Zitate aus publik-oberberg 1997  

Papst Gregor der Große (590-604): “Besser es gibt Skandal, als daß die Wahrheit zu kurz kommt.”

Kirchenvater Cyprian im 3. Jahrhundert zum innerkirchlichen Dialog: “Nichts ohne den Bischof, nichts ohne den Rat der Priester, nichts ohne die Zustimmung des Volkes.” Wie oft wurde und wird in unserer Kirche gegen diese 3. Determinante verstoßen?! np

Dieter Nuhr, Kabarettist: “Der Papst will nicht wissen, ob die Erde rund ist, sondern wissen, was es kostet, sie wieder flach zu machen.”

“Man kann nicht sein Leben damit verbringen, auf die Erlaubnis zum Leben von Seiten einer Kirche zu warten, die seit Jahrhunderten nur noch den Friedhof ihrer eigenen musealen Vergangenheit verwaltet.” (Eugen Drewermann)

“Ich denke, daß die Kirche in Deutschland mit ihren großen Institutionen darüber nachdenken muß, was geistig noch gedeckt ist und was im Grund bloß durch die Macht der Finanzen und Organisation fortbesteht, ohne noch wirklich geistigen Inhalt zu haben. - Die Kirche in Deutschland muß sich fragen, von welchen Dingen sie sich freiwillig trennen kann, bevor sie ihr genommen werden. Wenn diese dann durch irgendwelche Ereignisse der Kirche entrissen würden, führt das zwar zu äußerer Verarmung, aber auch zu einer größeren geistigen Lebendigkeit.” (Kard. Ratzinger, Rheinische Post, 14.10.94) Die semantischen Tiefenstruktur der Aussagen Drewermanns und Ratzingers sind de facto kongruent. np

“Aber dem, der Liebe hat, folgt das Volk auch dann, wenn er seine Schwächen aufdeckt. Wahrhaftigkeit wiegt mehr als Fehlerlosigkeit; an letztere glaubt sowieso niemand. Auch in der Beziehung des Priesters zu seiner Gemeinde sind Gleichwertigkeit und Wahrhaftigkeit gefragt. Und deshalb müssen sich auch Priester, Bischöfe und Päpste der Kritik unterwerfen und belehren lassen.” (Rudolf Schermann - Woran die Kirche krankt, S. 282)

Prof. Eurich am 24.10.96 in Gummersbach im Bruno-Goller-Haus: “Die Geschichte der Kirche (gemeint alle Kirchen) ist ein ständiger Verrat an Gott.”

Prof. Halbfas, 30.10.96, Gummersbach: “Im Zuge der Identitätsausbildung des Christentums entstand das Feindbild der Christen gegen die Juden.”- “Nur die “Religion der Liebe” hat die Vorstellung der Hölle. Die Vorstellung einer “endgültigen Verstoßung” ist dem AT und im Judentum absolut fremd.”

"Das Ausmaß der Unkenntnis wesentlicher theologischer Fragen, von Stellungnahmen der deutschen Bischofskonferenz wie des Zentralkomitees ganz zu schweigen, ist unsagbar groß." (Hanna-Renate Laurien, Herder-Korrespondenz , 9/1996, S. 458 ff)

Wir warten immer noch, trotz eingebrachter sorgfältiger Vorlagen, auf die Einrichtung kirchlicher Schiedsstellen und Verwaltungsgerichte. ... Es geht darum, “das Gefühl von Ohnmacht zu reduzieren”, das denjenigen erfüllt, der sich ohne Rechtsschutz und ohne klare Begründungen angegriffen sieht. Die Appelle der Kirche an Regierungen in Sachen Persönlichkeitsrechte der Menschen, würden -so Bayerlein (ZK-Mitgl.)- an Glaubwürdigkeit gewinnen, “wenn sie selbst in ihrem eigenen Bereich insoweit den Rechtsschutz verbessert”.

