April 2024 – Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Fußwaschung
Ich knüpfe an meinen Beitrag vom Februar zum Thema Sakrament der Tempelreinigung an. Am Gründonnerstag hörten wir das Evangelium von der Fußwaschung. Dieser Text aus dem spätesten kanonischen Evangelium hat ein markantes Zeichen gesetzt. Leider hat auch dieses Zeichen es nicht in den Rang eines Sakramentes geschafft.
Unsere Kirchengeschichte wäre gewiss anders verlaufen, wenn nicht die Mahlfeier sondern diese Fußwaschung das Sakrament wäre, das den stärksten Einfluss auf die Haltung, das Verhalten der Amtskirche hätte. Dieser Dienst war eben nicht die Aufgabe des Hausherrn, sondern die der Bediensteten. „Der Sklave ist nicht größer als sein Herr und der Abgesandte nicht größer als der, der ihn gesandt hat. (Joh 13, 16) Möglicherweise waren es Erfahrungen in frühen Gemeinden, die den Autor bewogen, dieses andere Zeichen zu setzen, das die Intentionen Jesu besser vermittelte.
Die Hausherrenrolle des Klerus ist unserer Kirche bekanntermaßen nicht gut bekommen. Die Nachwirkungen sind bis heute spürbar. Trotz der Absicht, bei der Weltsynode die Mitwirkung des ganzen Gottesvolkes zu ermöglichen, bewirken die männerbündische Führungsriege und eingefleischter Paternalismus genau das Gegenteil. Sobald Vorschläge aus der Weltkirche kommen, die an diesen Grundfesten rütteln, werden sie relativiert, als nicht für die ganze Kirche tauglich eingestuft und Entscheidungen darüber der Synode entzogen und auf die lange Bank geschoben.
Dabei gibt es in der Kirche bekanntermaßen nicht nur das Hausherren-Tischvorsteher-Eucharistieleiter-Amt sondern auch das Bedienungsamt, nämlich den Diakonat. Die Konsequenz aus der Fußwaschung wäre eine wahrhaftig dienende, diakonische und weniger auf sogenannte „Gottesdienste“ fixierte Kirche. So wie es im Johannesevangelium heißt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15) Und der Autor lässt Jesus das zu seinem engsten und auserwählten Kreis sagen, auf den die Lehre der Kirche das Priesteramt zurückführt.
Papst Franziskus, oberster Herr der Hausherrenkirche, hat drei Frauen in den Beraterstab für die Studiengruppe Frauendiakonat berufen. Über den Diakonat der Frau wird mittlerweile auch schon über zwei Jahrzehnte beraten. - Viel herausgekommen ist nicht. Zu hoffen ist, dass der Wert des Diakonats für die ganze Kirche eine grundlegend größere Bedeutung bekommt, dass Männer und Frauen in gleicher Weise in dieses Dienstamt berufen werden und damit das Handeln der Kirche tatsächlich ein Dienst für die Welt wird. Um mit Jacques Gaillot zu schließen: Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.
Sigrid Grabmeier
Zuletzt geändert am 18.04.2024