Oktober 2008 - Kirche In (Kolumne unzensiert)
Heilige Schriften oder heilige Herrschaft?
Unter den 32 vom Papst ernannten Mitgliedern ist der für sein simpel-traditionalistisches Glaubensverständnis bekannte Kölner Kardinal Joachim Meisner der einzige aus dem deutschsprachigen Raum. Nach allem, was die römischen Vorbereitungspapiere zeigen, besteht die große Gefahr, dass die vom Zweiten Vatikanischen Konzil in der Konstitution „Dei verbum“ bewusst offen gehaltene Frage der „göttlichen Offenbarung“ von dieser Bischofssynode abschließend definiert werden könnte. Auch ist zu befürchten, dass die so notwendige historisch-kritische Exegese durch die von Papst Benedikt favorisierte kanonische Exegese verdrängt werden soll.
Doch die Bibel kann und darf nicht als Steinbruch zur Untermauerung bestimmter kirchlicher Lehraussagen missbraucht werden. Schon in „Dei verbum“ heißt es, dass das kirchliche Lehramt nicht „über dem Worte Gottes steht, sondern ihm dient“ (Nr. 10). Gerade im diesjährigen Paulus-Jahr sollten die Bischöfe und vor allem auch der oberste Bischof von Rom „nicht als Herr über den Glauben, sondern als Diener unserer Freude” handeln (2 Kor 1,24) – und nicht die drängenden pastoralen Fragen unter den Teppich kehren, wie bei der Eucharistiesynode 2005 geschehen.
Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
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Zuletzt geändert am 12.10.2008