13.10.2008 - Süddeutsche Zeitung
Kommentar: Aus der Not geboren
Die Personal- und Seelsorgeplaner haben lange, schon seit der Vor-Marx-Ära, an dem Entwurf getüftelt, der nun vorliegt. Man merkt, dass die Bistumsleitung sich ehrlich um eine Kommunikation mit der Basis bemüht: Der Strukturplan steht im Internet, die Pfarreien sollen Stellung dazu beziehen. So etwas gab es bislang nicht. Es ist die Not, die auch erfinderisch macht, denn eine solch radikale Reform wäre ohne Rückkopplung nicht durchsetzbar, das wissen die Verantwortlichen. Doch dabei von offenem Dialog zu sprechen, ist Augenwischerei. Das Forum ist eine Konsultation, die Gemeinden werden angehört, aber wie viel sie mitentscheiden dürfen, ist nach dem ersten von vier Treffen noch völlig offen. Vor allem in München, das bislang mit Pfarrern vergleichsweise luxuriös ausgestattet war, wird es nun Verteilungskämpfe geben. Und die Gefahr besteht, dass wer am heftigsten rebelliert, am ehesten Zugeständnisse bekommt.
Die Reform soll die Pfarreien zukunftsfähig machen. Das ist notwendig. Doch an einem entscheidenden, hausgemachten Problem der katholischen Kirche gehen die Überlegungen des Erzbistums vorbei. Der Priestermangel ist nicht gottgegeben. Es gibt gute, zu Leitung und Seelsorge befähigte Menschen: Frauen wie verheiratete Männer, die vom Amt ausgeschlossen werden. Diese Frage blenden Marx und die anderen deutschen Bischöfe aus.
Monika Maier-Albang
Zuletzt geändert am 14.10.2008