Bischofsbestellung Köln

„Erneute Missachtung von Domkapitel und Kirchenvolk“

Kritik am Verfahren der Bischofsbestellung durch Rom in Köln

Pressemitteilung München, Köln 10. Juli 2014

Wir sind Kirche gratuliert Kardinal Rainer Maria Woelki herzlich zur Rückkehr nach Köln und wünscht ihm als künftigem Erzbischof des größten deutschen Erzbistums Gottes Segen und den Beistand der Geistkraft Gottes. Woelki hat sich in Berlin, auch bei Nicht-Christen, ein hohes Ansehen erworben, so dass ihm zuzutrauen ist, die Kirche von Köln im Sinne von Papst Franziskus zu leiten und sich auch in der Bischofskonferenz dafür einzusetzen.

Wenn es aber stimmt, dass die Bischofskongregation in Rom bei der Nachfolge von Kardinal Joachim Meisner alle drei vom Kölner Domkapitel vorgeschlagenen Kandidaten übergangen hat – so wie es Ende Mai 2014 in Freiburg geschah –, ist dies ein neuerlicher Skandal, den Kirchenvolk, Klerus und Episkopat in Deutschland nicht hinnehmen dürfen. Damit wird auch das öffentlich erbetene Meinungsbild bei den Priester- und Laiengremien nachträglich zur Farce.

Die Missachtung eines Mindeststandard ortskirchlicher Beteiligung schadet dem Ansehen der Kirche. Dies nicht nur, weil sie eine zentralistische und unheilvolle Tradition vatikanischer Behörden fortsetzt, sondern auch, weil dieses Vorgehen von einem tiefen Misstrauen gegenüber den Bistümern zeugt. In Fällen, in denen Rom so vorgeht, steht es in einer besonderen Rechtfertigungspflicht – selbst wenn kirchenrechtlich und staatskirchenrechtlich alles korrekt sein mag.

Die erneute Missachtung der Ortskirche durch die seit 2010 von Kurienkardinal Marc Ouellet geleitete Bischofskongregation steht im krassen Widerspruch zu den Aussagen von Papst Franziskus, der den Ortskirchen wieder mehr Bedeutung und Verantwortung zukommen lassen möchte. Es stellt sich die Frage, wie Franziskus zu konkreten Entscheidungen wie dieser steht - oder ob es ein Loyalitätsbruch nachgeordneter Vatikanbehörden gegenüber dem Papst ist.

Unklar ist auch, welche Rolle der Ende Februar 2014 emeritierte Kölner Kardinal Joachim Meisner bei diesem Verfahren spielt. Noch im Januar 2014 hatte er dafür gesorgt, dass der ihm kirchenpolitisch nahestehende Münsteraner Bischof Dr. Felix Genn in die römische Bischofskongregation berufen wurde. Angesichts dieser offensichtlichen konservativen Seilschaften sieht Wir sind Kirche die große Gefahr, dass der Vertrauensvorschuss, den Franziskus im Kirchenvolk und in der Öffentlichkeit noch genießt, sehr bald aufgebraucht sein könnte.

Deshalb ist es geboten, dass Mitsprache und Mitentscheidung der Ortskirchen wieder die nötige Wertschätzung erfahren, die es über viele Jahrhunderte kirchengeschichtlich und kirchenrechtlich gegeben hat. Dafür müsste auch der Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, sorgen. Doch die Vorschläge des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, der Kölner Kircheninitiative, anderer Initiativen und auch der KirchenVolksBewegung wurden bislang alle ignoriert.

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Zuletzt geändert am 10­.07.2014