Juli 2008 - Kirche In (Kolumne "Unzensiert")
Mit geschlossenen Augen hinaus in die Weite?
In seiner Grußbotschaft lobte der Papst, es sei gut "daß ihr in Osnabrück zunächst Gott in den Blick nehmt, Gottesdienst feiert und biblische Impulse hört und von daher dann auch über die verschiedenen Felder der Politik und der Gesellschaft diskutiert. ...Wagt die Mitgestaltung der Zukunft als katholische Laien in Verbundenheit mit den Priestern und Bischöfen!" Davon, dass die Gläubigen auch an der Gestaltung der Zukunft in der Kirche Anteil haben könnten, sprach er nicht. Entsprechend zahm gestaltete sich auch die Oberfläche dieses Katholikentagsprogramms. Reizthemen und innerkirchliche Konflikte tauchten spärlich auf und wenn, verhallten sie hinter geschlossenen Türen. Doch die Menschen auf dem Katholikentag verschlossen ihre Augen, anders als es die Plakate suggerierten, keineswegs vor der innerkirchlichen Realität! Noch scheinen sie aber die zunehmende Klerikalisierung und das erneuerte priesterzentrierte Denken hinzunehmen. Wie weit müssen die daraus abgeleiteten gnaden- und sinnlosen Gemeindezusammenlegungen noch gehen, bis das so schmerzvoll wahrgenommen werden wird, dass im Kirchenvolk die Unbehaglichkeit zur Unduldsamkeit und zum Aufbegehren wird? Noch herrscht der Kuschelkatholizismus vor, wie er in Osnabrück zu beobachten war. Aber wie lange noch?
Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
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Zuletzt geändert am 16.07.2008