Zitate aus publik-oberberg 1998   

“Ist es möglich, daß eine Kirche, die Gott als Liebe verkündet, dieses Einzige und diesen Einzigen verdrängt wie sonst niemand? Ist es möglich, daß eine Hierarchie von alten Männern die Liebe unbewußt so lange idealisiert und ritualisiert und vermoralisiert, bis die Amtsinhaber der Kirche mit Bewußtsein so handeln dürfen, daß es für andere ungerecht wird? Oder könnte es sein, daß Kirche etwas anderes ist als das Überlieferte und als das Haus, in das uns andere hineingetauft haben.” (Peter und Manuela Eicher, Wie kannst du noch katholisch sein? München 1993, S.11)

“Ich halte die jetzige institutionelle Form von Kirche für überholt. Sie vermag keinen oder kaum einen Raum mehr zu bieten für die Fragen der Menschen von heute. Die Kirchenmänner sitzen, wie damals vor 2000 Jahren in Jerusalem, hinter aus Angst verschlossenen Türen und nehmen die Feuerzungen, die in der Welt brennen, nicht mehr wahr, ja sie halten sie sogar für gefährlich, weil sie in der Sattheit, in den alten Gewohnheiten, im Filz der vielen institutionellen Verkrustungen verbrennen könnten. ... Heute kann ich den vielen, nach wie vor gespielten Spielen der institutionellen Kirche gar nichts mehr abgewinnen. Die jetzige Form von Kirche hat abgewirtschaftet. Diese Kirche muß sterben. Eine neue muß kommen. Denn ohne Kirche geht es nicht: das Glauben und Hoffen.” (Michael Albus, Imprimatur 4/97, S.146)

“Ein Handbuch des “Staatskirchenrechts”, zweibändig, in zweiter Auflage 1996 erschienen, sechs Pfund schwer, kann nur in Deutschland erscheinen. Nirgendwo sonst auf der Welt sind die Beziehungen zwischen Kirche und Staat so verflochten und verwickelt wie in Deutschland. ... Da spiegelt sich die Trinität von Gott, Verfassung und Kirchensteuer wider. ... Der gordische Knoten ist, verglichen mit diesem Knäuel aus Staat und Kirche ein vergleichsweise einfaches Gebilde. ... Traditionen sind die Dogmen der Bequemlichkeit. ... Es droht dann freilich eine Spaltung des deutschen Katholizismus: in eine dynamische, basisbewegte Kirche unten und in eine museal-episkopale Kirche oben; letztere würde bei einem Entzug der Kirchensteuermittel ... allmählich austrocknen.” (Heribert Prantl, Gordischer Knoten zwischen Staat und Kirche, in der SZ, 31.1./1.2.98)

Bischof Gaillot am 11.6.98 im Theresianum/Mainz: “Der einzige Weg, einen Menschen zu befreien, ist, ihm seine Würde zu geben.”

“Der Evangelist Markus berichtet von nichts Außergewöhnlichem bezüglich des biologischen Ursprungs Jesu. Er gibt vielmehr wieder, Maria und Josef hätten sieben Kinder zur Welt gebracht.Und er zählt auch ihre Namen auf (Markus 6,3). Die fünf Söhne heißen Jesus, Jakob, Joses, Judas und Simon, außerdem gibt es da noch 2 Töchter. ... - Die spätere katholische Theologie wollte aus den Brüdern Jesu Cousins machen, um Maria zu einer lebenslangen Jungfrau erklären zu können. Es ist nur schwer erklärbar, was dadurch gewonnen werden soll. Die meisten Menschen finden eine Ehe ohne Sex befremdlich – völlig zu recht. - Bemerkenswert ist, daß diese sexuell enthaltsame Ehe als Kirchenlehre just zu der Zeit festgelegt wurde, als die offizielle Kirche von verheirateten Priestern verlangte, ihre Ehen frei von jeglicher Sexualitätsäußerung zu gestalten. ... - Im zweiten Kapitel der Genesis findet sich das erste, was Gott gemäß der Bibel nicht “für gut” befindet: die Einsamkeit, der Zölibat des Adam. Und Gott überlegt, “daß es nicht gut für den Menschen sei, allein zu sein”. ... - In der hebräischen Bibel findet sich kein einziger Fall eines freiwillig gewählten lebenslangen Zölibats. Kein Patriarch und keine Matriarchin, kein Prophet oder König wählt den Sex-Verzicht, um Gott zu gefallen. Gott scheint den Zölibat weder zu wollen noch ihn zu segnen. ... - War Jesus verheiratet? Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß er es war. ... - Und es gibt eine weitere schlimme Folge: Die Mär von der immerwährenden Jungfräulichkeit Marias und der Enthaltsamkeit Jesu hat in der katholischen Seele tiefe Angst vor der Sexualität verursacht.” (War Jesus ein Single? Wohl kaum! Von Anthony Padovano, Publik-Forum, Nr. 18/1997, S.52ff)

