Zitate aus publik-oberberg 1999 

„Es ist aber nicht nur die Verzweiflung über Krenn, die Bewegung in die Bischofskonferenz gebracht hat. Schon ein kurzer Blick auf den Alltag in den österreichischen Pfarren zeigt: Die Reformen, die die Spitze der Kirche so zögerlich zu diskutieren beginnt, sind an der Basis längst verwirklicht. ... riskieren sie eine noch tiefere Spaltung als jene, die zur Zeit zwischen liberalen Gitarrenchristen und traditionstreuen Weihrauchkatholiken herrscht – nämlich ein “vertikales Schisma”, ein Abfall der Gläubigen von ihrem Klerus.  - Der ehemalige Leiter des Religionspädagogischen Instituts, Franz Schmatz, dem von Krenn die Lehrbefugnis entzogen wurde, bringt es auf den Punkt: “Was wir gerade erleben, ist eine Art Sterbevorgang eines kirchlichen Systems, bei dem Herrschafts- und Machtstrukturen zusammenbrechen. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird es noch ziemlich viele und große Konflikte geben. Das System der Kirche muß sich noch viel mehr verändern; nur einen Bischof auszutauschen wird sicherlich nicht ausreichen.”  - Der Pastoraltheologe und Vorsitzende der Katholischen Aktion, Christian Friesl, kann sich nur zwei mögliche Szenarien einer Kirche der Zukunft vorstellen. Entweder formt sich eine Glaubensgemeinschaft, “die aus dem Archiv der katholischen Kirche kommt und den alten Besitzstand wahrt”, oder es entsteht eine “politische Diakonie”: eine Kirche, in der “das Evangelium mit den Menschen gemeinsam entwickelt wird.“ (Format, Internet-Update WsK-Österreich vom 15.12.98)

„ ... Das Heilige Offizium ein Skandal für die ganze Christenheit ... “ (Kardinal Frings, Köln, zitiert in B. Häring, Meine Erfahrung mit der Kirche, Herder 1989, S. 187) Mit Heiligem Offizium ist die Glaubenskongregation gemeint. d.R

„Die konkreten Kirchen waren und sind nicht selten der wichtigste Widerpart einer gelingenden Christianisierung. Sie sind – wie alle Institutionen – stets darauf bedacht, ihren Erhalt und ihren Einfluß zu sichern.“ (R. Lay, Ketzer, Dogmen, Denkverbote, Econ TB 1998, S. 118) „ So ist es für einen Menschen, der die Jesusbotschaft in seinem Leben erheblich machen will, völlig gleichgültig, ob das Hymen Mariens unverletzt blieb, als sie Jesus gebar. ... Und so konnte denn auch Adolf Mitterer ...schon zu Zeiten Pius XII., eines in keiner Weise Neuerungen verdächtigen Papstes, völlig ungerügt schreiben, daß die Jungfräulichkeit Mariens in der Geburt Jesu nichts anderes bedeute, als daß sie Jesus ohne Schmerzen geboren habe.“ (a.a.O., S. 130) „Niemals zuvor war die Kirche mehr als heute in Gefahr eine Gettokirche zu werden.“ (a.a.O., S. 239)

