Wo ein Wille, da ein Priester – der Weg zur Mahlgemeinschaft !

Winfried Preuschoff

(Winfried Preuschoff gehört zum Vorstand des Kölner Netzwerkes und formuliert an dieser Stelle sehr persönlich. Ähnliches geschieht seit einigen Jahren an vielen Stellen in Deutschland, Holland und Österreich. Siehe Ikvu)

Eigentlich begann der Weg mit ... ihm.

Der Status „erholungsbedürftiges Flüchtlingskind“ brachte mich 1952 dank Caritas in das kleine französische Dorf Ozenay bei Tournus, 20 km von Taizé entfernt, in eine liebenswürdige kinderreiche Familie. 1952 – 7 Jahre nach dem Krieg. Diese Familie und später auch Taizé haben mir den Gedanken „Versöhnung“ eingefräst. Vielleicht streite ich deshalb so gerne, um mich nachher umso herzlicher versöhnen zu können.

Es kam, was kommen musste. Seit gut 10 Jahren feiern wir in Stommeln an jedem 1. Donnerstag im Monat das Taizé – Abendgebet mit anschließendem „Schwätzchen“ bei Tee und/oder Wein.

Höhepunkt eines jeden Jahres ist seit dieser Zeit die jährliche Fahrt über Christi Himmelfahrt „Taizé erleben – Burgund genießen“. Im nächsten Jahr zum 11. Mal. Da fährt also ein „harter Kern“ zum x-ten Mal nach Taizé, oder ehrlicher, nach Burgund. Was verbindet diese Menschen? Ist es die Sehnsucht nach Spiritualität? Sind es die Gesänge aus Taizé? Ist es die Freude an der Gemeinschaft? Wir sind etwa 30 - 50 Personen, die zusammen beten und singen, picknicken und wandern (Bus fährt parallel - es wird keiner ausgeklammert!). “Burgund genießen“ – ein gleichwertiger Bestandteil unserer Reise. Äußeres Zeichen sind die abendlichen „Vorstandssitzungen“ (ein Tarnname!). Eine so enge Beziehung in religiösem Umfeld impliziert zu Hause und unterwegs – in kleinen romanischen Kirchen - Gottesdienste, in denen wir Gott danken für diese gleichwohl offene Gemeinschaft. Angeregt von Publik-Forum beginnen wir, unsere eigenen Glaubensbekenntnisse zu formulieren oder uns ansprechende aus den Credo-Büchern vorzutragen. Die Fürbitten vermischen sich mit eigenen Gedanken. Diese Nähe mündete schon früh in dem Wunsch, sie durch ein gemeinsames Mahl im Gottesdienst auszudrücken. Wir wagten den Griff zum Tabernakel, nach Frankreich nahmen wir die Hostien mit.

Seit 3 Jahren sind wir auch von den Leistungsträgern her ökumenisch, so dass wir die Frage zu beantworten hatten: „Wie halten wir es mit dem Mahl?“ – insbesondere seit wir jeden ungeraden Monat in der evangelischen Kirche unser Abendgebet feiern. Für mich war das eine Frage, die durch den Austausch von Argumenten zu beantworten war. Dachte ich!

Naiv, wie ich war, wagte ich nach langfristiger Ankündigung die Diskussion – Brot und Wein als Agape - an einem schönen Nachmittag in unserem Stamm-Hotel St. Odilon in Cluny. Nach den einleitenden Worten bekam ich den Mund nicht mehr auf. Eine Flut starker Worte - von Sukzession und Handauflegen war die Rede, von böse werden und nicht mehr mitmachen - versagte mir das Sprechen, verstopfte mir die Ohren.

Ich sah einen Scherbenhaufen vor mir, ging auf mein Zimmer und weinte.

Wie war das mit der Versöhnung? Für mich war klar, nicht zum Preis der Ehrlichkeit, nicht zu Lasten der Ökumene und nicht zur Ehre des Nichts! Unser Pfarrer, sonst nur außen stehend, aber wohlwollend, trat überraschend in unsere Runde und unterstützte meine Argumente sehr eindrucksvoll. Vergeblich – die Gruppe ist seither gespalten in unterschiedlicher Intensität – von begeisterter Zustimmung bis zu unversöhnlicher Ablehnung (3 Personen). Wir bemühen uns, auch diese nicht aufzugeben.

So feiern wir seither den Gottesdienst in der katholischen Kapelle ohne Mahl und in der evangelischen Kirche mit Agape. Der dortige Hausherr, der nicht anwesend ist, sagt „Abendmahl“ dazu. Ich widerspreche ihm nicht. Ich hatte wohl auch den Fehler Wochen vor dem Eklat gemacht zu sagen, mir bedeute das Mahl aus unserer Mitte mehr als „die Anleihe an den Tabernakel“.

Laien und Mahl? Erstens: Wir betonen, dass wir keine „Eucharistie“ feiern – diese auch gar nicht feiern wollen. Wir feiern in unseren Gottesdiensten eine Agape - mit Brot und Wein und diese bleiben Brot und Wein – als Zeichen unserer (noch verbliebenen) Verbundenheit und zu seinem Gedächtnis. Zweitens: Was heißt hier „Laien“. Jesus hat keine Priester geweiht. Auch hat Rom Herbert Haag noch nicht widerlegt, der geschrieben hat, dass Jesus keine 2-Stände-Kirche gewollt hat. In den ersten Gottesdiensten wurde der als Priester bezeichnet, den die Gemeinde mit der Leitung dazu beauftragt hat. Und das konnte auch eine Frau sein. Der gewählte (nicht:erwählte) Bischof bestätigte die Beauftragung. (Übrigens: Ich leite vorerst keinen Gottesdienst.)

Priestermangel? Ich vermag keinen zu erkennen. Nur wir Laien sind unser eigener und größter Gegner – sehr zur Freude und zur Stärke der Amtskirche.

„Kleine Kirchen in der großen Kirche!“, sagte Prof.Ebertz. ...und wie sagte Jesus? „Gehe hin und tue desgleichen!“ – oder komme nach Stommeln oder fahre ganz einfach einmal mit uns nach Taizé.