Zuschriften "Gastfreundschaft bei Eucharistische und Abendmahl"

 

Bitte schreiben Sie uns in zwei oder drei Sätzen, wie Sie über die
wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft denken

(Email an info@wir-sind-kirche.de)!

 

Für mich gehört die gemeinsame Eucharistiefeier zwischen allen Christen zur Ökumene dazu.

Nicht nur am Kirchentag sondern das ganze Jahr in den eigenen Gemeinden sollte diese Gastfreundschaft selbstverständlich sein.

Ein praktisches Beispiel:

Bei der katholischen Messfeier anlässlich der Silberhochzeit von unseren Verwandten fragte mich eine evangelische Frau, die in der Bank neben mir saß, ob sie am Abendmahl teilnehmen könne. Sollte ich ihr mit der Meinung der Amtskirche antworten oder mit meiner eigenen Ansicht? Ich selbst bin Katholikin.

Ich habe mich für das Letztere entschieden.

Gisela Rausch,

35287 Amöneburg-Roßdorf

 

 

Auch wenn es mein katholischer Chef-Kellner nicht auf seine "Kappe" nehmen will: Entfernen wir die "Reserviert"-Schilder und rücken wir zusammen am Tisch des Herrn!

Wer ist unser Gastgeber? Christus oder Karol? Wo ist also das Problem? Ich bin außerdem sicher: Karol braucht Mutmacher. Je mehr Katholiken und Protestanten gemeinsam das Liebesmahl mit Christus feiern, desto weniger wird der alte Karol sich dem entziehen können.

Stephan Wald,

55411 Bingen

 

 

Für ein glaubwürdiges Zeugnis der Christen ist die eucharistische Gastfreundschaft unerlässlich und für konfessionsverschiedene Paare und Familien eine notwendige Voraussetzung, um christliche Ehe und Familie leben zu können.

Rosemarie und Rudolf Lauber,

Weil der Stadt (Netzwerk

 konfessionsverschiedener

Paare und Familien)

 

 

Als praktizierende Katholikin halte ich die "Ist-Situation" für einen Skandal. Christus lebte und predigte grenzenlose Liebe, Gastfreundschaft war für ihn von großer Bedeutung. Das ist einfach zu begreifen, die Bibel lehrte es uns. Bedarf es da überhaupt noch theologischer Haarspaltereien?

Da Adam und Eva nun mal vom "Baume der Erkenntnis" gegessen haben, ist uns Eigenverantwortung und Freiheit unsres Denkens von Gott aufgetragen. Das kann doch nicht Stillstand über Jahrhunderte und bis in alle Zeiten bedeuten, was Leben der Kirche betrifft. Dort, wo Gottes Geist weht, und den erspürt man hoffentlich in den Kirchen, geht es vorwärts, werden Ideen gezündet, muss es Neues geben.

Wenn gesagt wird, dies oder jenes sei aber nicht mehr katholisch, wie Äußerungen von Bischof Dr. Mixa, Eichstätt, über das Frauenpriestertum oder die Abschaffung des Zölibats, sehe ich Parallelen zu Vereinen mit ihren festen Statuten. In Vereine trete ich ein, oder auch aus. An meine Kirche habe ich eine ganz andere Erwartung.

Christa Neumeyer,

24146 Kiel


 

Ich bin unbedingt und ohne jeden Vorbehalt für Eucharistische Gastfreundschaft, und zwar nicht nur beim Ökumenischen Kirchentag, sondern immer und überall. Ich teile Ihre Ansicht, dass Gastfreundschaft trotz der bestehenden theologischen Unterschiede verantwortbar ist.

Wenn ich in einer evangelischen Kirche an einer Abendmahlsfeier teilnehme (mehr als die Hälfte meiner Familie ist evangelisch), sind mir die theologischen Unterschiede zwar immer bewusst, aber ich bin trotzdem ganz bei der Sache und fühle mich in das größere Ganze wohltuend und beglückend eingebunden.

Ich wünsche Ihnen für den Kirchentag, zu dem ich leider nicht kommen kann, dass viele Teilnehmer den Mut haben, ihrer Überzeugung Ausdruck zu verleihen.

Gertrude v. Knorre,

76139 Karlsruhe

 

 

Die eucharistische Feier ist glaubensinhaltlich begründet. Da beide großen Kirchen in der gleichen apostolischen Glaubenstradition leben, dürfen kirchenrechtliche Gründe (Ämterfrage) eine gastweise Einladung zum gemeinsamen Herrenmahl nicht blockieren. Da auch innerhalb der Katholischen Kirche trotz differierender Auffassungen nachdenklicher Kirchenmitglieder über Opfercharakter, Transsubstantiation, Dauer der Realpräsenz keinem Teilnehmer an der Eucharistiefeier den Kommunionsempfang verwehrt wird, wäre es geradezu absurd, ausgerechnet am gemeinsamen Kirchentag eine gegenseitige Einladung zur Eucharistiegemeinschaft abzulehnen.

Rudolf Wetzel,

88287 Grünkraut

 

 

Wir begrüßen die wechselseitige Gastfreundschaft und werden daran teilnehmen. Gott lädt uns all ein.

Antonie und Klemens Berkenheide,

48268 Greven

 

 

Stellen Sie sich vor, wir werden zum eucharistischen Abendmahl eingeladen und gehen alle hin.

Für mich und meine Familie - wir sind evangelisch (1 x katholisch konvertiert) - ist dieses "Zurückpfeifen" des Papstes eine unglaubliche antichristliche Brüskierung. Wir haben uns auf den 1. Ökumenischen Kirchentag sehr, sehr gefreut, nehme auch teil, und dann so ein Rückschritt! Für uns haben wir noch nie ein Problem gehabt mit Abendmahl oder Eucharistie. Wir gehen im Vertrauen auf Gottes Liebe und Verständnis in jede religiöse Gemeinschaft, die uns willkommen heißt und nehmen teil am christlichen Leben.

Im Vertrauen auf besserte Zeiten - Dank für Ihre Arbeit!

M. Förster,

48149 Münster

 

 

 


 

Die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie-/Abendmahlsfeier sei "notwendig" (aus bestimmten Gründen) und sie sei "möglich" (aus bestimmten Gründen), so argumentieren Sie immer noch.

Meine Antwort: Sie ist von Anfang an selbstverständlich. Hat Christus in allem, was überliefert ist, anderes gesprochen und gehandelt? Er hat keine Auseinandersetzungen mit den "Glaubenshütern" gescheut. Und ansonsten hat er gehandelt, wie sein Herz und seine Seele es ihm eingaben und "sein Vater", also seine tiefste innere Stimme.

Auf diesen Mutationssprung warte ich schon lange bei Ihnen und allen Kirchengruppierungen "von unten".

Ich wünsche Ihnen die Freiheit der Kinder Gottes,

Helmut Ostermeier,

80809 München

 

 

Das Gedächtnis des Herren begehen katholische ebenso wie evangelische Christen in der Mahlfeier. Hier begegnen Menschen des christlichen Glaubens einander und in der Gemeinschaft auch Gott.

Wenn katholische und evangelische Christen an den gleichen Gott glauben und im gleichen Zeichen den Glauben feiern, dann sollten sie such gemeinsam das Mahl begehen können.

Die Leitung der katholischen Kirche sperrt sich gegen diese Einsicht. Warum?

Wolfgang Mömken,

46562 Voerde

 

 

Bei der Diskussion um den ökumenischen Gottesdienst geht es viel zu oft um die Frage wer darf was. Für mein Dafürhalten wurde dadurch das Unwesentliche, in dem es ein unterschiedliches Verständnis gibt, verwässert. Ich will es etwas plump formulieren:

"Nur wo Nutella drauf steht, ist auch Nutella drin". Diesen Werbeslogan kennt man. Wir Katholiken glauben halt das einzig wahre Original zu verspeisen und das ist auch gut so. Es gibt viele andere Nuss-Nougat-Cremes, die besser und schlechter schmecken. Jedem das Seine.

Ich stelle mir eine ökumenische eucharistische Gastfreundschaft so vor, dass wir alle an einem Tisch sitzen, aber jeder seine Nuss-Nougat-Creme wirklich hat und auch von der anderen probieren kann. Wogegen ich mich wehre, ist, aus allen Cremes eine Einheits-Nuss-Nougat-Creme zu machen.

M. Scheitza,

60385 Frankfurt am Main

 

 

Zur wechselseitigen eucharistischen Gastfreundschaft stehe ich voll hinter den vom AK Ökumene und Wir sind Kirche formulierten Sätzen:

"Wenn theologischer Konsens besteht, dass Christus in Wort und Sakrament in der Mahlfeier gegenwärtig ist, dann sind gemeinsame Mahlfeiern mit gegenseitiger Gastfreundschaft konsequent. Gastgeber des eucharistischen Mahles ist nur einer: Christus, der alle einlädt zu seinem Tisch".

Wo Kirchenleitungen dies verbieten, gilt für mich das Apostelwort: "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen". (Apg 5, 29)

Doris Altewischer,

 44357 Dortmund


 

Auch zeichenhaft gehe ich jetzt alle 4-6 Wochen sonntags zu einem Gottesdienst in der evangelischen Gemeinde und dort zum Abendmahl.

Wenn die Würzburger Synode mit Zustimmung der Bischöfe den katholischen Christen bei entsprechender Gewissensentscheidung die Teilnahme am evangelischen Abendmahl zugesteht, hat das, da offensichtlich in der Weite des Heiligen Geistes, aus sich heraus Vorrang vor kurialer Enge.

Bei dem vielen Papier haben Sie offensichtlich mein Buch "Jesus in Rom" (Herrn Weisner zugeschickt) nicht zur Kenntnis genommen (Kapitel "Zum gemeinsamen Abendmahl der Christen" und Kapitel "Unfehlbarkeit und Freiheit über die Reduzierung der Ansprüche aus dem I. Vatikanum und die Einzelworte über die "Freiheit in der Kirche" S. 18/19 u.a.)

Gunter Filbry,

59929 Brilon

 

 

Für mich als Priester der alt-katholischen Kirche ist diese wechselseitige Gastfreundschaft etwas Selbstverständliches.

Offiziell Interkommunion mit der Anglikanischen Kirche seit 1931, mit der Evangelischen Kirche in Deutschland eucharistische Gastfreundschaft seit 1985.

Mit der römisch-katholischen Kirche wird sie vielerorts wechselseitig einfach praktiziert.

Jesus lädt ein - nicht eine Kirche.

Pfarrer i.R. Klemens Büchler,

45239 Essen

 

 

Der HERR lädt uns an SEINEN Tisch. ER macht uns würdig und achtet uns wert, an SEINEM Tisch Platz zu nehmen und zu essen und zu trinken.

Wer sind wir, IHM das Recht dazu abzusprechen?

Josef Sattlegger,

94032 Passau

 

 

1.      Wir feiern in der Eucharistie (Abendmahl) die Gegenwart Jesu Christi in jedem Einzelnen und in der Gemeinde (unsere Einheit mit ihm) und gedenken in Liebe und Dankbarkeit seines Lebens auf der Erde (seiner Liebe zu uns bis zu Tod und Auferstehung).

2.      Natürlich ist Jesus nicht in seinem physischen Körper von vor 2000 Jahren anwesend, sondern mit dem verklärten Geist-"Leib", den er jetzt hat. (Der Priester ist kein Zauberer - "Hocus-pocus").

3.      Je mehr wir "Christen" sind, Christus-Menschen, Christusse, um so intensiver erleben wir als Einzelne und als Gemeinde dieses Einssein, a) mit dem Auferstandenen, b) mit der ganzen Schöpfung, für die BROT und WEIN stellvertretend stehen. Die WANDLUNG geschieht in uns.

Margret Köhne,

49076 Osnabrück

 


 

Eucharistische Gastfreundschaft mit gemeinsamem Mahl ist für mich seit Jahren selbstverständlich. Vor die Wahl gestellt, es zu lassen (auf Papstweisung) oder exkommuniziert zu werden, würde ich letztes wählen. Nur Jesus Christus ist mein Rabbuni. Von ihm kann mich keiner trennen!!!

Meggi Horbert,

56076 Trier

 

 

Es war im August 1972 in Niederalteich eine Meditationswoche mit über 100 TeilnehmerInnen. Täglich gab es vor dem Frühstück Gottesdienste. Während der katholische und byzantinische Gottesdienst sehr gut besucht war, nahmen am evangelischen Gottesdienst sehr wenig Leute teil.

