21.12.2007 - Publik-Forum
Münchner Harmonie
Von Thomas Seiterich
Draußen war ein nasskalter Dezembertag, doch drinnen, im Saal der Katholischen Akademie in Bayern, strahlte gleichsam eine Morgensonne beim Aufbruch der Protestanten und Katholiken zum Zweiten Ökumenischen Kirchentag.
Das Großtreffen, zu dem nicht nur evangelische und katholische Christen eingeladen sind, findet vom 12. bis 16. Mai 2010 in München statt. Dass zeitgleich zum Start des Weges zum Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx offiziell vorgestellt wurde, tat dem Elan der Verantwortlichen des Deutschen Evangelischen Kirchentags und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) keinen Abbruch. Im Gegenteil. Mit Marx bekomme man es mit einem dialogfreudigen Gastgeber zu tun, erklärten die evangelischen und katholischen Spitzenvertreter. Ein »Traumpartner« also?
Wohl kaum. Denn immerhin hat Marx als Bischof von Trier den Saarbrücker katholischen Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl abgestraft, nachdem der beim Ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin in einem ökumenischen Gottesdienst öffentlich die mitfeiernden evangelischen Christen zur Eucharistie eingeladen hatte. Hasenhüttl übertrat mit seiner demonstrativen Gastfreundlichkeit ein fragwürdiges katholisches Kirchengesetz. Für Münchens neuen Erzbischof, der als Experte für Poli tik und Soziales Ansehen genießt, war die beinharte bischöfliche Strafaktion gegen Hasenhüttl dagegen ein Pluspunkt für den Aufstieg in der Hierarchie.
Wird es beim ÖKT in München 2010 die eucharistische Gastfreundschaft für Protestanten geben? Für Annemarie Birthler, Bundes-Stasi-Beauftragte und evangelische Bürgerrechtlerin, ist das eine sehr wichtige Frage. »München wird mit dem ÖKT Berlin 2003 verglichen werden, und da drängen sich einige Fragen auf; zum Beispiel: Sind die Evangelischen endlich zur Eucharistie eingeladen?« Falls nicht, werde - so Birthler - das öffentliche Urteil über den Münchner ÖKT 2010 lauten: »Schlecht, denn die Oberkirchenmänner haben wieder einmal nichts dazugelernt.«
Eindeutig lehnte ZdK-Präsident HansJoachim Meyer ökumenische Eucharistiefeiern für den ÖKT ab. Überraschend deutlich wurde Meyer in seiner betont Romfreundlichen Position von Kirchentagspräsident Ernst Nagel unterstützt. Der möchte die katholischen Partner nicht zu sehr unter Druck setzen. Nagel warnte - wie Meyer - vor »zu hohen Erwartungen in Fragen der Ökumene«. »Hauruck-Aktionen« seien schädlich. Das Christentreffen werde dennoch »kein Wartesaal der Ökumene« sein, sondern »eine Baustelle«, betonte der ZdKPräsident. - Welches inhaltliche Profil der Münchner ÖKT zeigen wird, ist derzeit noch offen. Dieses zu entwickeln bleibt ja auch noch Zeit.
Zuletzt geändert am 02.01.2008