidung des Papstes mit Misstrauen begegnet werden, da sie mangels möglicher Kontrolle von vornherein unter dem Verdacht des Machtmissbrauches steht.

Für die Zusammensetzung der Synode empfiehlt sich eine Versammlung von Delegierten der Diözesanräte (oder Diözesankonferenzen). Bischöfe (bzw. Mitglieder kirchlicher Exekutivorgane) sollten in der Synode nicht vertreten sein. Freilich gibt es dazu auch andere brauchbare Modelle. Ein Zweikammernsystem aus Delegierten, diözesaner Legislativorgane (Diözesansynoden oder Diözesanräten) einerseits und diözesaner Exekutiven (Bischöfe) andererseits, stellt jedoch nur eine zweitbeste Lösung dar. Möglicherweise ist eine (nationale und/oder kontinentale) Zwischenstufe zwischen Orts- und Weltkirche (auf Ebene der heutigen Bischofskonferenzen) angebracht.

Insgesamt liegt dieser, (nicht nur) meiner These die Einschätzung zu Grunde, dass kein anderes politisches System in der Menschheitsgesichte so sehr das Wohl der Menschen verwirklichen (oder wenigstens deren Leid vermindern) konnte wie das demokratisch gewaltenteilige. Noch einmal: dieses System ist nicht einfach eine Mode - wie etwa der autoritäre Nationalismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts -, sondern das Ergebnis eines jahrtausendelangen Lernprozesses, der auch ganz wesentlich vom christlichen Begriff der Menschenwürde und der Suche nach adäquaten Strukturen zu dessen Wahrung angeleitet wurde. Die Kirche sollte damit also nicht nachhinken, sondern eigentlich Vorbild sein!

                                          These 38: Die Ämter von Papst und Bischöfen müssen im Sinn einer Gewaltenteilung aufgegliedert werden

                                                                            Matthias Jakubec matthias.jakubec(at)siemens.com – Rückmeldung an/von Herrn Jakubec erwünscht 

 Wie bereits in These 37 erläutert, bedeutet Gewaltenteilung neben dem Recht auf freie und allgemeine Wahlen das wichtigste Konzept einer offenen, partizipativen Organisationsstruktur. Aufteilung der Machtkompetenzen verhindert noch am besten den Missbrauch der Macht durch Einzelpersonen bzw. kleine Personenkreise. Selbstverständlich braucht es lettzlich die Kontrolle durch "das Volk" mittels Wahlen, um das Entstehen korrupter Oligarchien zu verhindern.

Die gegenwärtige Verfassung der Katholischen Kirche ignoriert diese Erfahrungen völlig. Der Papst vereinigt nicht nur sämtliche Gewalten in seiner Person, sondern genießt darüber hinaus auch noch den Status der Unfehlbarkeit (bezüglich Letztentscheidungen in Glaubensfragen) und das Jurisdiktionsprimat. Verteidiger des Systems führen ins Treffen, dass er ja Gott verantwortlich sei, was seine Macht begrenze. Aber die Beachtung dieser Grenze unterliegt lediglich dem Gewissen des Papstes selbst. Ein "gewissenloser" Inhaber des Amtes kann sie problemlos ignorieren. Glücklicherweise führt dies in Anbetracht der geringen faktischen Macht des Kirchenoberhaupts zur Zeit nur zu marginalen säkularen Problemen. Diese ergeben sich ganz handfest für die Theologie und das kirchliche Leben, welche in den Fesseln der päpstlichen Ansichten gefangen liegen.

Konkret wäre es angebracht, die Aufgaben des Papstes (und analog auf diözesaner Ebene die Aufgaben der Bischöfe) auf drei Ämter aufzuteilen.

1.) Vorsitz der Welt-(Diözesan-)synode. Am besten sollte diese Funktion gar nicht mit einem Stimmrecht in der Synode ausgestattet sein, sondern lediglich, im Sinne eines Moderators, den Prozess der Entscheidungsfindung moderieren und die Einhaltung der Geschäftsordnung gewährleisten. Die Aufgabe des Moderators entspricht meines Erachtens wesentlich besser der biblischen Anforderung "Stärke deine Schwestern und Brüder" [Lk 22,31], als dies eine Figur tut, die im Konfliktfall erst wieder die Entscheidung an sich zieht. Der Synodenvorsitz sollte von den Mitgliedern der Synode gewählt werden.

2.) Leitung der kirchlichen Exekutive: Dieses Amt beinhaltet wohl die allermeisten der derzeitigen Tätigkeiten des Papstes, nämlich die Abwicklung des Tagesgeschäfts und die Leitung der Kurie vor allem in Hinsicht auf das "Lobbying" der Kirche, d.h. ihre Einmischung in die internationale Politik. Auch die Befugnis, für die Kirche zu sprechen, liegt sinnvoller Weise bei diesem Amt. Selbstverständlich ist es aber in jeder Hinsicht an die Vorgaben der Synode gebunden. Diese Leitung der Kurie sollte durch (diözesane) Delegierte (Kardinäle) gewählt werden.

3.) Leitung der Einrichtung zum (kircheninternen) Konfliktmanagement. Diese Einrichtungen, sie lösen die bisherigen (päpstlichen bzw. diözesanen) Gerichtshöfe ab, wirken in erster Linie durch Mediationen. Ihre Mitglieder werden auf diözesaner Ebene am besten direkt gewählt (evtl. parallel zur Diözesansynode) und entsenden Delegierte in die jeweils höhere Ebene. Jedes Gremium wählt seine Vorsitzführung selbst.

Die Vorstellungen von einem Papst als einem obersten Seelsorger haben in diesem Modell keinen Platz. Seelsorge kann immer nur in einer mehr oder weniger intimen, persönlichen Beziehung stattfinden. Die zweifellos vorhandene Sehnsucht nach einer Person die (ähnlich wie ein Popstar) verehrt werden kann, wie sie besonders von Johannes Paul II. befriedigt wurde, muss von der Kirche zurückgewiesen werden. Durch ihre Erfüllung wird Religion tatsächlich zum Opium für das Volk.

Am besten wäre es, die Namen der jeweils amtierenden Amtsträger wären überhaupt nur den näher mit der kirchlichen Organisation befassten Personen geläufig. Wer kennt schon die Vorsitzenden des IOC oder des internationalen Roten Kreuzes. Ebenso wenig bekannt sollten "Päpste" und, auf Landesebene, "Bischöfe" sein.

 

These 39: Frohbotschaft statt Drohbotschaft

 Dr. Johannes Förg, Neuburg, 2007

„Frohbotschaft statt Drohbotschaft“ so lautet eine der fundamentalen Forderungen in weiten Kreisen des Kirchenvolkes, die mit ihrer Kirchenführung nicht zufrieden sind.

Sie trifft das Grundübel der Kirche wohl im Schwarzen, denn deren schlimmste Sünde dürfte es sein, dass sie der Versuchung nicht widerstehen konnte, die Frohbotschaft Jesu,  die uns zu befreiter, sinnvoller, eigenverantwortlicher Lebensgestaltung anleiten will, zur ganzen Entfaltung unseres schöpferischen Potentials,  in ihr Gegenteil, eine Botschaft der Angst und Einschüchterung, umzupolen. Der Geist der Botschaft wurde so völlig entstellt.  Das begann spätestens mit den Massen-Zwangsbekehrungen unter Konstantin und einem der großen Denkfehler des Augustinus, dass es außerhalb der Kirche nur ewiges Verderben gebe.

Mehr und mehr missbrauchten unsere religiösen Führer die Botschaft, um uns - als unfehlbare Herren über unseren Glauben – einzuschüchtern; denken Sie nur an weitere Zwangsbekehrungen, Kreuzzüge und andere religiös begründete Kriege, Inquisition, den Syllabus Pius IX., Diskriminierung von Kritikern u.s.w., u.s.w. – wahrhaft ein riesiger Katalog von Verbrechen, dem Geist Jesu vollkommen konträr. Die gegenwärtige Krise der Kirche ist nur die logische Quittung hierfür. Was aber wollte Jesus wirklich?

Eines seiner Ziele war sicherlich, das Reich Gottes zu verkünden, das sich ja bereits hier auf Erden formiert. Hierzu einige Zitate: 

Zu Nikodemus sagte er seinerzeit: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. ... Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist“. Was aber bedeutet „aus dem Geist geboren“? Ich meine, zu uns selbst finden, zu unserem ganz persönlichen Charisma, damit wir im ganz persönlichen Dialog mit Gott zu unserer Berufung finden, etwa so, wie Elias am Horeb, oder Mozart in seiner Musik. Dann werden wir nicht mehr plappern, wie die Heiden. Im Gespräch zwischen Geschöpf und Schöpfer sind wir ganz „Mensch“, hier sind wir ganz allein mit ihm, zur Freiheit befreit, niemandem sonst verantwortlich; hier zeigt sich unsere ganze Würde.

Zur Samariterin am Jakobsbrunnen sagte Jesus, dass die wahren Beter den Vater nicht am nahegelegenen Berg oder in Jerusalem, sondern im Geist und in der Wahrheit anbeten – Jerusalem, Rom oder Mekka können (und sollen) uns zwar zum Dialog als „Diener zu unserer Freude“ hinführen, aber, sie haben nichts hineinzudiktieren, dürfen uns nicht bevormunden.

Ein weiteres wichtiges Anliegen Jesu war sicherlich, uns aufzuzeigen, dass Gott unser aller Vater ist, dass er selbst uns Bruder und lebenslanger Begleiter sein will  und wir Menschen doch untereinander alle Brüder und Schwestern sind. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder (nicht) getan habt, das habt ihr mir (nicht) getan“.

Man könnte dies für weltfremde Spinnerei halten, aber in Wirklichkeit ist unsere ganze Würde und unser komplettes Sozialprinzip in diesem einen Doppelsatz zusammengefasst. Überlegen Sie einmal, was passiert, wenn wir uns nicht daran halten: Neid, Habsucht, Betrug, Unterdrückung, Krieg, ... .

Wenn wir aber das Prinzip achten, gleichen wir einem Orchester, in welchem alle Mitglieder unter Führung des Dirigenten ihren Teil beitragen zum Gelingen der Aufführung, voller Aufmerksamkeit für die Anderen und höchst konzentriert für den eigenen Part. Es wäre sicherlich Träumerei, zu glauben, dass es in der Welt nur solche edlen Orchestermitglieder gibt – und trotzdem stimmt das Prinzip.

Innerkirchlich ist dies aber nur zu realisieren in einer geschwisterlichen Kirche, in der jeder an seinem Platz seinen Teil beiträgt und in der auch die Spitze bescheiden genug ist, Kritik der Basis zu akzeptieren.

Zweifellos ist es ein großes Verdienst des letzten Konzils, dass der Wert des Gottesvolkes als Gesamtheit wiederentdeckt wurde, eines Volkes, das nicht nur aus Offizieren besteht, sondern in dem das Fußvolk eigentlich die Hauptlast trägt. Es war zu erwarten, dass sich Frohbotschaft und Orchestergeist gegen die alten, verkrusteten Führungsstrukturen nur mühsam durchsetzen können würden, aber der Glaubenssinn des Volkes Gottes wird auf Dauer auch damit fertig werden.

 

T hese 41: Die Kirche braucht ein neues Ämterverständnis

von Matthias Jakubec

 

Das Wort "Amt" im Kontext der Katholischen Kirche führt zunehmend zu Missverständnissen und zu Ungereimtheiten. Zunächst kennen wir eigentlich drei Kategorien von Ämtern:

1.) Das ordinierte Amt, also Diakone, Priester und Bischöfe.