“400 Jahre lang waren es -nach unserem Sprachgebrauch- “Laien”, die der Eucharistie vorstanden. Dies zeigt, daß ein sakramental geweihter Priester nicht erforderlich ist und weder biblisch noch dogmatisch begründet werden kann. Voraussetzung, der Eucharistie vorzustehen, sollte somit nicht eine Weihe, sondern ein Auftrag sein. Dieser kann einem Mann oder einer Frau, ob verheiratet oder unverheiratet, erteilt werden. Für beide, Mann und Frau, ist gleichermaßen das volle kirchliche Amt zu fordern, das die Ermächtigung zur Eucharistie selbsttätig einschließt. Alle 7 Sakramente, die die katholische Kirche kennt, sollen von Jesus gestiftet sein. Bei mehr als einem Sakrament ist dieser Nachweis schwierig. Völlig unmöglich ist er beim Sakrament er Priesterweihe. Vielmehr hat Jesus durch Wort und Tat gezeigt, daß er keine Priester wollte. “Ich habe noch nie etwas anderes gepredigt, als im Evangelium steht.” Doch für Bischöfe scheine “selbst das Evangelium nicht katholisch genug zu sein.”( Herbert Haag, Bibelwissenschaftler und emeritierter Prof. der Uni Tübingen, Priester des Bistums Basel, der von Bischof Kurt Koch “Predigtverbot” erhielt.)

Frank Bonnike zitiert das öffentliche Bekenntnis seines verstorbenen Freundes Kardinal Bernardin von Chicago, die er kurz vor seinem Tod abgelegt hat: Er habe Entscheidungen in seinem Leben getroffen, die von der Kirchenpolitik bestimmt waren, er habe aber auch Entscheidungen getroffen, die auf den Evangelien beruhten; er bedauere, jemals die ersten getroffen zu haben, wenn sie nicht mit der Botschaft der Evangelien übereinstimmten, und er bitte um Verzeihung, daß er so gehandelt habe. (Mitteilungsblatt VkPF, Juni 1997, S.2)

“Jesus sagte: Ich bin die Wahrheit, und nicht: Ich bin die Gewohnheit.” (Tertulian, 200 n. Chr.)

“Bei Paulus wird die theologische Grundlage dafür geschaffen, diese Enttäuschung so umzuarbeiten, daß aus den kleinen Spontangemeinden der Zwischenzeit (zwischen dem Tod Jesu und seiner Wiederkehr) eine Institution mit langem Atem entstehen kann. Jesus wird zum Religionsstifter gemacht. Das ist unfraglich ein Akt pompöser Entschärfung und Umdeutung der Jesus-Botschaft. Sowenig wir auch über den historischen Jesus wissen - ein Kirchengründer war er gewiß nicht. Aus dieser Enttäuschung über das Ausbleiben des Gottesreiches und aus der Entschärfung der Jesus-Botschaft wird schließlich eine Institution zur Verwaltung des Heils geboren, die Ungeheures und Ungeheuerliches hervorbringen wird: die Glasfenster von Chartes und die Inquisition, Franz von Assisi und die Kreuzzüge.” (Reimer Gronemeyer, Wozu noch Kirche? 1995, S.200)

Acht Studenten aus dem Priesterseminar ausgeschlossen - 8 Studenten des Priesterseminars St. Josef in San Salvador wurden aus dem Seminar ausgestoßen, weil sie “Anhänger der Befreiungstheologie” sind. Die Maßnahme zu einer generellen “Säuberungsaktion” im Seminar hat der im März ernannte Erzbischof, Fernando Sáenz Lacalle, angeordnet, wie Pater John Medcalf berichtet. Er hat den Rektor und weitere Professoren des Seminars durch Priester ersetzt, die mit dem Opus Dei sympathisieren. Wegen der Ausstoßung der 8 Studenten kam es im Seminar zu Protesten der übrigen 126 Studierenden. Die Studenten standen kurz vor der Diakonatsweihe. Der Erzbischof versuchte die Angelegenheit herunterzuspielen, bekräftigte jedoch die Ausstoßung der Studenten. (Medieninformationen der Missions-Zentrale der Franziskaner, 8/96, S.7)

