Über die Kirche
von P. José Fernandez de Oliveira- (brasilianischer Jugendseelsorger und Liedermacher - 1979)
Eine Kirche, die unfähig ist, einen Laien als einem Bischof oder dem Priester gleichgestellten Christen zu akzeptieren; die den Laien zum gewöhnlichen Christen macht; zu einem Gefolgschaftsmann oder Untergebenen, die sich andererseits als ein Führer betrachtet, der die christliche Gemeinschaft zu dirigieren berufen ist; die sich Bischöfe und Priester als Kommandanten vorstellt und nicht als Diener und Zuhörer; die den Priester für vielerlei Aufgaben vorbereitet, ohne die Berufung der Laien gebührend zu schätzen und ihre Vorbereitung voranzutreiben, verdient keine Berufungen.
Eine Kirche, die den Weg zum religiösen Leben als eine Art Beförderung in eine höhere Gesellschaftsklasse betrachtet; die aus ihrem Dienstamt eine Pyramide macht, mit dem Klerus an der Spitze und dem Volk an der Basis, und die in die Versuchung verfällt, den Gipfel für wichtiger zu halten als die Basis; die die Förderung der geistlichen Berufe für die Angelegenheit von zwei, drei Ordensleuten hält, und nicht für die Sache der ganzen Gemeinschaft, verdient keine Berufungen.
Eine Kirche, in der der Bischof dem Volk eine statische Liturgie vorschreibt, eine jede von der Basis kommende Initiative unterbindend: Eine Kirche, die von einem armen Volk begründet wurde und die einen Klerus hat, der bürgerlich lebt; oder deren Gläubige ihr ganzes Geld in luxuriöse Wohnungen, Kleider und Mahlzeiten investieren und deren Bischöfe in riesengroßen Palästen wohnen, die der Laie nur bis zum Empfangszimmer betreten darf, verdient keine Berufungen.
Eine Kirche, die einen Priester, der unfähig ist zur Erneuerung und zum Gespräch, in seiner Pfarre beläßt, nur weil sie nicht weiß, welchen Posten sie ihm geben soll; die die jungen Priester zu einer Priestertracht verpflichten will, für die diese kein Verständnis mehr haben, nur deshalb, weil ihre Vorfahren damals auf einen solchen Wechsel der Zeiten nicht denken konnten, verdient keine Berufungen.
Eine Kirche, die in der Vergangenheit lebt, obwohl sie als eine Kirche für die Gegenwart und für die Zukunft entworfen wurde; die der Erneuerung widersteht, bis zur Veraltung und Sterilität; die Priester mit engem Horizont und merklicher Inkompetenz auf wichtige Posten setzt, aufgrund irgendwelcher Protektionen, die Fähigkeiten entsprechend befähigter Priester mißachtend; die sich fürchtet, ihre Macht mit der Jugend zu teilen, ist nicht wert, Berufungen zu haben.
Eine Kirche, die unfähig ist, irgendwelche Berufungen zu erwecken; die nicht für solche betet, und wenn sie von den geistlichen Berufen spricht, dies nur auf Priester und Schwestern bezieht, vergessend, daß auch die Laien eine ganz bestimmte Rolle innerhalb der christlichen Gemeinschaft haben; verdient keine Berufungen.
(Im Jahre 1996 wurden in der BRD -ca. 28.000.000 Katholiken- 176 Neupriester geweiht. Nach Kölner Kirchenzeitung, 11/97, S. 3; nach Kirche Intern 6/97, S.10, nur 169)