30.11.2007 - Radio Vatikan
Erste Reaktionen auf die Enzyklika
Der österreichische Bischof Egon Kapellari würdigt einen Text, der "jenseits vordergründiger und sich rasch ändernder Aktualität" über "die göttliche und menschliche Tugend der Hoffnung" spricht. Liebe und Hoffnung seien "Quellgrund für die Kraft zu jeder wirklich echten Reform und daher durch keine Modernität überholbar".
Lob für den Text kommt auch von den Schweizer Bischöfen. Die Enzyklika sei von der Grundüberzeugung getragen, dass das Christentum keine "Ansammlung von Verboten", sondern eine "positive Option" ist. Dies unterstreicht Bischof Kurt Koch, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. Benedikt lege erneut beispielhaft dar, wie in der heutigen "pluralistischen und relativistischen Welt" der Glaube verkündet werden könne. Dabei konzentriere er sich auf die "Schönheiten des christlichen Glaubens", so Koch. Wenn der Papst die Enzyklika am Andreasfest veröffentliche - dem Patronatsfest der orthodoxen Kirche von Konstantinopel -, so drücke er damit auch die Hoffnung aus, dass zwischen der Kirche von Rom und der orthodoxen Kirche wieder volle Kirchen- und Eucharistiegemeinschaft gelebt werden könne.
Freundliche Worte kommen auch von der deutschen "KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche". Sie nennt die Enzyklika "ein eindrucksvolles und eingängiges Dokument", das "vom Stil mehr ein Bekenntnis- als ein Lehrschreiben" sei.Kritisch fragt die Bewegung jedoch, warum sich Benedikt in seinem Rundschreiben nicht auf das Konzil beziehe und "welche konkreten Hoffnungen diese Enzyklika auch für das Leben der Gläubigen in der römisch-katholischen Kirche bringen wird". Diese Frage stelle sich auch in ökumenischer Hinsicht, "und zwar nicht nur mit den Ostkirchen sondern auch mit den aus den Reformationen hervorgegangenen Kirchen".
Der lutherische deutsche Bischof Friedrich Weber lobt die ökumenischen Aspekte des Textes. Die Enzyklika belege die "ökumenische Einsicht, dass dieevangelisch-lutherische und die römisch-katholische Kirche sehr viel mehr eint als trennt". Über weiteste Strecken des Textes könnten Lutheraner dem Inhalt vorbehaltlos zustimmen, so Weber für die Vereinigte Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Die erkennbaren Unterschiede in der Lehre von der Hoffnung seien aus Sicht der Lutheraner nicht kirchentrennend. Die Enzyklika lese "sich nicht wie ein Dekret, sondern wie eine Einladung zum Gespräch über den Glauben, die Liebe und eben die Hoffnung."
"Spiegel-Online" glaubt, die Enzyklika sei "bei allem Jenseitigen ein Plädoyer für die Umgestaltung der Welt". Sie sei "kein Meilenstein in der katholischen Lehre, sie führt in keinem Punkt über das hinaus, was schon im "Handbuch der Dogmatik" nachzulesen ist. Aber sie ist deutlich besser geschrieben, konkret und dicht am Menschen."
Zuletzt geändert am 30.11.2007