2.) Amtliche Funktionen, die von hauptamtlichen Laien oder Priestern, also von dazu verpflichteten und dafür bezahlten Personen ausgeübt werden: MitarbeiterInnen in der Pastoral (PastoralassistentInnen, etc.), vielfältige Tätigkeiten in Pfarr- und Diözesanämtern, Kämmerer und Finanzverantwortliche, Kurienämter bis hin zum Papst etc.

3.) Ehrenämter

Auch wenn heute faktisch viele Entscheidungen von Amtsinhabenden der Kategorien 2 oder 3 getroffen werden, liegt die Entscheidungsbefugnis de jure in allen Fragen bei Weiheträgern. Alle Laien unterstehen praktisch in allen relevanten Fragen einem Geweihten, an dessen Weisungen oder zumindest Vetos sie gebunden sind.

 

Obwohl auch für manche Ämter der Kategorie 2 und 3 das Bedürfnis nach einer spirituellen Einbettung in das kirchliche Leben besteht, dem meist durch Sendungsfeiern entsprochen wird (z.B. für ReligionslehrerInnen, KommunionhelferInnen etc.), achtete das Lehramt peinlichst genau auf die Unterscheidung zwischen "Laienämtern" und "dem" ordinierten Amt. Begründet wird dies mit der Notwendigkeit, die "Reinheit der Lehre" zu bewahren. Als ob die heutige Lehre der Katholischen Kirche noch viel mit der ursprünglichen Lehre Jesu gemeinsam hätte. Die Bevölkerung versteht den Unterschied zwischen geweihten Priestern oder Diakonen und beauftragten Pastoralhelferinnen und -helfern erfahrungsgemäß nicht.

Von zahlreichen Laien wird die Existenz des Weiheamtes als Bestandteil einer Zwei-Klassen-Kirche empfunden. Die Geweihten, die kompromisslos auf die Kirchenpolitik der Hierarchie eingeschworen werden können, und die Laien, die keinerlei Entscheidungen gegen die Ansichten der Hierarchie durchbringen können.

Faktisch bedeutet dies eine ungeheure Anmaßung der Hierarchie dem christlichen Volk gegenüber, denn den Ordinierten fehlt jegliche Legitimation - außer durch ihresgleichen. Gerne wird von ihnen betont, das Amt sei ja seinem Wesen nach ein Dienst für die Gemeinde. Freilich sollte dies so sein, praktisch wird es aber nur selten so ausgeübt, und die kirchenrechtliche Situation erlaubt es spielend, ja erzwingt es geradezu, den Dienstcharakter zu ignorieren. Faktisch wird die Rede vom Dienstamt benutzt, um damit den Machtmissbrauch seitens der Hierarchie schönzureden.

 

Die gesamte katholische Ämterlehre geht von antiken oder auch mittelalterlichen Vorstellungen aus. Ein Amt ist da eine ehrende Auszeichnung für seinen Inhaber und wird durch die Huld eines höheren Machthabers verliehen. Es zeichnet den damit Geehrten auf Lebenszeit aus.

Demgegenüber brauchen wir heute konsequent ein Verständnis von Amt als Beauftragung zur Erfüllung einer Funktion. Personen brauchen für seine Ausführung einerseits die "Fähigkeitskompetenz", also die entsprechende Ausbildung und Eignung, andererseits die "Zuständigkeitskompetenz", also die Beauftragung mit der Durchführung amtlicher Tätigkeit für einen definierten geographischen und zeitlichen Rahmen durch legitimierte Auftraggeber gemäß der Rechtsordnung. Diese beiden Kompetenzkriterien müssten die eigentlichen Grundlagen für die Strukturierung von Ämtern darstellen. Sämtliche Ämter müssen zeitlich befristet übertragen werden und mittels ordentlicher Verfahren entzogen werden können.

 

Erst von solchen Grundlagen ausgehend, sollte eine dazu passende spirituelle, evtl. auch sakramentelle Bestätigung von Ämtern neu entworfen werden. Um es pointiert zu sagen: Prinzipiell müsste es denkbar sein, dass der Papst, also jene Personen, welche der Weltsynode oder der kirchlichen Exekutive vorstehen, auch gar keine sakramentale Weihe erhalten haben. Andererseits könnten durchaus auch andere Ämter, z.B. Katechese oder theologische Professur mit sakramentaler Weihe verbunden sein. Auf keinen Fall sollte die Weihe zu zwei Klassen hinsichtlich von Rechten und Pflichten, insbesondere im Hinblick auf die mögliche Betrauung mit Zuständigkeiten, also zu zwei unterschiedlichen "Ständen" führen.

These 42: Die Kirche darf gegenüber den Staaten und der Staatengemeinschaft keine Privilegien beanspruchen

von Matthias Jakubec

                                 

Die katholische Kirche ist die einzige Religionsgemeinschaft mit international anerkanntem Status als Subjekt des Völkerrechts. Genau genommen gilt als Völkerrechtssubjekt der "Heilige Stuhl", der aus diesem Grund zu den meisten Staaten der Erde diplomatische Beziehungen unterhält. Der Heilige Stuhl muss rechtstechnisch vom Staat "Vatikanstadt" unterschieden werden, denn während der Vatikan lediglich ca. 900 Einwohner zählt und alle seine ca. 550 Staatsbürger, auch der Papst, diese Staatsbürgerschaft nur zusätzlich zu der ihres ursprünglichen Heimatlandes tragen, die meisten von ihnen beschränkt auf die Zeit ihrer Funktionsausübung, beansprucht der Heilige Stuhl für sich, über eine Milliarde Katholiken weltweit zu vertreten. Der Heilige Stuhl gilt dabei als Völkerrechtssubjekt "sui generis" also "eigener Art", da ihm kein anderes Gebilde gleicht. Streng genommen ist er auch nicht mit der Katholischen Kirche gleichzusetzen, sondern mit dem Papst als einem souveränen Monarchen. Völkerrechtlich gilt der Papst, wie andere Monarchen auch, als der Staat. Selbstverständlich erklärt sich dies aus der Geschichte, in der er ja tatsächlich Oberhaupt des Kirchenstaates war. Allerdings wurde der Kirchenstaat durch Viktor Emanuel II. 1870 erobert und faktisch aufgelöst und erst 1929 in Form des Vatikanstaates wieder errichtet.

Bei den Vereinten Nationen ist der Hl. Stuhl zwar nicht Mitglied, aber permanenter Beobachterstaat mit weitgehenden Rechten; seit 2004 auch mit dem Recht, auf eigenen Antrag in der Generalversammlung zu sprechen. Der Vatikan ist Mitglied in internationalen Vereinigungen wie z.B. der ITU (International Telecommunication Union, Internationale Vereinigung für Telekommunikation).

Sowohl mit dem Hl. Stuhl als Völkerrechtssubjekt (Diplomatischer Apparat, UNO-Beobachterstatus) als auch mit der Inanspruchnahme des Vatikans als souveränem Territorium übt die Katholische Kirche Privilegien aus, wie sie keiner anderen Religion oder weltanschaulichen Gemeinschaft zugestanden werden. Diese Situation ermöglicht dem Papst vergleichsweise starken Einfluss sowohl auf die Weltpolitik als auch auf die Politik in einzelnen Staaten. Er nutzt diesen zweifellos in positiver Weise für das Ringen um Frieden und soziale Gerechtigkeit, aber auch gegen die Anwendung von Kondomen im Kampf gegen AIDS und die Straffreiheit von Abtreibung. Viele Italiener bewerten die staatliche Autonomie des Vatikan insoferne positiv, als sie dem italienischen Staat eventuell einiges an Komplikationen erspart. Aber auch andere internationale Organisationen unterhalten ihre Büros ohne gröbere Schwierigkeiten auf dem Territorium von Gastgeberländern, z.B. der Ökumenische Rat der Kirchen in den USA, das Rote Kreuz in der Schweiz.

Unabhängig davon, ob der Sonderstatus der katholischen Kirche nun Positives oder Negatives bewirkt, widerspricht er eigentlich der ureigenen Berufung der Kirche. Jesus wäre wohl entsetzt darüber, welche weltliche Machtform "seine" Kirche hier ausübt. Und auch die Kirche selbst hat erkannt, dass sie damit eigentlich den falschen Weg eingeschlagen hat. Die Kirche setzt "ihre Hoffnung nicht auf Privilegien, die ihr von der staatlichen Autorität angeboten werden. Sie wird sogar auf die Ausübung von legitim erworbenen Rechten verzichten, wenn feststeht, dass durch deren Inanspruchnahme die Lauterkeit ihres Zeugnisses in Frage gestellt ist, oder wenn veränderte Lebensverhältnisse eine andere Regelung fordern. Immer und überall aber nimmt sie das Recht in Anspruch, in wahrer Freiheit den Glauben zu verkünden, ihre Soziallehre kundzumachen, ihren Auftrag unter den Menschen unbehindert zu erfüllen und auch politische Angelegenheiten einer sittlichen Beurteilung zu unterstellen, wenn die Grundrechte der menschlichen Person oder das Heil der Seelen es verlangen. Sie wendet dabei alle, aber auch nur jene Mittel an, welche dem Evangelium und dem Wohl aller je nach den verschiedenen Zeiten und Verhältnissen entsprechen." So das kirchliche Selbstbild des II. Vatikanischen Konzils ["Gaudium et Spes", Absatz 76]

Mit ihrer faktischen Positionierung verletzt sie allerdings dieses Selbstbild ganz eindeutig. Der ihr eigentlich angemessene Platz wäre der, den auch andere Religionsgemeinschaften einnehmen, an der Seite von NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen) ähnlich wie z.B. das Internationale Olympische Komitee  oder das Internationale Rote Kreuz.

 

These 43: Die katholische Kirche muss sich in den Weltrat der Kirchen eingliedern

                                                                                                         von Mattias Jakubec

Die Katholische Kirche muss ihr Selbstverständnis ändern! Sie muss zugeben, dass sie nur einen Teil der Christen umfasst und somit nur ein Teil der gesamten Kirche ist, ob ihr das passt oder nicht. Erst ökumenisch gedacht, sind wir Kirche im vollen Sinn des Begriffes, nämlich Gottes Volk, eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern Jesu und untereinander, Kinder Gottes, so wie Jesus sich als Sohn Gottes verstanden hat. Wir müssen akzeptieren, dass es viele Menschen gibt, die sich genauso wie wir auf Jesus Christus als Grundlage ihres Glaubens an Gott berufen, aber nicht von derselben Organisation Katholische Kirche vertreten werden möchten.

Um christliche Gemeinschaft mit all diesen Menschen zu halten, muss die katholische Kirche (KK) dem ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) ohne Vorbehalte beitreten, bzw. ihre Aufnahme in den Rat beantragen. Dass der ÖRK einer Mitgliedschaft der KK nicht ablehnend gegenübersteht, kann dem "Bericht des Weisungsausschusses für Grundsatzfragen (Entwurf - zur Beschlussfassung)" zu seiner 9. Vollversammlung (14.-23. Februar 2006, Porto Alegre, Brasilien) entnommen werden, in dem es unter der Überschrift "Beziehungen zu anderen christlichen Kirchen - Die römisch-katholische Kirche" heißt, die gemeinsamen Projekte von römisch-katholischer Kirche und ÖRK hätten die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden ausgeweitet, "auch wenn die römisch-katholische Kirche eine Mitgliedschaft im ÖRK ablehnt." Der ÖRK wäre also eigentlich an der Mitgliedschaft interessiert, bringt aber viel Verständnis für die Haltung der katholischen Hierarchie auf und bemüht sich deshalb um alternative Wege der Kooperation.