Nun beschäftigte mich die Frage, zum Abendmahl zu gehen oder wegzubleiben. Ich ging. Mein Gewissen ließ nichts anderes zu. Dazu stehe ich bis heute, nach 31 Jahren.

Noch die Bemerkung: In den letzten 10 Jahren meiner Berufstätigkeit war ich hauptamtlich mit der Arbeitnehmerpastoral beauftragt. Unsere Gesprächskreise für Arbeitnehmer waren nur ökumenisch. Oft nahmen auch die Moslems teil. Auch wurden wir von den Moslems eingeladen und tauschten gegenseitig Referenten aus. Das waren gute Erfahrungen. Allerdings die Frage der eucharistischen Gastfreundschaft stellte sich dabei nicht.

Rosa M. Burkart,

76287 Rheinstetten

 

 

Nach Beendigung des II. Vatikanischen (des sogenannten ökumenischen) Konzils vor über 35 Jahren wird es allernächste Zeit zur Durchführung des Berliner Ökumenischen Kirchentages mit der geplanten "eucharistischen Gastfreundschaft".

Ich unterstütze das Vorhaben der Reformgruppen, die ökumenischen Gottesdienste beim Kirchentag unbedingt zu halten - die Zeit ist reif dazu!!!

Der Heilige Geist weckt das Verlangen nach der Einheit, aber "es liegt an uns, unsere bescheidene Mitarbeit für das große Werk zu leisten und immer inständiger darum zu beten",, damit er es verwirkliche (vgl. Kardinal Bea in "Augustin Bea - Der Kardinal der Einheit" von Stjepan Schmidt, 1989, Graz, Wien, Köln, Seite 317).

Ich wünsche dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin einen segensreichen und guten Verlauf. Leider kann ich nicht daran teilnehmen.

Werner Schäffner,

79219 Staufen/Breisgau

 

 

Wir alten Ökumeniker (seit Una-Sancta-Zeiten) hätten es ja wissen müssen, dass aus dem gemeinsamen "Tisch des Herrn" auch diesmal nichts wird. Vor einigen Jahren, als der ÖKT - nach langen theologischen Raufereien - vereinbart wurde, da keimte zwar aus einem versprengten Hoffnungskorn, das nicht unter den Dornen gepflegter Zwietracht verdorrt war, die leise Erwartung, die Hierarchen und Theologieprofessoren würden endlich über ihren Schatten springen und Gemeinsamkeit (dass alle eins seien) bei Abendmahl und Kommunion zuzulassen. Aber der (katholische, evangelische ?) Geist Gottes, zu dem wir beten, hat es nicht geschafft. Die Schatten waren wohl (noch) zu lang.

Eucharistie und Abendmal sind uns als Kernstück und sichtbares Symbol unseres christlichen Glaubens aufgetragen (Tut dies.....). Als Kind erfuhr unsereiner ja vor allem strenge Vorschriften. Etwa: vor der Kommunion darf kein Kuchenkrümel über die Lippen - und wenn doch, sofort ausspucken. Oder die vorherige Pflichtbeichte, die schon deswegen eine Plage war, weil man als Kind keine ordentlichen Sünden wusste und auf "war ungehorsam, unandächtig" auswich. Handkommunion wäre ein Sakrileg gewesen, ebenso wie Mädchen als Messdiener am Altar.

Heute gehe ich zum Abendmahl, wenn ich Gast in einem evangelischen Gottesdienst bin, und ich lade evangelische Freunde, die unseren Glauben ebenso ernst nehmen, zum Kommunionempfang in unseren Gottesdienst ein.

Jesus hat keine wissenschaftliche Lehre verkündet. Unser Herr - Schriftgelehrten und Professoren ohnehin nicht übertrieben zugetan - hatten aber keine Ahnung, was akademische Theologen und hochrangige Apostel-Nachfolger in der Folgezeit aus seiner einfachen Lehre alles machen können, - etwa zwischen "Transsubstantiation" und "Gedenken".

In Berlin wollen evangelische und katholische Reformgruppen sich nun - gegen den Willen der Kirchenoberen - gegenseitig zum Gottesdienst einladen - mit Kommunion und Abendmal. Von hier aus: aufmunternder Glückwunsch! Es wäre nicht das erste Mal in der gemeinsamen Kirchengeschichte, dass die Freiheit des Christenmenschen nicht nur erbetet, gepredigt, besungen, sondern auch in Anspruch genommen wurde. Und irgendwann am Ende auch etwas bewirkte.

Es ist vielleicht verständlich, aber dennoch enttäuschend, dass die Evangelische Kirche mit der Abendmahl-Trennung einverstanden war, sogar von "provokanter" Gemeinsamkeit der Reformgruppen gewarnt hat. Gewiss nicht aus Rücksicht auf uns Christen in den unteren Etagen. Wenn evangelische Bischöfe im Hinblick auf eine gemeinsame Abendmahlfeier mit uns Katholiken beschwichtigen: "Keiner solle den anderen nötigen", dann ist doch zu fragen: wer nötigt hier wen? Niemand muss zur Kommunion oder zur Abendmahlfeier gehen, aus welchen Gründen auch immer. Keiner wird genötigt; genötigt werden jene, die gehen wollen, aber - unter Androhung von Strafen - nicht gehen dürfen. Also geht nur, wer bischöfliche Sanktionen ohnehin nicht ernst nimmt.

Und das Ganze läuft unter dem Anspruch "Ökumenischer Kirchentag"! Da wäre es ehrlicher gewesen, das Kirchentreffen zwar nicht abzusagen, aber streng getrennt an einem Tag katholisch, am anderen evangelisch zu feiern. Und am Schluss vielleicht gemeinsam einen medienwirksamen Buß-Gottesdienst mit Trompetenhilfe und Bittgebeten zur Einheit der Christen zu veranstalten. Und anschließend beschämt nach Hause zu fahren.

Denn was ist das für eine Ökumene, wo am Anfang alle sich herzlich begrüßen, die Kirchenoberen überschwänglich ihrer Freude Ausdruck verleihen, wortreich nebulöse Fortschritte der Gemeinsamkeit feiern, alle sich reihum im Haus des Herrn willkommen heißen - und dann die gemeinsame Mahl-Feier verweigern und die einen ins evangelische, die anderen ins katholische Nebenzimmer verweisen. Unter dem Motto: "Ihr sollt ein Segen sein"!

Der Glaube steht nicht in Frage. Aber wie soll man da seine Kirche lieben?

Alfred Horné,

 81737 München

 


 

 

Anbei sende ich Ihnen zur Kenntnis die Kopie eines Briefes an Papst Johannes Paul den II. In diesem Brief habe ich meine Besorgnis als Gläubiger bezüglich der Entwicklung der ökumenischen Beziehungen insbesondere auf Grund der neuerlichen Enzyklika des Papstes zum Ausdruck gebracht.

Wie dem Brief zu entnehmen ist, habe ich diesen an verschiedene betroffene bzw. ebenfalls verantwortliche Stellen zur Kenntnis gegeben, da der Weg zu einer Einheit der Kirchen von verschiedensten Stellen unterstützt, mitgetragen und auch mitverantwortet wird.

Bernhard Miller,

71263 Weil der Stadt

 

 

Brief an Papst Johannes Paul II.

 

z.K.

dem Präfekten der Glaubenskongregation, S. Em. Joseph Kardinal Ratzinger

dem Vorsitzenden des Ökumenischen Rates, S. Em. Walter Kardinal Kasper

dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, S. Em. Karl Kardinal Lehmann

den Bischöfen der deutschen Bistümer

dem Vorsitzendes Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Präses Manfred Kock

dem Bischof der deutschen evangelischen Landeskirche Baden-Württemberg Dr. Gerhard Maier

der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Ökumenische Zentrale Dr. Georg Schütz

dem Ökumenischen Rat der Kirchen Genf, Pfr. Dr. Konrad Raier sowie Frau Teny Pirri-Simonian

der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche in Hannover, Dresden und Herrenberg (nur für intern)

 

 

Heiliger Vater,

 

mit Erstaunen habe ich im Rundfunk und den Medien von der Verlautbarung über die Enzyklika bezüglich des Abendmahls erfahren. Mit großem Bedauern und schmerzlicher Enttäuschung habe ich dabei zur Kenntnis genommen, dass auch weiterhin keine gemeinsame Abendmahlsfeier möglich ist, ja dass diese jetzt sogar förmlich unter Strafandrohung verboten wurde.

Damit werden aus Sicht der Gläubigen weiterhin deutliche Zeichen der Trennung, ja sogar des neuerlichen Rückschritts gesetzt. Viele Christen beider Konfessionen und erst recht Außenstehende können dies nicht verstehen.

 

Mich hat dieses Geschehen an eine Geschichte des alten Testaments erinnert, als Saul im Kampf gegen die Philister war (1. Sam. 14.24 ff).

Saul sagte: "... niemand soll bis zum Abend etwas essen, bevor ich mich an meinen Feinden gerächt habe". Er drohte dem Volk mit einem Fluch für den Fall des Nichtgehorsams. Doch Saul sah nicht wie es dem Volk damit erging - das Volk aber war erschöpft. Sein Sohn Jonathan erkannte den Fehler seines Vaters als er merkte, wie sehr ihn der Honig stärkte. Seine Augen leuchteten als er den Honig kostete und er sagte: "Mein Vater stürzt das Land ins Unglück. Ja, hätte das Volk ordentlich gegessen und sich gestärkt, so wäre der Sieg noch größer gewesen".

Saul war der Führer und das Volk gehorchte ihm, aber er dachte an sich selbst und nicht zuerst an das Wohl des Volkes - so schmälerte er den Erfolg. Und Gott gab Saul an diesem Tag keine Antwort mehr, ja beinahe hätte ihn dies sogar noch das Leben seines Sohnes gekostet.

Und Gott gab ihm keine antworten mehr. Das Verbot war für niemanden eine Hilfe, schwächte aber die Kampfkraft und damit den Sieg des Volkes. Denn das Volk war erschöpft.

Auch das deutsche katholische Volk erlebe ich als erschöpft. Erschöpft von der Erfahrung jahrelanger überfälliger nicht angegangener Reformen. Erschöpft vom Anblick langsam ausblutender Kirchengemeinden - seitens Kirchenbesuchern wie kirchlicher Seelsorger (im Sinne des Wortes). Erschöpft vom Anblick der Stagnation starrer und oft lebloser Kirchengemeinden sowie verkrusteter kirchlicher Strukturen. Erschöpft vom Eindruck, dass seine Führer scheinbar in einer anderen Welt leben und die wirklichen Probleme, Nöte und Zeichen der Zeit nicht mehr richtig wahrnehmen.

 

Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umschaue, so stelle ich schmerzlich fest, dass ein Großteil unserer Freunde sich in den letzten 10 Jahren von der katholischen Kirche zurückgezogen, obwohl sie weiterhin spirituell auf der Suche (nach ihrem Weg und nach Gott) sind.

Im Kreis meiner Arbeitskollegen erlebe ich bezüglich des Themas "katholischer Kirche - Kirchenführung" praktisch ausschließlich Reaktionen von Verständnislosigkeit, Kopfschütteln und schmunzeln.

Bei verschiedenen kirchlichen Erlassen und Verlautbarungen, welche in den letzten Jahren und Jahrzehnten herausgegeben wurden, sollte es immer wieder um das bete für die Kirche gehen.

Für die Kirche mag dies zutreffen, aber für das Volk?

 

Denn was nützt es der Kirche, den Menschen und der Sache Gottes, wenn die Kirchenführung an hoch aufgehängten theologischen Lehrmeinungen eisern festhält, diese Vorgaben im letzten Ergebnis aber zum Schaden für die Menschen sind, und dazu noch entgegen ihrer Absicht, in der Welt ein Zeugnis der Unglaubwürdigkeit bzw. Unehrlichkeit hinterlassen (siehe Zwangszölibat katholischer Priester), Ausstieg aus der Schwangerschaftskonfliktberatung, Stellung der Frau in der Kirche).

 

So sehe ich z.B. am Festhalten des Pflichtzölibats katholischer Priester diesbezüglich mit Gewissheit enormen Schaden und Schwächung für die katholische Kirche. Hier ist im praktischen Umgang viel Unehrlichkeit im Spiel, zum Schaden der seelsorglichen Versorgung der Gläubigen in den Gemeinden. Welche Ideale können diesen Schaden rechtfertigen?

