20.11.2009 - Radio Vatikan
D: Glück neuer ZdK-Präsident - Bischöfe zollen Anerkennung
„Selbstbewusst missionarisch“
In seiner Rede vor der Vollversammlung in Bonn-Bad Godesberg versprach der neue ZdK-Präsident, sich für eine vertrauensvolle und fruchtbare Zusammenarbeit mit der Deutschen Bischofskonferenz einzusetzen, um gemeinsam nach Perspektiven für die Zukunft der Kirche in Deutschland zu suchen. Glück rief die Kirche auf, selbstbewusst missionarisch zu sein und offen für fremde Milieus. „Ich sehe in unserer Kirche zu viel Ängstlichkeit gegenüber der modernen Welt, zu viel Abwehr, zu viel Tendenz, in den eigenen Schutzräumen zu bleiben“, so Glück wörtlich. Ohne die Mitwirkung der Laien werde die Kirche allerdings wenig wirksam sein können. Den besonderen Auftrag der Laien sieht der neue Präsident des ZdK in ihrem Engagement in Gesellschaft und Staat. Er widersprach ausdrücklich denen, die meinen, dass christliche Werte in dieser Zeit keine Chance hätten. „Wir brauchen eine neue Qualität der Kultur der Verantwortung, der Verantwortung für sich selbst, für die Mitmenschen, für das Gemeinwesen und vor allem, als eine der größten ethischen Herausforderung unserer Zeit, für die Nachkommen“, unterstrich Glück.
Im Interview mit dem Kölner Domradio kündigte Glück eine „ehrliche Bestandsaufnahme über die Situation des Laienkatholizismus“ an. Er wolle in den ersten drei Monaten des Jahres 2010 in Klausurtagungen mit dem Präsidium und dem Hauptausschuss des ZdK die künftigen Aufgaben des obersten katholischen Laiengremiums in Deutschland beraten. Engagement innerhalb der Kirche und Engagement in Gesellschaft und Staat seien dabei nicht Gegensätze, sondern die zwei Seiten der Medaille.
Bischofskonferenz gratuliert
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte in einem Glückwunschschreiben die politische Tätigkeit Glücks. „Sie haben große intellektuelle und menschliche Qualitäten gezeigt, die Sie nun zum Nutzen der Kirche in Deutschland in die neue Aufgabe einbringen“, so Zollitsch. Der Erzbischof versicherte der gewählten Vertretung der katholischen Laien in Deutschland seine „persönliche Wertschätzung“ und die Anerkennung der gesamten Deutschen Bischofskonferenz. „Die Mitglieder des Zentralkomitees haben in eigener Weise, getragen durch das Vertrauen derer, die sie gewählt haben, Mitverantwortung übernommen für das Leben der Kirche in unserem Land“, hieß es in dem Schreiben an Glück. Die deutschen Bischöfe und das Laiengremium sollten „künftig noch besser zusammenwirken“, bekräftigte Zollitsch. Die Bischöfe hätten ein Interesse daran, „so gut wie möglich Lähmungen zu überwinden, die es in der jüngeren Vergangenheit bisweilen auch gegeben hat“.
Im Amt des ZdK-Präsidenten folgt Alois Glück Hans Joachim Meyer, der nach mehr als zwölfjähriger Amtszeit nicht erneut zur Wahl stand. Die neue Führungsspitze sollte ursprünglich bereits im Frühjahr gewählt werden. Allerdings verweigerte die Deutsche Bischofskonferenz damals vorab dem einzigen Kandidaten für das Präsidentenamt, dem hessischen Kultur-Staatssekretär Heinz Wilhelm Brockmann (CDU), die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit.
Positive Bilanz
Vor dem Wahlgang zog der scheidende Präsident Hans Joachim Meyer eine positive Bilanz. Der frühere sächsische Wissenschaftsminister und CDU-Politiker führte das ZdK seit 1997 und war der erste Ostdeutsche in dieser Position. Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit gehörte der Erste Ökumenische Kirchentag 2003 in Berlin. Das ZdK habe den Weg erfolgreich fortgesetzt, den es schon vor Wende und Einheit begonnen habe, nämlich ein dialogisches Forum aller Katholiken in Deutschland zu werden, die sich für die freiheitliche Demokratie einsetzen, unterstrich Meyer in seinem letzten Bericht zur Lage vor der Vollversammlung. „Das ZdK ist niemandes politischer Arm“, so Meyer. Gläubige Katholiken bestimmten selbst, „was wir politisch fordern und vertreten“. Meyer zeigte sich dankbar, dass das ZdK in den zwölf Jahren seiner Amtszeit „in allen gesellschaftlich wichtigen Fragen“ die „gleichen oder sehr ähnliche Positionen“ vertreten habe wie die deutschen Bischöfe. Insbesondere in bioethischen Fragen sei das vertrauensvolle Zusammenwirken mit der Bischofskonferenz eine wichtige Voraussetzung für politischen Erfolg gewesen. Meyer verwies aber auch darauf, dass das erfolgreiche Zusammenwirken beim Einsatz für den Schutz des Lebens im Rahmen der gesetzlich geregelten Schwangerschaftskonfliktberatung nicht fortgesetzt werden konnte. Diesen „nicht endenden Streit mit seinen Verletzungen“ bezeichnete Meyer als „die bitterste Erinnerung“ an seine Amtszeit.
Kritik und Hoffnung
Das „Forum deutscher Katholiken“ übte schon vor der Wahl scharfe Kritik am ZdK. „Die Bereitschaft, Alois Glück zum neuen Präsidenten zu wählen, zeigt mangelnde Loyalität gegenüber Papst und Kirche", sagte Vorsitzender Hubert Gindert dem österreichischen katholischen Portal kath.net. Das Gremium habe eine unklare Haltung zur Embryonenforschung und offene Sympathien für den Verein „Donum Vitae“, also für die „Erteilung des Scheins für Abtreibung“, so Gindert. Das „Forum deutscher Katholiken“ steht nach eigenen Angaben allen offen, „die sich zum unverfälschten und unverkürzten Glauben“ der Kirche bekennen. Das Zentralkomitee sei nicht die Vertretung aller Katholiken, kritisierte Gindert. „Das Zdk müsste einen völlig neuen Kurs nehmen, um von romtreuen Katholiken als Vertretung akzeptiert zu werden. Das ist aber mit der Wahl von Alois Glück nicht zu erwarten.“
Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ begrüßte dagegen die Wahl Glücks zum Vorsitzenden und hofft auf mehr Dialogbereitschaft seitens der katholischen Bischöfe. „Nicht nur die gesellschaftlichen und pastoralen Veränderungen, sondern auch der 2. Ökumenische Kirchentag im Mai 2010 stellen große Herausforderungen dar“, heißt es in einem an Alois Glück gerichteten Glückwunschschreiben. „Wir wünschen Ihnen deshalb sehr, dass es Ihnen und dem ZdK insgesamt weiterhin gelingt, die Stimme der Katholikinnen und Katholiken in gesellschaftspolitischen Fragen gegenüber der Öffentlichkeit, in innerkirchlichen Fragen aber auch gegenüber den Bischöfen erfolgreich zu Gehör zu bringen.“ Nach dem Eklat um den Kandidaten Heinz-Wilhelm Brockmann im Mai 2009 hatte die Bewegung erklärt, „der Versuch, die Laien zu schwächen, schwächt die ganze Kirche“.
(pm – zdk,kath.net,wsk/domradio/rv 20.11.2009 bp)
Zuletzt geändert am 20.11.2009