Der klerikale Witz - Der Bischof von Fulda ist gestorben und steht an der Himmelstür. “Wer bist du?” fragt ihn Petrus. “Der Bischof von Fulda.” “Fulda? Noch nie gehört. Wo liegt das denn?” In Deutschland. Das ist dort, wo immer die deutsche Bischofskonferenz tagt.” “Was es nicht alles gibt!” sagt Petrus erstaunt. “Da muß ich doch mal den Heiligen Geist anrufen.” – Er nimmt das Telefon, wählt eine Nummer und sagt: “Da ist ein Mann, der behauptet, er sei Bischof von Fulda. Gibt´s das?” “Fulda?” tönt es aus dem Hörer zurück – “da bin ich noch nie gewesen.”

“ Was Jesus gelehrt hat, bestimmt der Heilige Vater.” - “ Man sagt (in der Kirche) Dienst und meint Macht.” (Prof. Dr. Dr. W. Bockenförde in Würzburg, 3.10.1998)

“Keine regressive und repressive Religion – Christlicher, islamischer, jüdischer oder welcher Provenienz auch immer- hat, längerfristig gesehen, eine Zukunft.” (Hans Küng, Projekt Weltethos, 3. Aufl. 1991, S.44) “Zum erstenmal in der neueren Zeit haben wir im Herbst 1989 nicht eine Revolution feuernder Gewehre erlebt, sondern religiöse Führungspersönlichkeiten eine Revolution brennender Kerzen. An der Spitze dieser gewaltlosen revolutionären Bewegung standen freilich weder konservative Hierarchen erstarrter Kirchen noch viele wohl wohlangepaßten “grauen Kirchenmäuse”. Kristallisationspunkte waren dynamische und zugleich verantwortungsbewußte, tolerant-offene und zugleich konsequent-religiöse Führungspersönlichkeiten und Gruppen, die einen neuen Führungsstil entwickeln.” (a.a.O., S.69f) “... der Vatikan, die letzte absolutistische Monarchie Europas, hat nicht nur die Unterschrift unter die Menschenrechtserklärung des Europarates, sondern auch Glasnost und Perestroika noch vor sich." (a.a.O., S. 115)

“Die moderne Exegese ist der Überzeugung, daß mit den von Paulus erwähnten Frauen der Apostel Ehefrauen gemeint waren. Die Kirchenväter Tertullian, Klemens von Alexandrien, Hilarius von Poitiers übertrugen die griechische Bezeichnung für Frau im Lateinischen mit “uxor” (=Ehefrau). Hieronymus (4. sc.) spricht in der “Vulgata”, der lateinischen Bibelübersetzung, zunächst auch von den “Ehefrauen” der Apostel. Später– wohl im Gefolge der im Jahre 395 von Papst Sirisius erlassenen Vorschriften zur priesterlichen Enthaltsamkeit, nach denen die Ehe als unrein galt- benutzte er die Bezeichnung “mulier”, Frau. (Hubert Jansen, Christliche Freiheit statt Heilige Herrschaft, Publik-Forum Spezial, Oberursel 1998, S.59)