10.10.2008 - Süddeutsche
Zukunftsforum unter Ausschluss der Jugend
Von Monika Maier-Albang
Was da genau auf sie zukommt, liegt nicht nur für viele Gläubige, sondern auch für manchen Delegierten bislang im Nebel. Aber gespannt sind sie alle auf kommenden Samstag, wenn sich in Freising zum ersten Mal das von Erzbischof Reinhard Marx einberufene Zukunftsforum trifft. Seit Wochen laufen die Vorbereitungen – im Projektbüro an der Pacellistraße wie auch in Gemeinden und Gremien quer durch das Erzbistum. Um gut gerüstet in die erste Sitzung zu gehen, hatte sich der Diözesanrat Ende September getroffen, auch der Katholikenrat der Region München hatte den Projektleiter Klaus Franzl zur Herbstversammlung eingeladen. Selbst altgediente Mitglieder können sich nicht erinnern, wann dort zuletzt so lebhaft diskutiert wurde.
Das Interesse in den katholischen Gemeinden und Verbänden an dem Prozess der „geistlichen Neuorientierung” im Erzbistum ist also groß. Gleichzeitig ist aber auch Skepsis zu spüren, ob das Mammutprojekt angesichts des 2010 anstehenden Ökumenischen Kirchentags nicht eine Überforderung für die Gemeinden darstellt. Die letzte Sitzung des Forums im März 2010 und der Auftakt des Kirchentags liegen nur zwei Monate auseinander. Zudem rätseln viele, ob das Forum hält, was es verspricht: dass ergebnisoffen diskutiert wird, wie die Seelsorge in den Pfarreien künftig aufgestellt sein muss, um zukunftsfähig zu sein.
Kritik gibt es vor allem an der Zusammensetzung des Forums. Die Bistumsleitung hat 123 Delegierte ausgewählt, darunter alle 38 Dekane, drei Mitglieder des Priesterrats, den für die Priesterausbildung zuständige Regens, die drei Regionalpfarrer und alle 18 Mitglieder des Ordinariatsrates. Eine Auswahl, die „zu klerikal, zu hierarchisch” sei, findet Luisa Costa Hölzl vom Münchner Katholikenrat. Und auch die Jugendverbände haben mit der Zusammensetzung Probleme. Für die sieben im Bund der deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zusammengeschlossenen Verbände, die im Erzbistum 50 000 Kinder und Jugendliche repräsentierten, sind lediglich zwei Delegierte vorgesehen: der BDKJ-Vorsitzende Alois Obermaier und Diözesanjugendpfarrer Klaus Hofstetter. Beide verstünden sie sich zwar als Anwalt der Jugendlichen, sagt Obermaier, „aber jung sind wir schon lange nicht mehr.” Auf einem Zukunftsforum aber sollten doch auch die zu Wort kommen, die die Zukunft der Kirche sind, findet er: „echte Jugendliche”.
Die Jugendverbände seien durch die beiden Vertreter ausreichend repräsentiert, findet hingegen der stellvertretende Generalvikar Klaus Franzl. Und was den „Kleriker-Vorwurf” betrifft, so betont Franzl, dass über den Vorstand des Diözesanrats schließlich 20 gewählte Vertreter von Pfarrgemeinden und Verbänden am Forum teilnehmen. Zusätzlich seien drei ausgewählte, erfahrene Pfarrgemeinderäte und neun Kirchenverwaltungsmitglieder benannt worden. Mit dem BDKJ-Vorstand hat Franzl ein Gespräch vereinbart, um zu sondieren, wie die Jugendverbände „in den Gesamtprozess eingebunden werden können”. Auch wenn die Jugendverbände sich eine Woche nach dem Forum zu ihrer Vollversammlung in Josefstal am Schliersee treffen – natürlich mit dem Schwerpunktthema Zukunftsprozess – wird Franzl dabei sein.
Für Samstag aber ist die Delegiertenliste erst einmal geschlossen. Drei Seiten Tagungsunterlagen sind verschickt, in Arbeitsgruppen sollen die Delegierten sich am Vormittag mit den „Zeichen der Zeit” und ihren „Herausforderungen für die Pastoral” befassen, am Nachmittag, nach einem Plenumsgespräch mit dem Erzbischof, wird die Bistumsleitung ihrerseits Entwürfe vorlegen, wie sie sich die Arbeit in Pfarreiengemeinschaften und die räumliche Stuktur des Erzbistums künftig vorstellt. Nur auf eine Kleinigkeit mussten die Delegierten bei ihrer Vorbereitung verzichten: auf eine Teilnehmerliste. Die könne, heißt es im Ordinariat, wegen Bedenken des Datenschutzbeauftragten erst nach der ersten Sitzung verschickt werden. Und so beginnt die Sitzung am Samstag gruppendynamisch: mit einer Kennenlernrunde nach dem Morgenlob.
Zuletzt geändert am 12.10.2008