 

Auch durch den Ausstieg aus der Schwangerschaftskonfliktberatung der Kirche werden im letzten Ergebnis jetzt mehr ungeborene Kinder von in Not befindlichen Frauen abgetrieben, da die kirchlichen Berater, welche sich bisher für eine Lösung zur Vermeidung einer Abtreibung einsetzten, diese Frauen nun häufig nicht mehr erreichen. Was nützt es hier, sich aus edler Gesinnung zurückzuziehen um zu zeigen, dass man generell gegen eine Abtreibung ist, um dann im Ergebnis ungeborene Kinder sterben zu lassen? Man muss nicht für eine Abtreibung sein, um zu versuchen solchen Frau in ihrer Not zu helfen.

Um es bildlich auszudrücken: Wenn eine Krankenschwester nicht zulassen will, dass ihr weißes Kleid bei der Notversorgung von Verletzten auch mal blutverschmiert wird, dann hat sie womöglich den Beruf verfehlt. Es trifft sie ja keine Schuld am Unfall und es ist auch nicht das Blut ihrer Wunden. Die Rettung des Verletzten muss hier aber Vorrang haben, vor der Gefahr, vor Dritten schmutzig dazustehen. Diese Dritten (die Welt) sehen sehr wohl die Umstände und haben daher auch Verständnis.

 

Soweit meine Beobachtungen reichen, habe ich auch den Eindruck, dass Frauen, welche im Priesteramt der evangelischen Kirche stehen, häufig eine scheinbar sogar bessere Begabung im überzeugenden Umgang mit Menschen und im Predigen zeigen als ihre männlichen Kollegen. Will Gott, der Geber unserer Talente und Gaben, uns damit vielleicht auch einen Wink geben? Sind die Frauen nicht auch das breite tragende Fundament der praktizierenden, glaubenden und betenden Kirche? Auch damals waren es Frauen, denen Gott als erste das leere Grab zeigte. Können wir Männer dies gegebenenfalls zur Kenntnis nehmen, ohne in Neid und Konkurrenzangst zu verfallen?

Wie schön und fruchtbar könnte vielmehr hier ein ergänzendes Miteinander sein!

 

Solche beispielhaften Dinge sind es, welche die Kirche unglaubwürdig erscheinen lassen und den Menschen das Vertrauen und den Mit nehmen - so dass sie gehen und "hungern", ja teilweise sogar "verhungern".

Nochmals frage ich, was nützt es der Kirche und damit der Sache Gottes, wenn Entscheidungen wegen vermeintlich edler Ideale gefällt werden, welche die Menschen in ihrer Not alleine lassen und die Kirche damit unglaubwürdig machen?

 

Auch im Festhalten der katholischen Form des Glaubensbekenntnisses "Ich glaube an die heilige katholische Kirche..." vermute ich mehr ein Festhalten an Altem, gewohntem. Hier hat sich nach meiner Überzeugung mit dem Wort "katholisch" ein unehrliches Wort in eines unserer zentralsten und wichtigsten Gebete eingeschlichen. Unehrlich dadurch, da jeder Gläubige das Wort "katholische Kirche" als "wir Katholiken" kennt und dieses Wort nicht, wie von Theologen zwar richtig übersetzt, hier für "allumfassend" steht. Dies halte ich für unehrlich und daher dieses Gebetes nicht würdig.

Warum, frage ich mich, hält die Kirche an dieser Formulierung fest? Das Wort "christlich" finde ich hier viel zutreffender und richtiger verwendet. Dies schon deshalb, da wir alle doch erklärter Maßen zumindest an den Wunsch der Einheit aller Christen glauben, oder?

Das Wort "christlich" wäre damit auch gleichzeitig ein Wunschbekenntnis des Glaubens an die Einheit aller Christen.

 

Es ist mir nicht begreiflich, weshalb in solch klaren und einfachen Punkten Schritte in Richtung Einheit nicht schon längst umgesetzt wurden als Zeugnis und Zeichen des guten Willens.

Ich möchte Sie daher herzlich bitten, zumindest hier ein baldiges Zeichen der Hoffnung zu setzen - mutmachend für alle Gläubigen und sichtbar für die Welt. - ...damit die Welt glaubt“

 

Die eingangs erwähnte Enzyklika bezüglich des Abendmahlverständnisses verfehlt nach meiner Beobachtung die Menschen in ihrem Alltag. Die gesprochenen Worte während der Einsetzung sind in beiden Kirchen praktisch dieselben Worte (da aus der Bibel zitiert). Der Gläubige bekommt während des Gottesdienstes den theologischen Unterschied nicht erklärt und daher auch nicht zu spüren.

Die in der evangelischen Kirche häufig gewählte Form des Kreises im Altarraum finde ich sogar noch geeigneter und würdiger, ums ich der besonderen Bedeutung der Feier in der Begegnung mit Gott bewusst zu werden, wenngleich sie mehr Zeit beansprucht.

Aus Sicht der Gläubigen ist der beschworene unüberbrückbare Unterschied zwischen beiden Kirchen daher nicht bzw. schwer nachvollziehbar.

Nicht vergessen werden sollte, dass Millionen gemischt konfessioneller Paare unter der Trennung leiden. Wiederum habe ich den Eindruck, dass durch das Hochalten von theologischen Idealen im letzten die Nöte und Bedürfnisse der Menschen auf der Strecke bleiben - hier sogar noch der klare Wille Gottes "... Vater ich will dass sie alle ein sind".

 

Wohl hörte ich auch ihre Bitte, wonach "... an der Hoffnung und dem Bemühen auf die christliche Einheit festzuhalten sei", doch sind über ähnlichen Worten schon zu viele Jahre vergangen, als dass viele Menschen an den ernsthaften diesbezüglichen Willen noch glauben können. Diese Resignation spüre und höre ich vielerorts.

 

Bitte verzeihen Sie, wenn ich hier diese vereinfachte Sicht darlege, aber als Gläubige an der Basis sehen wir im wesentlichen nur das Ergebnis. Ich bin überzeugt, dass viel Mühen und Kämpfen so mancher Befürworter auch seit Jahren am Werk sind. Vielleicht hilft Ihnen aber auch einmal zu hören, wie sich dieses ganze Geschehen aus Sicht eines einfachen Gläubigen (quasi von unten) zeigt.

Um nochmals auf die Abendmahlsfeier zurückzukommen, ist für mich gleichwohl auch nicht verständlich, warum es nicht genügen sollte, alle in einem Gottesdienst anwesende Christen, gleich welcher Konfession, auf das Wesentliche und Kostbare der Abendmahlsfeier (auch aus evangelischer und katholischer Sicht) hinzuweisen. Diese Erinnerung wäre für Christen beider Konfessionen gleichermaßen wichtig und hilfreich. Dann könnte sich jeder selbst prüfen und entscheiden, ob er an der jeweiligen Feier teilnehmen kann. Letztendlich ist der Vollzug der Begegnung in der Eucharistiefeier eine ganz persönliche Begegnung zwischen Gott und dem einzelnen (mündigen) Menschen. Denn Gott allein ist es, der unsere Herzen sieht, prüft und uns auf seine geheimnisvolle (uns verborgene und vielleicht auch individuelle) Weise besucht - Geheimnis des Glaubens.

Sich dieses großartigen Geschehens der Begegnung mit Gott immer wieder zu vergegenwärtigen, halte ich für eine wichtige und zugleich konfessionsübergreifende, den Glauben sogar neu belebende Aufgabe. Unter ökumenischem Zusammenwachsen verstehe ich wahrlich nicht, Kostbares aufgeben zu müssen, sondern ein Zusammentragen von Schätzen, ein gemeinsames neu-bewusst-machen und Beleben dieser Kostbarkeiten und das Teilen dieser mit allen. Darin sehe ich auch die großartige Chance der Ökumene - auf dass unsere Kirchen wieder vor Lebendigkeit sprühen und von neuem erstrahlen - damit die Welt glaubt! Natürlich bedarf es hier auch des klaren Erkennens, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Ich erwähne all diese Themenbereiche, da auch sie Punkte auf dem Weg der ökumenischen Einheit sind. In evangelischen Kirchen sind die meisten dieser Themen bereits weitgehend erfolgreich umgesetzter Alltag.

 

Und schließlich sehe ich eines der wesentlichen Symbole der Glaubwürdigkeit in der angestrebten Einheit aller Christen. Schon Jesus war dies damals ein Herzensanliegen. Seine diesbezüglichen Worte am Ende seines Lebens vor seiner Verhaftung erscheinen mir klar, unmissverständlich, fast beschwörend eindringlich und sogar dreimal wiederholen: "Vater ich will dass sie eins sind wie wir eins sind - damit die Welt glaubt!" (Joh. 17.11 und nochmals 17.20-23).

War dem Evangelisten Johannes diese Botschaft im Anblick der sich womöglich schon abzeichnenden Uneinigkeit in der frühesten Christenheit vielleicht gar noch wichtiger als die Abendmahlsfeier? Denn in seinem Evangelium fehlt im Gegensatz zur mehrfachen Mahnung nach Einheit der Abendmahlsbericht.

Unbenommen davon frage ich, welche Gründe es geben kann, einen für mich so klar und unmissverständlich ausgedrückten eindringlichen Wunsch Jesu nachhaltig (mittlerweile fast 500 Jahre) zu missachten um, wie ich fürchte, kirchliche Interessen über einen solch klaren Willen Gottes zu stellen? Dies kann ich nicht verstehen.

Es ist nicht richtig, kirchliche Interessen, Vorschriften und Lehrmeinungen, und seien sie noch so edler Gesinnung, über den Willen Gottes zu stellen (1. Sam. 15.22)!

Manchmal frage ich mich, ob die Führer unserer Kirche noch wissen, dass sie durch ihr von Gott gegebenes Amt eine Machtstellung ausüben, mit der sie aber auch in besonderer Weise in der Verantwortung vor Gott stehen und daher auch in besonderer Weise Rechenschaft ablegen werden?

 

Die Welt in der wir leben, versteht dieses nachhaltige Festhalten an alten Fehlern aus der Spaltung einer damals sich verfehlten Kirche nicht mehr.

Seit dem Aufbruch der Kirche mit dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-65) ist bereits viel- viel zu viel Zeit (über 40 Jahre!) verstrichen. Bereits 1975 wurde in einer Synode der deutschen Bistümer ausdrücklich festgestellt, dass katholische Christinnen und Christen, die auf Grund eigener Gewissensentscheidung am evangelischen Abendmahl teilnehmen, sich damit nicht von ihrer Kirche abwenden. So weit war die Kirche bereits vor 28 Jahren.

Ich frage daher: Wann geht es wieder vorwärts? Wann geht es weiter? Wann gar erreichen wir das langersehnte Ziel der Einheit der Christen? Wann gibt es wieder die Nahrung der Hoffnung?

 

Bitte verzeihen Sie meine Aufdringlichkeit und mein vielleicht anmaßend erscheinendes Verhalten an dieser Stelle, wenn ich Sie (aber auch alle anderen Verantwortlichen) aus all dem Dargelegten hiermit um der Sache Willen eindringlich und beschwörend bitten möchte, Ihre Entscheidungen und Haltungen nochmals zu bedenken, vor Gott nochmals hinzulegen und um seine Antwort zu bitten (Gott antwortet uns - auch heute noch). Möge Gott Ihnen sein Wort schenken, und Ihnen dazu auch die nötige Kraft und den Mut verleihen - gegen alle Widerstände.

Als Alternative zum bisher geplanten Weg wäre nämlich noch die Flucht nach vorne, von der schon David schwärmte: "Mit dir erstürme ich Wälle. Mit meinem Gott überspringe ich Mauern (Psalm 18.28-30: Alle himmlischen Kräfte möchte ich gerne zusammentrommeln um Gott zu bestürmen, Ihnen und den Verantwortlichen der Kirchen hierzu Klarheit, Mut und Flügel zu verleihen.

 

In einer Rundfunknachricht hörte ich vor einiger Zeit, wie Sie bei einem Besuch der Ostkirche zitiert wurden mit den Worten; "Die Trennung der Kirchen ist eine Sünde vor Gott und eine Schande vor den Menschen". Dieser Satz hat mich sehr berührt und mir Mut gemacht. Ich hoffe so sehr, dass Sie hierbei richtig zitiert wurden, denn das gäbe/gibt mir Hoffnung zu wissen, dass Sie persönlich wirklich nach diesem Ziel streben.

