Juni 2008 - Kirche In (Kolumne "Unzensiert")
Papstwort nur für die USA?
Vor diesem Hintergrund wird das Ausmaß des vom Regensburger Bischof Müller zu verantwortenden Missmanagements im Fall Riekofen noch einmal erschreckend deutlich. Bis heute hat sich dieser Bischof nicht in einer Form entschuldigt, die von den Opfern, von der Gemeinde oder von der Öffentlichkeit ernst genommen werden konnte. Und ein Besuch in der Gemeinde steht wohl immer noch aus. Da fährt der Regensburger Bischof lieber mit seinem früheren Generalvikar und den Regensburger Domspatzen zu einem „Pastoralbesuch“ nach Südafrika.
Doch auch der Papst ist nicht die Lichtgestalt, für den ihn jetzt so viele halten. Bis zuletzt, auch nach Bekanntwerden des Falles Riekofen, wollte er Bischof Müller zum Erzbischof in München befördern. Auch dass er ihn Ende 2007 in die römische Glaubenskongregation berufen hat, ist und bleibt ein Affront für Opfer und Betroffene. Und fast vergessen: Der Bostoner Kardinal Law, der sich nach den Missbrauchskandalen in seinem Bistum der Strafverfolgung in den USA nur durch die Flucht in den Vatikan entziehen konnte, ist steht weiterhin einer der vier Hauptbasiliken in Rom vor und ist damit einer der einflussreichsten Amerikaner im Vatikan.
Papst Benedikt muss sich also fragen lassen, wie ernst ihm wirklich der Kampf gegen sexuelle Gewalt in der Kirche ist. Gut gemeinte aber unverbindliche Leitlinien wie die der deutschen Bischöfe reichen nicht aus. Solange der Papst nicht auch die Bischöfe und Kardinale zur Rechenschaft zieht, wird sich nichts wirklich ändern. Die Botschaft muss lauten: Auch Oberhirten, die pädophile Priester decken, dürfen nicht im Amt bleiben.
Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
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Zuletzt geändert am 12.06.2008