Deutsche Bischöfe blocken die Einrichtung unabhängiger Kirchengerichte ab - Unabhängige Rechtsschutzeinrichtungen innerhalb der Kirche würden nach Ansicht des Münsteraner Kirchenrechtlers Prof. Klaus Lüdicke die Rechtssicherheit der Gläubigen und damit ihre Übereinstimmung mit der Kirche erhöhen. Das Kirchengesetzbuch gebe seit 1983 den Diözesen die Möglichkeit, Schiedsstellen einzurichten. Das Kirchengesetzbuch ermöglicht grundsätzlich auch den Diözesen, Verwaltungsgerichte auf dieser Ebene zu schaffen, sogar auf der Ebene der Bischofskonferenz. - Schon 1975 bei der Würzburger Synode, bei der ja auch die Bischöfe Teilnehmer waren, ist dies gefordert worden. (BDKJ Journal, 10/96, S.22f)

“Klimawechsel” zwischen Bischöfen und Laien in Österreich - Der Pastoralkommission (PKÖ) wurde aufgetragen, bis Mitte Oktober einen “Fahrplan für Reformschritte” zu erstellen, bei dem sich “niemand überfahren fühlt” (Bischof Weber, Vors. d. Österr. Bischofskonferenz) und der den eingetretenen “Klimawechsel” (Schönborn) fruchtbar mache. In Webers Stellungnahme heißt es auch, der Gedanke, wonach es sich bei den Initiatoren und Unterschriftsleistenden des KirchenVolksBegehrens um “Kirchenfeinde” handele, sei “jetzt völlig überwunden.” (FAZ, 11.9.96)

USA: Bischof droht mit Exkommunikation - Der Bischof von Lincoln in Nebraska, Fabian Burskewitz, hat in einem Rundschreiben vom 19. März allen Angehörigen seiner Diözese die Exkommunikation angedroht, die nach dem 15. Mai noch 12 namentlich genannten kath. und ökumenischen Basisorganisationen angehören. Eine dieser 12 ist die mit dem europäischen Netzwerk “Kirche im Aufbruch” assoziierte Gruppierung “Call to Action”, die in den USA derzeit ein KirchenVolksBegehren vorbereitet. (IKvu-Rundbrief 6/96, S.31)

Bischof Kalilombe unterstützt katholische Reformgruppen - Bischof Patrick Kalilombe aus Malawi nannte kath. Refomgruppen “ein Geschenk Gottes an die Kirche.”  “Die Reformgruppen sind ein Ausdruck der Hoffnung, der zeigt, daß Gott mitten in seiner Kirche wirkt und bereit ist, zu sprechen, ohne an eine Institution, an Regeln oder bestehende Organisationen gebunden zu sein, wie heilig sie auch immer seien.” Kalilombe war sich sicher, daß auch andere Bischöfe im Grunde ihres Herzens schätzen, wofür diese Gruppen stehen. Das sei Prophetie, die immer ein entscheidendes und zentrales Element im Leben der Kirche gewesen sei: “Die Kirche wurde, was sie ist, durch Prophetie.” (IKvu-Rundbrief 6/96, S.30)

Papst: Laien bringen Frühling - Johannes Paul II. erhofft vom Einsatz “konsequenter und gut ausgebildeter katholischer Laien” einen “neuen Frühling” für die Kirche des dritten Jahrtausends. - Durch die Taufe erhalte jeder Christ Rechte und Pflichten in der Kirche, die er nach seinen geistigen Gaben und Charismen wahrnehmen sollte. In den 2000 Jahren der Kirchengeschichte, insbesondere aber in den Jahrzehnten seit dem Konzil, seien viele Gruppen, Bewegungen und Laienvereinigungen entstanden. “Der Geist Gottes scheint dem christlichen Volk den missionarischen Elan der christlichen Anfänge zu verleihen, als sich der Glaube dank der heroischen Zeugnisse aller Getauften rasch ausbreiten konnte”, führte der Papst aus. (Stadt Gottes, 9/96, S.7)

Meinungsforscher rechnen mit weiteren Kirchenaustritten - Das Institut für Demoskopie Allensbach rechnet damit, daß in den nächsten Jahren noch Hunderttausende aus der ev. und kath. Kirche austreten werden. Ihnen fehle eine positive Ausstrahlung. Immer mehr Menschen litten unter der “Ellbogengesellschaft”. Angesichts eines noch immer vorhandenen Bedürfnisses nach Religion sei mit einem Neuaufbruch in zehn bis 20 Jahren zu rechnen, “wenn dafür heute das Fundament gelegt wird”. Dafür müßten aber die Kirchenmitglieder verdeutlichen, daß “ein Mensch, der sich an christlichen Maßstäben orientiert, anders lebt”. Dann könne es dazu kommen, daß die “Nichtglaubenden die Glaubenden beneiden.” (aaO, 9/96, S.7)