 

Ich denke, wir alle sind Wandernde im Nebel der Zeit mit uns oft nicht erkennbaren Aufgaben und Zielen, denen es nachzuspüren und nachzujagen gilt. Von der göttlichen Macht, die alles erschaffen hat, kommen wir und dorthin werden wir wieder zurückkehren. Dies der Welt in all seiner tiefen Bedeutung nahe zu bringen, erscheint mir das Wichtigste. Die Kirche kann hierbei Helfer und Begleiter der Menschen sein und sollte nicht wegen vergleichsweiser Nebensächlichkeiten den Kontakt und die Glaubwürdigkeit zu den Wanderern dieser Zeit verlieren.

 

Ich hoffe sehr, dass meine teilweise vielleicht hart klingenden Worte weder Sie noch andere kränken oder verletzen mögen, aber ich hielt es um der Sache Willen einfach für unvermeidbar, verschiedene Punkte in der sich mir zeigenden Deutlichkeit zu benennen.

 

Den Brief habe ich zur Kenntnis an verschiedene diesbezügliche betroffene bzw. ebenfalls verantwortliche Stellen geschickt um zu erreichen, dass dieser Brief seine nötigen Zieladressen erreicht.

Damit will ich schließen und wünsche Ihnen den besonderen Segen Gottes, seine Antwort auf Ihre Fragen sowie seine Begleitung zu mutigen Schritten.

Im Gebet verbunden grüßt Sie damit ganz herzlich

 

B. Miller

Ein besorgter Gläubiger Ihrer Kirche


 

Als Mitglieder der Internationalen Bewegung Wir Sind Kirche (IMWAC) stehen wir solidarisch hinter unseren Schwestern und Brüdern in Wir Sind Kirche-Deutschland, der Initiative Kirche von unten und der Gemeinde Prenzlauer Berg Nord. Wir unterstützen ihre Entscheidung, auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin, Deutschland vom 29.5.(28.5.) - 31.5. (1.6.) 2003 den katholischen und evangelischen ChristInnen wechselseitig eucharistische Gastfreundschaft zu gewähren/ sowohl katholischen als auch evangelischen ChristInnen eucharistische Gastfreundschaft zu gewähren. Wir wissen, dass diese Entscheidung nach intensiver theologischer Vorarbeit getroffen wurde. So halten diese Gottesdienste beide christliche Traditionen hoch und werden gefeiert als ein ökumenischer Gottesdienst mit Eucharistie nach katholischem Ritus und "offener Kommunion" und ein ökumenischer Gottesdienst mit "Abendmahl für alle" nach evangelischer Tradition.

Diese Entscheidung drückt in aufrichtiger Weise den Geist und das Praktizieren/ Leben von Ökumene aus, wie es vom 2. Vatikanischen Konzil befürwortet wurde/ - und dies tut sie ganz im Sinne des 2. Vat. Konzils. Besonders wichtig ist uns, dass sie den Geist Jesu widerspiegelt, der alle Gläubigen an seinem Tisch willkommen heißt, mit der Hoffnung und dem Versprechen, dass "alle eins werden".

Die Zeichen der Zeit rufen uns auf, schon lange bestehende Trennungen in dem einen Leib Christi zu überwinden. Wir beten dafür, dass diese ökumenischen Mahlfeiern mit eucharistischer Gastfreundschaft ein wichtiger Schritt in diesem Heilungsprozess und ein Zeugnis für die Welt sein werden. Wir beten dafür, dass katholische und evangelische ChristInnen in Deutschland und auf der ganzen Welt sich auch weiterhin im Herzen und im Geist - und bei ihren eucharistischen Mahlfeiern (an ihren eucharistischen Tafeln) - für die ChristInnen aus anderen Traditionen öffnen werden.

Renate Mayrhofer (per email)

 


 

 

Keine Änderung in Sicht

 

Wir haben

die Kirche

getrennt und gespalten.

Immer wieder

durch die Jahrhunderte.

 

Wir haben

um die Einheit der Kirche

gebeten und gebetet.

Immer wieder

durch unsere Kirchenoberen.

 

Wir haben

nicht vor,

das zu ändern.

 

Mehr können wir

doch wirklich nicht tun,

Jesus,

oder?

 

 

(Joh. 17, 11)

Herbert Brüning (per email)

 


 

GLAUB.WÜRDIG

 

Jesus,

du hast

deine Jünger

(und Jüngerinnen)

aufgefordert:

GEBT IHR IHNEN ZU ESSEN,

damit alle,

die gekommen waren,

ihren Hunger stillen konnten.

 

Der Papst hat

„seine Katholiken“

aufgefordert,

den Schwestern und Brüdern

anderer Konfessionen

die Eucharistie zu verwehren,

selbst wenn sie danach hungern.

 

Wie tröstlich

und heilsam,

dass wir

in deiner Nachfolge

leben,

Jesus,

und nicht

in der

des Papstes.

(Mk. 6,37)

Herbert Brüning (per email)


 

Täglich  neu  ans  Kreuz

 

Wenn du

keine Arme hast

außer unseren Armen,

um das Gute zu tun;

 

wenn du

keine Füße hast

außer unseren Füßen,

um aufeinander zuzugehen;

 

wenn du

keine Lippen hast

außer unseren Lippen,

um das Wort der Versöhnung zu sprechen:

 

Jesus,

wie sehr

musst du dann

Tag für Tag

darunter leiden,

wie kleingläubig

und unversöhnlich

wir unseren Schwestern und Brüdern

schon seit Jahrhunderten

die Mahlgemeinschaft

mit dir

verweigern.

(Mt. 26, 14-16)

Herbert Brüning (per email)


 

"Eine unterdrückte Reform führte zum Schisma. Die Christen selbst, also die Kirche im eigentlichen Sinn, ist weiterhin einig.

In katholischen Diaspora-situationen bin ich Gast der Protestanten und ich gewähre dieses Gastrecht allen Geschwistern in Christo."

Dr. Dehn,

40477 Düsseldorf (per email)

 

 

"Damit alle eins seien" ist auch für mich wichtiger als aller Theologenstreit. Die christlichen Kirchen werden durch die wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft meiner Meinung nach keinen Schaden erleiden, sondern in ihrer tiefen gemeinsamen Kraft bestärkt. Es geht keine Wahrheit verloren, wenn wir die Suche der anderen anerkennen - ganz im Gegenteil, wir werden an Weite, Güte, Verständnis und damit Friedfertigkeit gewinnen.

Mit den besten Wünschen an ein gutes Gelingen des ÖKT, an dem ich selbst teilnehmen werde.

Nevenka Podgornik (per email)

 

 

We support it, but our theologians ask that Catholic phraseology is used in the first bullet point. Therefore "An ecumenical eucharistic celebration according to the Catholic rite with "open communion", and" becomes "An eucharistic celebration according to the Catholic rite with "Eucharistic hospitality", and" all good wishes

Valerie & Barry for

We Are Church (UK) (per email)

 

 

As members of the International We Are Church Movement (IMWAC), we stand in solidarity with our sisters and brothers in Wir Sind irche-Germany, the Church Initiative From Below and Prenzlauer Berg Nord. We support their decision to offer Eucharistic hospitality to both Protestants and Catholics at the Ecumenical Encuentro in Berlin, Germany on May 29-31, 2003.

We know that this decision grew from extensive theological reflection that defines the event according to both Christian traditions, as: ”An ecumenical eucharistic celebration according to the Catholic rite with “open communion,” and ”An ecumenical celebration with supper for everyone according to the Protestant tradition.

This decision is an authentic expression of the spirit and practice of ecumenism advocated by the Second Vatican Council. Most important, it reflects the Spirit of Jesus, who welcomes all believers to his table with the hope and promise that “all may be one.”

The signs of the times call us to heal long-standing divisions in the Body of Christ. We pray that this ecumenical Eucharistic celebration will be an important step in that healing process and a witness to the world. We pray that Catholics and Protestants across Germany, and the world, will continue to open their hearts and minds - and their eucharistic tables - to those of other Christian traditions.

Isaac Wüst (per email)

 


 

 

Brot und Wein wandeln sich nicht durch die Worte des Priesters auf magische Weise in Christi Leib und Blut - vielmehr durch den Glauben derer, die Jesu Aufforderung folgen: "Tut dies zu meinem Gedächtnis" und die seiner Zusage glauben: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Dann dürften alle, die dies eines Sinnes glauben, teilhaben am Brot des Lebens und am Kelch des Heiles.

Wolf-Dieter Rennecke,

Hannover (per mail)

 

 

Laut Spiegelumfrage wollen 88 von Hundert der Katholiken und 86 von Hundert der evangelischen Christen das gemeinsame Abendmahl. Nahezu 9von 10 Katholiken wünschen sich demnach, gemeinsam mit den übrigen Christen zum Tisch des Herrn gehen zu können. Dies ist eine in höchstem Maße erfreuliche Feststellung die beweist, daß die Basis der Christen ökumenisch viel weiter ist als unsere kath. Kirchenführung. Was die 88 v. H. der Katholiken sich wünschen ist ja auch überhaupt nichts Unnormales und Ungewöhnliches sondern sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Von unseren evangelischen Glaubensbrüdern und Schwestern können wir da nur lernen.

Eigentlich ist es ja auch nur eine geringe Minderheit der Katholiken, zu der natürlich der Papst und die Kirchenleitung zählen, die glaubt, diese von nahezu allen Christen gewünschte Entwicklung mit Gewalt, verhindern zu müssen. Diese Minderheit scheint das Wirken des Geistes Gottes in der Christenherde nicht wahrnehmen zu wollen, zu können oder glaubt sich einfach darüber hinweg setzen zu müssen.

Für informierte und denkende Christen sind die angeführten Gründe für die ablehnende Haltung unserer kath. Kirchenführung ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Man hat zwar versucht seinen Standpunkt mit riesigem Schriftaufwand zu begründen. Aber jeder informierte Katholik weiß, daß es in der frühen Christenheit keine Eucharistiefeiern im heutigen Sinn gab. Man kam zusammen um zu beten und zum Gedächtnis an Christus Mahl zu halten. Sicherlich hatte man damals auch ein anderes Eucharistieverständnis als heute. Es dürfte nicht sicher nachzuweisen sein, ob dieses mehr zur kath. oder evangel. Auffassung tendierte. Man sollte daher nicht so rechthaberisch sein und so zu tun als ob man bei selbst denkenden Menschen, eher Mißtrauen hervorrufen.

Die Begründung, daß nur kath. geweihte kath. Priester zum Abendmahl erechtigt sein sollen ist schon allein deswegen ziemlich abwegig, weil s in den ersten Jahrhunderten der Christenheit noch überhaupt keine eweihten Priester im heutigen Sinn gab. Man sucht scheinbar händeringend nach Argumenten gegen das gemeinsame Abendmahl und greift nach jedem auch noch so wenig Halt bietenden Strohhalm. Wir sollten daher der neue Papstenzyklika auch nicht zu viel Beachtung bei messen, weil dadurch die so erfreuliche, ökumenische Entwicklung gebremst oder gar zum Stillstand gebracht werden könnte.

Unsere kath. Kirchenführung sollte bescheidener und brüderlicher werden sich nicht als alleiniges Sprachrohr Gottes betrachten, sich über die fortschreitende Ökumene freuen und gemeinsam und gleichberechtigt mit allen anderen christlichen Kirchen nach der Wahrheit suchen. Sie sollte sich davor hüten zu versuchen, der fortschreitenden Ökumene Sand ins Getriebe zu streuen um zu verhindern oder zu bremsen. Damit dürfte sie nicht nur sich selbst sondern auch dem Nachlaß Christi keinen Gefallen tun sonder eher ganz erheblich schaden.

Die Haltung des Papstes wäre vielleicht noch eher zu akzeptieren, wenn man den Katholiken, von der Teilnahmen am gemeinsamen Mahl vielleicht nur abgeraten oder Bedenken geäußert hätte anstatt es brutal zu verbieten. Mitchristen die Teilnahme am Mahl Christi zu verbieten ist in hohem Maße als ungeheuerlich zu bezeichnen und der Papst dürfte, nach der Meinung eines einfachen, denkenden Katholiken, seine Kompetenz Gott und dem Gewissen des einzelnen Christen gegenüber, durch dieses Verbot, in hohem Maße überschritten haben. Denkende Christen werden durch derart selbstherrliche Entscheidungen praktisch dazu verleitet und angeregt, an der Glaubwürdigkeit und dem wirklichen Glauben der Menschen zu zweifeln, die so handeln. Das ist leider so.

