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Hab Frieden in dir!

Das Mädchen in der Kirchenbank vor mir dreht sich zu mir um, gibt mir die Hand und sagt: „Hab Frieden in dir!“

Ich schmunzle und denke mir: Du weißt halt noch nicht, wie’s richtig heißt! Dann antworte ich mit der Formel, die beim Friedensgruß im Gottesdienst üblich ist: „Der Friede sei mit dir!“

Nach dem Gottesdienst bleibe ich noch ein paar Minuten in der Kirche sitzen.

Ich denke über das nach, was das Mädchen vorhin zu mir gesagt hat: Hab Frieden in dir!
Das Mädchen hat diesen Wunsch wohl nicht absichtlich so formuliert. Und doch, so wird mir klar, passt er ganz gut auf mich.

Denn mich hat es damals schon geärgert, als ein Kollege befördert wurde und ich nicht.

Und es stinkt mir, dass ich kein Instrument richtig spielen kann. Und ich bin sauer auf mich, wenn ich wieder in ein Fettnäpfchen getreten bin. All das sorgt für Unfrieden in mir. Ich werde neidisch auf andere, die mehr haben oder etwas besser können. Dementsprechend gehe ich mit ihnen um.

Hab Frieden in dir! – Mir und den Leuten um mich herum wird es gut tun, wenn ich den Wunsch des Mädchens beherzige.

Ich erinnere mich an ein Wort von Roger Schutz: „Der Friede in deinem Herzen macht den Menschen, die dir nahe sind, das Leben schön.“

Denn nur wer Frieden in sich hat, hat auch Frieden mit anderen.

Matthias Blaha/Karl Graml 2007

Zuletzt geändert am 29­.01.2007