Es ist allein die KK, die den Beitritt ablehnt. Als Gründe dafür nannte Bischof Mario Conti auf der ÖRK-Vollversammlung 1998 in Harare erstens, die KK hätte nicht an den Gründungsdokumenten des ÖRK mitgewirkt - welche inhaltlichen Punkte in diesen Dokumenten die KK aber konkret nicht mittragen könnte, verriet Conti nicht - und zweitens, die Zahl der Katholiken sei im Verhältnis zur Mitgliederzahl der übrigen Kirchen zu hoch. "Wir möchten zur Arbeit des ÖRK lieber beitragen, als ihn zu destabilisieren", so Conti. Dieses Missverhältnis stört den ÖRK aber gar nicht; seine Satzung sieht kluge Mechanismen zum Ausgleich zwischen den Kirchen der unterschiedlichen Größenordnungen vor. Also bleibt als wahrer Grund anzunehmen, "daß durch eine Mitgliedschaft im ÖRK die Kirche zugestände, sie selber sei auch nur eine Kirche unter Kirchen." So Hans Amann, der ehemalige Landespräses des BDKJ, auf der Homepage des ökumenischen Jugendrates in Bayern.

Und genau diese Überheblichkeit, die ein solches Zugeständnis verhindert, macht unsere Kirche unglaubwürdig, denn, es kann nicht oft genug gesagt werden: Die Trennung der Kirchen ist ein Skandal.  

 

                                   These 44: Die Kardinäle ("Wahlmänner" für den Papst) sollten von den Bischofskonferenzen ernannt werden.

                                                                                                                  von Mattias Jakubec

Im Sinn einer Organisationsstruktur der Kirche, die dem Prinzip der Gewaltenteilung folgt, erscheint es sinnvoll, die unterschiedlichen Leitungsämter mittels unterschiedlicher Verfahren zu besetzen. Während der Vorsitz der Weltkirchensynode (Legislative) von der Synode selbst gewählt werden sollte, wäre die Wahl der Vorsitzenden der Kurie (Päpste, Exekutive) durch repräsentativ ausgewählte Delegierte der Bischöfe sinnvoll. Diese "Wahlmänner" (oder Frauen) könnten, wie heute, den Titel "Kardinäle" tragen, obwohl ich eine solche Bezeichnung quasi als "Häupter" aus theologischen Gründen für recht bedenklich halte.

Im Unterschied zu heutigen Kardinälen, die ja Mitglieder einer in sich selbst weitgehend abgeschlossenen elitären Oligarchie sind, wären die zukünftigen Papstwahlpersonen aber Repräsentanten der Leitungsorgane der Ortskirchen. Am besten werden sie wohl auf der organisatorischen Ebene der Bischofskonferenzen in ihre Aufgabe entsandt, also jeweils von einer Versammlung von Bischöfen gewählt.

Eine diesbezügliche Änderung des Kirchenrechts erscheint mir unabhängig von den in all den anderen Thesen vorgeschlagenen Änderungen durchführbar und wünschenswert.

Schon jetzt wäre eine entsprechende Anpassung des CIC mit einem Federstrich des Papstes machbar. Durch sie alleine würde sich an Status und Stellung von Papst und Bischöfen nicht das geringste ändern.

Die Änderung betrifft in keiner Weise irgend welche theologischen Fragen, sie ist tatsächlich eine reine Angelegenheit der Organisationsstruktur und des Kirchenrechts.

Allerdings würde sie einen gewaltigen Fortschritt in Richtung einer Beteiligung der Ortskirchen an der Leitung der Weltkirche bringen. Aus meiner Sicht könnte diese Anpassung des Codex tatsächlich ein erstes konkretes Ziel auf dem Weg zu einer Kirchenreform bedeuten. Es würde sich lohnen, die Kräfte für die Umsetzung dieses Zieles zu bündeln. In diesem Sinn rufe ich die Reformbewegungen auf, sich konzentriert für diese Anpassung des Codex einzusetzen.

 

These 45: Jesus war ein Mensch wie du und ich

 von Heribert Lerch, 2007

Die Zeugung Jesu aus dem heiligen Geist und seine Geburt aus der Jungfrau Maria sind nicht historisch. Es gibt zahlreiche Parallelen aus der Religionsgeschichte, die ebenfalls von wunderbar gezeugten und geborenen Gottessöhnen berichten.

So war zum Beispiel Mithras ein griechisch-römischer Weltheiland, der als Sohn eines himmlischen Vaters von einer irdischen Jungfrau geboren wurde und am Ende seines Erdenlebens in den Himmel aufgenommen wurde. Nebenszenen der Mithrasgeburt gehen auf den indischen Feuergott Agni zurück, der ebenfalls "Sohn der Jungfrau" genannt wurde. Als Licht mitten in der Nacht wurde er geboren und nach der Geburt zunächst wie Mithras und Jesus von Hirten verehrt. Auch Alexander der Große und Kaiser Augustus sind in der Legende von Gott gezeugt.

Der historische Ertrag der matthäischen Geburts- und Kindheitsgeschichte ist praktisch gleich Null. Ebenso trägt die Tatsache, dass neben Mt auch Lk eine Geburtsgeschichte erzählt, zur historischen Glaubwürdigkeit der Erzählung des Mt nichts bei. Im Gegenteil: Aufgrund der Unvereinbarkeit beider Berichte wird ihr historischer Wert noch geringer. Nicht einmal in der Datierung der Geburt stimmen Mt und Lk überein. Bei Mt wohnen die Eltern in Bethlehem, und erst nach der Rückkehr aus Ägypten siedeln sie nach Nazareth um. Lk dagegen lässt die Eltern vor der Geburt Jesu nach Bethlehem ziehen. Von Magiern aus dem Morgenland, einem Wunderstern, einer Flucht nach Ägypten und einem Kindermord des Herodes berichtet Lk nichts. Umgekehrt weiß Mt nichts von einer Verkündigung an die Hirten usw. 

Ein letzter, ebenso verzweifelter wie abwegiger Versuch, beide Erzählungen zu harmonisieren, wäre die Annahme, beide wollten dasselbe nur auf verschiedene Weise darstellen oder das von Mt Berichtete setze die lk Geschichte als früher Vorgefallenes voraus (bzw. umgekehrt). Einen solchen Versuch hat man in jüngster Zeit mit dem Kinofilm "Es begab sich aber zu der Zeit ... " wieder unternommen. So wurde in der Wochenzeitung des Erzbistums Freiburg vom 10.12.2006 in einem großen Artikel für diesen Film mit der Überschrift "Glaube an Gott und aneinander" mit 10 Freikarten für den Film und fünf Exemplaren des Romans zum Film geworben. Natürlich fehlt jeder Hinweis, dass die Geburtsberichte unhistorische Erzählungen sind. Viele Begebenheiten der unbekannten Verfasser sind reine Erfindungen, die durch die Ausmalung eines entsetzlichen Kindermordes – damit beginnt der Film -  nur noch schlimmer werden. 

Die Notiz, dass Jesus Marias erstes Kind war, mag sicher zutreffen. Wollte man aber die Jungfrauengeburt für historisch halten, müsste man ja annehmen, Maria habe von ihren intimen Erfahrungen berichtet. 

Die Historizität der Geburt Jesu aus einer Jungfrau scheidet aber auch aus naturwissenschaftlichen Gründen aus. 

Quellenangabe:- Gerd Lüdemann: Jesus nach 2000 Jahren - Hans Koepf: Mithras oder Christus  

 

                                   These 46: Die Kirche muss weltweit und energisch gegen  die Auswüchse des Kapitalismus auftreten

                                                                                            Dr. Herbert Kohlmaier, 12.2.2007

Die Marktwirtschaft hat sich als jenes ökonomische System erwiesen, das die Versorgung der Menschen mit Gütern und Dienstleistungen am besten herstellt. Sie ist jedoch nur als "Soziale Marktwirtschaft" akzeptabel. Die Kräfte des Marktes sind allein nicht in der Lage, sozial verträgliche Ergebnisse und insbesondere eine gerechte Wohlstandsverteilung herbeizuführen. 

Der Staat muss daher die notwendigen Rahmenbedingungen herstellen, Missbräuche bekämpfen und eine wirksame soziale Umverteilung in Gang setzen. Dies geschieht zwar in den Ländern Europas, doch scheinen die dafür eingesetzten Instrumentarien nicht mehr auszureichen. Das Gefälle zwischen Arm und Reich hat sich vergrößert, die Arbeitswelt ist aufgrund des globalen Wettbewerbs sowie des Kostendrucks härter und kälter geworden. Die Wirtschaft gibt in der Politik viel mehr den Ton an, als die Herstellung sozialer Ausgewogenheit. Über den gesamten Globus hat sich ein Gebilde spekulativer Finanztransaktionen ausgebreitet, das viele Milliarden vergeudet, welche für notwendige Zukunftsinvestitionen fehlen. Oberstes Prinzip wurde der Kapitalgewinn ohne Rücksicht auf die Gebote der Menschlichkeit und des Schutzes unserer Umwelt.

Ursache dieser Missstände ist, dass sich eine Gesinnung des Materialismus ausgebreitet hat, der niemand energisch entgegentritt. Die Kirche hat zwar mit ihrer Soziallehre dem dialektischen Materialismus in Form des Marxismus eine Alternative entgegengesetzt, ist aber nicht in der Lage, ihre ganze Autorität gegen den kapitalistischen Materialismus der entwickelten Staaten einzusetzen. Ein ungehemmtes Konsumdenken dominiert heute. Den Menschen wird durch eine maßlose Werbung eingeredet, dass immer mehr Güter Lebensglück bedeuten. Erwerb und Gewinn sind zu den höchsten Werten geworden und verdrängen die Gesinnung des Maßes und des gerechten Teilens.  

Alles dreht sich um Geldvermehrung. Profit ist zum obersten Prinzip des Wirtschaftens geworden, wobei ohne Rücksicht auf soziale Verträglichkeit vorgegangen wird. Wenn der Gewinn stimmt, ist ein Unternehmen angeblich "gut", aber niemand fragt danach, zu welchen Bedingungen und mit welchem Einkommen die hier Arbeitenden den Ertrag ermöglichen. Besonders gilt das für Arbeitskräfte in armen Ländern, die von international agierenden Unternehmen bedenkenlos ausgebeutet werden. Das "hire and fire" hat die Rücksichtnahme auf die Menschlichkeit verdrängt. Nur wer gebraucht wird, zählt und wer bei den gestellten Anforderungen nicht mitkommt, wird einfach fallen gelassen.

Aber auch die Familien leiden unter dieser Vergötzung des Geldes. Dem möglichst großen Einkommen werden die Entscheidung für Kinder und Familienglück nachgereiht. 

In dieser Situation muss sich die Kirche zunächst überall und bedingungslos auf die Seite der Armen und Benachteiligten stellen und deren Stimme laut erheben. Diese Mahnung muss geradezu Markenzeichen der Kirche sein - komme es gelegen oder ungelegen. Die Kirche muss ferner von der Politik energisch und beharrlich einfordern, alles zu unternehmen, um die Auswüchse des Kapitalismus zu bekämpfen. Sie muss einfach im Sinne des Evangeliums davor warnen, Schätze auf dieser Welt statt im Reich Gottes zu vermehren. 