Für mich persönlich ist immer wieder sehr interessant von Katholiken zu erfahren, wie sie nun persönlich zu den unterschiedlichen Auffassungen der kath. und der evangelischen Kirche, bezüglich gemeinsamem Abendmahl, stehen. Dabei interessiert mich ganz besonders die Meinung der Mitkatholiken. Auf meine konkrete Frage, nach ihrem wirklichen Glauben an die Gegenwart Christi in der Hostie und seines Blutes im Wein gefragt wird sehr oft ausweichend und unterschiedlich geantwortet. Zu spüren ist aber nicht selten, daß auch die Katholiken, wenn es darum geht was sie wirklich aus innerstem Herzen glauben, der evangel. Standpunkt eher zu spüren ist.

Voraussetzung für einen wirklichen Glauben in dieser Sache und allgemein ist die innere Überzeugung. Was man mit den Sinnen wahrnehmen kann ist sehr leicht auch zu glauben. Viel schwieriger ist es jedoch, wenn dies nicht möglich ist. Verordnungen, Drohungen, Dogmen, Enzyklikas und sogar Androhung von ewigen Höllenstrafen sind da auch kaum hilfreich. Genau so wenig hilft der Versuch, sich immer wieder einzureden etwas zu glauben. Auch das immer wieder erneuernde Versprechen etwas zu glauben ist noch lange kein Beweis dafür, das man das, was man immer wieder, vielleicht ohne viel dabei zu denken, verspricht auch wirklich glaubt.

Wirklicher Glaube kann also nur von innen kommen und auf einer wirklich inneren Überzeugung beruhen. Persönlich hat man sicherlich auch keinen Einfluß darauf. Entweder man kann etwas glauben oder man kann es nicht. Daher dürften selbst gläubige Christen sich in ihrem wirklichen persönlichen Glauben mehr oder weniger von einander unterscheiden, ohne deswegen bessere oder schlechtere Christen zu sein.

Es wäre daher sicherlich interessant einmal zu erfahren, ob die Basis der Christen, trotz Zeigefinger Roms, wenn es um den persönlichen wirklichen Glauben in Sachen gemeinsames Abendmahl geht, nicht vielleicht viel näher zusammen sein könnte als man es amtskirchlich wahrhaben und glauben will?

Vielleicht sollte ein seriöses Meinungsforschungsinstitut sich einmal dieser Sache annehmen und getrennt nach Katholiken und evangelischen Christen feststellen, ob die Christen eher an die kathol. oder die evangelische Auffassung bezüglich Abendmahl bzw. Eucharistie glauben. Das Ergebnis könnte für mehr Klarheit sorgen und der weiteren Entwicklung bezüglich gemeinsamem Abendmahl vielleicht dienlich sein.

Josef Berens (per email)

 

 

Für uns so genannte "Laien" ist dies schon kein Thema mehr! Mögen sich die "Amtsträger" an ihren komplizierten Irrtümern ergötzen - wir halten uns an Jesus, und der hat immer alle eingeladen!

Kurt Fontanive (per email)

 

 

Ich finde es sehr gut und unbedingt notwendig, dass Sie die Ökumenischen Gottesdienste mit gemeinsamem Abendmahl trotz Papst-Enzyklika durchführen. Die mittelalterliche Enzyklika ist ein Schlag ins Gesicht der Ökumene. Vielen Dank für Ihr Engagement. Ich hoffe mit Hans Küng und allen anderen ökumenischen Menschen auf Johannes XXIV.

Bernd Höpken (per email)

 

Nach der Lektüre von Publik-Forum bin ich traurig, dass mit der Aktion "G", an der Sie sich beteiligen, ein innerchristliches Thema so in den Vordergrund geschoben wird, dass unser gemeinsamer christlicher Dienst in den drängenden Fragen unserer Gesellschaft und der einen Welt davon zurückgedrängt wird. Was die Aktion selbst angeht, hätte ich erwartet, dass zwischen der Feier des Abendmahls bzw. der Eucharistie einerseits und einer Agape deutlich unterschieden wird. So wie die Aktion inszeniert wird, wird sie den wichtigen Anliegen von Wir-sind-Kirche wohl kaum dienen können.

Dieter Emeis,

Osnabrück (per email)

 

 

Mit seiner unmissverständlichen Haltung gegen Krieg und speziell gegen den Irakkrieg hat Johannes Paul II. auch vielen Christinnen und Christen aus dem Herzen gesprochen. Auch nach dem Ausbruch des Krieges wurde er nicht müde, jeglichen Krieg als ein Übel für die Menschheit zu verdammen und gewann so an Achtung in unserer sonst so kritischen Gesellschaft.

Umso enttäuschter waren wir wie viele Christinnen und Christen über seine neueste Enzyklika zur Eucharistie und über den Zeitpunkt ihres Erscheinens – kurz vor dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin. Zwar wiederholte der Papst nur altbekannte Positionen der Katholischen Kirche, aber dass er die Entwicklung der Ökumene seit dem Ende des 2. Weltkrieges ignorierte, das enttäuschte doch sehr: wer die theologische Diskussion der letzten Jahrzehnte verfolgte, der weiss, dass es wichtige theologische Probleme zwischen den Konfessionen nicht mehr gibt – die Ämterfrage ist keine theologische Schwierigkeit sondern nur eine Machtfrage.

Der Bensberger Kreis ermuntert daher alle Christinnen und Christen, die eucharistische Gastfreundschaft, zu der uns Jesus Christus (und nicht die Kirchen) einlädt, weiterhin zu praktizieren. Die Enzyklika eines Papstes ist für Katholikinnen und Katholiken ein ernst zu nehmendes Dokument aber keine verbindliche Glaubenswahrheit. Hier ist unsere Gewissensentscheidung und unser Mut gefragt und wir wissen das biblische Jesuswort „Wo Zwei oder Drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ auf unserer Seite.

Josef Funk,

Für die Sprechergruppe des

Bensberger Kreises (per email)

 

 

Vor eineinhalb Jahrzehnten: In einer Kommune Westdeutschlands liegen eine evangelische und eine katholische Gemeinde nahe beieinander. Ihre Pfarrfeste feiern sie mehrfach gemeinsam. Beide Gemeinden drängen zu einer wirklichen Feier der "Gemeinsamkeit", der gemeinsamen Eucharistie/dem Abendmahl. Zweimal wurde die Feier zu einem überwältigenden Zeugnis des Christlichen.

Prebyter umarmten katholische PGR-Mitglieder mit den Worten: "Das ist mein Pfingsten". Die Gebäude konnten die Menge der Teilnehmer nicht fassen.Funktionäre der Hierarchie verhinderten weitere gemeinsame Feiern.

Folge: Ökumenische Aktivitäten schrumpften. Gemeindemitglieder resignierten. Heute feiern beide Gemeinden wieder getrennt. Die katholische Kirche leert sich.

Leo Schaaf,

Meerbusch (per email)

 

 

Trotz der bedauerlichen Abgrenzung von anderen christlichen Kirchen wird in der jüngsten Enzyklika des Papstes am "brennenden Verlangen nach der Einheit unter den Christen" festgehalten und diese Einheit als "Aufgabe eines jeden Christen" bezeichnet (Nr. 42-44). Es ist vom "sehnlichen Wunsch" die Rede, "gemeinsam die Eucharistie des Herrn zu feiern" (44).

Als Reformgruppe "Wir sind Kirche" innerhalb der katholischen Kirche repräsentieren wir dieses "brennende Verlangen" und möchten allen Lesern die Fackel dieses sehnlichen Wunsches weiterreichen.

Lassen wir uns trotz des päpstlichen Schreibens -das Jeden , der von der christlichen Botschaft ergriffen ist , sehr schmerzt - neu für diese Aufgabe begeistern, indem wir auch dessen zahlreichen positiven Ansätze wahrnehmen und verstärken. Z.B.: Die Dankbarkeit und das Staunen angesichts des großartigen Geschenkes des Herrn (5 - 7), den universalen und kosmischen Charakter dieser Feier (8), die Betonung der Liebe des Herrn in diesem Geschehen (11) und die Einsicht, dass angesichts dieses tiefen Geheimnisses "die menschliche Vernunft ihre ganze Begrenztheit erfährt (15).

Wir wollen in unserer Arbeit daran mitwirken, dass das Gespräch zwischen den Konfessionen über das Herrenmahl hoffentlich in kürzerer Frist zu einem ähnlichen Erfolg führen wird, wie die Frage nach der Rechtfertigungslehre.

Auf dem Weg zu diesem Ziel ist es wichtig eine gemeinsame Sprache zu finden, die sowohl an der Bibel orientiert ist als auch von heutigen Menschen ohne weiteres verstanden wird. Auch die einfachen Fischer im Freundeskreis Jesu haben schließlich seine Abschiedshandlung verstanden.

Die Theologen müssten sich von mittelalterlicher Terminologie verabschieden, mit der man das Geheimnis in ausgefeilten Begriffen meinte fassen zu können. Um des unveränderlichen Glaubens willen müssen wir zu neuen Aussagen kommen, damit dieser Glaube auch heute noch verstanden werden kann. Im Raum der Theologie sind bereits zahlreiche Ansätze in dieser Richtung vorhanden.

Bei aller Ehrfurcht gegenüber dem Geschehen beim Herrenmahl, das nicht der Beliebigkeit von Einzelnen überlassen bleiben darf, muss betont werden, dass aber die Umschreibung des entsprechenden Leitungsamtes heutzutage nicht mit magisch anmutenden Begriffen vorgenommen werden kann.

Wir müssen konkrete Schritte der gegenseitigen Gastfreundschaft zum Herrenmahl wagen. Auch diese. wegen der anderen christlichen Kirchen im Fazit peinliche Enzyklika, befürwortet gegenüber einzelnen Nicht-Katholiken diese Offenheit, die bereits das II. Vatikanum schon formuliert hatte. Zum Ökumenischen Kirchentag, Berlin, vom 28.05. bis 01.06. ermuntern die Reformgruppen "Kirche von unten" und "Wir sind Kirche" alle Christen dazu der gegenseitigen Einladung zum Mahl des Herrn in Scharen zu folgen.

Es ist Christus, der zum Teilen von Brot und Wein zu seinem Gedenken einlädt. Die Verantwortlichen in den Amtskirchen sind aufgerufen das, was von vielen Christen in den Gemeinden glücklicherweise seit Jahren schon praktiziert wird, zum Gut für alle Gläubigen zu erklären.

Gruppe "Wir sind Kirche",

Landau/Neustadt (per email)

 

 

Die wechselseitige Eucharistische Gasrfreundschaft tut was getan werden muss. Hoffentlich werden solche gewissenhaften Initiativen auch aufs baldigste unternommen angesichts priesterlichen Zwangs-coelibat und Frauenweihe. Tun was der Geist den Kirchen sagt!

Hubert Michiels van Kessenich

(per email)

"Die Menschen wollen die Ökumene. Was die Amtskirche dazu sagt, ist unerheblich. Wir machen weiter."

Michael Arntz,

Pulheim (per email)

 

 

Zum Thema "Eucharistische Gastfreundschaft" möchte ich mitteilen, daß es mir jedes Mal in der Seele leid tut, wenn beim gemeinsamen Gottesdienst die Christen anderer Konfessionen vom gemeinsamen Mahl ausgeschloseen werden.

Bei der Konfirmation meiner Nichte am letzten Sonntag wurden wir Katholiken ausdrücklich eingeladen, am Abendmahl teilzunehmen: welch eine Wohltat, ein wahrhaft christliches Miteinander. Gut, daß es die Kirchenvolksbewegung gibt, wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, daß sich irgendwann einmal etwas bewegt.

Peter-Martin Quadflieg,

 Espelkamp (per email)

 

 

Je früher desto besser.Ich bin froh und dankbar,daß Sie für das gemeinsame Mahl so engagiert eintreten.

Hans-Dieter Ecker

(per email)

 

 

Ich stehe der euch. Gastfreundschaft positiv gegenüber, denn wir sind - in allen Konfessionen .- die eine Kirche Christi. Ich würde mir jedoch wünschen, dass die Euchariustie in der reformatorischen Kirchen wieder den Stellenwert bekommt, der ihr zukommt, und dass dort auch das Bewußtsein, dass Christus in den Gestalten von brott und Wein selbst anwesend ist, stärker wird.

