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Veröffentlicht am 01­.06.2024

KIRCHE IN Kolumne „Unzensiert“ Juni 2023

Reflexionen

Überrascht hat mich die Zusammenfassung der Reflexionsberichte aus den deutschen (Erz-)Diözesen als Beitrag zur Weltsynode nicht. Trotzdem habe ich mich gefreut, dass das, was während des Synodalen Weges in Deutschland geschehen ist, nicht spurlos geblieben ist, und das Vertrauen, das in dieser Zeit zwischen Kirchenvolk und Kirchenleitung gewachsen ist, einen Grund hat. Nicht nur die Diözesen bzw. Gremien in diesen hatten das Sekretariat der Bischofskonferenz mit Berichten beliefert, auch zahlreiche Gruppen und Vereinigungen, so auch Wir sind Kirche Deutschland.

In einer Videokonferenz zusammen mit der Gemeindeinitiative München – Freising haben die Teilnehmenden sehr gezielt formuliert, was sie aus ihren Erfahrungen heraus als wichtige Reformschritte erwarten. Im Wesentlichen sind die Ergebnisse deckungsgleich (wenn auch kirchendiplomatischer formuliert): (Selbst)bindung der Amtsträger an synodale Entscheidungen, (Stärkung des Aspekts der) Gewaltenteilung in der Kirche und Rechenschaftspflichten der Amtsträger sowie stärkere Beteiligung des Volkes Gottes an der Auswahl von Amtsträgern;  Zulassung von Laien zum Predigtdienst, Aufhebung (Überprüfung) der Zölibatsverpflichtung von Priestern, der Zugang von Frauen zu Leitungspositionen, die Öffnung des Diakonats  und des priesterlichen Dienstes für Frauen,  (die Diskussion über die Festlegungen im Lehrschreiben Ordinatio sacerdotalis); die Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre zur Anthropologie und der kirchlichen Sexuallehre sowie die positive die Integration von LGBTQ+ -Personen in die Kirche.

Auch die Ökumene wird in einer Passage bedacht; was meine Freude jedoch trübt, dass im ganzen Text kein Wort zur Situation geschieden Wiederverheirateter fällt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gar kein Thema in den Diözesen gewesen ist.

Der Text verweist auch auf die gemeinsame Mitgliederuntersuchung von Evangelischer und Katholischer Kirche in Deutschland. Besonders bemerkenswert erscheint mir der Hinweis darauf, dass nur noch 32 Prozent der katholischen Kirchenmitglieder der Aussage zustimmen: „Ich glaube, dass es einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat.“ und damit nur noch knapp ein Drittel die zentrale Aussage des Christentums teilt.

An dieser Stelle bin ich ins Grübeln geraten: Wenn das so ist, wie wird das in Rom zur Kenntnis genommen werden? Welche Reaktionen wird es geben: „Aha, da machen die paar Deutschen so einen Aufstand und wollen die ganze Kirche umkrempeln, dabei sind die ja gar nicht mehr richtig katholisch“ oder „Wie schaut es denn in den anderen Ländern aus? - Wird es nicht langsam Zeit, dass wir uns mal für die Menschen selbst interessieren?

Sigrid Grabmeier
Bundesteam Wir sind Kirche Deutschland

 

 

 

 

 

 

Zuletzt geändert am 24­.05.2024