Aber allzu oft ist die Kirche stumm. Sie will nicht "politisieren", obwohl sie die Gerechtigkeit einfordern muss. Immer wieder arrangiert sie sich mit Mächtigen, die sich nicht um das allgemeine soziale Wohl kümmern. So entsteht wieder jene Gefahr, die den Marxismus ermöglicht hat: In der Augen der Menschen gibt es offenbar ein Bündnis zwischen weltlicher und geistlicher Macht. Doch Kirche muss sich von jeder Macht fernhalten und in erster Linie für jene da sein, die ohnmächtig sind, weil sie auch in unserer Gesellschaft an den Rand gedrängt werden.

 

These 47: Naturwissenschaftliche Erkenntnisse müssen von der Theologie anerkannt werden

Matthias Jakubec matthias.jakubec(at)siemens.com – Rückmeldung an/von Herrn Jakubec erwünscht

 Man sollte meinen, der Streit zwischen Naturwissenschaft und Theologie sei beigelegt und eine friedliche Koexistenz beider Disziplinen hätte längst Einzug gehalten. Leider ist in jüngster Zeit aber wieder die Unsitte erwacht, dass hochrangige Vertreter der katholischen Kirche die Naturwissenschaft mit theologischen Mitteln zu korrigieren versuchen. Vor allem der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat mit seinem Artikel in der New York Times vom 7. Juni 2005 die Diskussion angeheizt und offen Neodarwinismus und Multiversum-Hypothese abgelehnt. Er spricht darin systematisch von "Zweck und Plan" der Schöpfung und bedient sich damit des vor allem in den USA weit verbreiteten Glaubens an das Intelligent Design, um der kirchlichen Lehre mehr Popularität und damit Autorität zu verschaffen.

Schönborn zitiert Papst Benedikt XVI.: "Es ist klar, dass die Glaubenswahrheit über die Schöpfung den Theorien der materialistischen Philosophie radikal entgegengesetzt ist." Schönborn verteidigt den Papst, als lautete der Satz: "Es ist klar, dass die Glaubenswahrheit über die Schöpfung den materialistischen Theorien der Naturwissenschaft radikal entgegengesetzt ist." Die Grundthese Schönborns: Zusätzlich zu den von der Naturwissenschaft gelieferten kausalen Ursachen braucht es die von der Theologie aufgewiesenen finalen Ursachen um die Welt rational befriedigend erklären zu können. Indem der Neodarwinismus den Anspruch erhebt, den Ist-Zustand der Welt ausschließlich kausal erklären zu können, könne er keine wissenschaftliche Gültigkeit beanspruchen.

Nun wird ja von keinem Neodarwinisten bestritten, dass die Naturwissenschaft keine Zweckursachen liefert. Wer solche sucht, wird sich wohl an die Religion halten. Schönborns Angriff besteht aber darin, zu behaupten, ohne diese Zweckursachen sei eine vollständige Erklärung der Befunde unmöglich. Diesen Punkt weisen Naturforscher mit Recht als Übergriff zurück.

Es ist das Programm der empirischen Wissenschaften, die Natur rein mit Hilfe kausaler Theorien zu erklären, denn nur so ist Erkenntnisgewinn überhaupt möglich. Die Annahme von "Zweck und Plan" erklärt nichts, da sie zu keinen (im logischen Prinzip) falsifizierbaren Hypothesen führt. Die Behauptung, Gegenstände fielen zur Erde, weil Gott es so will, ersetzt vollständig die Theorie der Gravitation, wird aber nie zum Bau von Satelliten führen können, denn wer weiß schon, ob Gott auch will, dass diese in ihrer Umlaufbahn kreisend beharren. Die Naturwissenschaft bietet Theorien, Erklärungsmodelle für das Verhalten der materiellen Welt an. Sie darf dabei auf jede teleologische Sichtweise verzichten, ohne mit dem Glauben in Konflikt zu kommen.

Ihre Modelle sind notwendiger Weise immer lückenhaft. Diese Lücken können aber niemals von religiösen Thesen gefüllt werden, sondern immer nur von verbesserten naturwissenschaftlichen Theorien, da jene im Unterschied zu diesen grundsätzlich nicht an Befunden überprüfbar - also im Fehlerfall falsifizierbar - sind. Daraus folgt nicht, dass die Ergebnisse der empirischen Wissenschaften nicht kritisierbar seien, aber sie sind es nur mit ihren eigenen Befunden und formalen Mitteln, nicht mit denen der Religion.

  These 50: Jeder Mensch hat das Recht, ganz Mensch sein zu dürfen

  Josef Berens, 2007

 Was mich und sicherlich immer mehr Menschen beschäftigt, ist der Eindruck, dass man amtskirchlich zu sehr versucht, Menschen im normalen Menschsein einzuschränken und nicht so leben zu lassen, wie Gott sie doch sicherlich gewollt und bewusst geschaffen hat. Ja, man wird den Verdacht nicht los, dass man es vielleicht sogar amtskirchlich genießen könnte, Mitmenschen Lebensfreuden zu nehmen, Entbehrungen, Leiden und sogar den Tod -Kondomverbot und AIDS- zumuten zu können.

Dabei gibt es doch aber nicht die geringste Garantie dafür, dass die so versuchten amtskirchlichen Einschränkungen des normalen Menschseins, vor allem auch auf sexuellem Gebiet, von Gott akzeptiert und gut geheißen werden. Man nennt diese zwar gerne Opfer, bekanntlich hat Gott aber an aufgezwungenen Opfern kein Wohlgefallen. Es dürfte sogar nicht auszuschließen sein, dass man sich mit diesen aufgezwungenen Menschseinsbeschneidungen amtskirchlich versündigen könnte.

Nicht selten hat es auch den Anschein, dass diese vielleicht nur zum Wohlgefallen derer dienen könnten, die sie Mitmenschen, aus welchen Gründen auch immer, aufzuzwingen versuchen? Unsere evangelischen Glaubensbrüder und Schwestern kennen derartige Beschneidungen des Menschseins nicht. Könnten sie uns so nicht ein Stück voraus sein?

Jeder Mensch hat doch eigentlich ein Recht darauf, sein relativ kurzes, von Gott geschenktes Erdenleben, ganz natürlich und normal zu leben. Wenn Gott den Menschen schon bewusst so geschaffen hat, wie er eben ist, könnte man doch auch davon ausgehen, dass er von jedem Menschen sogar erwartet, dass er sein Leben auch wirklich, im Rahmen der von ihm erhaltenen Möglichkeiten -  im guten Sinne - lebt.

So dürften auch der normale Menschenverstand und das eigene Denken von Gott gegebene Talente sein, und bekanntlich hat Jesus im Gleichnis den verurteilt, der sein Talent ängstlich vergraben hat. Ob also jemand, der brav, ohne eigenes Denken sich menschliche, amtskirchliche Meinungen und Ansichten, als Gottes Wille einreden und ohne eigenes Denken aufdrängen lässt, damit aus dem Schneider ist, wie man so schön zu sagen pflegt, oder ob er vielleicht eher dem nicht Handelnden gleicht, der sein Talent ängstlich vergraben hat? Könnten so vielleicht die brav alles Glaubenden, nicht nur in ihrem Erdenleben, sondern sogar vielleicht auch vor Gott, die Dummen sein

Ist es da verwunderlich, dass denkende Menschen nicht mehr alles akzeptieren, was man ihnen, angeblich als Gottes Wille und Gebot, einzureden versucht? Sie orientieren sich da lieber selber am Evangelium und lassen sich ihr normales Menschsein nicht mehr sinnlos beschneiden, was vor allem auch bei der Jugend zu beobachten ist.

Alles in allem wird man den Verdacht nicht los, dass amtskirchlich zu viel versucht wird, die Menschen im normalen Menschsein einzuschränken, zu kasteien, ängstlich mit schlechtem Gewissen zu halten und im eigenen Denken und Handeln nicht wirklich frei sein zu lassen. Freiheit macht bekanntlich auch frei im eigenen Denken und freie, selbstdenkende Menschen sind bekanntlich schwieriger zu beherrschen. Vielleicht ein Grund für das amtskirchliche Vorgehen?

Wäre es nicht christlicher und heilsam für die Glaubwürdigkeit, wenn man Mitmenschen amtskirchlich nicht länger als unmündige Untertanen, sondern erkennbar als gleichberechtigte Schwestern und Brüder in Christus sehen und behandeln würde?

So ist auch die amtskirchliche Benachteiligung der Frauen in unserer kath. Kirche unmenschlich und auch unchristlich. Sie ist nicht geschwisterlich. Der dauernde Verweis auf Tradition nichts mit Jesus und dem Evangelium zu tun. Im Gegensatz zur Amtskirche hatte Jesus nie ein Problem mit dem weiblichen Geschlecht.

Unter diesen Gesichtspunkten sollte nicht zuletzt auch das Pflichtzölibat beleuchtet werden, mit dem Menschen, die sich von Gott zum Priestertum berufen fühlen, ein ganz wesentlicher Teil des normalen Menschseins, vollkommen sinnlos, genommen wird.

Zusammenfassend kann so festgestellt werden, dass amtskirchliche Beschneidungen des normalen Menschseins wohl kaum etwas mit der Botschaft der Genesis – „als Mann und Frau schuf er sie“ und „Er sah, dass es gut war“ - zu tun hat, sondern rein menschliche Erfindung und Auffassung sein dürften. Ob man sie daher nicht vielleicht sogar, auch wenn es hart klingen mag, als rein menschlich ersonnene Schikanen, ja sogar als Menschenrechtsverletzungen mit religiösem Deckmantel, bezeichnen könnte?

Christen sollten doch eigentlich frohe und freie Menschen sein. Versucht man amtskirchlich aber nicht, aus welchen, vielleicht sogar rein egoistischen Gründen auch immer, diese Freiheit auch im eigenen Denken einzuschränken oder gar zu verhindern? Was Freiheit der Christen angeht, könnte man amtskirchlich sicherlich sehr viel von der evangelischen Kirche lernen. Dort verkündet man das Evangelium, versucht es auszulegen und hält die Menschen für mündig genug und in der Lage, die nötigen Schlüsse daraus zu ziehen. Vielleicht eher im Sinne von Jesus.

Etwas, worüber auch ein Papst vielleicht einmal nachdenken sollte.

Josef Berens

(als einfacher, denkender Katholik)

 

62: Eucharistiegemeinschaft mit christlichen Kirchen

Dr. Rudolf Walter, 2007

 Die römisch-katholische Kirche soll in Eucharistiegemeinschaft mit allen christlichen Kirchen treten, die im Wesentlichen das gleiche Verständnis vom Herrenmahl haben.

Begründung: Das unterschiedliche Verständnis vom Herrenmahl galt lange Zeit als kirchentrennend für die wichtigsten christlichen Konfessionen. Seit den Lima-Erklärungen wissen wir jedoch, dass alle größeren christlichen Kirchen im Wesentlichen das gleiche Eucharistieverständnis bewahrt haben. Die verbliebenen theologischen Differenzen werden von den Gläubigen aller christlichen Konfessionen als unbeachtlich angesehen oder sind ihnen überhaupt unbekannt. Zweifellos würde der ökumenische Gedanke entscheidend gefördert, wenn allen Katholiken erlaubt wäre, mit anderen christlichen Kirchen Mahlgemeinschaft zu halten und wenn den Mitgliedern dieser anderen Kirchen in unseren Gottesdiensten die Teilnahme an diesem gemeinschaftsstiftenden Zeichen gewährt würde.

Unsere heutige Zeit ist durch eine starke Sehnsucht nach einer konziliaren Gemeinschaft aller christlichen Kirchen bestimmt. Die wichtigste Barriere auf dem Weg dahin ist die Ämterfrage, die nach römisch-katholischer Auffassung mit der Frage nach dem Verständnis von der Eucharistie verknüpft ist. Auch die Ämterfrage sollte eigentlich durch die Anerkennung des historischen Faktums überwunden sein, dass eine lückenlose Sukzession, besonders in den ersten Jahrhunderten, definitiv nicht nachweisbar ist.