Gunther Britz,

Bonn (per email)

 

 

Wenn ich von der Intention Jesu ausgehe, wie sie in den Evangelien sichtbar wird, bzw. wie ich sie verstehe, dann ist die eucharistische Gastfreundschaft geradezu zwingend. Jesus hat alle 12 Jünger mit ihren Fehlern und Schwächen eingeladen und an seinem Mahl teilnehmen lassen. Alle Christen bekennen sich zu diesem Mahl, als müssten sie auch zu der Mahlgemeinschaft gehören. Ich denke, der Kirchentag ist auf dem richtigen Weg, wenn er zu dieser Mahlgemeinschaft einlädt; wer sich angesprochen fühlt, soll kommen.

Bernhard Borsbach (per email)

 

 

Ich glaube, dass die Eucharistie Zeichen für die Teilnahme Gottes am Leiden und Sterben jedes Menschen ist. Ich glaube, ob wir es Eucharistie oder Abendmahl nennen, ob wir es begreifen oder nicht, ob es verkündet wird als "Das ist mein Leib" oder "Das bedeutet ...", es ist gültig und es gilt allen.

Anneliese Lissner (per email)

 

 

Die wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft ist für mich etwas SELBSTVERSTÄNDLICHES! Jesus, wie ich ihn mir vorstelle, wie er demnach in meinem Herzen wohnt, hätte bzw. hat kein Verständnis für das schier endlose theologische Gerede über diese Frage angesichts der drängenden Probleme in der Welt. Unlängst las ich einen sehr überlegenswerten Gedanken: Demnach kann all unser Tun letztlich auf zwei Motivationslagen zurückgeführt werden. Wir handeln entweder aus ANGST oder aus LIEBE. Aus welcher Motivation entstand wohl die Eucharistie-Enzyklika des Papstes? Im Sinne eines Handelns aus Liebe ist die wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft meiner Überzeugung nach etwas SELBSTVERSTÄNDLICHES!

Irene Spielvogel,

München (per email)

 

 

Jesus war weder evangelisch noch katholisch. Die eucharistische Gastfreundschaft kann ein Zeichen von Gemeinsamkeit im Glauben an Jesus Christus setzen. Würdig und unvoreingenommen gegenüber der jeweiligen anderen Konfession können wir (Ehepaar -katholisch/ evangelisch) daran keinen Anstoß nehmen, sondern freuen uns auf eine solche gemeinsame Begegnung mit dem Herrn, so wie er auch alltäglich bei uns ist - in Familie, Beruf und Freizeit. Wir hoffen der Kirchentag trägt dazu bei, dass der unvoreingenommene Umgang mit den christlichen Konfessionen immer mehr zum Alltag wird, bei dem letztendlich Jesus in den Mittelpunkt rückt und nicht die theologischen, in der Regel doch sehr theoretischen Streitigkeiten der Amtskirchen.

Hubert Segin,

Paderborn (per email)

 

 

Ich bin katholisch mit Missio (Fakultas), d.h. ich darf in der Schule Religionsunterricht erteilen. Das nur als Hintergrund. Sollte die Kath. Kirche in Berlin tatsächlich bei dem Thema "Eucharistische Gastfreundschaft" Schwierigkeiten machen, d.h. kath. Theologen bzw. Priester, die an den gemeinsamen Feiern teilnehmen oder sogar aktiv organisieren, exkommunizieren oder mit anderen Sanktionen belegen, werde ich sofort die Konfession wechseln und das öffentlich. Das heißt, ich schicke dem Bischof in Fulda, der für mich zuständig ist, meine Missio zurück und ich werde in der Schule in Elternversammlungen erklären, warum ich das getan habe. Hoffentlich findet es Nachahmer. Viele treten aus der Kirche aus, um die Kirchensteuer zu sparen. Darum geht es mir aber nicht. Ich hoffe, dass mich die hiesige evgl. Gemeinde sofort aufnimmt. Ich wünsche Ihrer Arbeit viel Erfolg. Geben Sie nie auf!

Erich Sommer (per email)

 

 

Jesus schloß beim Abendmahl selbst Judas, von dem er wußte, daß er ihn verraten werde, nicht von der Tischgemeinschaft aus. Wir aber sollen unsere durch die Taufe verbundenen Schwestern und Brüdern von der Mahlgemeinschaft ausschließen ? Das vermögen wir nicht nachzuvollziehen. Welcher Anlaß besteht für die Amtskirche, das gläubige Volk vor der Teilnahme an evangelischen Abendmahlsfeiern zu warnen? Nach römischem Verständnis handelt es sich doch nicht um "Eucharistie" , sondern "Brot bleibt Brot und Wein bleibt Wein".- Wenn sich also nichts "vollzieht", wovor muß man dann trotzdem warnen ? Das Kirchenrecht ließe es nicht zu" heißt es. Seit wann gibt es "Das Kirchenrecht" und von wem? Steht das Kirchenrecht über der biblichen Aussage ? Wir wünschen Ihnen beim ökomenischen Kirchentag viel Erfolg !

Margret und Karl Josef Schneider,

Siegburg (per email)

Ich halte es mit der Theologie, nach der die Gegenwart Christi der feiernden Gemeinde zugesagt ist. Sie ausschließlich an eine bestimmte - geweihte - Person zu binden ist Ausdruck des - anerkennenswerten - Bemühens, Missbräuche auszuschließen, wie sie schon Paulus in Korinth beklagte. Die heutige Denkweise traditionell katholischer Theologen erscheint mir magisch und daher für denkende Menschen von heute nicht angemessen. Wo immer sich Christen ernsthaft auf Jesus berufen, wenn sie sein Gedächtnismahl feiern, feiern sie das Abendmahl zu seinem Gedächtnis.

Werner Mühlbauer (per email)

 

 

Natürlich bin ich für die wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft. Und heilfroh bin ich, dass ich niemandem mehr die Transubstantiationslehre erklären muss, was mir heute als intellektuelle Zumutung erscheint.

Edith Höltmann,

München (per email)

 

 

Zwei böse Träume, die mich in der letzten Zeit plagen:

ein Erz- rk- fundamentalist versucht in letzter Minute die Mitwirkung eines rk Priesters am ökumen.Gastmahl zu verhindern, um sich einen Fensterplatz im Himmel zu sichern. Brüder, seit nüchtern und wachsam!

Der andere: stapelweise werden Exkom-Formulare gedruckt und an Späher verteilt, die bei Bedarf nur noch den Namen eintragen und schon ist der Auserwählte nicht mehr Mitglied und ohne "Vollmacht". Ein bisschen abstrus, aber so geträumt. Die Kirche wird doch nicht massenhaft Steuerzahler in die Freiheit entlassen?! Wer zahlt denn dann den Peterscent? Und nur die Finanzen bringen die Kurie zur Vernunft!!

Also, wohlauf und viel Erfolg beim Überwinden der Gräben!!

Joachim Mertgens,

Kevelaer (per email)

 

 

Ich habe die Unterschiede, die zwischen der katholischen bzw. evangelischen Mahlfeier noch nie verstanden. Wenn ich zur gemeinsamen Mahlzeit zuhause einlade, frage ich nicht nach einer Konfession, sondern mir sind die Menschen wichtig, die mich besuchen. Es würde mich sehr erstaunen, wenn sie nicht mit mir zusammen essen wollen. Jesus hat auch eingeladen und alle haben mit ihm gegessen, auch Judas, obwohl er ihn verraten hat. Er war bei den unterschiedlichesten Menschen zu Gast. Und wenn ich heute eingeladen werde, in seinem Gedenken - ob im Rahmen der Messfeier oder des Abendmahles - das Brot und den Wein zu teilen, bin ich dankbar für diese Einladung und nehme sie auch dankbar an.

Annette Gunk (per email)

 

 

Ich finde es gut, dass Sie den Mut haben zur eucharistischen Gastfreundschaft. An der Basis - z. B. in meiner 11. Kl. in Religion - ist überhaupt nicht mehr zu vermitteln, warum es sie nicht geben sollte und was die Unterschiede zw. evgl. und kath. sind.

Dorothee Durka (per email)

 


 

In der "Eucharistischen Enzyklika" des Papstes kam zum Ausdruck, dass er nur ein Wiederkäuer der alten kirchlichen Parolen ist. Mein Vorschlag: Änderung durch TUN!

Besucht in keinem Fall die katholischen Veranstaltungen, denn es sind keineGottesdienste, sondern kirchenmusikalische Feierstunden, die mit Jesus Christus unserem Erlöser nichts gemeinsam haben.

STELLT EUCH VOR, ALLE BEGREIFEN DIE JESUANISCHE BOTSCHAFT UND KEINER GEHT MEHR ZUR KATHOLISCHEN KIRCHE?

Hungert die Kirche aus, damit beweist IHR; dass Euer Weg der richtige ist! Händelt nicht mit den Katholiken, sie sind unbelehrbar, geht selbst den rechten WEG.

Jesus Christus ist WERDEN - WANDEL ! Kirche ist lebloses Menschenwerk - tot.

Erkennt doch endlich die Freiheit von Jesus Christus. Liebe ist nie machtlos. Aber MACHT immer lieblos, nur die freie große Gemeinschaft zählt.

ERWITA (per Email)

 

 

Ich halte es mit Papst Johannes XXIII "Alles was eint, kommt von Gott, alles was trennt, kommt vom Menschen" Und "Gott hat man eher zu gehorchen, als den Menschen", auch wenn dieser ein Papst ist.

Franz Wieser (per email)

 

 

Die eucharistische Gastfreundschaft ist für sehr viele Christen längst eine Selbstverständlichkeit und eine gerne praktizierte Gewöhnheit. Es ist vollkommen unverständlich, ja im Grunde genommen m.E: skandalös, wenn man offiziellerseits immer noch eine Mauer um den Abendmahlstisch in welcher Kirche auch immer ziehen will.

Armin Piepenbrink-Rademacher,

evgl. Pfarrer aus Bielefeld

(per email)

 

 

Ich kann den vielen nur zustimmen, die eucharistische Gastfreundschaft nicht nur für möglich, sondern auch für nötig halten. Angesichts der Art und Weise, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist, verlangt wirklich die Verweigerung der Abendmahlsgemeinschaft nach einer Begründung, nicht deren Gewährung.

Ich freue mich, dass an vielen Orten heute eucharistische Gastfreundschaft eine Selbstverständlichkeit darstellt. Vermutlich ist auch die gemeinsame Aktion von WsK, IKvu und der Berliner Gemeinde nötig, um unsere Kirchen an die Wunde der Trennung und den Willen zu ihrer Überwindung zu erinnern.

Schade nur, dass so eine Aktion immer Ärger verursacht. So viele gute Zeichen könnten von diesem Ökumenischen Kirchentag ausgehen, eine öffentliche Demonstration all dessen, was in der Ökumene der letzten Jahrzehnte erreicht worden ist. Stattdessen berichtet die Presse hauptsächlich von den verbliebenen, z.T. innerkirchlichen Streitpunkten und stürzt sich sensationslüstern auf solch "illegale" Aktionen. Dass daran in meinen Augen letztendlich die unnachgiebige Haltung der Kirchenleitungen Schuld ist, macht die Sache leider auch nicht viel besser.Ich glaube wir brauchen beides: Die großen, medienwirksamen Ereignisse wie jetzt am Rande des Kirchentags. Und die vielen kleinen Beispiele eucharistischer Gastfreundschaft jeden Tag, um die glücklicherweise kein großes Aufheben gemacht wird.

Bernd Feucht (per email)

 

 

Es ist schon eine schmerzliche Tatsache, dass die gegenseitige Einladung von katholischen und evangelischen Christinnen und Christen zum eucharistischen Mahl in eine „Konfrontation“ (mit der Kirchenleitung) führt. Viele Mitglieder der Kirchen können nicht verstehen, warum eine solche Einladung von den Veranstaltern des Kirchentags 2003 als „Belastung“ der Ökumene gewertet wird und nicht als ein Beitrag zu ihr.

Ich teile die Ansicht, dass sich ein Gottesdienst nicht zu Demonstrationszwecken eignet und nicht als Bühne für den kirchenpolitischen Kampf um Reform oder Stagnation. Aber darum geht es hier auch gar nicht!

