24. - 26. Oktober 2014 in Essen

35. öffentliche Bundesversammlung »Alles ist relativ, außer Gott und der Hunger«

Das Wort »Alles ist relativ, außer Gott und der Hunger« von Pedro Casaldaliga, Altbischof von São Félix in Brasilien und einer der profiliertesten Vertreter der Befreiungstheologie, war Ausgangspunkt der 35. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche vom 24. - 26. Oktober 2014 in Essen. Papst Franziskus hat in seinem Lehrschreiben „Evangelii Gaudium“ eine Kirche der offenen Türen und Fenster gefordert. Besonders eine seiner Aussagen „Diese Wirtschaft tötet“ hat viele begeistert und manche verstört.

Zum Thema unserer christlichen Verantwortung sprach der Theologe Dr. Michael Ramminger vom Institut für Theologie und Politik (ITP) in Münster, Befreiungstheologe und zeitweise Gastprofessor an der päpstlichen Universität Goiania/ Brasilien im Programm Religion und Globalisierung.
> Manuskript von Dr. Michael Ramminger (das im Wesentlichen dem Vortrag entspricht, 11 Seiten PDF)

Am Freitagabend begann die Bundesversammlung mit einem Blick auf das junge Bistum Essen. Der Generalvikar des Bistums, Klaus Pfeffer, stellte den Dialogprozess der vergangenen Jahre und das daraus entstandene Zukunftsbild des Bistums vor. Seinen Besuch bei der Bundesversammlung hatte er ausdrücklich als Zeichen der Wertschätzung von Wir sind Kirche angekündigt.
> Ankündigung > Bericht

Anschließend berichtete Christian Weisner über seine Eindrücke von der Familien-Synode , die vor genau einer Woche in Rom zu Ende ging.
> KIRCHE IN 11/2014 (5 Seiten mit Fotos) >nur Text (4 Seiten)

Der Samstagnachmittag war geprägt durch aktuelle Berichte aus der Arbeit der Diözesan- und Themengruppen, deren SprecherInnen bereits seit Mittwoch auf einem "Werkstatt-Treffen" über die weitere Intensivierung der Wir sind Kirche-Arbeit "vor Ort" beraten hatten. Anschließend wurden mit Anträgen und Beschlüssen die Weichen für die weitere Arbeit gestellt.

Folgende kirchenpolitische Beschlüsse wurden mit großer Mehrheit gefasst:
    Die Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche fordert die deutschen Bischöfe auf, den Dialog über die Themen der Familien-Synode so offen und angstfrei wie in Rom jetzt auch in Deutschland mit TheologInnen und Kirchenvolk weiterzuführen und rechtzeitig konkrete Ergebnisse zur Familien-Synode 2015 vorzulegen.

    Die Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche begrüßt und unterstützt den Aufruf des Bund Neudeutschland – Gemeinschaft Katholischer Männer und Frauen (ND-KMF) für ein „Bündnis für eine Synode“ der deutschen Bistümer. Dabei fordert Wir sind Kirche eine gleichberechtigte Beteiligung der Laien an den Entscheidungen.

Am Samstagabend präsentierte die Studio-Bühne-Essen die sehr eindrückliche szenische Lesung „Empfänger unbekannt“.

Auf dieser Bundesversammlung wurden die langjährige Referentin Annegret Laakmann und ihr Mann Heiner Laakmann mit großem Dank aus der aktiven Arbeit der KirchenVolksBewegung verabschiedet.
> Dankesrede von Eva-Maria Kiklas

Am Sonntag ging die Bundesversammlung mit einem gemeinsamen Gottesdienst und dem Besuch der Essener Gartenstadt Margarethenhöhe zu Ende.

Die nächste öffentliche Bundesversammlung ist vom 27. bis 29. März 2015 in der Bischofsstadt Freiburg.





> Einladung, Tagesordnungsvorschlag und Anmeldeformular (PDF)

> Wir sind Kirche-Pressemitteilung 26.12.2014

> Radio Vatikan: D: „So angstfrei wie in Rom“ 26.10.2014
> KNA: "Wir sind Kirche" fordert offene Debatte über Familiensynode 26.10.2014

> Neues Ruhr-Wort „Offene Debatte führen“ 1.11.2014
> weitere Presse-Echos(ab 22.10.2014)

Webseite Neues Ruhr-Wort
> www.neuesruhrwort.de






Dank an Annegret und Heiner Laakmann
von Eva-Maria Kiklas

Der heutige Tag stellt eine Zäsur in der Geschichte der KirchenVolksBewegung dar. Es gilt, von Annegret und Heiner Laakmann in ihrer bisherigen Position Abschied zu nehmen. Sie haben sich entschlossen, ihren Ruhestand anzutreten.

Bald sind es 20 Jahre, dass beide eine Hauptrolle im Leben unserer Bewegung gespielt haben. Nachdem 1995 das KirchenVolksBegehren in Österreich so erfolgreich verlaufen war, war Annegret dabei, als wir Überlegungen anstellten, ob wir diese Initiative weiterführen sollten. Ich erinnere mich noch lebhaft an unsere nächtlichen Telefonkonferenzen. Annegret war schon hier eine ganz wichtige Impulsgeberin und Organisatorin, die mit ihren Überlegungen und Ideen, ihren vielen Kontakten und Kenntnissen unentbehrlich wurde.