These 63: Kirche muss menschlich mit Mitgliedern in speziellen biographischen Situationen umgehen

Dr. Rudolf Walter, 2007

 Mehr Verständnis und Versöhnungsbereitschaft im Umgang mit Menschen in schwierigen Situationen, die einen neuen Anfang setzen möchten (zum Beispiel wiederverheiratete Geschiedene, verheiratete Priester ohne Amt), anstelle von unbarmherziger Härte und Strenge.

Begründung: Die Kirche kann die Botschaft vom barmherzigen Gott, der unser Heil unbedingt will, nur dann glaubhaft an ihre Mitglieder und die ganze Welt übermitteln, wenn sie in ihrem eigenen Tun Zeugnis ablegt für die Barmherzigkeit und Liebe Gottes.

Der Umgang der Kirche mit den wiederverheirateten Geschiedenen, vor allem deren Ausschluss von den Sakramenten, wird von den Menschen mit Recht als eine unangemessene Härte und Strenge angesehen. Die Gläubigen haben sehr wohl Verständnis dafür, dass die Kirche die Unauflöslichkeit der Ehe verteidigt, aber sie wissen auch um menschliche Schuld und menschliches Versagen.

Beispielhaft ist in dieser Hinsicht die Praxis der orthodoxen Kirchen. Diese lassen nach einer gewissen Bußzeit eine kirchliche Wiederheirat zu. Das Beispiel der orthodoxen Kirchen zeigt, dass die Verteidigung der Unauflöslichkeit der Ehe durchaus mit einer flexiblen, barmherzigen Ehepastoral vereinbar ist. Wenn die römisch-katholische Kirche dieses Prinzip der Oikonomia einführen würde, hieße das außerdem, ein wichtiges kirchentrennendes Hindernis auf dem Weg zur Einheit mit den Ostkirchen zu beseitigen.

Auch der Umgang der Kirche mit den verheirateten Priestern ist unangemessen hart. Abgesehen davon, dass der Pflichtzölibat ohnehin von den meisten Laien in unserer Kulturzone – und möglicherweise auch in anderen Kulturzonen – nicht mehr befürwortet wird, findet die rigorose Kirchendisziplin, die man an den verheirateten Priestern statuiert, kein Verständnis mehr. Sie gilt mit Recht als unbarmherzig und unchristlich.

 

These 64: Das Wort "Dreifaltigkeit" kommt in der Bibel nicht vor

Matthias Jakubec matthias.jakubec(at)siemens.com – Rückmeldung an/von Herrn Jakubec erwünscht

Die kirchliche Lehre von der Dreifaltigkeit erzeugt eine große Vielfalt von Missverständnissen und verfestigt darüber hinaus auch gerade solche religiöse Haltungen, die Jesus eigentlich bekämpfen wollte.

Unbestreitbar hat Jesus Gott als seinen und aller Menschen Vater gesehen. Er hat nicht nur die Anrede "Abba" benutzt, sondern auch immer wieder darauf hingewiesen, wie Gott einem liebenden Vater gleich alle Menschen umsorgt. Er hat auch den Menschen nahegelegt, Gott gegenüber die Haltung von Kindern anzunehmen und z.B. mit Selbstverständlichkeit die Fürsorge des Vaters zu erwarten. Er hat sich selbst als Sohn Gottes gesehen, aber er hat sich selbst niemals als "einzig geborener" Sohn verstanden. Ganz im Gegenteil. Es war ihm ein Anliegen, wenn nicht das Herzensanliegen schlichthin, dass sich alle - zunächst alle seine Jünger, aber darüber hinaus alle Menschen - als Töchter und Söhne Gottes verstehen und zwar in genau derselben Weise, wie er das tut. Aus diesem Gedanken heraus nennt er seine Jünger Schwestern und Brüder.

Aber schon seine Jünger haben in Jesus jemand so Besonderen gesehen, dass sie ihn zum Messias erklärten. Ein Anspruch, den Jesus zu Lebzeiten offensichtlich zurückgewiesen hat, mit dem er aber im engeren Kreis vielleicht auch kokettierte. Für einen gläubigen Juden war der Messias jedenfalls zu hundert Prozent ein Mensch, wenn auch in der Volksfrömmigkeit ein Mensch mit einer göttlichen Aura. Der Messias mochte eine göttliche Person sein, wie es auch die alten Könige - besonders David und Salomo - waren, noch um einiges bedeutender und wichtiger, aber mit Sicherheit war er nicht Gott oder eine göttliche Person im Sinne einer Dreifaltigkeit. Ein solches Ansinnen wäre den Jüngern und vor allem Jesus selbst mit Sicherheit als Gotteslästerung erschienen.

Die Überzeugung von Jesus als dem Messias führte dazu, dass man ihn schon in den christlichen Urgemeinden auf ein Podest stellen konnte und sein Vorbild für den normalen Menschen als unerreichbar sehen durfte. Das entlastete sehr und entschuldigte bequem das Zurückbleiben hinter den eigenen Ansprüchen in der Nachfolge Jesu. Verstärkt wurde die einzigartige Position Jesu selbstverständlich auch durch die Rede von seiner Auferstehung. Und so wurde in der Bezeichnung "Sohn Gottes" bereits in der Urgemeinde nicht mehr das ursprüngliche Vater-Kind-Verhältnis gedacht, das Jesus eigentlich im Sinn gehabt hatte, sondern der königliche oder allgemein jüdische Ehrentitel. Unglücklicherweise traf dieser Ehrentitel auf die griechische Interpretation von Gottessöhnen als Halbgöttern, von Göttern gezeugt, und in der Mythologie fest verankert.

Im nächsten Schritt identifiziert das Johannesevangelium den Messias-Christos mit der Idee des präexistierenden Logos, wobei auch bei Johannes die Gleichung Jesus = Gott sicher nicht vollzogen wurde. Noch immer erscheint zwar Christus als eine Gottesgestalt, aber Jesus nicht unbedingt als wesensgleich mit Christus, wenn auch als dessen einzige Inkarnation. Während sich aus den heutigen Katechismusformeln ableiten ließe, Jesus hätte die Welt erschaffen, wird hier im Johannesevangelium durchaus noch zwischen Jesus und Christus differenziert.

Unbestreitbar existiert bereits in den Urgemeinden die Taufe auf den Vater, den Sohn und den Geist. Aber dies bedeutet keineswegs, dass hier Gott als "Einheit in der Vielfalt" aufgefasst wird, als eine Liebesbeziehung innerhalb des göttlichen Wesens, wie man in heutigen theologischen Auslegungen der Dreifaltigkeit lesen kann.

Auch die Einbeziehung des Geistes geht natürlich auf Jesus selbst zurück, der aber diesen Geist, diesen Beistand, wohl eher im ganz ursprünglichen Sinn als den kreativen göttlichen Geist Jahwes verstanden hat, als jene schöpferische Kraft, die allen Menschen geschenkt ist, wenn sie lieben.

Für die christliche Philosophie kristallisierte sich nach all dem die Frage nach der Natur Jesu, Gott oder Mensch, als brennendes Problem heraus. Die Lösung "eine Person mit einer göttlichen und einer menschlichen Natur, ungetrennt und unvermischt, Teil eines einzigen Wesens in drei Personen" war in erster Linie ein politischer Kompromiss zwischen den Streitparteien. Unglücklicherweise verankert sie die Wörter Wesen, Natur und Person in diesem Zusammenhang. Und unglücklicherweise verändern diese Wörter im Lauf der darauffolgenden Geschichte ihre Bedeutung. Insbesondere mit Person meinen wir heute nicht mehr wie ursprünglich die Rolle, sondern das selbständige, sich seiner selbst bewusste Subjekt. Auf diese Weise führen die antiken Formeln heute zu so absonderlichen Vorstellungen wie der eines Gottes mit multipler Persönlichkeit oder - auf der anderen Seite - dem Eindruck der Muslime, die Christen glaubten nicht an nur einen Gott, sondern an deren drei.

Der eigentliche Kern geht bei all diesen Formeln verloren. Ich will ihn so in Worte fassen:

Gott erscheint uns Menschen in verschiedener Weise. Zunächst einmal als "Schöpfer", als eine die Welt verursachenden Person. Darüber hinaus wird uns Gott erfahrbar in jedem Menschen, der uns liebend begegnet. In solchen Menschen ist Gott gegenwärtig, sie bringen Gott zur Welt. Besonders nachhaltig wurde dies bewusst gemacht durch Jesus von Nazareth, der aus diesem Grund als Messias, als Christus verstanden werden darf, weil uns sein Vorbild aus einer unmündigen Religiosität zu einem mündigen Glauben und Gottvertrauen führt. Weiter zeigt sich das Göttliche auch im kreativen Geist, in heiliger Inspiration. Der Sachverhalt, dass wir genau diese drei Erscheinungsformen der Gottheit häufig - und vor allem in der Liturgie - explizit benennen, bedeutet nicht, dass es auch noch andere gibt.

 

These 65: Sünde ist keine Schuld gegen Gott

Sigrid Saxen, Husum, 2007 

Auch wenn der Begriff Sünde schon Einzug in die Alltagssprache gehalten hat (zum Beispiel, gegen die Umwelt oder die Gesundheit zu sündigen), verbinden wir damit ursprünglich die kirchliche Interpretation des Getrenntseins von Gott (Ursünde), weil das Wort Sünde mit Absonderung (1) (von Gott) verwandt sei. Der subjektive Eindruck der Gottesferne im Leben scheint das zu bestätigen.

Die Kirche beließ es nicht bei der Prägung des Begriffes Ursünde, die den Menschen seit ihrer Geburt anhafte, sondern unterschied davon die Personsünde, die Einzelsünde (2), mit der Differenzierung in größere (Todsünde) und kleinere (läßliche Sünde) als Kriterium, ob ein Mensch aus der Glaubensgemeinschaft auszuschließen sei.

Und die Theologie verbindet dieses sündhafte Verhalten mit dem Vorwurf der Schuld (3), weil der Mensch sich aus freiem Willen gegen die göttlichen Ordnung stelle.

Folgenschwer sind diese Ausweitungen einmal, weil die Amtskirche behauptet, den göttlichen Willen zu kennen, und mit Gott als Richter droht. (Zu 2:) Zum zweiten widerspricht sie sich, weil sie gleichzeitig verkündet, Jesus von Nazaret habe durch seinen gewaltsamen Tod für alle von Menschen begangenen Sünden im voraus gebüßt. Drittens wird die Amtskirche durch Beugung ihres selbst aufgestellten Rechtes unglaubwürdig.

(Zu 1:) Absonderung von Gott ist nicht möglich, weil wir ”in ihm leben, weben und sind”, und das gilt nicht nur für die Frommen. So führte die protestantische Theologie schon Mitte des 20. Jahrhunderts das Wort Sünde mit Belegen aus der lateinischen und gotischen Sprache auf das Sein (die Existenz) zurück. Was bedeutet menschliches Sein?

(Zu 3:) Wenn das Kleinkind durch die Entstehung seines Ich-Bewußtseins von der tierischen auf die menschliche Stufe tritt, fällt es, subjektiv empfunden, aus der Einheit mit Gott. Dieser Schritt gehört zur Entwicklung eines seelisch gesunden Menschen. (Wer ihn nicht vollzieht, kann sich nicht in der Gesellschaft zurechtfinden und ist behandlungsbedürftig.) Das Kleinkind entscheidet sich nicht böswillig fürs Menschsein und gegen die tierisch-unbewußte Einheit mit Gott. Die Ursünde hat also nichts mit Schuld zu tun.

