| |
Veröffentlicht am 19­.07.2024

19.7.2024 - Neue Westfälische, Ausgabe Paderborn

Auf ein Wort: Weiter so!?

Von Manfred Dümmer

Im Wahlkampf 1961 warb die CDU mit dem Motto „Auch morgen keine Experimente“ und 1986 mit den Worten „Weiter so Deutschland“. Man hat den Eindruck, dies gilt auch heute noch für Gesellschaft und Politik, aber auch für die katholische Kirche. Mit Bürgerentscheid in den Kreisen Höxter und Paderborn sollte zur Sicherung der Biodiversität und der Bewahrung der Schöpfung - 44% der vom Landesumweltamt untersuchten Arten stehen auf der „Roten Liste“ - ein 2. NRW-Nationalpark in der Egge geschaffen werden. So wie es auch im Koalitionsvertrag der Landesregierung von CDU und Grünen vereinbart ist. Beide Bürgerentscheide wurden mit 66% der Nein-Stimmen im Kreis Höxter und 55% im Kreis Paderborn abgelehnt. Die CDU hat mit ihren unehrlichen, populistischen Angst-Parolen wie „Rettet unsere Wanderwege, Nehmt uns nicht unsere letzten Freiheiten, Landwirten drohen Einschränkungen und Enteignungen, tausende Arbeitsplätze sind in Gefahr und Steuergelder werden nicht sinnvoll eingesetzt“ erheblich zum Scheitern der beiden Bürgerentscheide beigetragen. Erschreckend auch die z.T. niedrige Wahlbeteiligung. Auch dass die Leitung des Erzbistums Paderborn sich trotz Bitte nicht in der Lage sah, zur Bewahrung von Gottes Schöpfung das Anliegen der Schaffung eines Nationalparks in der Egge zu unterstützen.

Der Papst sieht „ausufernde Schwuchteleien“ in der Kirche und spricht sich gegen die Priesterweihe für Homosexuelle und das sakramentale Frauendiakonat aus. Der Vatikan scheint unter dem Begriff „Synodalität“ bzw. dem Synodalen Weg etwas ganz anderes zu verstehen als wir in Deutschland. Im Arbeitspapier „Instrumentum laboris“ für die Weltsynode 2024 heißt es, den „Bischofskonferenzen solle es obliegen, „wirksame Formen und Verfahren der Transparenz und der Rechenschaftspflicht zu entwickeln, die der Vielfalt der Kontexte angemessen sind“. Gleichzeitig opponiert der Vatikan gegen den Synodalen Weg in Deutschland. Enttäuschend v.a. die Aussage zur sog. “Frauenfrage“. Die Zulassung von Frauen zum diakonischen Dienst soll wieder nicht auf die Tagesordnung der Weltsynode. Für die innerkirchliche Reformbewegung Wir sind Kirche wird entscheidend sein, ob an der Kirchenbasis positive Veränderungen möglichst bald zu spüren sind. Dies wird für die Zukunft der katholischen Kirche auch im Erzbistum Paderborn entscheidend sein - in 2023 sind fast 22.000 Katholikinnen und Katholiken ausgetreten.

Bleiben Sie gesund und trotz Kriegen, Klimawandel, Rechtsruck in Deutschland und Europa angesichts der Europawahlen, Anschlägen auf Politiker, bevorstehender Wahlen in Ost-Deutschland und den USA sowie der zu geringen Reformbereitschaft der katholischen Kirche zuversichtlich! Sprechen wir viel mehr über die positiven „Dinge“ in den Kirchen: wie z.B. die weiterhin hohe Spendenbereitschaft trotz sinkender Mitgliederzahlen für die kirchlichen Hilfswerke „Brot für die Welt“ und „Misereor“ oder dass sich im Erzbistum Paderborn aktuell mehr als 4200 junge Menschen des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend in der „72 Stunden Aktion“ in sozialen Projekten engagiert haben. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit!

Manfred Dümmer, Sprecher von  „Wir sind Kirche“

Zuletzt geändert am 19­.07.2024