21.12.2007 - DPA
Kritik an Bischof Müllers Berufung in die Glaubenskongregation
Ein wegen sexuellen Missbrauchs vorbestrafter Priester war entgegen den Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz erneut in einer Pfarrei - in Riekofen bei Regensburg - und damit auch in der Jugendarbeit eingesetzt worden. Der Geistliche sitzt in Untersuchungshaft, weil er sich in Riekofen erneut an einem Buben vergangen haben soll. Der Pfarrgemeinderat hatte nach der Verhaftung des Priesters dem Oberhirten Müller vorgeworfen, dass er die Menschen angesichts der dunklen Vergangenheit des Pfarrers hintergangen und getäuscht habe. Das Laiengremium sprach sogar von einem «grausamen Experiment mit den Seelen unserer Kinder». Doch die erwartete Entschuldigung blieb aus, Müller machte vielmehr deutlich, dass er kein eigenes Versäumnis sehe.
In der Mitteilung von «Wir sind Kirche» hieß es weiter zur Berufung in die Glaubenskongregation: «Wenn man das bisherige Wirken von Bischof Müller als Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz betrachtet, wird er möglicherweise noch zur Verhärtung in der Ökumene mit den Kirchen der Reformation beitragen.» Abzuwarten bleibe, ob er auf Grund seiner langjährigen persönlichen Freundschaft mit dem peruanischen Befreiungstheologen Gustavo Gutiérrez mehr Verständnis in Rom für die aktuelle Befreiungstheologie erreichen könne.
Der Vatikan hatte Müllers Berufung in das römische Gremium am Donnerstag bekanntgegeben, der 59-Jährige bleibt unabhängig davon weiter Bischof in Regensburg. Müller, der auch wegen seines Umgangs mit den Laien umstritten ist, dankte dem Papst für die Berufung und wertete diese als «besondere Ehre». Kirchenintern wird spekuliert, ob die Entscheidung des Papstes vielleicht als Trostpflaster dafür gilt, dass nicht Müller, sondern der Trierer Bischof Reinhard Marx zum neuen Münchner Erzbischof berufen wurde.
Zuletzt geändert am 22.12.2007