Bei pax christi erlebe ich: Zahlreiche ökumenische Gruppen arbeiten seit Jahrzehnten intensiv zusammen, engagieren sich für Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung und andere zentrale Bereiche der gelebten Verkündigung unseres einen Evangeliums. In diesen Gruppen sind katholische und evangelische Gläubige persönlich miteinander verbunden, sie lernen gemeinsam, sie beten gemeinsam, sie agieren gemeinsam in der Öffentlichkeit. Nur zur Feier der Eucharistie sollen sie sich trennen? Der Gottesdienst – und in seinem Mittelpunkt die Communio, die Gemeinschaft mit Jesus Christus im Teilen von Brot und Wein – soll doch gerade nicht vom Leben abgehoben sein, sondern in dieses integriert! Die Communio soll verbindend und stärkend wirken. Die Verweigerung der Mahlgemeinschaft verhindert dies.

Eine Richtschnur, dass die liturgischen Formen auf dem Kirchentag „niemanden überfordern“ dürften, ist viel zu eng, ist strangulierend. Was ist mit den vielen ökumenisch engagierten Menschen, die schon lange, lange UNTERFORDERT sind? Sie wollen endlich dem Ausdruck geben und das feiern, was für sie längst Realität ist!

Die Bewegung „Wir sind Kirche“ will diesen Menschen eine Möglichkeit bieten, außerhalb des offiziellen Programms auf dem Kirchtag in Berlin an Erfahrungen ökumenischer Gastfreundschaft teilzuhaben. Das ist nicht „gegen die Kirchentagsveranstalter“ gerichtet, sondern ergänzt deren Angebote um einen mutigen und längst überfälligen Schritt nach vorne.

Veronika Hüning,

Gescher (per email)

 

 

Ich halte die eucharistische Gastfreundschaft für selbstverständlich und unbedingt not-wendig, wenn kirche glaubwürdig sein will. Ich nahm als Katholik seit mehr als 30 Jahren am Abendmahl im evangelischen Gottesdienst teil, sooft ich solchen Gottesdienst mitfeiern durfte. Ich schäme mich für unsere katholische Hierarchie, die die eucharistische Gastfreundschaft nicht gewähren will.

Doch neuerdings habe ich andere, größere Probleme: Das Gottesbild in unseren Kirchen! Ein Gott, der ein "Sühnopfer", ein "blutiges", von "seinem Sohn" nötig hat, um sich mit dem Menschen zu versöhnen - dieser Gott ist nicht der Gott, den Jesus verkündet hat. Dieser Gott ist ein Gott des Rechte(n)s, der Rache, der Vergeltung. Er ist ein Kriegsgott. Dieses Gottesbild entspricht nicht dem Evangelium Jesu.

Aus diesem Grund halte ich mich seit zwei Jahren bereits von der evangelischen Gemeinde gottesdienstlich wieder fern (weil es nicht möglich ist, diese Frage zu diskutieren, geschweige denn zu einer Lösung zu finden) und halte das in der katholischen Gemeinde auch nur noch aus Pietät aus, die Gemeinde aufzusuchen. Was nützt eucharistische Gastfreundschaft, wenn das Gottesbild eines "gerechten"/ rächenden Gottes die Menschenfreundlichkeit Gottes, die Jesus verkündet, wieder außer Kraft setzt?

Die Memoria Jesu zu feiern und gleichzeitig einen "blutrünstigen Gott" zu verkünden halte ich für blasphemisch.

Bernhard Willner,

Herzberg (per email)

Wir unterstützen die wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft als unbestreitbare Selbstverständlichkeit. Wir sind seit rund 40 Jahren ein christlich-ökumenisches Ehepaar und praktizieren unsere familiäre christliche Gemeinsamkeit in diesem Sinne. Wir lassen uns durch das doktrinäre Festungsdenken der päpstlichen Kurie nicht aus unserer ökumenischen Fassung bringen.

Helmut und Hanna Jaskolski,

Erftstadt (per email)

 

 

Als CHRIST katholischer Konfession und Mann mit 63 Lebensjahren habe ich die formale Lieblosigkeit eucharistischer "Abspeisungen" in den normalen Messfeiern seit vielen Jahren hinter mir gelassen.

Wenn ich mich zu einer gottesdienstlichen Feier hingezogen fühle und/oder ausdrücklich zu ihr eingeladen bin, nehme ich gerne auch am liturgischen Mahl als Bestätigung meiner Bindung an Gott und die umgebende Gemeinschaft teil. Dabei passe ich mich ohne ein "Bruchgefühl" den rituellen Gepflogenheiten am Ort an, solange ich darin Gott selbst als unseren gemeinsamen Gastgeber wahrnehmen kann.

Ein solches uns durch Jesus angebotenes Symbol für das umfassende Heilsangebot Gottes kann von KEINER konfessionellen Instanz exklusiv ausgeschöpft und mit formalen Kriterien restriktiv gegeneinander abgegrenzt werden. Geschieht solche Ausgrenzung, so steht sie im Widerspruch zu der Grundintention Jesu, Menschen ALLER sozialen Zugehörigkeiten mit Gott und untereinander vertrauensvoll zu versöhnen und dabei immer wieder aufgebaute Grenzen zu durchbrechen.

Bruno Bruyers,

serlohn (per email)

 

 

Ich halte Ihr Drängen auf Realisierung der Abendmahlsgemeinschaft nicht grundsätzlich aber im Augenblick für schädlich. Der Schaden, der damit angerichtet wird, wenn z.B. in Berlin Abendmahlsgemeinschaft gehalten würde, ist größer als der Nutzen. Mir kommt es so vor, als wollten Sie auf Biegen oder Brechen jetzt etwas durchsetzen. Sie reissen damit neue Gräben auf, innerhalb der eigenen Kirche und zu den Kirchen der Orthodoxie. Die Rücksichtnahme auf die, die noch nicht mitgehen können, gehört seit Paulus als wichtig dazu. Nehmen Sie doch auch bitte hier das von Ihnen in Anspruch genommene Jesuswort ernst: "Damit alles eins seien!"

Wilfried Koch (per email)

 

 

Der Termin des Ökumenischen Kirchentags rückt näher, die Spannung steigt: Wird sich im Blick auf die von vielen erhofften und nun nicht vorgesehenen gemeinsamen Abendmahlsfeiern in den Kirchen etwas "von unten" rühren? Wie weit wird das "von unten" nach "oben" vordringen? Werden sich Priester finden, die vor Disziplinierungsmaßnahmen keine Angst haben oder keine Angst mehr zu haben brauchen? Die Erwartungen sind gebremst. Auch die kürzlich erschienene Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland über "Das Abendmahl" möchte vermieden sehen, daß jemand "aus ökumenischem Überschwang zu etwas genötigt wird, was er oder sie (noch) nicht will." Obwohl ich mir durchaus gelegentlich mehr "ökumenischen Überschwang" wünschte, halte ich diesen Rat für richtig. Gerade auch seine Begründung ist sachgemäß, denn das im Glauben gegründete Gewissen hat hier zu entscheiden - nicht eine kirchliche Regelung.

 Daß laut einer Umfrage des Instituts NFO Infratest, die im Auftrag des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" erfolgte, inzwischen 88% der Katholiken und 86 % der evangelischen Christen sich für ein gemeinsames Altarsakrament ausgesprochen haben, zählt nicht als Argument. Fragen des Glaubens können, wenngleich die überdeutliche Stimme der Gläubigen nicht ignoriert werden sollte, nicht per Abstimmung entschieden werden. Das gemeinsame Abendmahl darf sicher auch nicht als Mittel zum Zweck der Herstellung von evangelischem Verständnis reicht die Gemeinschaft unter dem Wort Gottes nicht weniger tief als die Kommunion im Sakrament. Nicht ein unterschiedliches Maß an Gemeinschaft liegt hier vor. Vielmehr geht es um unterschiedliche Weisen, Gemeinschaft mit Gott und miteinander zu erfahren.

Als Menschen, die sich ganzheitlich erfahren, dürfen und sollen wir freilich alle Weisen von Gemeinschaft in Anspruch nehmen, die Gott uns gewährt. Insofern ist der Wunsch nach der gemeinsamen Eucharistie berechtigt. Nun kennt die römisch-katholische Tradition eine "intentionale" Teilnahme an der Messe. Evangelische und katholische Christen können an den jeweiligen Abendmahls- und Euchariefeiern der anderen Konfession "intentional" teilnehmen, nämlich unter Gottes Wort und im Gebet. Ich bin sicher, daß auch dies der Intention Gottes entspricht. Aber reicht es aus? Die katholischen deutschen Bischöfe haben am 11. Januar einen Hirtenbrief zum Ökumenischen Kirchentag verabschiedet, der von allen römisch-katholischen Kanzeln verlesen werden sollte. Sie bedauern, dass eucharistische Gastfreundschaft seitens der römisch-katholischen Kirche nicht möglich sei, und. Sie fordern aber dazu auf, "alle Chancen" wahrzunehmen, die "uns heute schon gegeben sind." Gerade diese Chancen werden freilich unterschiedlich beurteilt. Welche Chancen geben uns die Kirchen, welche Chancen gibt uns Gott? Gibt uns Gott Chancen, die uns seitens einer Kirche verweigert werden?

Das bischöfliche Wort schlägt vor, darüber nachzudenken, wie das Evangelium "in unsere Biographien eingreift". Ich halte das für einen sehr guten und weiterführenden Vorschlag. Die Bischöfe laden uns dazu ein, einander zu fragen: "Was bedeutet dir das, was du tust?" Das ist eine sinnvolle Frage, die freilich ergänzt werden müßte durch die Überlegung: "Warum tust du entschlossen dies oder jenes nicht, das mir wichtig wäre?" Die Bischöfe fragen: "Warum hältst du daran fest?" Auch das ist eine gute Frage: Sind es persönliche, juristische, psychologisch nachvollziehbare oder theologische, wirklich kirchentrennende Gründe? "Aus welchen Quellen lebt dein Glaube?" - "Was bringt dich täglich neu mit Gott in Berührung?" Das scheinen mir die überhaupt wichtigsten Fragen zu sein, die hier vorgetragen werden. Schließlich: "Was hilft dir, gute Früchte zu bringen, die auch andere auf Gott aufmerksam machen?" In Berlin und später in den Gemeinden wird es hoffentlich viele Gelegenheiten geben, solche Fragen gemeinsam zu bedenken.Damit könnten konfessionelle Unterschiede geradezu therapeutisch fruchtbar werden und zu einem ökumenischen Heilungsprozeß beitragen. Die Spaltung der Christenheit wäre dann nicht kränkend und krank machend, und die ökumenischen Bemühungen dienten einem therapeutischen Prozeß, der allen daran Beteiligten zugute käme. Die römisch-katholischen Bischöfe raten, "vertrauensvoll gegenseitig unsere geistlichen und kirchlichen Erfahrungen auszutauschen". Dazu gehört freilich auch, was konfessionsverschiedene Familien erfahren, deren Mitglieder weiterhin nicht - eben auch in Berlin nicht einmal nur gastweise - an der katholischen Eucharistie teilnehmen können. Was haben die Bischöfe hier zu raten und vorzuschlagen?

Lakonisch stellen sie fest: "Die Eucharistie bezeichnet ja, was uns noch fehlt..." Das ist nicht wahr! Es ist nicht die Eucharistie, sondern es ist die Verweigerung der Eucharistie, die "bezeichnet, was uns fehlt". Die Eucharistie selbst bezeichnet, was uns eint, was uns einen könnte und einen müßte! Der Schlüsselsatz der bischöflichen Argumentatuion lautet: "Solange die ökumenischen Partner sich in Grundüberzeugungen widersprechen, ist eine Einheit am Tisch des Herrn unwahrhaftig." Partner mögen einander in manchem widersprechen; auch der EKD-Text zur Kirchengemeinschaft redet – meines Erachtens in unreflektiert brüsker Weise - von "Widerspruch". Aber einander widersprechen "in Grundüberzeugungen"? Jeder, der die Dialoge der letzten Jahre verfolgt hat, horcht hier auf: Hat es nicht eine groß gefeierte "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" gegeben? Hat man nicht am 31.Oktober 1999 in Augsburg von einem Konsens in "Grundwahrheiten" (der Rechtfertigungslehre) gehört, die "einen wesenhaften Bezug zu allen Glaubenswahrheiten" habe? Hieß es nicht schon in den Texten von 1986 ("Lehrverurteilungen - kirchentrennend?"), die Kontroversen der Vergangenheit seien größtenteils theologisch aufgearbeitet und überholt, die äußere Gestaltung der Meßfeier heute "keine Trennung mehr in der Sache selbst"? Hat sich weitgehende theologische Übereinstimmung nicht schon im Herrenmahl-Dokument 1978 abgezeichnet? Woher nun dieser Widerspruch in "Grundüberzeugungen"?

