November 2008 - Mitteilungsblatt VkPF
Kurzbericht über die 23. Bundesversammlung von Wir-sind-Kirche in Bielefeld
Das Programm des Samstags begann mit einem Vortrag von Frau Prof. Dr. theol. Agnes Wuckelt, Paderborn. „Wie schön, wie wohltuend bist du, Liebe voller Lust“ So hieß als Zitat aus dem Hl (7,7) als Titel ihres Vortrages über Sexualität in christlicher Verantwortung. Es war ein bemerkenswerter Streifzug durch die wechselnden Beziehungen von Religion und Sexualität, wie es sich über viele Jahrhunderte entwickelt hat. (Auf der Seite von Wir-sind-Kirche im Internet soll der Text in Kürze komplett dargestellt werden.) Frau Prof. Dr. Wuckelt war allerdings sehr zurückhaltend mit ihrer eigenen persönlichen Meinung.
Aus meiner Sicht kam die Enzyklika „Casti Connubii“ des Papstes Pius XI vom 31. Dezember 1930 zu kurz. Der Untertitel dieses Textes lautet: „Über die christliche Ehe in Hinsicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse, Bedrängnisse, Irrtümer und Verfehlungen in Familie und Gesellschaft.“ Aus meiner Sicht ist dies ein grausamer Text. Ich habe als Kind und Jugendlicher erlebt, welche verheerenden Wirkungen diese Enzyklika auf die Sexualität meiner Elterngeneration hatte. Die Diskussion über den Vortrag in Arbeitsgruppen am Nachmittag erschien mir gehemmt von Befürchtungen, Tabus zu brechen.
Ein Vortrag der Kapitularin Johanna Pointke in der Süsterkirche über die Bedeutung der mittelalterlichen Frauenstifte für die Christianisierung füllte den Abend mit sehr dichten Informationen über eine enorme Kulturleistung von Frauen über Jahrhunderte.
Der Sonntag hatte zwei Schwerpunkte. Es gab einen Vortrag von Herrn Dr. Eugen Drewermann. (Auch hier soll der Text in Kürze auf der Seite von Wir-sind-Kirche im Internet lesbar sein.) Zu dem, WAS Herr Dr. Drewermann sagt, hätte ich schon manche Rückfrage, wenn man sie denn stellen könnte. Durch die Art, WIE er vorträgt, bin ich aber immer fasziniert. Er ist ein Meister der Rhetorik. Es ist ein Vergnügen, ihm zuzuhören. Gleich nach dem Vortrag ging es im Bus zum Platz vor dem Dom in Paderborn. Auch dieses Mal feierten wir, wie schon lange am Sonntag der Bundesversammlung im Frühjahr, einen Gottesdienst zur Frauenordination.
Es war ein würdiger Gottesdienst. Wir erregten dennoch Aufsehen. Das ist gewollt. Ein stürmischer Wind zwang uns aber, alle Liedzettel und die lila Stolas schön fest zu halten. Zwischendurch blies der Sturm sogar Stühle des nahen Straßencafés zwischen unsere Reihen. Es gab aber auch einen Menschen, der im Vorübergehen sehr erbost war und fluchte. „Zur Hölle mit der Kirche!“ kam bei meinen Ohren noch an. Ich denke, er hat es nicht so ernst gemeint.
Marianne und Wilhelm Gatzen
Zuletzt geändert am 19.12.2008