Von Gottes Geist getrieben - „In unserer Alltagssprache sind Propheten meistens Leute, die etwas voraussagen können und die etwas über die Zukunft sagen oder wissen. Oft unterscheiden wir sie kaum von Hellsehern oder Wahrsagern. In der Bibel sind Propheten in erster Linie Deuter der Zukunft. Viel häufiger brachten sie den Königen und Priestern, den Reichen und Armen eine Botschaft, die für ihre Gegenwart wichtig war. Oft traten sie völlig unerwartet an Wendepunkten der Geschichte Israels auf. In unerhörten Drohsprüchen kündeten sie Gottes Gericht an, wenn sie Unrecht entdeckten. Aber in Zeiten der Not hatten sie auch Worte des Trostes und der Hoffnung für ihr Volk. - Sie waren weder Priester noch Beamte. Darum meinten viele Israeliten, sie hätten kein Recht, sich in alles einzumischen. Aber die Propheten bestanden darauf, das zu sagen, was ihnen wichtig war. Ihre Botschaft verkündeten sie nicht aus eigenem Antrieb oder zu eigenem Nutzen. Sie fühlten sich vom Geist Gottes dazu getrieben. Ihr Wort war das Wort Gottes. „So spricht Gott“, „das Wort Gottes erging an mich“, „Spruch Gottes“ - das sind die Wendungen, mit denen die Propheten oft ihre Reden einleiteten. - Das hebräische Wort für Prophet („nabi“) kann Gerufener oder Rufer bedeuten. Es drückt aus, daß der Prophet von Gott gerufen ist und daß er selbst andere im Namen Gottes ruft. – Zu ihren Lebzeiten fanden sie kaum Gehör. Sie redeten, warnten, litten, verstummten. Aber ihrer Botschaft lebte weiter. Israel erkannte später, daß ihm im Prophetenwort Gottes Wort begegnet war.“ (Zeichen der Hoffnung, Religionsbuch für 9./10. Schuljahr, Patmos, S. 75)

„Der Schock kam während der Lektüre eines bibel-wissenschaftlichen Aufsatzes über die Einstellung des Nazareners zu den Kultpriestern des jüdischen Tempels. Die Abhandlung demonstrierte mit der gebotenen Gründlichkeit, daß Jesus mit den Priestern nichts im Sinn hatte. In mein Journal kam die Notiz: „Ich bin etwas geworden, was es nach Jesu Lehre gar nicht geben soll, nämlich Priester.“ (Adolf Holl, In Gottes Ohr, 1995, S. 100)

Über Internet: Rom/München, 8.10.1999 (SJ – Kommunikationsreferat der Jesuiten in Zentraleuropa) - "Ökumene darf sich nicht auf den Status friedlicher Koexistenz reduzieren lassen." Mit einem Appell zu verstärkten Anstrengungen in der Ökumene hat sich der Generalobere der Jesuiten, Peter-Hans Kolvenbach SJ, auf der 2. Europäischen Bischofssynode, die seit dem 1.10.1999 in Rom tagt, zu Wort gemeldet. - Der europäische Einigungsprozess müsse als Beispiel und Herausforderung wahrgenommen werden. Derzeit dränge sich allerdings nicht der Eindruck auf, als ob der Prozess der Ökumene eine hohe Priorität in der Kirche habe. Peter-Hans Kolvenbach: "Während in Europa die Einheit geplant und voran getrieben wird, ist nicht ersichtlich, wohin sich die Ökumene entwickelt und wie sie in Zukunft aussehen könnte." - Nach Auffassung des Generaloberen der Jesuiten gehe es bei der Frage nach der Zukunft der Ökumene nicht zuletzt auch um die Glaubwürdigkeit der Kirche selbst. Gerade angesichts der Tatsache, dass die Trennlinien heute nicht länger zwischen den Konfessionen, sondern zwischen Christen und Nichtchristen, Gläubigen und Ungläubigen verliefen, habe man an der Basis "kein Verständnis mehr für die dogmatischen Gründe der Kirchenspaltung". Deshalb müsse es künftig darum gehen, den Dialog der Experten und Theologen durch konkrete Schritte zu ergänzen. In diesem Zusammenhang empfahl Peter-Hans Kolvenbach unter anderem verstärkte Begegnungen und Partnerschaften von Pfarreien, Offenheit und Gastfreundschaft der Kirchen, Austauschprogramme an Universitäten, geistliche Begegnungen der Menschen sowohl mit der monastischen Tradition wie auch mit den neuen religiösen Gemeinschaften, gemeinsames Beten und gemeinsames Hören auf das Wort Gottes über die Konfessionsgrenzen hinaus.