Pfarrheimerweiterung für über 1 Million DM - Im November wurde das Pfarrheim von St. Bonifatius, Bielstein, für über 1 Mio. DM erweitert, obwohl objektiv kein Bedarf bestand. An Gemeindeaktivität fand regelmäßig statt: Kirchenchor 90 Minuten/Woche, Seniorentreffen 120 Minuten/Monat. Dafür war das vorherige Raumangebot mit den entsprechenden Unterhaltskosten schon zu groß. (publik-oberberg)

Armut und Reichtum in der BRD - In der BRD besitzen 10% der Bürger 49% des Eigentums, weitere 40% besitzen ebenfalls 49%. Die Hälfte der Gesellschaft, also 50%, besitzen den Rest, nämlich 2%. In den letzten 15 Jahren ist das Nettoeinkommen der Arbeitnehmer um 1,5% gestiegen. Im gleichen Zeitraum erzielten jedoch die Unternehmer eine 117%ige Gewinnsteigerung. (IKvu-Rundbrief, 6/96, S.21)

Das durchschnittliche Jahresgehalt (ohne Zuschlag für Haushälterin) eines röm.-kath. Bischofs beträgt 160.000-220.000 DM, eines evangelischen 150-175.000 DM (Spiegel, 10/95)

Australien: Millionen-Entschädigung wegen Kindesmißbrauch - Der kath. Orden “Chistian Brothers” in Australien muß 3,5 Mio Dollar Entschädigung an 263 Männer zahlen, die als Kinder von Ordensangehörigen sexuell mißbraucht wurden. Der Mißbrauch fand zwischen 1940 und Ende der 70er Jahre in Waisenhäusern des Ordens statt. Julien McDonald, der heutige Sprecher des Ordens, entschuldigte sich bei den Opfern. Einige der Ordensbrüder sind mittlerweile zu Freiheitsstrafen verurteilt worden. (Imprimatur 7/96, S.330)

Ratzinger zur Toleranz - Kardinal Ratzinger hat sich für ein klares Schuldgeständnis der Kirche im Blick auf die “Ketzerverbrennungen” - u.a. Jan Hus, Savonarola oder Giordano Bruno- ausgesprochen. “Es handelt sich meiner Ansicht nach um eine Schuld, über die man nachdenken und die zu einem Eingeständnis führen muß. Denn die Kirche darf keine Märtyrer machen, sondern sie muß eine Kirche der Märtyrer sein.” Damit die Kirche von Grund auf glaubwürdig ist, müsse sie sich “immer tolerant” zeigen und der Versuchung widerstehen, sich in einen Staat zu verwandeln, der seine Feinde verfolgt. (Imprimatur, 7/1997, S. 293)

Papst über die Wurzeln des Antisemitismus - “Antisemitismus” ist nach den Wortes des Papstes “ohne jede Rechtfertigung und absolut verdammenswürdig”. ... “Jesus war Jude, und das zu verkennen ist ein Angriff auf Gott selbst.” Zugleich bekennt der Papst, daß “Fehlinterptretationen des Evangeliums dem Antijudaismus Vorschub geleistet haben”. Daher sei eine klare Rückschau auf die Vergangenheit und die “Reinigung des Gewissens” unabdingbar. (Publik-Forum, 22/97, S.36)

Mißbrauch von Kindern durch Priester - Ein irischer Ordensmann wurde in Dublin zu 12 Jahren Haft verurteilt, weil er sich in 36 Jahren an mindestens 20 Kindern in Irland vergangen hatte. Im US-Bundesstaat Texas wurde die kath. Diözese Dallas zur Zahlung von umgerechnet 214 Millionen Mark Schadensersatz verurteilt, weil einer ihrer Priester 11 Jungen sexuell mißbraucht hat. ... Während des jetzigen Verfahrens wurde bekannt, daß die Kirche (gem. die Amtsträger, d.R.) von den Verfehlungen des Priesters gewußt hatte. (Mitteilungsblatt Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen e.V., 9/1997, S. 24 - zitiert nach Kölner Stadtanzeiger 26./27. Juli 1997)