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Veröffentlicht am 01­.01.2025

Kolumne für KIRCHE IN Januar 2025

2025: Ein Heiliges Jahr der Hoffnung?

Was wird uns das kommende Heilige Jahr 2025 bringen? Zum Jubeln ist uns derzeit gar nicht zu Mute, nicht in der Welt und auch nicht in der Kirche. Haben die Worte von Johannes XXIII. bei der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils heute noch Gültigkeit? Damals warnte er vor den Unglückspropheten, die immer das Unheil voraussagen, als ob die Welt vor dem Untergange stünde. Der Konzilspapst riet, die Entwicklung der menschlichen Ereignisse, durch welche die Menschheit in eine neue Ordnung einzutreten scheint, viel eher als einen verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung anzuerkennen. Können wir das heute nachvollziehen? Johannes XXIII. stellte aber auch fest, dass die Menschen von ihren Sorgen so erfüllt sind, dass sie keine Zeit mehr haben, sich um religiöse Fragen zu kümmern.

Ja, vieles hat die Menschheit und haben auch die Kirchenoberen versäumt. Konfliktlagen und Probleme haben sich noch verschärft. Die großen Ziele und Visionen sind in den Hintergrund geraten, Institutionen schwächeln. Ob Umweltschutz oder Friedenspolitik, ob Demokratie oder Geschlechtergerechtigkeit: Viel Gutes wurde beschlossen, aber zu wenig umgesetzt. Das gilt leider auch für viele Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils, deren Weiterentwicklung durch die beiden Restaurationspäpste und die Neufassung des Kirchenrechts eher noch verhindert wurde. Bestandswahrung und Rückwärtsentwicklung haben uns in die aktuelle weltweite Kirchenkrise geführt, die durch die Missbrauchsvertuschung noch verschärft wurde.

Es war sehr gut, dass Papst Franziskus zum 50. Jahrestag des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils ein außerordentliches Heiliges Jahr, das der Barmherzigkeit verkündet hat. Damit hat er ein grundlegendes Wesensmerkmal des Christentums wieder neu ins Bewusstsein gerufen: Statt moralischer Ausgrenzungen eine Willkommenskultur, statt kirchlicher Prächtigkeit eine diakonische Kirche, statt Kreisen um sich selbst bei und mit den Menschen sein.

Die zweite von Franziskus angestoßene fundamentale Veränderung ist die Wiederentdeckung der Synodalität und Eigenverantwortung (Subsidiarität), die von den beiden Vorgängerpäpsten so sträflich vernachlässigt wurde. Beides, Synodalität und Subsidiarität, sind starke prophetische Zeichen und Handlungsweisen angesichts des gefährlichen Anwachsens autokratischer Machtsysteme in der politischen Welt. Wie schwer dieser Prozess einer Neufindung kirchlicher „Organisationskultur“ ist, zeigen die Angriffe gegen den Synodalen Weg in Deutschland und auch die Widerstände gegen die Weltsynode. Aber ein Anfang ist gemacht. Dieser Kurs muss fortgeführt werden.

Üben wir uns also in der „Schule der Synodalität“, hoffen wir auf die Gerechtigkeit des „Magnificat“ und setzen wir uns mit aller Kraft dafür ein. Damit das Heilige Jahr 2025 auch ein heilendes Jahr wird. Demokratie und Reformen wachsen letztlich nur von unten.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland 
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 17­.12.2024