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Veröffentlicht am 26­.11.2009

26.11.2009 - Augsburger Allgemeine

Hitzige Diskussionen über Glücks Vorstoß zum Zölibat

Reaktionen: "Wir sind Kirche" stellt sich hinten den Präsidenten des Zentralkomitees. Kritik konservativer Katholiken.

Von Ulrich Meyer, DDP

Der Vorstoß zur Lockerung des Zölibats durch den neuen Präsidenten des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), Alois Glück, wird von konservativen Katholiken empört abgelehnt. An die Spitze der Kritiker stellste sich am Mittwoch erneut der Vorsitzende des Forums Deutscher Katholiken, Hubert Gindert (Kaufering). «Wahrscheinlich wird er demnächst noch mit der Frauenpriesterweihe kommen», stichelte Gindert.

Unterstützung bekam Glück hingegen von der Kirchenvolksbewegung «Wir sind Kirche». Deren Sprecher Christian Weisner sagte: «Der immer dramatischer werdende Priestermangel und der dadurch bedingte massive Abbau kirchlicher Strukturen betreffen doch zuallererst die Gläubigen. Durch die Zölibatsverpflichtung wird das im Kirchenrecht verankerte Recht der Gemeinden auf die sonntägliche Eucharistiefeier immer mehr in Frage gestellt.»

Gindert sieht hingegen keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Zölibat und Priestermangel. «Schuld ist viel eher die Kinderarmut im Land, deswegen gibt es zu wenig Priester», sagte der Verbandsvorsitzende. Außerdem werde der Priesterstand immer mehr herabgewürdigt. Es gebe in der deutschen Gesellschaft zu wenig Motivation, Priester zu werden. Er forderte die Gläubigen dazu auf, sich wieder mehr zu engagieren und sonntags auch zur Messe zu gehen. Derzeit gingen nur noch zehn Prozent der Katholiken in die Kirche.

Der Augsburger Bischof Walter Mixa hatte den Vorstoß Glücks in unserer Zeitung bereits am Dienstag scharf kritisiert. Er hatte angemerkt, ob denn Glück keine «anderen Sorgen hat, als eine neuerliche Debatte über den Zölibat vom Zaun zu brechen».

Dem widersprach nun Weisner: «Alois Glück hat als Präsident der katholischen Laienvertretung das Recht und die Pflicht - das sieht sogar das Kirchenrecht vor -, das Thema Pflichtzölibat anzusprechen.» Weisner verwies darauf, dass der jetzige Papst 1970 in seinem Buch «Glaube und Zukunft» geschrieben habe: «Die Kirche der Zukunft (...) wird neue Formen des Amtes kennen und bewährte Christen, die im Beruf stehen, zu Priestern weihen.»

Glück selbst sagte dem Münchner katholischen Magazin «Gemeinde creativ»: «Ich glaube, dass der Heilige Geist auch über Konflikte wirkt, und es wird wenig Neues geboren ohne Konflikte.»

Zuletzt geändert am 01­.12.2009