Wie steht es mit der Einzelsünde? Nach Martin Luther ist jedes Handeln des Menschen, ob gut oder böse, sündig. (Wir können sündig nun übersetzen mit menschlich.) Dies stimmt mit der Bedeutung des Sanskritwortes Karma, auf deutsch: Tat, das in der hinduistischen und buddhistischen Religion eine wichtige Rolle spielt, überein. Die Absicht, auch das Heischen nach Belohnung im ”Himmel”, macht unser Handeln sündig. Auf unserer jetzigen Entwicklungsstufe können wir nicht anders, als absichtlich zu handeln.  

Zur weiteren Reifung des Bewußtseins, zur Weiterentwicklung der Menschheit, gehört das ”ungefilterte” Erleben und Leben, das Eintauchen ins Ganze, mit der Folge des Handelns ohne Absicht, ohne Wahl. So kann der Mensch bei geistiger Gesundheit zu Lebzeiten wie Jesus von Nazaret zur Einheit mit Gott kommen und seine Freiheit von ”Sünde” erfahren. Zu diesem Weg soll uns die Religion motivieren und befähigen.  

 

                                                    These 69: Die Katholische Kirche muss ihre Konfliktlösungsstrukturen völlig neu gestalten

                                                                                                                      von Matthias Jakubec

Im Ringen darum, Leiden zu minimieren und das Leben für möglichst viele Menschen so lebenswert wie möglich zu gestalten, und insbesondere mit dem Blick darauf, dass in der Vergangenheit sehr viel Leid erst durch ungerechte Machthaber geschaffen wurde, entwickelte sich in der Neuzeit auch im Bereich der säkularen Justiz eine Reihe von Prinzipien zur Stärkung der Menschenwürde. Einige dieser Prinzipien verlangen auch innerhalb der Kirche nach Umsetzung und alles spricht dafür, die Konfliktlösungsstrukturen in der Katholischen Kirche völlig neu zu gestalten. Im Detail denke ich dabei an:

1.) Unabhängige Justiz

2.) Mediation vor autoritärem Urteil

3.) Faire Verfahren

4.) Berufungsrecht

ad 1.) Nach geltendem Kirchenrecht ("Codex Iuris Canonici", CIC) sind die Bischöfe, bzw. in letzter Instanz der Papst, Legislative, Exekutive und Judikative [CIC, Cann. 1419, 1442] in einem. Dieser Zustand ist einfach unerträglich. Zunächst einmal verletzt dieser Sachverhalt direkt das Prinzip der Gewaltenteilung, jenes Prinzip, das sich als unerlässliche Maßnahme gegen die Tyrannei erweist . Darüber hinaus sind zahlreiche Streitigkeiten in der Kirche Vorwürfe von Gläubigen gerade gegen ihren Bischof. Man fühlt sich geradezu verhöhnt, wenn sich in diesen Fällen, wie es - obwohl das rechtstechnisch eigentlich unmöglich sein sollte - in der Praxis häufig vorkommt, eben jener Bischof, gegen den die Vorwürfe erhoben werden, als der zuständige Richter – und Staatsanwalt und Zeuge und z. B. den Arbeitsvertrag Kündigender ist. Die Unabhängigkeit der Justiz, gerade von den Bischöfen, zeigt sich deutlich als Gebot der Stunde. 

ad 2.) Der CIC spricht in der überkommenen Weise von "Prozessen", "Klagen", "Streitverfahren", weitgehend so, als übe die Kirche säkulare Rechtssprechung aus. Zwar heißt es in Can. 1446: "Wann immer der Richter irgendeine Aussicht auf Erfolg erkennt, soll er es ... nicht unterlassen, die Streitteile zu ermuntern und ihnen behilflich zu sein, daß sie in gemeinsamer Überlegung für eine der Billigkeit entsprechende Beilegung des Streites sorgen; er soll ihnen dazu geeignete Wege aufzeigen und sich auch angesehener Personen zur Vermittlung bedienen." [CIC, Can. 1446, § 2], dem (und den Cannones 1713 bis 1716) stehen aber ca. 350 Cannones zur autoritären Konfliktlösung gegenüber. Wir kenne heute zahlreiche Methoden einer menschengerechteren Behandlung von Streitfragen, insbesondere Verfahren der Mediation, der Moderation, des Coachings usw. All diese Verfahren brauchen auf ihre je eigene Weise Fachkräfte und Strukturen und sollten gerade im Leben der Kirche einen wesentlich stärkeren Stellenwert finden als herkömmliche Justiz. Dementsprechend sollte ihnen auch im Kirchenrecht mehr Raum gewidmet werden. 

ad 3.) Von fairen Verfahren sind wir leider in der römisch-katholischen Kirche weit entfernt. Zahlreich sind vor allem die Fälle zum Entzug von Lehrbefugnissen, in denen die Betroffenen gar nicht oder nur unter massiver Einschüchterung (als Einzelne gegen eine ganze Phallanx) Gelegenheit erhalten haben, ihre Ansichten darzulegen und sich zu verteidigen. Verfahren gegen Theologen sind nämlich im Codex gar nicht geregelt. Auf diözesaner Ebene sind sie Verwaltungsakte des Bischofs und weltkirchlich unterliegen sie der Geschäftsordnung der Glaubenskongregation. Der Willkür dieser zuständigen Stellen ist damit Tür und Tor geöffnet. Berufungen bzw. Einsprüche gegen ihre Entscheidungen sind praktisch von vornherein zum Scheitern verurteilt. Aber auch in den im CIC berücksichtigten Prozessen gibt es regelmäßig schwere Mängel bezüglich Fairness in der Verfahrensordnung. Traurige Spitze dieses Eisberges stellen alle möglichen Fälle von sexuellem Missbrauch durch Kleriker dar. 

ad 4.) Soweit allfällige Streitfragen zu Verfahren führen, die im CIC geregelt sind, gilt ein klares Berufungsrecht. Viele Streitfragen haben aber kaum Aussicht, überhaupt auf dieser Ebene ausgetragen zu werden. Beschwerden gegen Pfarrer, diözesane Verantwortungsträger oder Bischöfe werden oft von den Bischöfen per Verwaltungsdekret nach eigenem Gutdünken entschieden. Man müsste dann den Bischöfen Verletzungen ihrer Amtspflichten nachweisen können, was wegen der ihnen zustehenden Autorität in der Praxis nie gelingen wird. Auch Statuten diözesaner Einrichtungen schützen nicht vor der Willkür der Bischöfe, die ja immer über den von ihnen selbst erlassenen diözesanen Gesetzen stehen. Ein Berufungsrecht auf dieser Ebene ist damit faktisch nicht existent.

 

These 70: Die Gottessohnschaft Jesu wird zu eng ausgelegt

oder: Jesus Christus hat viele Geschwister in der Dreifaltigkeit.

Sigrid Saxen, Husum, 2007

Welche Umstände machten Jesus von Nazaret einzigartig göttlich –  

1)       daß es im Judentum die Erwartung eines von Gott gesandten Retters gibt?

Im jüdischen Glauben ist der Messias ein politischer Befreier, ein Mensch, und nicht ein Sohn Gottes. Denn der wäre ja ein zweiter Gott, und diese Vorstellung ist dem Judentum noch ferner als dem Christentum. 

2)       daß seine Empfängnis, Geburt und sein Tod von Engelsbotschaften und anderen Wundern begleitet wurde?

Ähnliches ist auch von anderen Weisen und Religionsstiftern überliefert, und Auferstehung wurde schon Naturgottheiten zugeschrieben. Diese Erzählungen sind Mythos, siehe auch These Nr. 21. 

3)       daß er wahrhaftig, überzeugend und reformatorisch von Gott sprach?

Das taten lange vor und nach ihm viele Menschen. 

4)       daß er Wunderheilungen vollbrachte?

Dito. 

5)       daß er sich als eins mit seinem göttlichen Vater und Mittler zu Gott bezeichnete (ich und der Vater sind eins; wer mich sieht, sieht den Vater; ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich u. ä.)?

Diese Ich-Aussagen sind aus dem Munde eines Mystikers wie Jesus nicht persönlich-exklusiv zu verstehen, sondern aus seinem Bewußtsein heraus, mit allem eins zu sein. Diese Erfahrung, die unio mystica (mystische Vereinigung), ist die unmittelbare Gotteserfahrung.

 Sie steht allen Menschen jederzeit offen. Wir werden uns darin unserer wahren, göttlichen, Natur bewußt. Und in diesem, im mystischen, Sinne sind wir auch mit Jesus von Nazaret eins. Die göttliche Zeugung Jesu (so ausgedrückt im Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel) gilt auch für uns. Der Benediktinerpater Willigis Jäger schrieb in seinem Aufsatz “Jesus Christus in der Kontemplation”: “Jesus Christus ist gleichsam der Archetypus der Einheit von Mensch und Gott, den wir in uns tragen. ... Er manifestiert deutlich, daß der ganze Mensch “göttlich und menschlich” ist. ... Das Göttliche schläft in jedem Menschen wie ein Samenkorn. ... Jesus Christus war ganz transparent. Gott leuchtete durch ihn hindurch, er leuchtete in ihm auf. Das gleiche hat auch mit uns zu geschehen ...”

Diese unsere Ebenbürtigkeit schmälert nicht das Verdienst Jesu von Nazaret, uns ein freundliches Gottesbild gegeben zu haben und den Weg des kindlichen Vertrauens, nicht auf himmlischen Lohn für fromme Leistung zu warten. Sondern dieses Verständnis öffnet uns den Weg zur wesenhaften Nachfolge unseres Religionsstifters: selbst wie er und viele andere Gott als Eines uns Einziges zu erfahren.

 

Gedichte des Mystikers Johannes Scheffler alias Angelus Silesius:

Das edelste Gebet ist, wenn der Beter sich in das, vor dem er kniet, verwandelt inniglich.

Das liebste Werk, das Gott so inniglich liegt an, ist, daß er seinen Sohn in dir gebären kann.

Wird Christus tausendmal in Bethlehem gebor‘n und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verlor‘n.

Wer mir Vollkommenheit, wie Gott hat, ab will sprechen. der müßte mich zuvor von seinem Weinstock brechen.

Im Eins ist alles Eins; kehrt Zwei zurück hinein, so ist es wesentlich mit ihm ein ein’ges Ein.

Ich bin so groß wie Gott, er ist wie ich so klein; er kann nicht über mir, ich unter ihm nicht sein.

Wer ist, als wär‘ er nicht und wär‘ er nie geworden, der ist – o Seligkeit! – zu lauter Gott geworden.

 

 

                                              These 71: Die katechetische Lehre soll sich kritisch rationalem Denken unterstellen

                                                                                                  von Matthias Jakubec

Warum? Weil die kritisch rationale Methode am besten geeignet ist, um intersubjektive Wahrheit zu erarbeiten, also Aussagen und Sichtweisen über die ein breiter Konsens besteht. Ziel des rationalen Dialogs ist nicht einfach, den Dissens festzustellen, bestehen zu lassen und zu tolerieren (was oft schon sehr viel wert sein kann im Hinblick auf ein qualitätsvolles Leben miteinander), sondern eben den Konsens zu finden. Gemeinsam zu untersuchen, welche Ansichten einer objektiven Prüfung unterzogen werden können - diese Überprüfungen sollten dann auch erfolgen und eventuelle Streitfragen entscheiden - und welche Differenzen auf unterschiedliche Werthaltungen zurückzuführen sind, zwischen denen ein fairer Ausgleich gesucht werden muss.

