15.12.2009 - glaubeaktuell.net
Wir sind Kirche: Wo bleibt die Hoffnung in der Abendmahlsfrage?
Dazu stellt Wir sind Kirche klar: In den beiden Gottesdiensten in der Berliner Gethsemanekirche außerhalb des offiziellen Programms des 1. Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) 2003 in Berlin wurde keine „gemeinsame Eucharistie“ und kein „gemeinsames Abendmahl“ gefeiert, sondern wechselseitige Gastfreundschaft bei Eucharistie und Abendmahl gewährt, die u.a. von den drei ökumenischen Instituten Straßburg, Tübingen und Bensheim theologisch sehr wohl begründet worden war.
Verantwortlich für die zunehmenden Schwierigkeiten in der Ökumene sind nach Ansicht der KirchenVolksBewegung deshalb nicht diese prophetischen Gottesdienste, sondern z.B. vatikanische Erklärungen wie „Dominus Iesus“, die im Jahr 2000 und dann noch einmal 2007 den Evangelischen sogar das Kirche-Sein abgesprochen haben, sowie die Reaktionen der russisch-orthodoxen Kirche auf die Wahl von Bischöfin Käßmann zur Ratsvorsitzenden der EKD.
„Skandal der Trennung im Sakrament der Einheit“
Wenn die Veranstalter des 2. ÖKT und die gastgebenden Bischöfe fürchten, dass Reformgruppen für München gemeinsame Mahlfeiern planen, die nach katholischem Verständnis noch verboten sind, so sind die Kirchenleitungen zu fragen, was sie seit dem 1. ÖKT 2003 in Berlin getan haben, um in der Frage des gemeinsamen Abendmahls voranzukommen. Warum werden die theologischen Erkenntnisse in der Ökumene von den Kirchenleitungen nur unzureichend rezipiert? Die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ hätte sich sachlich zwingend auch auf die Abendmahlsfrage auswirken müssen, heißt es in dem im Auftrag des 2. ÖKT herausgegebenen Buch zum Münchner Kirchentag. In der während des 1. ÖKT unterzeichneten „Charta Oecumenica“ hat sich auch die römisch-katholische Kirche verpflichtet, dem Ziel der eucharistischen Gemeinschaft entgegenzugehen.
Kardinal Kasper, seit 2001 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen hatte 1970 in der Zeitung „Publik“ geschrieben: „Die eigentliche Irregularität sind nicht offene Kommunionfeiern, sondern die Spaltung und die gegenseitige Exkommunikation der Kirchen. Die nicht positiv genug zu würdigende Funktion einzelner Gruppen, welche hier vorpreschen, ist es, dass sie den Kirchen den Skandal ihrer Trennung im Sakrament der Einheit immer wieder vor Augen führen und dafür sorgen, dass wir uns nicht bequem mit dem Status quo abfinden.“
Keine Ökumene der Vertröstungen!
Seit dem ökumenischen Pfingsttreffen 1971 gibt es eine spürbar tiefe Hoffnung auf die Mahlgemeinschaft unter allen Christinnen und Christen. Die 2007 erfolgte wechselseitige Anerkennung der Taufe zwischen elf Kirchen in Deutschland war ein großer Schritt in Richtung Glaubensgemeinschaft. Doch die Diskussion um die wechselseitige Anerkennung von Eucharistie und Abendmahl stockt auf der theologischen Ebene, während die Gläubigen und darunter vor allem die Jugend die Trennung der Kirchen in dieser Frage immer weniger nachvollziehen können. Es ist nicht sehr glaubwürdig, wenn gerade die Amtsträger darauf pochen, dass erst noch Fragen des Amts- und Kirchenverständnisses geklärt werden müssen.
In den letzten Jahrzehnten ist in der Ökumene mehr erreicht worden, als viele je für möglich gehalten haben. Doch das gemeinsame Engagement in der Gesellschaft genügt nicht, um die konkrete Ökumene besonders mit den Kirchen der Reformation spürbar voranzubringen. Nur wenn die Kirchen selber Versöhnung üben, können sie diese von anderen einfordern. Dabei haben die Kirchen in Deutschland annähernd 500 Jahre nach der von Deutschland ausgegangenen Reformation eine ganz besondere Aufgabe und Verpflichtung, wenn das Leitwort des 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München „Damit ihr Hoffnung habt“ nicht nur eine Vertröstung sein soll.
Weitere Informationen:
Wir sind Kirche-Winter-Info „Gerade jetzt: Wider die Resignation in der Ökumene!“
www.wir-sind-kirche.de
Zuletzt geändert am 21.12.2009