Die professionellen Ökumeniker mögen es sich erklären können. Es bleibt der römisch-katholischen Seite auch unbenommen, eucharistische Gastfreundschaft unter den gegebenen Bedingungen zu versagen und die damit sich zeigende "Einheit am Tisch des Herrn" für "unwahrhaftig" zu halten. Ich gehe davon aus, daß damit "Unwahrhaftigkeit" nicht auch der evangelischen Seite unterstellt wird, wenn sie ihrerseits die eucharistische Gastfreundschaft entschieden bejaht.

Die Orientierungshilfe zum Abendmahl, die aus Anlaß des Ökumenischen Kirchentags von der Evangelischen Kirche in Deutschland herausgegeben wurde, hält fest: "In den evangelischen Kirchen sind römisch-katholische Christen wie alle Getauften herzlich zum Abendmahl eingeladen, weil Christus selbst dazu einlädt." "Herzlich eingeladen"! Die Eucharistie ist eine Gabe Gottes an die Menschheit. Wohl werden rituelles Essen und Trinken auch in nichtchristlichen Religionen gepflegt, aber es gibt, religionsphänomenologisch gesehen, außerhalb des Christentums keine direkte Parallele zum christlichen Abendmal. Indem Christus sich den Seinen schenkt, begründet er unter den Menschen eine Solidarität, aus der niemand ausgeschlossen bleiben soll. Das Abendmahl ist ein Mahl wider alle Apartheid!

Das bischöfliche Papier weist mit Recht darauf hin, daß nicht spektakuläre Aktionen auf das Evangelium aufmerksam machen werden, sondern Menschen, die in unserer Gesellschaft "anders" sind und damit zeigen, wie sie der Glaube verändert. Eucharistische Gastfreundschaft wäre ein sichtbares Zeichen dafür, daß Christen "anders" sind und nicht auf Ab- und Ausgrenzungen bestehen, wie das sonst leider in vielen gesellschaftlichen Zusammenhängen der Fall ist.

Evangelische Christen sollten nicht darauf hoffen oder gar darauf abzielen, daß sich in Berlin möglichst viele katholische Dissidenten zeigen werden. Sie sollten aber darauf achten, daß eucharistische Gastfreundschaft wenigstens in ihren eigenen Abendmahlsfeiern Gestalt gewinnt. Getaufte Christenmenschen, die nicht zur evangelischen Gemeinde gehören, seien herzlich willkommen geheißen! Christus selbst lädt ein. "Herzlich eingeladen!" Das gilt auch beim Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin.

Prof. Dr. Hans-Martin Barth,

Marburg (per email)

 

 

Ich teile eure Gedanken über die ökumenische Eucharistie und werde versuchen, an einer der gemeinsamen Mahlfeiern teilzunehmen, damit dieser Kirchentag wirklich ökumenisch wird.

Frank-Matthias Hofmann,

prot. Pfarrer, Ludwigshafen/Rh.

(per email)

 

 

Für mich als katholisch getaufter Christ ist die Eucharistische Gastfreundschaft eine Selbstverständlichkeit. Eine besondere Freude für mich war der Gründonnerstag (Tag der Veröffentlichung der Enzyklika). Ich war - ohne vorher zu wissen, was mich erwartet - Teilnehmer an einem Abendmahlsgottesdienst in einer ev.-luth. Gemeinde. Abendmahl sowohl als Teil der Liturgie als auch gemeinsames Abendessen vom Buffett, für das alle Anwesenden etwas mitgebracht haben. Ein wundervolles Erlebnis.

Thomas Kaufhold (per email)

 

 

Ich habe überhaupt kein Problem, einen ökumenischen Gottesdienst zu feiern. Der Papst disqualifiziert sich in meinen Augen durch seine Äußerungen seit Jahren immer mehr, er hat für mein Leben keine Bedeutung mehr.

Die Diskussion "die Hostie ist wirklich Jesu Fleisch" versus "sie ist nur ein Symbol dafür" finde ich absurd. Jeder weiß, dass dieses Brot nicht tiefgekühltes Jesusfleisch ist. Jeder, der sich einmal mit Symbolen beschäfigt hat, weiß wie wirklich - im Sinne von wirsam - diese sein können.

Also halte ich diese Diskussion für nutzlose Rosinenscheißerei!

Wir von der Gruppe "Brunnenland" sind evangelisch + katholisch + menonitisch, verstehen uns sehr gut, kommen gern nach Berlin, und singen dort in der Posiomsdiskussion "Frauen + Amt + Macht" und im ökumenischen Gottesdienst am Sa. 31.5. um 18 Uhr in St. Martha, Berlin -Kreuzberg.

Übrigens muss mit Ihrer Adressenkartei irgendwas nicht stimmen: dieser Brief ging an meine richtige Adresse. Ich heiße aber Eva-Maria Götte-Schmidt (Künstlername: Opahle), nicht Eva-Maria Steffens.

Eva-Maria Götte-Schmidt,

Gengenbach (per email)

 

 

Ich bin in einer katholischen Welt groß geworden, in der die Hochschätzung der Eucharistie selbstverständlich war. Man hatte in dieser Welt nicht viel Glaubenswissen, aber man wusste alles, was mit der Messe zusammenhing: dass es die Wiederholung des Kreuzesopfer sei; dass es eine Stelle besonderer Gnade sei; dass Gott dort so definitiv gegenwärtig sei wie ich in meiner eigenen Haut.

Eine Befreiung aus eucharistischer Überdeterminierung habe ich in einem Benediktinerkloster erfahren, wo es natürlich die tägliche Messe gab. Aber es gab keine spezielle Sakramentenfrömmigkeit, keine öffentliche Verehrung des Brotes. Nach einem halben Leben im Katholizismus konvertierte ich – aus äußeren Notwendigkeiten. Ich erlebte die ganze Beiläufigkeit des Abendmahls im Protestantismus. In der Rheinischen Kirche war es ein Anhängsel des Gottesdienstes, zu dem kaum Kirchenbesucher blieben.

Ich sehe mit Erstaunen, dass sich der Stil meiner Frömmigkeit in der evangelischen Kirche verändert hat. Ich habe mir angewöhnt, nicht nur das eucharistische Brot zu essen, sondern auch andere Brote - die Bibel, die protestantischen Choräle - , und sie ernähren mich. Es gibt offensichtlich Dialekte der Frömmigkeit, in denen die Bedeutung des Abendmahls unterschiedlich ist. Die Sakramentenfrömmigkeit des Protestantismus ist undeutlich, vielleicht auch unterentwickelt. Aber dieser Protestantismus hat andere Begabungen. Schon allein deswegen brauchen sich die beiden Kirchen; die Begabung der einen dient der Schwäche der anderen. Ich glaube nicht, dass der Protestantismus eine eucharistische Frömmigkeit braucht, wie der Katholizismus sie hat, aber er braucht den Katholizismus in seiner anderen Begabung, so wie dieser den Protestantismus braucht. Vereinigung dieser beiden Kirchen heißt nicht Angleichung bis zur Unkenntlichkeit. Es heißt vielmehr, dass das Charisma der einen der Bedürftigkeit der anderen dient. Jedem soll zu seiner geläuterten Eigentümlichkeit verholfen werden.

Es gibt zwei Begabungen des Glaubens, eine katholische und eine evangelische. Die Katholiken glauben, dass das Geheimnis Gottes so Fleisch geworden ist, dass man es berühren kann; dass man eine Lampe - das ewige Licht - anzünden kann, wo es wohnt; dass man es auf die Straße tragen und es in einem Blumenmeer verehren kann Dies ist ein anderer Umgang mit dem Sakrament, den ich achte, ohne dass es meine Form sein muss. Ich wünsche aber, dass sich diese katholische Begabung an einer anderen, der evangelischen reibt. Diese Begabung des Glaubens warnt vor den Festlegungen und vor den falschen Eindeutigkeiten. Gott ist in seinem Geheimnis gegenwärtig, aber du kannst ihn nicht fassen noch auf eine Stelle bannen. Hüte dich also vor den falschen Festlegungen! Beide Begabungen des Glaubens haben ihr Recht und ihre Gefahr. Die Gefahr des Katholizismus ist die der ritualistischen Handhabung des Geheimnisses. Die Gefahr des Protestantismus ist die Unkonkretheit.

Wer glaubt wirklich, dass wir so getrennt sind, dass wir das Sakrament miteinander nicht nehmen dürften? Vor kurzem habe ich erlebt, wie ein italienischer Bischof eine Gruppe von Wissenschaftlern einlädt. Morgens hält der Bischof die Messe. Ein protestantisches Mitglied, ein Professor, fragt, ob auch er kommunizieren dürfe. Der Bischof antwortet: "Wer viel fragt, bekommt viele Antworten." Und der Professor kommuniziert. Der Professor heißt Krystoph Morin, ein polnischer Mathematiker. Der Bischof heißt Johannes Paul II., Bischof von Rom und Papst. Wird das Verbot des gemeinsamen Mahles nicht allmählich eine Lehre ohne Subjekte, die sie tragen und glauben? Unter den Theologen auf beiden Seiten muss man die strikt Verbietenden mit der Lupe suchen.

Die Einheit ist da in unserem Herrn und Bruder, der seine Kirche stärkt und tröstet. Die Einheit ist da, wenn wir die Geschichten der Tradition hören und die Lieder der Toten singen. Die Einheit ist da, wenn wir in den verschiedenen Dialekten des Glaubens die Bibel lesen. Nein, der Skandal ist nicht, dass die eine Kirche noch nicht da wäre. Der Skandal ist die Behauptung, die Kirchen seien getrennt und darum dürfe man das Abendmahl nicht gemeinsam nehmen.

Als ich Student war, habe ich einmal mit einem Freund eine Wanderung durch das obere Donautal gemacht. Wir waren lange unterwegs, wir hatten kein Geld mehr, und wir hatten Hunger. Schließlich kamen wir in einen Ort, in dem auf einem Bauernhof eine Hochzeit gefeiert wurde. Wir witterten unsere Chance und schlichen uns in die Hochzeitsgesellschaft ein. Man hielt uns für Vettern der Braut. Wir waren nicht geladen, wir hatten kein hochzeitliches Gewand. Aber wir aßen und tranken und wurden satt. Ganz hat man uns nicht getraut. Aber mit einem Augenzwinkern ließ man uns.

Was hat das mit dem Abendmahl zu tun? Alles! Wir sind nicht die Hersteller unserer Würde für dieses Mahl. Gott zwinkert mit dem linken Auge und sagt: Komm her, Du Lump! Iss und trink und tanze, so viel Du willst! Gottes Blick stellt unsere Würdigkeit her, nicht unsere sittliche Reife, unsere theologische Erkenntnis oder unsere Frömmigkeit. Ich vermute, dass der Humor Gottes es ganz gut aufnehmen kann mit unserer so genannten Getrenntheit im Glauben.

Das Mahl ist das große Vorspiel der Einheit der Menschen, die im Frieden und in der Gerechtigkeit besteht, und nicht in dürren Glaubenssätzen. Das Mahl erinnert uns an die versprochene Zukunft, in der das Lamm nicht mehr vom Löwen gerissen wird; in der unsere Kinder ohne Schaden am Loch des Skorpions spielen und in der die Spieße und Schwerter in Winzermesser umgeschmiedet sind. Dieses Mahl soll nicht die falsche Zukleisterung unserer wirklichen Trennungen sein, sondern Salz in unserer offenen Wunde. Es möge uns erinnern, was aussteht: dass wir den Krieg verlernen; dass wir ein Volk sind, das die Weisungen Gottes gelernt hat; dass die Umherirrenden eingesammelt und die Geschlagenen einen Neubeginn haben. Am Mahl des Friedens sollen wir weinen lernen über den Krieg. Die Einheit in unseren Tränen wäre mehr als die kärgliche Einheit in Glaubensauffassungen.

Fulbert Steffinsky
Süddeutsche Zeitung, 6.5.2003