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Veröffentlicht am 07­.05.2008

Mai 2008 - Kirche in

Keine Hirten für kritische Schafe? (Kolumne „Unzensiert“)

Eine merkwürdige Reaktion löste jüngst der Aprilscherz der Initiative Kirche von unten, IKvu, aus. Geschäftsführer Bernd Göhrig hatte am 31. März mit Sperrfrist 1. April eine Pressemitteilung zum Rücktritt des Freiburger Erzbischof Zollitsch als Berater besagter Initiative versandt. Radio Vatikan hatte diese Meldung ungeachtet der Sperrfrist schon am Nachmittag des 31. März publiziert. So gewann diese Neuigkeit an Glaubwürdigkeit und konnte in katholischen Kreisen große Aufmerksamkeit genießen. Wohl hatte RV die feine Ironie nicht gewittert, die allein dieser Satz beinhaltete, der Zollitsch in den Mund gelegt wurde: "Ich habe die gegenseitig befruchtende Zusammenarbeit im Theologischen Beirat der IKvu sehr genossen, doch mein neues Amt als Vorsitzender der Seelsorgeeinheit Deutsche Bischofskonferenz zwingt mich zur Beschränkung auf mein Kerngeschäft." Sich die Bischofskonferenz als Seelsorgeeinheit nur vorzustellen kratzt sicher massiv am Selbstverständnis deutscher Bischöfe.

Es folgte eine Kaskade der Empörung im Diskussionsforum auf Kath.net. Etiketten wie "Skandal", "kirchenfeindlich", "verfaulte Sünde" offenbarten regelrechten Hass auf alles, was irgend reformkatholisch sein könnte, Bischöfe wie Lehmann und Zollitsch wurden in einem Atemzug mit Karl Rahner und Kardinal König grob verunglimpft. Wie blind Hass macht merkt man, wenn die in der Pressemitteilung kolportierte Meldung, die Deutsche Bischofskonferenz plane “einschneidende pastoral-strukturelle Maßnahmen wie (…) die Zulassung von evangelischen Pastorinnen zum römisch-katholischen Priesteramt” gar nicht mehr wahrgenommen, geschweige denn als Aprilscherz erkannt wurde.

Auch auf dem Forum von Kath.de wurde die Meldung kommentiert. Zwei Diskutanten sahen den eigentlichen Skandal darin, dass es so undenkbar sei, dass ein röm.-kath. Bischof tatsächlich in einem Beirat einer reformorientierten Gruppe wie Wir sind Kirche oder IKvu sei. Damit würden sie ihr Hirtenamt nur höchst selektiv ausüben. "Wie weit sind diese Bischöfe schon weg von ihrer Hirtenaufgabe?" frägt einer der beiden. Ich auch.

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 07­.05.2008