Man sollte meinen, mit der Forderung nach rationalen Grundlagen der Theologie eine offene Tür einzurennen. Vor allem Papst Benedikt XVI. vertritt auf den ersten Blick ja genau diese Auffassung, z.B. explizit in seiner berüchtigten Regensburger Erklärung vom 12.09.2006. In Wahrheit dominiert aber doch das magische Weltbild der Kirchenoberen ihr Denken, es bestimmt sozusagen die Axiome, innerhalb derer rationale Überlegungen angestellt werden dürfen. Dieses magische Weltbild unterscheidet nicht zwischen Naturgesetzen im eigentlichen Sinn und dem "Naturgesetz" in der Bedeutung von Naturrecht. Es hält beides für als von Gott zwar weise aber willkürlich gesetzt und damit für unübertretbar für den Menschen, aber beliebig ignorierbar für Gott. Wesentliche Voraussetzung, damit "der Glaube der menschlichen Vernunft nicht widerspricht [Katechismus der Katholischen Kirche, 1. Teil, 1. Abschnitt, 1. Kapitel, II.35] ist jedenfalls, dass religiöse Aussagen, wie z.B. Schöpfung, Auferstehung, Transsubstantiation, Jungfräulichkeit, etc., nicht naturwissenschaftlich aufgefasst werden. 

Die meisten dieser theologischen Begriffe erschließen sich sinnvoll auf der Ebene von Mythen. In keinem der Punkte, in denen das Christentum mit den Naturwissenschaften kollidiert, geht es um historisch datierbare Fakten. Wenn Kardinal Schönborn erklärt "wenn das Grab nicht leer war, dann ist die ganze Story Pfaffenschwindel" (die Presse, 14.04.2007), so ist ihm entschieden zu widersprechen. Wer christliche Verheißung so irrational materialistisch sieht, muss ja bei jedem Besuch im Beinhaus zu zweifeln beginnen. Wo sollten denn all unsere Moleküle herkommen, die längst in der Nahrungskette wiederverwertet wurden, wenn wir bei der Auferstehung auf sie angewiesen wären. Dies nur als kleines Beispiel. Jedenfalls gilt es festzuhalten, dass die eigentlich wesentlichen Hoffnungen des Glaubens von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen gar nicht berührt werden und dass daher die Kirche mit ihrer Forderung nach einer Vereinbarung von Glaube und Vernunft gefahrlos ernst machen kann, ohne dem rationalen Denken Vorschriften auferlegen zu müssen.

 

                                  These 72: Die leitenden Personen der Kirchen sollten einen Dialogprozess über den Kern der christlichen Botschaft initiieren 

                                                                                           von Matthias Jakubec

Wie kommt die Kirche zu ihrem Glauben?  "Um die Kirche in der Reinheit des von den Aposteln überlieferten Glaubens zu erhalten, wollte Christus, der ja die Wahrheit ist, seine Kirche an seiner eigenen Unfehlbarkeit teilhaben lassen. Durch denübernatürlichen Glaubenssinn" hält das Gottesvolk unter der Leitung des lebendigen Lehramtes der Kirche den Glauben unverlierbar fest [Vgl. LG 12; DV 10]." [Katechismus der Katholischen Kirche, 1. Teil, 2. Abschnitt, 3. Kapitel, Artikel 9, Absatz 4, I.889] Dem Lehramt, und in letzter Instanz dem Papst, wird also zugetraut, den durch "übernatürlichen Glaubenssinn" im Gottesvolk rein und unverfälscht erhaltenen Glauben zu erkennen und auszudrücken. Der Papst nimmt nach dieser Auffassung eine Rolle ein wie schon die väterlichen Fürsten aus aristokratischen Zeiten, die in ihrer Weisheit und Güte die Nöte des Volkes erkennen und seinem Denken gegenüber den anderen Völkern Ausdruck verleihen. Dass die Erfahrung zeigt, wie nur allzu oft die Herrscher ihre ganz eigenen Gedanken als die ihrer Völker ausgeben, ignorieren Konzil und Katechismus. Es wäre dringend an der Zeit, dass das Lehramt, also jene Personen, die befugt sind, im Namen der Kirche zu sprechen, tatsächlich die Ansichten der Gläubigen erfragen. Dies kann nun nicht einfach in Form von Umfragen oder Abstimmungen erfolgen, sondern sollte durch einen sorgfältig vorbereiteten, mehrere Jahre dauernden Dialogprozess geschehen. Die Vertreter des Lehramtes haben die Ergebnisse in diesem Vorgang in keiner Weise vorzugeben, sondern ihre Aufgabe ist es, den Dialog zu moderieren.

Die grundsätzliche Fragestellung sollte lauten: "Was ist der Kern der christlichen Botschaft". In mehreren Runden sollten Antworten auf diese Frage in den Gemeinden vor Ort, in Gesprächsrunden von sinnvoller Größe, sodass noch jede und jeder sich wirklich einbringen kann, erarbeitet werden. Auf der Ebene der Diözesen, und weiter auf nationaler, kontinentaler und schließlich weltweiter Ebene werden die Ergebnisse gebündelt und divergierende Ansichten wiederum zurückgegeben an die "Basis" zur weiteren Diskussion. Diejenigen, die an diesem Prozess teilnehmen, werden sich verpflichtet fühlen, auf die Einwände anderer, vor allem auf die Einwände von Menschen anderer Kulturkreise zu hören und sie in ihre weiteren Überlegungen einzubeziehen. Ergebnis des Dialoges könnte am Ende ein Dokument sein, nicht mehr als eine Seite, ca. fünf Punkte, welches den Katechismus mit seinen 2865 Paragraphen ersetzt. Das Papier dokumentiert einen historisch begrenzten Konsens, der in keiner Weise auf ewig Geltung haben muss. Es wäre schön, wenn ein solcher Prozess nicht beschränkt auf die katholische Kirche, sondern im Rahmen des Ökumenischen Rates der Kirchen stattfinden könnte.

 

                    These 73: Der Kirchen dürfen ihre Mitglieder nicht auf mehr verpflichten als auf die Zustimmung zum Kern der christlichen Botschaft 

                                                                                                                         von Matthias Jakubec

Man sollte meinen, diese Forderung sei einerseits selbstverständlich und andererseits bereits erfüllt. Als Kern des christlichen Glaubens, der christlichen Botschaft, wird weithin das apostolische Glaubensbekenntnis betrachtet. Was die katholische Kirche betrifft, so fordert sie eindeutig mehr, als dieses. Zumindest die Verweigerung der Zustimmung zur Unfehlbarkeit des Papstes - definitiv kein Artikel des Credo, nicht einmal implizit - kann zur Suspendierung von Ämtern, zum Entzug der Lehrbefugnis oder sogar zur Exkommunikation führen. In der Praxis genügt auch schon Nicht-Anerkennung des päpstlichen Primats oder Verweigerung der Zustimmung zu ethischen Normen bezüglich Empfängnisverhütung, Abtreibung, Sexualmoral (wohingegen eine Verweigerung der Option für die Armen oder der ethischen Normen bezüglich Krieg und Todesstrafe keine solchen Konsequenzen befürchten lassen). Definitiv verhindern Vorbehalte bezüglich genannter Lehren die Berufung ins Bischofsamt, dafür genügt gegenwärtig sogar eine kritische Haltung gegenüber Marienverehrung und damit verbundenen Dogmen.

Der Weltrat der Kirchen nennt das Credo als Vorbedingung für die Mitgliedschaft: "Die Kirche bekennt in ihrem Leben und Zeugnis den Glauben an den dreieinigen Gott, wie er in der Heiligen Schrift zum Ausdruck gebracht wird und sich im Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel widerspiegelt."

Meines Erachtens geht aber selbst diese Forderung viel zu weit. Schon die Sichtweise der Apostel und Evangelisten läuft womöglich an den Intentionen Jesu vorbei, der wohl nie den Platz einer verehrten Gottheit einnehmen wollte. Und schon das frühe Christentum mixte die Lehre Jesu mit den Kulten für Mithras, Apollon oder Dionysos. Möglicherweise gehen etliche jener heidenchristlichen Gemeinden, die bereits 10 Jahre nach Jesu Tod überall im römischen Reich existierten, auf konvertierte Anhänger jener Religionen zurück. Deshalb wäre es wichtig, wenn sich die Kirchen vereint auf die essentiellen Grundlagen des Christentums beschränkten. Für mich bestehen diese in den beiden Aspekten des Liebesgebotes, erstens Gott zu lieben, d.h. wie Jesus in der Gottheit auf keinen Fall eine Person zu sehen, die den Menschen bzw. ganz konkret mir auch dann und wann Böses will, und zweitens die Mitmenschen zu lieben, was erst die Liebe zu Gott zum Ausdruck bringt. Ich befürchte in keiner Weise, dass ein derartig reduziertes Glaubensbekenntnis zu einer Verwässerung des Christentums führen würde, sondern ganz im Gegenteil zu einer Konzentration auf das Wesentliche. Ich will aber keinesfalls allein bestimmen, was das Wesentliche ist. Deshalb rege ich an, einen Prozess zur Suche nach dem Kern der christlichen Botschaft einzuleiten.

 

These 74: Glauben hat nichts mit damit zu tun, Lehrsätze für wahr zu halten!

 Von Matthias Jakubec

Einerseits sollte man meinen, unsere Bischöfe, also das offizielle Lehramt, hätte diese These
verinnerlicht. Man sollte meinen, dass sie sich zunächst einmal an
theologisch wenig gebildete Menschen richtet. An Menschen, die denken,
dass die Kirche von ihnen fordere, so absonderliche Dinge wie die jungfräuliche
Gottesmutterschaft Mariens zu glauben, und die  damit Schwierigkeiten
haben. Ihnen darf gesagt werden, dass es im Christentum um solche Glaubenssätze
gar nicht geht. Dass Christen nicht "glauben, dass Gott existiert", sondern dass
sie "an Gott glauben". Jemand glaubt an eine Person, seine Schüler, seine
Kinder, seine Mitarbeiterinnen, wenn er bzw. sie auf diese Person vertraut, ihr
auch etwas zutraut. Im selben Sinn glauben Menschen auf Jesu Zusage hin an Gott.
Wir trauen der Gottheit zu, es gut mit uns zu meinen, wir trauen ihr zu, uns zu
lieben.

Andererseits scheint aber dieser grundlegende und existentielle Aspekt des Glaubens beim Lehramt doch noch nicht angekommen zu sein. Die bloße Existenz des "Katechismus der Katholischen
Kirche" (KKK) beweist schon, für wie wichtig unsere Kirchenleitung doktrinäre
Formeln hält; und erst recht der Inhalt dieses Druckwerks. Für mich klingt der
Anspruch des Katechismus ziemlich vermessen: "Dieser Katechismus ist als eine
organische Darlegung des ganzen katholischen Glaubens gedacht." [KKK, §19].
Insofern ist also jeder, der über den Inhalt des katholischen Glaubens
offizielle Aussagen machen soll, an diese Schrift gebunden, die somit nach der
Bibel den wichtigsten Rang einnimmt. Es kann sein, dass der Versuch, ein Werk
mit einem derartigen Anspruch zu erstellen , auf jeden Fall scheitern muss. Mit
Sicherheit aber haben im konkreten Fall die folgenden Faktoren zum Scheitern
beigetragen: Der persönliche Glaubensvollzug wird zwar gelehrt, aber
gleichzeitig in beinahe 3000 formelhaften Paragrafen erstickt.

