Wie viele Opfer sind unter dem Pontifikat von Johannes Paul II zu beklagen?

von Norbert Piechotta

Nachdem die mediale Hysterie nach dem Begräbnis von Karol Wojtyla etwas abgeklungen ist und die wohl von opus dei  schon am 2. Tag nach seinem Tod initiierte Lancierung von „Heiliger“ und „der Große“ dümmlich-unkritische Verbreitung durch die Medien gefunden haben, ist es nun an der Zeit, die Frage zu stellen: Für wie viele Opfer ist das Pontifikat des opus-dei-Papstes Johannes Paul II verantwortlich?

Wie in allen autokratisch-totalitär-monarchistischen Strukturen ist natürlich nicht nur eine Einzelperson die Verantwortliche. Nein, die vielen, die geschwiegen haben, die devot nur das den Ohren des „Unfehlbaren“ zu Gehör gebracht haben, um nicht in Ungnade zu fallen(?), tragen ebenfalls ein gerüttelt Maß an Verantwortung.

Die Tragik dieses Papstes war es ja, dass trotz der griffig sloganartigen Formulierung und angeblichen Förderung der „Kultur des Lebens“ die lehramtliche Autorität "des Stellvertreters" de facto und schizophrener Weise zum Tode von wahrscheinlich hundert Tausenden geführt hat.

Ultrakonservative Kreise werden natürlich von Hetze oder Verleumdung sprechen.

Die Fakten: Persönlich verantwortlich ist Karol Wojtyla für den Ausstieg aus der Schwangerschaftsberatung in Deutschland, die durch die Intrige Meisners seinen bischöflichen Mitbrüdern gegenüber zur „Chefsache“ wurde. Denn Meisner wusste genau, wie man sich „lieb Kind“ beim „Heiligen Vater“ in Rom machen konnte.

Exkurs: Wieso eigentlich heilig? Und Vater? Heilig kann mach per definitionem doch nur werden, wenn man tot ist. Ist also jeder vormalige Kardinal, der zum Papst gewählt wurde, automatisch tot? Und Vater? Haben die Päpste der letzten hundert Jahre und davor etwa die Tradition der mittelalterlichen Päpste, von denen es auch mal 3 gab oder von denen auch mal eine Frau war, ohne das Wissen der Untertanen fortgesetzt? Wieso ist der katholische Christ des 20. und 21. Jahrhunderts immer noch nicht des Lesens in Mt 23,9-33 fähig?

Im ersten Jahr, nach dem päpstlich angewiesenen Ausstieg aus der staatlichen Schwangerschaftsberatung durch die katholische Kirche, schätzte man die Zahl der ungeborenen Opfer auf 2000-5000 pro Jahr, weil die anderen Schein ausstellungsberechtigten Organisationen oder berechtigten Individualpersonen tatsächlich nicht zum Leben hin berieten, wie das für die katholischen Stellen qua Überzeugung selbstverständlich war.

Nun Polen. Diesem über 200 Jahre politisch und wirtschaftlich gequälten frommen Volk hat Karol Wojtyla durch seine Wahl zum Papst Selbstbewusstsein und Selbstachtung verschafft – deshalb die Hochachtung, die er in seiner polnischen Heimat erfuhr.

Pille und Kondom hatte der polnische Papst verboten.

Exkurs: Die Vorgänge, die zur Enzyklika “Humanae vitae” führten, können vom gesunden Menschenverstand eigentlich nicht nachvollzogen werden. Die Kommission, die
aus Spezialisten der Bereiche Medizin, Biologie, Soziologie, Psychologie und Theologie bestand, legte am 26.6.1966 ihren mit 64 gegen 4 verabschiedeten Abschlußbericht dem Papst vor. Sie empfahlen die Pille oder andere “humane” Mittel zur Empfängnisregelung. Eine Gruppe von 5 Kardinälen -diesen gehörte auch Karol Wojtyla an - legte Paul VI. wenig später ein gegenteiliges Gutachten vor. Völlig unverständlicher Weise wurde das “Gutachten der Minderheit” Basis für die verheerende Enzyklika, die in Deutschland durch die “Königsteiner Erklärung” der deutschen Bischöfe vom 30.8.1968 abgemildert und de facto als unwirksam erklärt wurde.

In Polen -definitiv verbürgt durch Ordensschwestern und Priester- haben höchst-gläubige Polinnen Jahrzehnte lang, wohl heute immer noch, abgetrieben, weil das ja nur eine Todsünde war. Hätten sie Pille oder Kondom benutzt, dann hätten sie jeden Tag, oder beim Kondom jedes Mal,  eine Todsünde begegangen. Welch eine Perversion! Und wenn ähnlich in Südamerika, auf den Philippinen oder ... verfahren wurde??  10.000 oder 20.000 oder 50.000 Todesopfer?

AIDS in Afrika und den anderen Kontinenten – und Kondom-Verbot! Wie viele Menschen hielten sich an die Lehre des „Unfehlbaren“? Wie viele Opfer forderte und fordert die „wojtylasche Kultur des Lebens“? 10.000 oder 20.000 oder 50.000?

Jeden Tag verhungern oder sterben an den Folgen des Hungers nach Schätzungen der UNO 20.000 bis 30.000 Kinder im Alter bis 3 Jahre. Wie viel Leid hätten Pille und/oder Kondom hier ersparen können?

Weltweit: wie viele tote Frauen und entsprechend ungeborene Kinder pro Jahr durch Kurpfuscherei bei Abtreibungen - 30.000, 50.000? Ursachen hierfür z. B. physische und psychische Gewalt, wirtschaftliche Not, fehlendes Wissen und mangelnde Bildung. Positive Betrachtung von Pille und Kondom würden in dieser Situation tatsächlich eine „Kultur des Lebens“ fördern und den natürlichen, von Gott gewollten menschlichen Geschlechtstrieb, den zölibatäre alte Männer wohl nur noch vom Hörensagen her kennen, nicht so gnadenlos todbringend werden lassen. Vor allem für Frauen und Kinder.

Ja, das sind bittere Wahrheiten und hinterlassen mehr als einen bitteren Nachgeschmack, wenn Bruder Karol von "Achtung für das Leben" sprach und es einforderte.
Mit anderen Worten gefragt: Wie viele Menschen sind dem Pillen- und Kondom-Prinzip von Johannes Paul II in Deutschland, Polen, auf den Philippinen, in Südamerika und weltweit zum Opfer gefallen? 50.000 oder 100.000 oder 250.000 oder ... ?

Hoffentlich beendet der nächste Papst das sinnlose Töten und Sterben durch eine radikale Abkehr von der wojtylaschen Position!

Oder wird es wieder, wie bei Galilei durch Johannes Paul II, 359 Jahre dauern, der von päpstlicher Seite her dem katholischen Menschen schon 1992 erlaubte zu wissen, dass die Erde rund ist?

Und wenn Johannes Paul II heilig gesprochen werden soll - in welchem Verhältnis müssen die Opfer durch Wunder aufgewogen werden?

 1:2, 1:5, 1:10? Bei 100.000 Opfern und einem Verhältnis von 1:10 sind das nur 1.000.000 Wunder. Dank „opus dei“ –siehe die getürkten Wunder bei Escriva- und den „Legionären Christi“ wird das wohl in wenigen Jahren hinzukriegen sein.

 (In schmierenkomödiantischer Manier gingen die ersten Wunderberichte schon am 10. April 2005 durch die Agenturen.)