Als dann Anfang 1996 die KirchenVolksBewegung gegründet worden war, wurde bald klar, dass ein großer organisatorischer Aufwand damit verbunden sein würde. So wurde Annegret Ende der 90iger Jahre die Stelle einer Referentin mit einer Minijob-Bezahlung übertragen. Ihre Tätigkeit ging immer weit über die Aufgabe einer Referentin hinaus, von einem Minijob ganz zu schweigen, und die Zahl ihrer Arbeitsstunden übertraf jede Vollzeittätigkeit. Überstunden konnten wir nicht bezahlen. Auch Wochenenden mit Sonntagsruhe waren eher selten. So wurden Annegret und ihr Mann Heiner zu einer der wichtigsten Säulen unserer Bewegung. Es war nicht nur ihrer beider außergewöhnliches Organisationstalent, das für die KirchenVolksBewegung wichtig war, sondern auch Annegrets theologische, rechtliche und gestalterische Kompetenz (Logo für Frauenwürde).

Ein ganz besonderes Anliegen war für Annegret das Thema Frauengerechtigkeit, sowohl gesellschaftspolitisch als auch vor allem innerhalb der katholischen Kirche – ein Thema, das im zweiten Punkt unserer Forderungen zum Ausdruck kommt und bis heute ein ungelöstes Problem ist. Dennoch hat Annegrets Kampf bewirkt, dass der gesellschaftliche Bewusstseinswandel aus den Frauenbewegungen auch die römisch-katholische Kirche und vor allem die katholischen Frauen erreicht hat, auch in der KirchenVolksBewegung. Ich denke dabei auch an ihre „Erziehung“ im Bemühen um eine integrative Sprache. Bequem und angepasst war Annegret nie.

Schon 1987 war Annegret Mitbegründerin der Initiative Maria von Magdala, eine Gruppe der Initiative Kirche von unten, in der es um Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche geht.

Innerhalb der Wir sind Kirche-Bewegung war sie Mitbegründerin der Aktion Lila Stola als Arbeitsgemeinschaft, die sich für Gleichberechtigung von Frauen insbe-sondere in allen kirchlichen Ämtern öffentlich einsetzt.

Zu einer ihrer wichtigsten und erfolgreichsten Initiativen – auch im Sinne von Frauengerechtigkeit – zählt 1998 die Gründung des bundesweiten Vereins Frauenwürde e.V. nach dem Ausstieg der deutschen Bischöfe aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung. Bis heute ist Annegret Vorsitzende des Vereins, und diese Aufgabe will sie auch weiterhin wahrnehmen.

Ebenfalls dank ihres Fachwissens, ihres Engagements und Organisations-talentes war es möglich, dass die KirchenVolksBewegung 2002 ein Nottelefon für Betroffene sexueller Gewalt innerhalb der katholischen Kirche einrichtete. Im Laufe von 10 Jahren konnten so 400 Menschen beraten und begleitet werden.

Ihr Organisationstalent habe ich bereits mehrfach angesprochen. So oblag ihr darüber hinaus aber auch die inhaltliche Vorbereitung aller Bundes-versammlungen, Bundesteam-Sitzungen, Katholiken- und Kirchentage. Unentbehrlich war dabei ihr Mann Heiner. Neben seiner wertvollen Mitarbeit in vielerlei Hinsicht erwies er sich oft als der ruhende Pol in aller Hektik und Anspannung.

Unbedingt sind in diesem Zusammenhang unsere Pilger-Radtouren zu erwähnen, die als Hinführung zum 2. Ökumenischen Kirchentag gedacht waren, aber inzwischen zu einer jährlichen Tradition geworden sind.

Würdigen möchte ich an dieser Stelle auch Annegrets Medienarbeit in Rundfunk und Fernsehen, auf Podien und als Referentin für Veran-staltungen sowie ihre Veröffentlichungen in verschiedenen Schriften. Auf der Website der KirchenVolksBewegung ist ihr Name 186 mal vertreten. Sigrid Grabmeier schrieb einmal: Annegret und Heiner haben Unmögliches möglich gemacht.

Das Feld, das Ihr beide bestellt habt in Wir sind Kirche, hat reiche Frucht getragen. Ihr habt Euch damit ein Denkmal gesetzt, das – so lange es Wir sind Kirche geben wird – Euer Tun unvergesslich sein lässt, weil so Vieles Euren Stempel trägt.

So bleibt uns am heutigen Abend, Euch beiden Dank zu sagen für das, was Ihr im Verlaufe von fast 20 Jahren der KirchenVolksBewegung geschenkt und geopfert habt (Euer Ruhestand), was Ihr angestoßen und initiiert habt, was Ihr geschaffen und gebaut habt (Jakobsbrunnen), aber auch für das, was wir an Wohlwollen, Akzeptanz und geschwisterlichem gutem Miteinander erleben durften. Das wird uns auch weiterhin verbinden.

Wir wünschen Euch für diesen neuen Lebensabschnitt alles erdenklich Gute, viel Freude und schöne Erlebnisse in der nun reichlicher geschenkten Zeit, neue Herausforderungen, die Euch jung bleiben lassen, vor allem natürlich gute Gesundheit und Gottes Segen. Bleibt behütet.

Zuletzt geändert am 06­.11.2014