Der Katechismus benutzt seine Quellen völlig unkritisch und außerhalb ihres historischen
Kontextes. Dies gilt sowohl für die Schriftstellen, als auch für die frühen
Kirchenväter und Kirchenlehrer und sogar für die neueren Texte von Päpsten und
Konzilien. Der Katechismus ignoriert die Ergebnisse der modernen theologische
Forschung, als hätte diese dem Lehramt nichts zu sagen. Außerdem stand die
Redaktion selbstverständlich unter dem Zwang, den Glauben der vatikanischen
Oligarchie darzulegen (zumindest das, was die Oligarchie als ihren Glauben
ausgibt) und so zu tun, als sei dies der Glaube der Kirche. Das Resultat
verdient nichts anderes als die Zurückweisung durch die Gläubigen. Die Botschaft
des Kirchenvolks an die Welt von heute und insbesondere an die Medien muss
lauten: Das, was im "Katechismus der Katholischen Kirche" steht, das ist nicht
unser Glaube.

 

These 75: Gott ist nicht allmächtig

Von Matthias Jakubec 

 Die Vorstellung vom allmächtigen Gott ist klar verbunden mit der Vorstellung von Gott als dem
"Schöpfer des Himmels und der Erde". Selbstverständlich müssen wir einem Gott,
dem wir zutrauen, die Welt aus nichts geschaffen zu haben, auch zugestehen, sie
ganz nach seinem Belieben geschaffen zu haben und sie daher auch beliebig anders
gestalten zu können.

 Ein anderes, existentiell viel wichtigeres Motiv an Gottes Allmacht zu glauben, besteht für Betende darin, auf die Erhörung der Gebete, also ihre willkürliche Umsetzung durch Gott zu
vertrauen.

 Gegen derartige Gottesbilder gibt es aber schwerwiegende Einwände. Zunächst ist der Begriff der
"Allmacht" in sich paradox (kann Gott einen Stein erschaffen, der so schwer ist,
dass er ihn selbst nicht heben kann). Paradoxe Begriffe helfen aber nicht zur
Verständigung, da aus ihnen alles Beliebige folgt. Dies gilt auch im Hinblick
auf die Rede von Gott als der "coinzidenzia oppositorum", als dem Zusammenfallen
aller Gegensätze, wie sie Nikolaus von Kues vorschlägt. Zweifellos ein
faszinierender, im letzten aber wenig hilfreicher, weil Klarheit verhindernder
Gedanke.

 Der wesentlich schwerer wiegende Einwand betrifft aber die Frage der Theodizee, also der Rechtfertigung Gottes. Wenn Gott allmächtig ist, so ist er auch für alles verantwortlich, und
denjenigen, die ihn für das Leiden der Menschheit anklagen, muss Recht gegeben
werden. Demgegenüber setzt Dorothee Sölle in ihrem Buch "Stellvertretung" das
Bild der ohnmächtigen Gottheit, an deren Stelle Jesus von Nazareth den Menschen
mit seiner Liebe begegnet. 

Es besteht kein Grund, anzunehmen, dass Gott nach Belieben Naturgesetze außer Kraft setzt und auf diese Weise Wunder wirkt. Worauf wir allerdings hoffen dürfen, ist, dass liebende
Solidarität ungeahnte Verbesserungen ermöglicht, im Ringen um die Verminderung
des Leidens der Menschen.

 

These 76: Jesus Christus sollte nicht als "Herr" gesehen werden

Von Matthias Jakubec

Es wird als mangelnde Demut ausgelegt, wenn ein Christ Probleme damit hat, Jesus als seinen "Herrn" anzureden. Dabei entspricht es gerade der ursprünglichen Intention Jesu, weder
selbst als Herr angesehen zu werden, noch Gott als Herrn zu verstehen. Darüber
hinaus wird der Vorwurf mangelnder Demut besonders intensiv dort gemacht, wo
neben der Herrschaft Christi vor allem die der Kirche und damit der "Hirten" in
Frage gestellt wird. Gott, also die Person, die alles verursacht, was nicht von
Menschen verursacht wird, als überlegen, also als Herrn anzusehen, liegt in der
Natur dieses Begriffes. Wer könnte schon von sich behaupten, nicht an die
Vorgaben der von Gott kommenden Welt, wie sie uns begegnet, gebunden zu sein. 

In diesem Sinn können wir mit Hiob Gottes Überlegenheit nur demütig anerkennen:
"Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; / gelobt sei der Name des Herrn."
[Hiob 1,21] Für Jesus aber war es wichtig, gerade diese resignierende Haltung
Gott gegenüber aufzugeben und an Gott zu glauben, also etwas von ihm, den er als
liebenden Vater betrachtete, zu erwarten. Unglücklicherweise gelang es Jesus
nicht, bei seinen Jüngern Gottes Nimbus als Herr zu zerstören, sondern diese
begannen Jesus selbst als Herrn zu betrachten, bis die frühen Christen
schließlich Jesu Herrsein sogar mit dem Gottes gleichsetzten. Zahlreiche Zitate
zeigen von den vergeblichen Versuchen Jesu, diese Entwicklung zu verhindern:
"Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr
tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles
mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe." [Joh 15,15] "Denn wer den
Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester
und Mutter." [Mt 12,50] Nicht aber Knecht oder Diener! "Nicht jeder, der zu mir
sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen
meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag
zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten
aufgetreten und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit
deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des
Gesetzes!" [Mt 7,21-23]

Im Sinne Jesu sollten die Menschen zu Gott ein freundschaftlich zärtliches Verhältnis haben
und nicht ein unterwürfiges. Und ebenso sollten sie auch einander im gleichen
Rang von Geschwistern begegnen und in aller Bescheidenheit die Systeme von
Herrschaft und Unterordnung auflösen. Gerade wer Christus als die Liebe Gottes
in Menschengestalt begreift und sich von ihr leiten lässt, wird Gott nicht Herr
nennen, sondern Vater oder Mutter, Freund oder Freundin, Geliebter,
Geliebte.

 

These 77: Maria war bei der Geburt Jesu nicht Jungfrau         

 Von Matthias Jakubec

Die Vorstellung von der "jungfräulichen Mutter" empfinde ich als derart seltsam, dass es mir schwerfällt, sie ernsthaft zu diskutieren. Ich spüre aber die tiefe Schönheit der Musik der Ostkirche, die gerade durch diese Idee stark inspiriert wurde. Vor allem der sogenannte Hymnos Akathistos muss hier selbstverständlich genannt werden. Über die
Frauenfeindlichkeit des Bildes ist genug geschrieben worden.

Seltsamer Weise spielt vor allem in der Volksfrömmigkeit die reine Jungfrau und Mutter eine
außergewöhnlich bedeutsame Rolle. Dabei berührt diese Idee in keiner Weise den
Kern des christlichen Glaubens. Wohl aber berührt sie offensichtlich eine tiefe
Sehnsucht gequälter und vom Schicksal vernachlässigter Menschen. Vielleicht ist
sie ein Bild für die Idee, schenken zu können, sich verschenken zu können, ohne
dabei zu verlieren, im weiteren Sinn auch, ohne dabei schuldig zu werden.  

In diesem Sinn konterkariert das Bild die Botschaft vom Leben Jesu: Wer sich
hingibt, wird verletzt werden, unter Umständen auch das Leben verlieren.
Vielleicht ist es deshalb eine nötige Ergänzung zum christlichen Glauben, ein
Weichzeichner, der ihn erst erträglich macht. Hören wir aber doch um Himmels
willen endlich damit auf, dieses Bild als historische Realität zu nehmen. Es
genügt, seine Anregungen, vielleicht auch seinen Trost aufzugreifen, die es
als Mythos enthält.

 

These 78: Vom "jüngsten Gericht" zur "versöhnenden Gerechtigkeit"            

 Von Matthias Jabukec

Zum Lieblingsspiel aller Drohbotschafter gehört es, sich das "jüngste Gericht" drastisch auszumalen. Im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2004 drohte ein Bischof allen Ernstes, Gläubige würden keine Erlösung finden, sollten sie Abtreibungsbefürworter, also Demokraten, statt Republikaner,  wählen. Das Thema ist also leider zeitgemäß

Jahrhunderte lang diente das jüngste Gericht, von mächtigen künstlerischen Werken unterstützt, man denke an Dante oder Hieronymus Bosch, den weltlichen und
geistlichen Herrschern vortrefflich, um sich ihre Untertanen gefügig zu halten.
"Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten", heißt es im
Glaubensbekenntnis. Gestützt wird dies vor allem durch die Offenbarung, aber auch
durch die Evangelien selbst, z.B. durch das Gleichnis von den Schafen und den
Böcken [Mt 25,31-46] Dabei meint das Gleichnis womöglich gar nicht den Tag X am
Ende der Zeit. Lesen wir es als Spiegel des menschlichen Inneren, so spricht es
von der Ankunft wahrer Menschlichkeit, vor der unsere Haltungen bestehen müssen.
Güte, Freundlichkeit, Nächstenliebe werden Raum gewinnen ("das Reich erben"),
während Bequemlichkeit oder Geiz den Nährboden eines brennenden inneren
Unfriedens abgeben.

Die Schafe und die Böcke, sie sind beide in uns. Unsere Sehnsucht nach Strafe für die Übeltäter, wie wir sie in der Welt oft vermissen, treibt uns dazu, in den Böcken jene anderen zu sehen, denen wir alles Übel an den Hals wünschen wollen. Jesu "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!" [Mt 7,1] übersehen wir dabei geflissentlich.

Aber nur umfassende Barmherzigkeit wird uns die Hölle ersparen. Wie könnte ein liebender Mensch sich im Himmel fühlen, solange da andere sind, die unter Vergeltung leiden. Wenn Christus richtet, so richtet er auf. Christus richtet die Dinge, macht sie wieder gut, macht sie heil. Gottes Gerechtigkeit beschenkt alle mit Übermaß, das
erzählt auch das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg [Mt 20,1-16] Nur eine
derart gütige Gerechtigkeit versöhnt, sie bedeutet jene Sühneleistung , zu der wir
im Namen Jesu aufgerufen sind.

These 79: Die "heilige, katholische Kirche" ist weder heilig noch katholisch

 Von Matthias Jakubec

Kirche ist heilig, wenn sie jene Liebe lebt, die Jesus als einzigen Weg zum Heil aufgezeigt hat. Und sie ist katholisch, wenn sie jene Form von Gemeinschaft lebt, die dieser Liebe entspricht. Die Kirche ist also weder heilig noch katholisch.

Sie soll es sein. Sie stellt diesen Anspruch an sich selbst und fühlt, dass es der Anspruch Gottes ist. Aber es bedeutet Blasphemie, mit dem Argument, weil Gott die Kirche so haben wolle, müsse sie
auch so sein, das große Defizit, nämlich dass sie eben nicht so ist, hinwegzureden. 

Wäre die Kirche heilig, würden die Menschen sie als Wohltat empfinden und nicht als Last. Wäre sie katholisch, würde niemand sich gedrängt fühlen, sich abzugrenzen. Alle Christen wären Katholiken, und wären es gerne und überzeugt, und eine wirklich "katholische Kirche" würde niemanden, der sich Christ oder Christin nennt, ausschließen. 

Ich glaube also nicht an die "heilige, katholische Kirche". Sehr wohl aber glaube ich, dass sie es werden kann. Dass sie das Zeug dazu hat. Wenn Vokabel wie Apostasie und Häresie aus dem
Kirchenrecht verschwinden und anstelle von Exkommunikationen Einladungen zur eucharistischen Mahlfeier ausgesprochen werden, dann, ja dann ist sie wohl auf dem richtigen Weg. Denn was nicht ist, kann werden.